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Ausgabe:

1886

Spalte:

49-50

Autor/Hrsg.:

Zeller, H. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Biblisches Wörterbuch für das christliche Volk 1886

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herauseeo-eben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
aJle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 3.

6. Februar 1886.

11. Jahrgang.

liiblifclies W örterbuch für das chriflliche Volk,

hrsg. von Zeller (Schürer).
Calwer liibelleNikon (derf.).

Stapfer, La l'alestine au teinns de [£sus-Christ
(derf.).

Das Neue Teflament griechifch, mit kurzem Com-
mentarnachDr. W.M.L.deWette. 2.Th.(derf.).

Walter, Die Sprache der revidirten Lutherbibel
(Behaghel).

Tappehorn, Aufserbibl. Nachrichten über
Jefus und Maria (Holtzmann).

Volkmar, Epistulam I'olycarpi Smyrnaei ge-
nuinam rec. (A. Harnack).

Dehio und von Bezold, Die kirchliche Bau-
kunft des Abendlandes. 1. Lief. (A. Harnack).

Seeberg, Der Begriff der chriftlichen Kirche.
1. Th. (Gottfchick).

Köhler, Die Volkstümlichkeit der evangel.
Kirche (K, Köhler).

B'rommel, Aus allen vier Winden (Rade).

d-ur i_ ...... j .'." .„ 11.il t„ r„^ I doch kann es nicht als pietiftifch im eigentlichen Sinne

Biblisches Worterbuch für das christliche Volk. In Ver- I bezeichnet werdeil) wie der Artikd (Be|ehrung< bewei(t

Wenn man es einmal (was Ref. allerdings nicht thut)

bindung mit den evang. Geiftlichen Württembergs:
Dr. Fronmüller, Hainlen, Dr. Klaiber, Leyrer, Dr. von
Merz, D. Völter. L. Völter etc. etc. hrsg. vonH.Zeller.
3., durchgehends neu bearb. Aufl. 2 Bde. Karlsruhe,
Reuther, 1885. (XII, 724, 668, XXI S. Lex.-8. u. 7 Karten
.) M. 10. —

Calwer Bibellexikon. Biblifches Handwörterbuch, illu-
ftriert. Unter Mitwirkung von P. Braun, Friedr. De-
litzfch, F. Godet, Th. Hermann, W. Löckle, Th.
Oehlcr, C. v. Orelli, F. Roos, E. Rösler, A. Schlatter
u. a. Theologen redigiert von Diak. Lic. P. Zeller u.
hrsg. von dem Calwer Verlagsverein. Mit 1 Bilde u.
3 Karten in Farbendr., nebft 514 Illuftr. Calw u. Stutt

als Aufgabe eines folchen Wörterbuches betrachtet, einfach
den biblifchen Stoff, wie er traditionell vorliegt,
darzuftellen, ohne Anwendung hiftorifcher Kritik, fo kann
das Urtheil über beide Werke nur ein günftiges fein.
Beide find mit Fleifs und Sachkenntnifs gearbeitet, und
machen der württembergifchen Geifflichkeit alle Ehre.
Sie behandeln nicht nur die fogenannten Realien (Ge-
fchichte, Geographie, Alterthümer, Naturgefchichte etc.),
fondern überhaupt den ganzen Stoff der Bibel auch ihrem
religiöfen Inhalte nach, ja die ganze biblifche Begriffs-
welt, fo dafs fle fleh vielfach mit einem Wörterbuch der
Luther'fchen Bibelfprache berühren. Man findet alfo in
beiden, abgefehen von den Realien, nicht nur Artikel
über Allgegenwart, Allmacht, Allwiffenheit Gottes,

, ,, 00 , „ c c T o über Bekehrung, Glaube, Gnade, Sunde, und dgl., fon

gart, Vereinsbuchhand ung, 1885. (1036 S. Lex. - 8 . „ A,,.;,'i ...i_____t»nriJ 5 , ,' c s 1.!

dern auch Artikel über Worte wie: anklopfen, anfeilen,

anfpeien, verachten, verändern, verbergen, verdriefsen,
verfälfehen, verfolgen, vergehen, verlaffen, verlieren und
dgl. Die Behandlung ift jedoch in beiden Werken eine
verfchiedene. Das Calwer Wörterbuch legt das Hauptgewicht
auf die Realien und behandelt die übrigen Artikel
nur fehr kurz; das Zeller'fche behandelt gerade
diefe, alfo fowohl die biblifch-theologifchen als die 'rein
fprachlichen Artikel fehr ausführlich, und zwar letztere
mit vorwiegender Beachtung der praktifch-erbaulicßen
Beziehungen. Es giebt alfo aufser der Orientirung über
die Realien auch viel Stoff zur religiöfen Unterweifung,
während es das Calwer doch wefentlich auf erflere abgefehen
hat. Mit diefer verfchiedenen Abzweckung hängt
es zufammen, dafs das Calwcr namentlich nach zwei
Richtungen hin über den Plan des Zeller'fchen hinausgeht
. Vor allem giebt es zur Veranfchaulichung der
Realien eine Fülle guter Illuffrationen, welche das andere
von feinem Plane ganz ausgefchloffen hat. Sodann bringt
es die Perfonen- und Ortsnamen viel vollffändiger als
das Zeller'fche, indem nicht nur die gefchichtlich bedeutenderen
, fondern auch die unbedeutendflen, wie es
fcheint, vollfländig aufgenommen find. So bietet nach
der einen Seite diefes, nach der anderen Seite jenes mehr;
und eben darauf beruht der felbfiändige Werth eines
jeden, und das Exifienzrecht beider neben einander. Referent
kann freilich das Bekenntnifs nicht zurückhalten,
dafs nach feinem Dafürhalten eine Orientirung über ge-
fchichtliche Dinge nicht möglich ift ohne Anwendung
der hiftorifchen Kritik; dafs daher von diefer auch in
einem populären Werke ein viel muthigerer Gebrauch
gemacht werden mufs, als es in diefen beiden Werken
gefchehen ift.

M. 8. —.)

Faft gleichzeitig find vor nunmehr einem Jahre diefe
beiden nach Herkunft, Standpunkt und Zweck nahe verwandten
Bibel Wörterbücher erfchienen, das eine als die
dritte ,durchgehends neu bearbeitete Auflage' eines fchon
feit 30 Jahren eingebürgerten Werkes, das andere als ein
neu auf dem Kampfplatz erfcheinender Rivale. Beide find
fpeeififeh württembergifche Unternehmungen, wenn auch
bei beiden einzelne auswärtige Geiftliche und Gelehrte
zur Mitarbeit herangezogen find, bei dem Zeller'fchen
z. B. Beffcr in Waldenburg, bei dem Calwer IAiedr. De-
litzfch, Godet, v. Orelli. Der Leferkreis, für welchen
beide berechnet find, ift ein möglich!! weiter; und darin
unterfcheiden fie fleh von dem Riehm'ichen, das doch
nur für die Gebildeten beftimmt ift. ,Wir fuchen, wie
bisher, unfere Lefer hauptfächlich in den Reihen der einfachen
Bibelforfcher und Wahrheitsfreunde, denen wir
unbeirrt von dem Gefchrei einer kritiktollen Theologie
die unerlchöpflichen Schätze des göttlichen Wortes in
gangbarer Münze ausgeprägt darzubieten wünfehen'. So
äufsert fleh der ältere Herausgeber in dem neuen Vorworte
. Und die Bearbeiter des neuen Werkes wünfehen
gleichfalls ,in erfter Linie dem nachdenkenden Bibel-
lefer einen Dienft zu leiften'. Beide Werke find alfo für
wifsbegierige Bibellefer überhaupt beftimmt, das Zeller'-
fche in Ton und Haltung noch etwas populärer als das
Calwer. Auch der Standpunkt beider ift im Wefentlichen
derfelbe, die Abweifung oder vielmehr Ignorirung der
,kritiktollen' Theologie in dem Zeller'fchen allerdings noch
entfehiedener als in dem Calwer. Die Echtheit des zweiten
Petrusbriefes z. B. wird in jenem als felbftverftänd-
lich vorausgefetzt, in diefem doch wenigftens als eine

,ungclöfte Frage' bezeichnet. Das Zeller'fche fleht auch j Giefsen. E. Schür er.

in feiner Haltung dem Pietismus näher als das Calwer; |

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