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Ausgabe:

1886

Spalte:

392-396

Autor/Hrsg.:

Schepss, Geo.

Titel/Untertitel:

Priscillian, ein neuaufgefundener lat. Schriftsteller des 4. Jahrhunderts. Vortrag 1886

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologifche Litteraturzeitung. 1886. Nr. 17.

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dem Diakonat untergeordnet worden find, 6) obgleich
die Institution der niederen Weihen als eine Nachahmung
einer römifch- facralen Institution zu bezeichnen iSt, So
erhebt Sie Sich doch in der SchöpSung eines wirklichen
geistlichen Standes zweiter Ordnung und in der Begründung
einer VorSchule Sür das PrieSteramt hoch über
eine bloSse Nachahmung.

Die Untersuchung über den UrSprung des Lectorats
und der anderen niederen Weihen iSt zuerSt als Feft-
SchriSt der theologiSchen Facultät zu GieSsen zur P"eier
des 50jährigen Jubiläums des Geheimrathes Dr. Waf-
SerSchleben beSonders ausgegeben worden, aber in
dieSer GeStalt nicht im Buchhandel erSchienen.

GieSsen. A. Harnack.

Eichhorn, Albert, Minister verbi divini, GarlstorSensis,
Athanasii de vita ascetica testimonia collecta. Malis
Saxonum, Sormis E. Karras, 1886. (62 S. gr. 8.)

In dieSer Schritt, mit welcher Sich der Verl, an der
theologiSchen Facultät in Halle habilitirt hat, haben wir
einen neuen Beitrag zu einer kritiSchen Darstellung des
UrSprungs reSp. der ältelten GeSchichte des Mönchthums
zu begrüSsen. Sie reiht Sich an die Untersuchung Bornemann
's: ,In invcstiganda monachatus originc quibus de
causis ratio habenda sit Origenis1 1885 (S. diefe Zeitung
1885 Nr. 9), an. Wie dieSe.giebt Sie noch nicht GeSchichte
, Sondern Material Sür eine zukünStige GeSchichte,
ja Sie iSt in höherem Grade als die Bornemann'Sche Abhandlung
eine MaterialSammlung. Bekanntlich iSt durch
Weingarten die Frage nach dem UrSprung und Alter
des Mönchthums in Flufs gekommen. Für die richtige
Beantwortung derSclben iSt eine vollständige KenntniSs
der testimonia Athanasii de vita ascetica von fundamentaler
Bedeutung. Der VerSaffer vorliegender Schritt zeigt
nun ■— und das halte ich für fehr verdienftlich —, dafs
man auch heute noch bei den alten Benedictinern in die
Schule gehen mufs, wenn man Sich ,auf die Höhe der
Forfchung' begeben will, d. h. dafs von den Modernen
in den Athanasius betreffenden literargefchichtlichen Fragen
wenig zu lernen iSt. Seine eigene Arbeit iSt in einer
Hinficht als eine umfichtige und Scharffinnige Revifion
der Bemühungen der Benedictiner um die Opp. Athanasii,
Soweit diefe für das Mönchthum in Betracht kommen,
zu bezeichnen. Dabei ift er nirgendwo in der Lage ge-
wefen, den Benedictinern Mangel an kritifcher Fähigkeit
nachzuweisen, vielmehr glaubt er, dafs Sie bei der Feststellung
deSSen, was wirklich dem Athanafius beizulegen
iSt, zu ferupulös verfahren find. Er zeigt (p. 15 f.), dafs
das oeiTctyfiu diöua/.a/Aug aong fiorÜLovcag v.ai navtetg
•/Qioriarois, ■/.hjQr/.otg ze y.ai la'uovg, welches fie dem
Athanafius abgefprochen haben, ihm gehört, was allerdings
erft feit Revillo ut's Publicationen zu erweifen ilt.
Er bringt ferner beachtenswerthe Argumente für die
Echtheit des Tractates de virginitate sen de ascesi (p.
27 f.) bei.

Die Anlage der Abhandlung ift nicht lobenswerth.
Sie ift beherrscht von der Abficht, die Echtheit der Vita
Antonii nachzuweisen; aber die Beweisführung wird fortwährend
unterbrochen durch längere Digreffionen und
durch eine Scharfe Polemik gegen die Weingarten'fchen
Behauptungen. So dankenswerth jene Digreffionen find
— der Verf. fcheint über eine ausgebreitete und Sichere
Kenntnifs der Werke des Athanafius zu gebieten —,
und fo Siegreich m. E. der Verf. die Weingarten'fchen
Aufstellungen zurückweist, fo fehr leidet doch die Beweisführung
bei jenem Verfahren. Indeffen — der Verfaffer
hat fein Ziel wirklich erreicht; er hat nachgewiefen,
dafs an der Echtheit der Vita Antonii nicht zu
rütteln ift, dafs Athanafius Somit nicht als Zeuge für
den Urfprung des Mönchthums im nachconftantinifchen
Zeitalter citirt werden darf; er hat ferner gezeigt, dafs

! wir aus den Werken des Athanafius reichhaltiges Material
1 für die genaue Kenntnifs der frühesten Zuftände des
profeffionellen asketifchen Lebens gewinnen können.
Als fchriftffellerifche Leistung nimmt Sich die Abhandlung
wenig anmuthig aus; aber in hiltorifch-kritifcher
Hinficht erweckt Sie die beften Vorurtheile für künftige
Arbeiten des Verfaffers fowohl in Anfehung der Methode
als des Fleifses und der Sorgfalt. Die letztere hat Sich
leider nicht mehr auf den Druck erstreckt, der von Fehlern
wimmelt.

Noch fei bemerkt, dafs der VerSaffer p. 53 f. die
Datirung der Vita Antonii auf d. J. 365 bestreitet und Sie
auf c. 357 anfetzt. In einem Appendix ift der Verf. für
die von Weingarten bezweifelte Authentie der Schrift
,Historia Arianorum ad nionachos' eingetreten.

Giefsen. Adolf Harnack.

Schepss, Studienlehr. Dr. Geo., Priscillian, ein neuauf-
gefundener lat. Schriftsteller des 4. Jahrhunderts. Vortrag,
geh. am 18. Mai 1886 in der philologifch-hiftorifchen
Gefellfchaft zu Würzburg. Mit 1 Blatt in Ürig.-Gröfse,
Fkfm.-Druck des Mfkr. Würzburg,Stuber's Verl., 1886.
(26 S. gr. 8.) M. 1. 50.

Der vorliegende Vortrag giebt die erfte Nachricht
über einen bedeutfamen P und, den der Verfaffer in der
Würzburger Universitätsbibliothek gemacht hat. Und
doch fehen wir uns bereits nicht mehr nur individuellen
Vermuthungen und daher der Verfuchung zu zurückhaltender
Skepfis gegenüber, der neuaufgefundene
Schriftsteller wird vielmehr mit einer Sicherheit eingeführt
, die höchft erfreulich ift und, auch wenn man den
Namen des glücklichen Entdeckers nicht Schon kennte,
dafür bürgen würde, dafs die Herausgabe der neuen
Quelle in dem Wiener Corpus Script, eccl. lat. in guten
Händen ruht.

Der Pergamentcodex Jlp. th. q. 3 der Würzburger
Universitätsbibliothek, ein Majufkclcodex von 145 Blättern
, die 21 cm hoch und 15 cm breit mit je zweimal
21 Zeilen gefüllt find, ift Seines Alters wegen Schon
früher einer befonderen Hervorhebung unter den Schätzen
der Bibliothek werth erschienen. Dafs er Schwerlich
jünger ift als saec. VI, darf man nach Sch.'s Mittheil-
j ungen ziemlich zuverläffig annehmen: Sch. felbft datirt
I die Handfchrift ,saec. V—VI', S. Brandt — gleichwie
i die folgenden auf Grund einer von Herrn Dr. Sch.
ihnen zugefandten photographifchen Nachbildung zweier
Seiten —: saec. VI—V, L. Delisle: saec. VI, H. Hagen:
s. VI, W. v. Härtel: s. VI, A. Holder: s. V, W. Meyer:
j. V—VI, H. ümont: Ende s. VI, A. Reifferfcheid: s.
VI— VII, Th. v. Sickel: vor Mitte s. VI, W. Studemund:
s. VI, W. Wattenbach: s. VI vielleicht V, C. Zange-
meifter: s. VI—V. Dem Inhalt hatte man bisher keine
Aufmerksamkeit zu Theil werden laffen. ,Homilien eines
Unbekannten' notirte in Uebereinftimmung mit Ogg,
Chorographie von Würzburg (1808) S. 321 ff. der hand-
1 Schriftliche Bibliothekskatalog. Mit .unbekannten Ho-
milien' hat es oft eine eigene Bewandtnifs: nur zu oft
find Sie unter den spnriis bekannter Sammlungen oder
fonft an verftecktem Orte Schon publicirt. Doch auch
I darüber beruhigt uns der Entdecker zunächst völlig:
nach v. Hartel's Mittheilung enthält die handschriftliche
Initiafammlung der Wiener Akademie, die Sich feit dem
Druck der Initia librorum patrum latinorum (1865; gewifs
noch vermehrt hat, keine diefer Homilien; das Gleiche
bezeugt in Bezug auf die Münchner Initiafammlung Prof.
W. Meyer (Götüngen), auch Prof. Cafpari, gewifs einer
der competenteften Urthciler in diefer Frage, hat diefe
Homilien nirgends angetroffen. Die Homilien find In-
edita und anfeheinend auch Unica. Und was find diefe
Homilien? Der künftige Herausgeber antwortet zuversichtlich
: 11 Tractate jenes Priscillian, der als der erfte