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1886

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Berichte und Mitteilungen

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 11.

29. Mai 1886.

11. Jahrgang.

Handbuch der theolog. Wifl'enfchaften, hrsg.

von Zock 1er. 2. Aufl. (Nellle).
Mackintosh, Christ and the Jewish law

(Schürer).

Ii reu fing, Die Nautik der Alten (Schürer).
Williams Manuscript. The Syrian Antilegomena
Epistles, edit by Hall (Nellle).

Duchesne, Le Liber Pontificalis. Fase. 1. u.

2 (Harnack).
Hefele, Conciliengefchichte, 5. Bd., 2. Aufl.

beforgt von Knöpf 1er (Harnack).
Archiv für Litteratur- u. Kirchengefchichte des

Mittelalters, hrsg. von Denifle und Ehrle

(Loofs).

Luthardt. Licht und Leben. Predigten. (Meier).
Ledderhofe. Erinnerungen an Henhöfer (Baffermann
).

Koch, Heubner in Wittenberg (derf.).
Horning, F. Th. Horning (derf).

Mittheilung.

Die Redaction lieht lieh durch verfchiedene Erfahrungen
des letzten Jahres genöthigt, daran zu erinnern
, dafs die wiffenfehaftliche Verantwortung für die in
der Theologifchen Literaturzeitung erfcheinenden Re-
cenfionen lediglich von den unterzeichneten Verfaffern
derfelben getragen wird.

Adolf Harnack.

Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädi-
fcher Darfteilung mit befonderer Rückficht auf die
Entwicklungsgefchichte der einzelnen Disziplinen, in
Verbindung mit Proff. DD. Cremer, Grau, Harnack etc.
hrsg. v. Prof. Dr. Otto Zöckler. 2., forgfältig durch-
gefehenc, teilweife neu bearb. Aufl. 3. u. 4. Bd.
Nördlingen, Beck, 1885. (VII, 388 u. XI, 576 S. gr. 8.)
M. 17.— ; Regifter (III, 88 S.) 1886. M. 2.—

In diefer neuen Auflage ift die praktifche Aende-
rung getroffen, dafs die hiftorifche, fyftematifche und
praktifche Theologie je einen befonderen Band erhalten
hat, das Gefammtwerk jetzt alfo von 3 auf 4 Bände an-
gewachfen ift. Der fyltematifchen Theologie ift nun
gleichfalls eine befondere Einleitung vorausgefchickt, vom
Herausgeber; der Apologetik wurde ihre Stelle zwi-
fchen Dogmatik und Ethik angewiefen, vorher ftand fie
an der Spitze; die Einleitung in die praktifche
Theologie wurde bedeutend gekürzt (37 S. ftatt 58), die
Gefchichte der Predigt zu einem felbftändigcn Theil erhoben
, Evangeliftik und Diakonik theils gekürzt,
thcils erweitert. Die beffernde Hand ift im einzelnen
vielfach zu erkennen, namentlich in den Literaturan-

faben; andererfeits find manche, auch finnentftellende
ehler, in die neue Auflage übergegangen, z. B. IV, 360,
10. 368, 16 v. u. 388, 10 v. u. Der Charakter des Werks
ift natürlich geblieben; auch wer mit demfelben nicht
einverftanden ift, wird es doch nicht feiten zu Käthe
ziehen. Dazu hilft insbefondere das Regifter, das für
die zweite Auflage von Pf. Hofftetter in Nördlingen bearbeitet
worden ift (88 gegen frühere 84 Seiten).
Ulm a. D. E. Neitle.

Mackintosh, Rob., Christ and the Jewish law. London,
Hodder & Stoughton, 1886. (X, 302 S. 8.) 6 s.

*So viel auch fchon über ,die Stellung Chrifti zum
Altteftamentlichen Gefetz' gefchrieben worden ift, fo
läfst fleh doch nicht behaupten, dafs eine erneute Unter-
fuchung diefes Thcma's überflüffig wäre. Das Material,
das uns darüber in den Evangelien vorliegt, ift fchwer

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unter einen Gefichtspunkt zu bringen und von einem
Punkte aus zu erklären. Es ift daher nicht zu verwundern
, dafs alle bisherigen Behandlungen des Gegenstandes
bald auf diefem, bald auf jenem Punkte bei dem
Lefer den Eindruck hinterlaffen, dafs noch nicht alles
bereinigt, noch nicht überall die wünfehenswerthe Klarheit
und Sicherheit des Refultates erreicht fei. Ein fehr
achtungswerther erneuter Verfuch zur Löfung des Pro-
blemes ift die hier anzuzeigende Monographie. Der Verf.
ift mit der deutfehen Literatur wohl vertraut, und bekennt
, vor allem Ritfehl zu Dank verpflichtet zu fein
(Vorwort S. VI). Doch bemerkt er mit Recht, dafs Ritfehl
für die hier vorgetragenen Anfchauungen nicht verantwortlich
fei, wie andererfeits auch der Verf. fleh dagegen
verwahrt, dafs er ,den Negationen diefes Theologen' zu-
ftimme. Seine Aufftellungen find etwa folgende.

In dem grundlegenden Ausfpruch Matth. 5, 17—20,
welchen der Verf. feinem ganzen Wortlaute nach für
echt hält, nimmt jefus eine fchlechthin bejahende Stellung
zum Altteftamentlichen Gefetz ein. Hirjgi'iaai heifst
nicht .vervollkommnen', fondern ausführen, realifiren.
Wie kann aber Jefus fagen, dafs er gekommen fei, das
mofaifche Gefetz zur Verwirklichung zu bringen? Es
läfst sich dies nur daraus erklären, dafs er dabei von den
Ceremonialgeboten abhebt und das Gefetz ,in feinem
abfoluten religiöfen Werthe nimmt', als eine Offenbarung
Gottes von bleibender Gültigkeit (S. 23). Mit anderen
Worten: Jefus denkt dabei nicht an das Detail der Gebote
, löndern an das im mofaifchen Gefetz enthaltene
httliche Ideal (S. 31, 35). Diefes zu realifiren erkennt
er als feinen Beruf (S. 30). In diefer Gewifsheit kritilirt
er die pharifäifche Gefetzlichkeit, welche hch an die
einzelnen Gebote hält, ftatt an den Geift (S. 37—56).
Und wenn er auch zunächft noch das Detail des Cere-
monialgefetzes in Geltung läfst (S. 57—77), fo weift doch
das httliche Ideal, das er aufftellt (S. 79—m), weit
über dafselbe hinaus und von felbft auf eine Zeit hin,
wo es aufhören wird (S. 119). So hat Jefus das Cere-
monialgefetz zwar nicht abrogirt, aber feine Abrogirung
vorbereitet (S. 127).

Man wird mit den hier fkizzirten Grundgedanken in
diefer Allgemeinheit einverftanden fein können, und doch
auch diefe neue Monographie unter das obige Urtheil
fubfumiren dürfen, dafs noch nicht alles bereinigt fei.
Der Verfaffer hat gewifs darin recht, dafs man die
Stellung Jefu zum Gefetz nur verliehen kann, wenn man
unterfcheidet zwifchen dem wefentlichen Gehalt und den
einzelnen Beftimmungen des Gefetzes. Zu jenem nimmt
Jefus eine bejahende, zu diefen aber eine verneinende Stellung
ein. Der Verf. fcheint mir aber nicht hinreichend beachtet
zu haben, dafs zu den einzelnen Geboten, denen
gegenüber Jefus eine indifferente, ja negirende Stellung
einnimmt, nicht blofs die Ceremonialgebote, fondern auch

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