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Ausgabe:

1886

Spalte:

529-532

Autor/Hrsg.:

Bourquin, A.

Titel/Untertitel:

Le panthéisme dans les Védas, exposition et critique du panthéisme védique et du panthéisme en général 1886

Rezensent:

Bradke, Peter

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

jnjo. 23. 13. November 1886. 11. Jahrgang.

Bourquin, Le pantheisme dans les Vedas
(v. Bradke).

KurzgefafsterKommentar zu den heiligen Schriften
von Strack und Zöckler (Schürer).

Harnack, Die Apoftellehre und die jüdifchen
beiden Wege (Harnack).

Haufsleiter, Die Commentare des Victorinus,

Tichonius und Hieronymus zur Apokalypfe
(Krüger).

Paffional Chrifti und Antichrifli Cranach's
mit einer Einleitung von Kawerau (Kolde).

Gefs, Johannes Cochläus (Kawerau).

Zur Erinnerung an Pfarrer Jofeph Scherrer
(Kraufs).

Horn, die Grenzen der fittlichen Verantwortlichkeit
(Achelis).

Steinhaufen, Die Kunft und die kirchliche
Moral (Eicker).

Koch, Die Sittlichkeit und ihre Erkenntnis
(F. A. Müller).

Achelis, Predigten (Thönes).

Bourquin A Le pantheisme dans les Vedas, exposition I Ludwig keiner Erwähnung würdigt. Langlois aber findet
et critique'du pantheisme vedique et du pantheisme ! Gnade vor fernen Augen; zur gröfseren Bequemlichkeit

, 7 . ts • r -u 17- ui___.«Sr- '^1 e; des tranzofifchen Lelers cittrt fogar der Herr Verl. den

en general. Parts, Librame Fischbacher, 1885. ,263 S. ■ Rig.Veda nach Langlois. jn den j|reifen dcr europäifche„

gr. 8). | Veda-Forfchunghalb verfchollenerUeberfetzung(vgl.p.85,

Herr Bourquin hat eine Entdeckung von nicht ge- A. i. 93, A.) — follte fte in Indien wohl häufiger benutzt

wohnlichem Intereffe gemacht: wir kennen jetzt den

werden? Dafs es dadurch dem Veda-Forfcher in — ich
Ausgangspunkt einer jeden Naturreligion, wir wiffen jetzt möchte faft fagen unerlaubter Weife erfchwert wird, ein
infonderheit, welche religiöfe Anfchauungsweife die ' Citat in den gebräuchlichen Rigveda-Editionen aufzufinden,
Grundlage der Religion des Veda bildet: es ift der i fcheint dem Herrn Verf. nur wenig Sorge zu machen. —
Pantheismus. Die Entdeckung Herrn B.'s empfiehlt fich 1 Herr B., der augenfcheinlich felbft über eine ganz merk-
durch ihre aufserordentliche Einfachheit; fie erinnert an [ würdige Belefenheit verfügt, unterläfst es leider mit
die Gefchichte vom Ei des Columbus: dafs bei dem Expe- i wenigen Ausnahmen, zu denen befonders feine eigenen
riment das Ei eingedrückt wurde, hat ja der Verblüffung i Werke gehören, die von ihm benutzten Bücher namhaft
der Zufchauer keinerlei Abbruch gethan; was läge auch j zu machen. Bei der Stellung, welche er der abend-
am Ei? 1 ländifchen Forfchung gegenüber einnimmt, werden wir

Der erhabene Standpunkt, den der Herr Verf. ein- aber wohl kaum fehl gehen, wenn wir vorausfetzen, dafs
nimmt, zeigt fich fchon im Vorwort; auf kaum fünf 1 derfelbe die von ihm bekämpften Anflehten im Allge-

Seiten behandelt er hier eines der fchwierigften Probleme,
welches die hiftorifchen Wiffenfchaften kennen, den Ein-
flufs des Orients auf die abendländifche Philofophie. Das
Folgende entfpricht vollkommen den Erwartungen, welche
durch das Vorwort erregt werden. Die Einleitung zeigt,
dafs der Pantheismus aller Naturreligion zu Grunde liege,

meinen europäifchen Gelehrten zufchreibe. Ich bekenne
gern, dafs diefe Anflehten der europäifchen Wiffenfchaft
zumTheil wenig Ehre machen würden; und wenn der Herr
Verf. z. B. p. 85 gegen die Annahme zu Felde zieht, die
altindifchen Mantras feien vor der Ankunft der Arier in
Indien, alors qu' z/s liabitaient le platean de la

ein Satz, der alsdann insbefondere an der Religion des ! haute Aste entstanden, fo dürfte er in der Mifsbilligung
Veda demonftrirt werden foll. Nachdem der Herr Verf. j einer folchen Aufstellung bei europäifchen Gelehrten kaum
ferner den Begriff des Wortes Pantheismus feftgeftellt auf Widerfpruch ftofsen. In anderen Dingen wird er aber,
und die wichtigsten pantheiftifchen Systeme befprochen fürchte ich, die Gelehrten Europa's, wenigstens in ihrer
hat (Cap. I), giebt er uns zunächst eine Ueberficht über 1 überwiegenden Mehrheit, verhärteter finden: fo glaube
die vedifchc Literatur (Cap. II), um daran das eigentliche j ich kaum, dafs diefe der bisherigen Methode ihrer For-
Beweisverfahrcn anzuknüpfen: in Cap. III wird mit un- ] fchung entfagen werden, fo fehr es fie auch fchmerzen
umftöfslicher Sicherheit nachgewiefen, dafs bereits der mag, dafs diefelbe Herrn B.'s Billigung nicht findet. Seine
Rig-Veda pantheiftifch fei; dem Einwurf, dafs etwa vor- ] Mifsbilligung fpricht der Herr Verf. zwar nicht direct
vedifch eine andere Religionsform geherrfcht habe, war ! aus; wie hätte er fie aber deutlicher zu erkennen geben
der Herr Verf. fchon p. 13 ff. begegnet. Mit einer fyfte- i können, als dadurch, dafs er einerfeits die Refultate der
matifchen Darfteilung des vedifchen Pantheismus (Cap. IV) ! europäifchen Vedadforfchung für verfehlt erklärt, anderer

und einer Kritik dcsfelben fowie des Pantheismus überhaupt
(Cap. V) fchliefst der Herr Verf. feine merkwürdigen
Auseinanderfetzungen ab.

In unbegründeten Vorausfetzungcn befangen, hat die

feits in feiner eigenen Production auf Schritt und Tritt
gegen die elementarsten Grundfätze wiffenfehaftlicher
Methode, wie fie in Europa gepflegt wird, verftöfst?
Denn der Gedanke, dafs der Herr Verf. dieselben etwa

europäifche Indologie nicht erkannt, dafs die Gottes- , nicht kenne, ift bei der Sicherheit, mit welcher er über
auffaffung der Rigveda-Hymnen eine durchaus panthei- I die Leistungen der europäifchen Wiffenfchaft urtheilt,
ftiiehe fei. Diefem Grundirrthum ift — wie uns der Herr 1 natürlich a liviine abzuweifen.

Verf. p. 130 verfichert — die grofse Dunkelheit in den Die Art, wie der Herr Verf. feinen Gegenftand be-

Veda-Ueberfetzungen der europäifchen Forfcher zuzu- j handelt, weicht von dem, was man in Europa methodifche
fchreiben, welche die Winke, die von den Hymnendichtern I Behandlung wiffenfehaftlicher Stoffe nennt, in der That
felbft ihren zukünftigen Ueberfetzern gegeben worden fo fehr ab, dafs ich hier an einer Verständigung verfind
, mifsachten und es defshalb verfäumt haben, im zweifle; es bleibt mir alfo nur übrig, das Vorhandenfein
Allgott den Schlüffel zum Geheimnifs des Veda zu ; diefes methodifchen Gegenfatzes an einem frappanten
Hchen. Beifpiele zu conftatiren.

Der Herr Verf. mifsbilligt die europäifche Veda-
Forfchung. Es mifsbilligt fie in fo hohem Grade, dafs er
— foweit ich fehe — Namen wie Rud. Roth, Grafsmann,

Aus den zahlreichen Stellen des uns vorliegenden
Werkes, welche fich zu diefem Zwecke eignen würden
in diefer Beziehung ift das Werk fehr gleichartig ge-

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