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Ausgabe:

1886 Nr. 20

Spalte:

469-470

Autor/Hrsg.:

Caspari, C. P.

Titel/Untertitel:

Eine Augustin fälschlich beigelegte Homilia de sacrilegis. Aus einer Einsiedeler Handschrift des 8. Jahrhunderts hrsg. und mit kritischen und sachlichen Anmerkungen, sowie mit einer Abhandlung

Rezensent:

Krüger, Gustav

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469

Theologifche Literaturzeitung. 1886. Nr. 20.

470

Caspari. Prof. Dr. C. P., Eine Augustin fälschlich beigelegte Art des Aberglaubens, der Mifsbräuche, Gebräuche und
Homilia de sacrilegiis. Aus einer Einfiedeler Handfchrift , Sitten hat C in diefen Anmerkungen analoge Ausfüh-

liehen Anmerkungen, fowie mit einer Abhandlung be
gleitet. Hrsg. von der Gefellfchaft der Wiffenfchaften
zu Chriftiania. Chriftiania, Dybwad, 1886. (73 S. gr. 8.)
M. 1. 70.

„ T , , ."vi j v 1 -vr l j r I rungen aus früheren und gleichzeitigen Schriftftücken

des 8. Jahrhunderts hrsg. und mit kr.tifchen und fach- | herangezogen So hat er |fe Canones vieler Svnodeil)

einige pfeudo-auguftinifche Sermone, Gregor von Tours,
die Predigt des Eligius, die Dicta des Pirminius und ihre
Quelle, die Schrift des Martin von Bracara ,dc correctionc
ntsticoium', den Indiculus der liptinenfifchen Synode und
Anderes ausgebeutet und häufig aus Grimm's Wörterbuch
Diefe bisher unbekannte, dem Auguftin fälfehlich bei- I wichtige lvrklärungen und Parallelen beigebracht.

"eleute Homilie hatte Prof. Cafpari bereits 1883 in der | tv a u -n. n 1 r,. c f u 1 j
«j» . Vk d r , All vi < v ■ a ~ Die Ausgabe ift mit mufterhafter Sorgfalt und Grund-
Zeitfchrift für deutfehes Alterthum« mit wenigen Anmer- lichkeit gearbeitet, die fich, einige Kleinigkeiten abgerungen
und einem kurzen Vorwort herausgegeben. In ^ ^ f den Dfuck erft*ckt A£ ^ St(fUe
der Theol. hdssknft for den ev,luth. Kvkc 1 No,ge müffcn . Texte einige Worte ausgefallen fein: fowohl

Bd IX vt8e_tAt erfcluen he darauf, von einem eingeh- _0 AT ° „ , p , ™ . , TT

nu. lw, 403 S4i, ciiv.11 v.. , t u iv pg. 38 wie pg. 6q Note 1 werden als dem Text der Ho-

enden ( ommentar um einer Abhandlung über Inhalt, n ^& .■> ,. ... . ... : ' .7

enuen vomiiiciuai uuu s, b , j G entnommen die Worte citirt: et qui brumas

Pinthe uncr Gan^ und Porm, Sprache, Quellen, Ab- , . .V. r3,, r , r , . , , ' „ ,

nnuiuiiinb, , . ,ftr 7v- •. . , 1 u „ n» ru co^et- Diefelben finden fich aber an der betreffenden

faffungszeit und Abfaffungsort begleitet (vgl. hierzu konfeh ctp)le „V-ht

in Hilgenfeld's Zeitfchrift 1885 p. 246-249). Von diefer 3Itue

Ausgabe ift die jetzt vorliegende nur ein erweiterter und, Gicfsen. Guftav Krüger.

was den Text der Homilie betrifft, verbefferter Abdruck ___

in deutfeher Sprache. Derfelbe enthält den Text mit

kritifchen Noten, daran anfchliefsend fehr ausführliche Wiedemann, Dr. Ihdr., Geschichte der Reformation und

fachliche Anmerkungen, fodann die oben bezeichnete Gegenreformation im Lande unter der Enns. 5. Bd. Die

Abhandlung. Gegenreformation von dem weftphälifchen Friedens-

Cafpari hat nachgewiefen, dafs die Homilie, deren fchluffe bis zu dem Jofephinifchen Toleranzedict. Prag,

Gegenftand die Bekämpfung der Beobachtung heidnifch- Tempsky, 1886. (608 S. gr. 8.) M. 12. —

abergläubifcher Sitten und Bräuche, fowie der Ausübung ■ •'

götzendienerifchcr Handlungen feitens der Chriften ift, Nach der Vorrede zum 1. Bande diefes Werks (vgl.
der Zeit zwifchen der Mitte des fechsten und dem Schlufs Theol. Lit.-Z. 1881, 59) follte der abfehhefsende 5. Band
des achten Jahrhunderts angehört: denn die pfeudo- >die Gefchichte des Proteftantismus von 1648 bis 1848'
auguftinifchen Sermone 129111^278 {edit. bened.), welche behandeln; in dem nun vorliegenden Schlufsbande be-
in (Jap. 7 und 8 unferer Rede benutzt find, find dem zeichnet der Verf. den Inhalt wenigftens annähernd rich-
Caefarius von Arles zuzuweifen und flammen daher aus dger a's: Die Gegenreformation von dem Weftf. Frieder
erften Hälfte des fechsten Jahrhunderts; die Hand- densfehlufse bis zu dem Jofephin. Toleranzedict. — Man
fchrift aber, welche unfere Homilie enthält, aus dem wird nach dem früher in diefer Zeitfchrift (a. a. O. und
achten Jahrhundert. Cafpari ift geneigt, die Abfaffungs- l883. l7 l884, 295) Bemerkten auch in diefem letzten
zeit ganz an das Ende diefes Zeitraums zu fetzen und Bande keine wirkliche Gefchichte, welche wiffenfehaft-
für den Verfaffer einen Cleriker aus den nördlichen liehen Anforderungen entfpräche, erwarten; ebenfo we-
Gegenden des fränkifchen Reiches zu halten, wenn fchon n'g aber kann er als eine zuverläffige Urkundenfamm-
er die Annahme, lie möchte in Spanien verfafst fein, lunS gelten; das Buch bleibt auch in diefem letzten
nicht fchlechthin verwirft. Bande fich felber treu, es giebt eine jeder wiffenfehaft-
_ j , , , u ... .a ,.. . tz"* u 1 liehen Methode entbehrende, völlig uncontrolirbare Ma-

■' . Df' Inhalt der Homllie ;ft fU{ tdeerKuhC* T terialienfammlung, die aber manche werthvolle Mitthei-
Culturh.ftor.ker von gleich grofsem Intereffe. Der Redner lung enthä,t _ ^ erftfl ^ diefes Bandes den

wendet fich gegen die manmgfachftcn he.dnffchen Ge- irreieitenden Titel: >Die Verhandlungen zu Münfter und
brauche und Sitten, gegen den ^mf^Aba^^ Q^!As^l denn von diefen jft ledilicll ■ k
in jeder Form, fo dafs fich der Hauptthc.l feiner Rede j zwdten Ca itd s djp Re(J unJ ^ fa y

(Cap. 2-6) zu einem förmlichen catalogm supcrstihonum j ungcnügcnder Weife da das einzige hier in Betracht
et paganuvum ähnlich dem mdiculus des Concils von ; kommcndc dürfti Zugeftändnifs debs Kaifers, die nicht
E.pt.nac. gefta tethat. Die Verfchiedenheit der bekämpf- ; als Rech a]^Gunft eftandene perfönliche

ten Brauche Cercmonien etc. ift freilich fo grofs, dafs ; Toleriru der Lutherirchcn des plerren. u. R|tterftandes
Cafpari zu der Anficht gekommen ift fie konnten un- ; in Nieder-Üefterreich gar nicht erwähnt wird und nur

^Sl^V^^^^S^^^^^S^ aus den gelegentlichen Mittheilungen im Folgenden er-

geherrfcht haben Es beftatigt fichi .l.m alfo von. h.er fchloffen werde„kann. Den Hauptinhalt des 1. Buchs

aus feine Vermuthung, dafs auch diefem Hauptthe.l der bildet Ausübung des Reformationsrechtes'

Rede, den C. den excommun.cator.fchen genannt hat | durch Fcrdinand KI. lmd deffen Nachfolger, von dem

aitCTC 9,uc le? ZU Grunde gelegen haben mochten. Somit : ReH i atent yon ,6 bis zum A b' dcs ,ahr.

ift die Rede kein originelles Machwerk: ihre Porm und hundcrt ^p-,, die Bemühungen, mit den Lutheranern im

ihre Sprache beweifen zum Ucberflufs, dafs der Redner Lande aufzuräumen, die verbotenen Bücher zu befeitigen

ein hochft ungebildeter Mann gewefen ift. Cafpari hat das Auslaufen zum Hefuch des evangelifchen Got^es;

gew.fs1 Recht, wenn er eine; Unzahl fch echter und abfon- djenftcs , namentlich nach Ungarn) zu verhindern und

derl.cher Pormen weniger dem verderbten Texte als dem den die römifche lkichb au/zuzwingen. Das Wich.

Barbansmus des Redners zufchreiben will; und JeDig tigft« find hier die mitgetheiltcn Refultate der Wirkfam-

fition welche er vom Ganzen der Rede g.ebt, ift fo gut kejt der Reformations-Commiffion von 1652 ff. und ähn-

dafs Referent daran zweifeln mochte, ob der Redner fie ^ { Rd^e_ den dürr^n Na

fo kunftvoll hatte geftalten können wie fein gelehrter ; Convcrtirenden und Zahlen der an verfchiedenen Orten

1 ausgcper. Convertirten verfchwindet freilich in der Regel, was fich

Ganz befonders dankbar mufs man Cafpari für die 1 nur gelegentlich einmal verräth, die Methode diefer Be-

,fachlichen Anmerkungen' fein, welche er der Recenfion kehrungen: Da die Wachauer halsftarrig find und fich

des Textes beigefügt hat. Diefelben erfchöpfen den Inhalt nicht bekehren wollen, wird ,S. Majeftät Rittmeifter

der Homilie vollftändig und geben eine Fülle von Pa- ' Ernft von Pötfchach commandirt, die Miffionäre mit

rallelcn und Andeutungen. Faft zu jeder Stelle, zu jeder feinen Dragonern zu unterftützen, Geld- und Arreftftrafen