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Ausgabe:

1886

Spalte:

25-27

Autor/Hrsg.:

Euting, Jul.

Titel/Untertitel:

Nabatäische Inschriften aus Arabien 1886

Rezensent:

Socin, Albert

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 2. 23. Januar 1886. 11. Jahrgang.

Euting, Nabatäifche Infchriften aus Arabien ' Thikötter, La thgologie de l'avenir. Tra- 1 IIot z -Oderwald, Der Reichthum und das
(Socin).

Euting, Epigraphifche Miscellen (Socin).
W ei gelt, Aus dem Leben der Kirche in der

Gefchichte ihrer Lieder (A. Kolde).

v ; (Thönes).

Kothe's gefammelte Vorträge u. Abhandlungen, 1 l,emme, Ueber die l'flege der Einbildungs-

eingeleitet von Nippold (Schürer). kraft (Thönes).

duetion par Aguilera (Kattenbufch). Himmelreich (Härtung).

Kran ck Die clmfUiche Wahrheit (Thönes). ; Whately's Grundlagen der Rhetorik, überf. von
Orti y Lara, Wiffenfchaft und Offenbarung in ! Hildebrand (Diegel).

ihrer Harmonie (Thönes). j
Bauer, Die Gewifsheit unteres Chriftenglaubens 1 Geigel, Das franzöfifche und reichsländifche

Staatskirchenrecht (Köhler).

Die Unzulänglichkeit des theologifchen Studiums
der Gegenwart (Rade).

1. Euting, Jul., Nabatäische Inschriften aus Arabien. Heraus- i aufmerkfam gemacht fein möge. Wie aus der chro-

gegeben mit Unterftützung der königlich preufsifchen
Akademie der Wiffenfchaften. Mit 29 Lichtdrucken.
Berlin, G. Reimer, 1885. (98 S. gr. 4.) M. 24. —
2. Euting, Jul., Epigraphische Miscellen. Mit 7 Taf. (Sitzungsberichte
der K. preufs. Akademie der Wiffenfchaften
zu Berlin. Sitzung der philofophifch-hiftorifchen Claffe
vom 16. Juli 1885 [XXXV] S. 669—688, m.Taf. VI—XII,
4)- Berlin, 1885.

Nachdem bereits im vorigen Jahre als erfte Frucht
der Reife Euting's drei altaramäifche Infchriften aus
Teimä, welche ein überrafchendes Licht auf die Cultur-
zuftände Arabiens in den vorchriftlichen Jahrhunderten
werfen, veröffentlicht worden find, hat uns nun der
kühne Reifende felbft die weiteren epigraphifchen Früchte,
welche er eingeheimft hat, vorgelegt. Die zweite der
oben angeführten Publicationen verdient an diefer Stelle
befonders deshalb genannt zu werden, weil fie uns neben
zwei phönikifchen und vierzig palmyrenifchen 1 alt-hebrä-
ifche (die Infchrift von Amwas), 22 hebräifche und grie-
chifch-hebräifche, fowie 28 griechifche (meift griechifch-
hebräifche) Infchriften vorführt; fomit hat Euting in Syrien
und felbft in Paläftina eine äufserft ergebnifsreiche
Nachlefe gehalten. Wichtiger jedoch ift der oben an
erfter Stelle angeführte Prachtband, in welchem uns
Euting eine ftattliche Reihe nabatäifcher Infchriften aus
Nordarabien vorlegt; die Abklatfche, welche zu nehmen
theilweife grofse Mühe koftete — die aus Europa mitgenommene
Leiter reichte nicht immer — find in vorzüglichen
Lichtdrucken wiedergegeben, fo dafs wir nun
viel genauere Copien von diefen Infchriften befitzen, als
bisher der Fall war. Eine Anzahl kleinerer, vielfach
blofs bruchftückweife erhaltener nabatäifcher, arabifcher,
ja fogar griechifcher und lateinifcher Infchriften hat
Euting in der Einleitung autographirt wiedergegeben;
auch merkwürdige, theilweife kindifch ungefchickte Bilder
finden fich dabei. Für die Entzifferung ift nun jedenfalls
durch Euting eine neue, viel ficherere Bafis gefchaffen,
als Doughty und Huber fie den franzöfifchen Gelehrten
Berger und Renan, welche fich früher fchon mit diefen
Infchriften befchäftigt haben, geliefert hatten. Namentlich
hat Euting auch die Zahlzeichen der Infchriften
feftgeftcllt und in dankenswerther Weife feinem Werke
eine neue vollftändige Ueberficht der aramäifchen Ziffern
beigegeben (S. 96—97). Zu den Lefungen Euting's hat
Nöldeke zahlreiche Bemerkungen, fowie einen kurzen
fprachlichen Excurs (S. 73—80) geliefert; ein Ver-
zeichnils der nabatäifchen Könige hat von Gutfchmid
(5. gr_39) beigefügt, auf welches wegen feiner Wichtigkeit
für neuteftamentliche Zeitgefchichte noch befonders

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nologifchenUeberficht der Infchriften (S. 21) erfichtlich ift,
haben wir Epigraphe aus den Jahren 9 vor Chriftus bis
75 nach Chriftus vor uns; der gröfste Theil derfelben
ftammt aus der Regierungszeit des Königs Aretas IV.,
deffen Herrfchaft fich bekanntlich nördlich bis Damascus
erftreckt hat (II Corinther 11, 32). Da die Nabatäer in
Syrien dem Einflufs griechifcher Bildung ausgefetzt waren,
ift es nicht auffällig, dafs fich auch in den füdlichen
Theilen ihres Gebietes, alfo felbft in Arabien in el-Hedfchr
(Egra), wo diefe neuen grofsen Infchriften gefunden
worden find, griechifcher Einflufs fowohl im Stile der
Grabfacaden, als auch in den Titeln und Eigennamen
von Perfonen zeigt. Für die Culturgefchichte ift ferner
von Intereffe, dafs die vorliegenden Grabinfchriften nach
der Schablone eines juriftifchen Documentes abgefafst
find und uns beifpielsweife in Verhältnifse Einblicke thun
laffen, in welchen die Frauen eine unabhängigere Stellung
eingenommen haben, als fpäter in Arabien der
Fall war. Auch für die Gefchichte der arabifchen Sprache
und Schrift find natürlich diefe Infchriften von grofsem
Intereffe; denn das Aramäifche, in welchem fie abgefafst
find, enthält aufser in den Eigennamen von Göttern
und Menfchen, auch fonft zahlreiche Arabismen.

Abgefehen von den Lücken und verwifchten Stellen
hat die Lefung der Zeichen keine aufserordentlichen
Schwierigkeiten und ift durch Euting in den meiften
Fällen fo ficher geftellt, als dies überhaupt möglich ift.
Bisweilen hätte ich in der Tranfcription den übergefetzten
Punkt als Zeichen der Unficherheit etwas häufiger
angewendet; fo z. B. fleht mir Taf. 2, Z. 1 das D von
ibTD nicht feft. In 21, 4; 23, 3; 24, 6; 25, 6; 26, 5
fchien mir zuerft der Eigenname des Königs Maliku
fraglich; fchliefslich bleibt aber wohl kein anderer Ausweg
. In 11,7 und 23, 3 erkenne ich das 0 von niüb
nicht deutlich. In der Umfchrift von 3, 1 ift das 1 von
nbifcO durch Verfehen ausgefallen, wie 12, 7 nach "Qjn
das Wort TOD, 10, 3 das 5 von tob, 14, 3 das 1 von TiSDtrai.
Ob in 1, 2 wirklich bei dem Worte bifJO^pzO ein —jedenfalls
fecundär hinzugefügtes — 1 zu finden ift, fleht mir nicht
abfolut feft. Alle diefe Kleinigkeiten haben jedoch auf
die Deutung keinen Einflufs. In Bezug auf diefe letztere
haben wir vor Allem Nöldeke grofsentheils die gelungene
Zufammenftellung der auf den Infchriften vorkommenden
arabifchen Eigennamen mit den aus der älteren
arabifchen Literatur bekannten Namen zu verdanken,
wobei freilich Einzelnes fraglich bleibt. In Bezug auf
die Erklärung von Nr. 14 möchte ich mir noch erlauben,
die Vermuthung auszufprechen, dafs in tritt abn Z. 6
das erfte Wort vielleicht als arabifch im Sinne von
,fpäter' gefafst werden könnte.

Euting und feinen Mitarbeitern fei für ihre Mühe,

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