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Ausgabe:

1886 Nr. 15

Spalte:

347-350

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Gust.

Titel/Untertitel:

Päbstliche Urkunden und Regesten aus den Jahren 1295-1352, die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend 1886

Rezensent:

Mueller, Karl

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347

Theologifche Literaturzeitung. 1886. Nr. 15.

34«

15 sq.) und vgl. die pfeudoclementinifchen Briefe de vir-
ginitate, welche zur Beleuchtung der Jiöuyi ftärker herbeizuziehen
find als dies bisher gefchehen ift, ferner
Clem. Horn. I, 19: üace icgdocov yqri xnv Ttgorprjxrjvnäor]
zf. TtQOqyijTVttj) igexaost öov.Luuouvxa xul huyvövxa ahnlEq,
x'ov louiov xa navxu uvxiTt maxeveiv v.ai uxprixi xo r.ad?
Kr '/.aaxov xwv in avxov IsyouiVLov avaxgiveiv, uhkd
Xuußdvsiv avxd ßtßaia bvxa, xxl. — Zu XI, 8. IO vgl.
Euseb., Ji.e. VI, 3, 7. Zu XI, 11 ift vielleicht auf Euseb.,
h. e. V, 3 und den dort gebrauchten Ausdruck zvreog
oy.uvödlou zu verweifen. Zu XII, 3. 4 f. Const. Apost. IV,
2 (Grundfchrift) und zu XII, 5 vgl. Tatian, Orat. c. 25:
ylvexai aoi xeyvrj xov nogiteiv xb cpihoootpeiv, Alex, bei
Theodoret, h. e. 1,4: ygiaieunogeia und Pseiidoclemens
de virgin. I, 10 fin.: ,Christi nomine negotiari1, I, 13:
,operarzz, qui Christum in negotio et quaestu habent'.
Zu XIII, 3 vgl. Const. Apost. II, 25 (Grundfchrift), nach
welcher Stelle die Bifchöfe die Propheten der Laien
find. Zu c. XV, I hat Hatch darauf aufmerkfam gemacht
, dafs das ,nivi diefes Capitel mit dem vorigen
eng verbindet. Zu den drei Zeichen c. XVI, 6 vgl.
Orac. Sibyll. II, 188 sq.
Giefsen. Adolf Harnack.

Anselmi, Cantuariensis archiepiscopi, libri duo cur Deus

homo, recensuit et selectam lectionum varietatem ad-

didit Prof. Dr. O. Fridolinus Fritzschc. Ed. II.

emendata et aucta. Zürich, Schultheis, 1886. (XIV,

99 S. 8.) M. 1. 40.
Anfelm's ,Czir dcus homo.-' ift beinahe die einzige
Schrift aus der Zeit der mittelalterlichen Scholaftik,
welche in Studentenkreifen verlangt und gelefen wird.
Man hatte daher Grund, zu bedauern, dafs Separatausgaben
im Buchhandel längere Zeit nicht vorhanden
waren. Von dem Laemmer'fchen Nachdruck des Mauriner-
Textes — etwas wefentlich anderes ift die Ausgabe (S.
Anselmi Cant. libri dzw ,Cur deus homo'' rec. H. Laemmer,
Berlin 1837) nicht — waren in der Verlagshandlung dfr.
Ztg., welche den Reft der Auflage übernommen hatte,
fchon feit einigen Jahren Exemplare nicht mehr vor-
räthig, und die Ausgabe, welche Prof. Fritzfche unter
Benutzung der Mauriner-Ausgabe auf Grund dreier
Züricher Handfchriften 1868 beforgt hatte, war gleichfalls
feit einiger Zeit vergriffen. Nun ift freilich im
vorigen Jahre in England ein neuer Separatabdruck er-
fchienen (S. Anselmi, Cur deus homo? libri duo, London.
Nzitt. 12°. 142 S. M. 1,50), dennoch kann die vorliegende
zweite Auflage der F.'fchen Ausgabe dankbarer Aufnahme
gewifs fein. Sie ruht auf derfelben handfchriftlichen
Grundlage wie die erfte. Die Einleitung ift faft ganz
diefelbe geblieben, nur einige Zeilen find weggefallen,
drei neue über die zweite Auflage hinzugefügt. Der Text
ift nur an ganz wenigen Stellen geändert, das Varianten-
verzeichnifs aber erweitert.

Leipzig. F. Loofs.

Schmidt, Gymn.-Dir. Dr. Guft., Päbstliche Urkunden und
Regesten aus den Jahren 1295—1352, die Gebiete der
heutigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend.

Hrsg. von der Hiftorifchen Commiffion der Provinz
Sachfen. [Gefchichtsquellen der Provinz Sachfen, 21.
Bd.] Halle, Hendel, 1886. (XII, 491 S. gr. 8.) M. 12.—

Unter den Leiftungen der provinzialen hiftorifchen
Vereine und Commiffionen nehmen die Veröffentlichungen
der hift. Commiffion der Provinz Sachfen feit lange
einen befonders hohen Rang ein. Auch diefer neuefte
Band ihrer GQ. ift ein beredter Beweis dafür. Die Liberalität
, mit welcher dermalen das päpftliche Archiv
der gelehrten Forfchung offen fteht, hatte die Commiffion
veranlafst, auf Vorfchlag des regierenden Grafen zu Stol-

I berg-Wernigerode den Gymnafialdirector Schmidt nach
Rom zu fenden, um dafelbft Materialien für die Gefchichte
der Provinz zu fammeln. Im Vorwort giebt diefer einen
kurzen Bericht über feine Arbeit und die Grundfätze, die
er bei diefer fowohl als bei der Edition befolgt hat. Mit
Rückficht auf die Arbeiten, die f. Zeit für die Montan.
Germ, gemacht worden find, fowie unter Beachtung des
allgemeinen Verhältnifses der Curie zu Deutfchland hat
fich Schmidt auf das 14. Jahrh. (von Bonifaz VIII. an) be-
fchränkt und von diefem zunächft einen erften Band, bis
Clemens VI. einfchliefslich reichend, vorgelegt. Eine
weitere Fortfetzung fteht zu erwarten. Clemens V. ift
dabei zu kurz gekommen. Durch Umftände, die nicht
in der Gewalt des Herausgebers lagen, war er verhindert,
deffen Regelten durchzufeilen: die römifchen Benediktiner
, die diefelben dermalen für den Druck bearbeiten,
haben ihm trotz der Unterftützung feiner Bitte feitens
des Archivs jede Einficht verweigert, fo dafs er fich hier
lediglich auf den erften im Druck erfchienenen Band des
Rcgestum fowie das fonft fchon veröffentlichte Ur-
kundenmaterial angewiefen fah. Dagegen hat er fich bei
der jetzigen Publication nicht auf die römifchen Regelten
befchränkt, fondern auch die ihm irgendwie bekannt
gewordenen Originale in deutfehen Archiven herangezogen
. Auch die Druckorte bereits bekannter Bullen
find womöglich namhaft gemacht. Die unbedeutenderen
Stücke find nur in Regeftenform mitgetheilt.

Man könnte nun vielleicht diefen oder jenen Wunfeh
in Bezug auf die Art der Veröffentlichung geltend machen.
Allein ich verzichte um fo eher darauf, als ich nicht
weifs, wie weit dem Verfaffer dabei die Hände gebunden

: waren durch die Grundfätze, welche für die GQ. der
Provinz feftgeftellt find.

So viel ich weifs, ift diefer Band das erfte Unternehmen
der Art, für den Umfang eines deutfehen Ge-

i biets alle Bullen zufammenzuftellen, welche zumal das

j Vatikanifche Archiv dafür enthält. Je mehr zu erwarten
oder wenigftens zu hoffen ift, dafs derartige Publicationen
auch noch von anderen hiftorifchen Landes- und Pro-

j vinzialvereinen unternommen werden, um fo mehr ift
auch bei diefer Gelegenheit wieder die Zerfplitterung zu

i bedauern, mit welcher folche Arbeiten dermalen gemacht

' werden müffen. Jeder Gelehrte, der eine ähnliche Aufgabe
überkommt, wie fie Schmidt hiergelöft hat, wird diefelben
Taufende und Hunderttaufende von Bullen bezw.
Bullenauszüge der Regelten durchfeilen müffen, um zu

j finden, was für feine Provinz pafst und jeden diefer Gelehrten
wird dabei die Sorge drücken, ob es ihm möglich
war, bei der kurzen ihm zugemeffenen Zeit alle Bullen
aufzufpüren und aus der Maffe der Regeftenbändc herauszufinden
. Geld und Zeit wird da in Maffe unnöthig geopfert
, fo lange fich nicht die deutfehe oder preufsifche
Regierung entfchliefscn kann, ein ähnliches Inftitut in
Rom einzurichten, wie Oefterreich und Frankreich es bereits
befitzen, und durch welches die Ausbeutung der
unermefslichen Quellen für deutfehe Gefchichte fyftema-
tifch unternommen werden könnte. Wie es fcheint, ift
hiezu im Augenblick gar keine Ausficht: die deutfehe
Gefchichtswiffenfchaft, die an der Spitze der modernen
Arbeit auf diefem Gebiet fteht, mufs fich von andern
Nationen den Rang ablaufen laffen, während es früher
ihr Ruhm gewefen war, überall zuerft zur Stelle zu fein
und das Befte zu gewinnen.

Der Werth diefer Publication ift ein mannigfacher und
überall fehr grofser. Denn wir ftehen hier in der Zeit,
da wie kaum vor- und nachher die Verwaltung der Kirche
in Rom concentrirt und durch die maffenhaften Exemtionen
, Refervationen u. f. w. alle Fäden dafelbft zufammen-
laufen. Einmal fällt für die Gefchichte der eingefeffenen
Familien eine Menge Material ab, das befonders durch
die zahlreichen Ehedispenfationen geliefert wird. Sodann
find die Urkunden fehr zahlreich, welche fich auf die
Stellung der einzelnen Gefchlechter des hohen und nie-