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Ausgabe:

1886

Spalte:

204

Autor/Hrsg.:

Bapheides, Archimandritos F.

Titel/Untertitel:

Echchlesiastiche istoria apò toy chyrioy emon 1886

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturz.eitung 1886. Nr. 9.

204

gefe des altchriftlichen Bildcrkreifes feitens der Gelehrten
beider Kirchen wird fich dabei natürlich ftets geltend
machen, und darum ift die genaue Wiedergabe der Monumente
— am beften mitteilt der Photographie — um fo
dringender zu wünfchen, als ja thatfächlich mit der Re-
production durch das blofse Wort oder durch weniger
treue Abbildungen mehrfache Mifsverftändnifse und Irr-
thümer fich früh gebildet und fpät erhalten haben. Daher
find auch an diefer Stelle die ganz knappen Befchrei-
bungen der Monumente vielfach unzureichend und manchmal
fogar irreleitend, wie z. B. die der Nr. i2bis: ,Amours
ailes et sans ailes jouant au jeu du trochus', wobei die
zugehörige Infchrift — wie dies dem Verf. übrigens fehr
häufig paffirt —■ fehlerhaft wiedergegeben ift. Nr.
123, Nr. 125 u. m. a. find unvollltändig. Die Interpretation
des Verf.'s ift überwiegend die römifche, von der
er nur feiten abweicht, wie z. B. bei Nr. 127, wo er gegen
die Auffaffung Garrucci's und Marucchi's, die in der Dar-
ftellung des betreffendenMahles das zu Emmaus erblicken,
polemifirt.

Leichter als mit diefem Theil der Arbeit wird man
fich mit der vorangefchickten Studie über die Entwicklung
der chriftlichen Kunft des Basreliefs an den Sarkophagen
zufrieden geben. Nicht neu an Gedanken, aber
leicht und fliefsend trägt der Verf. hier die von de Roffi,
Garrucci und Le Blant feftgeftellten Gefichtspunkte vor.
Er betont, dafs der Gebrauch der Sarkophage vom
2. Jahrh. an in Rom bei Heiden und Chrilten zugleich
fich zu verbreiten anfängt; im 3. ift er der allgemein
übliche. In diefer Zeit bemächtigten fich auch die Chrilten
diefer Kunft und fchufen ihre Sarkophage felblt, die fie
bis dahin aus heidnifchen Magazinen entnommen hatten.
So erklärt fich der genrehafte, heidnifch-allegorifche
Schmuck der älteften Särge, fo auch das nur allmähliche
Vorkommen chriltlicher Figuren, beltimmter Typen im
Sarkophagrelief, die zwar in den Katakombenmalereien
vielfach fchon benutzt und variirt waren, aber fich fo
ohne weiteres auf die Sculpturwerke nicht übertragen
liefsen, da die Technik eine folche Fülle ihr nicht geläufiger
Formen nicht mit einem Male bewältigen konnte.
Darum fehen wir auch lange Zeit hindurch den Guten
Hirten, deffen Figur der antiken Sculptur nicht unbekannt
war, als den zuerft entwickelten Typus altchriltlicher
Bildnerei hervortreten, der fich dann aber anders als in
der Malerei, und zwar nicht blofs äufserlich, fondern auch
inhaltlich fo verändert, dafs die potenzirte Symbolik der
Figur als die des Herrn fich zur allgemeinen chriftlichen
Hirtenidylle verflüchtigt. So fehen wir den Guten Hirten
auf fpäteren Sarkophagen nicht mehr als Mittelfigur, um
die fich Alles gruppirt, fondern mehr gelegentlich dar-
geftellt, mehrfach zwei, drei Mal auf einem Sarkophage,
bärtig und unbärtig zugleich wiedergegeben, während
gleichzeitig die hiftorifche Auffaffung der Chriftusfigur in
den Mittelpunkt rückt. Allmählich treten dann auch die
andcrenFiguren des hiftorifchen Cyklus der Katakomben
in der Sculptur in die Erfcheinung, aber nicht immer in
gleich intenfiver Weife; die Sculptur ift darin fchema-
tifcher als die Malerei und bildet daher manche Scenen
gar nicht, andere aber um fo häufiger und auch mannigfaltiger
. Im Anfang des 4. Jahrh. prädominirt fchon die
hiftorifche Auffaffung; in feiner Mitte kann fie als abge-
fchloffen betrachtet werden. Seitdem vermag die Sculptur
nur noch zu wiederholen. Ideale Scenen, Chriftus thronend
unter den Apofteln, Petrus und Paulus an feinen Seiten,
find ihre letzten Schöpfungen, die dann in den Mofaiken
an den Wänden und Gewölben der Bafiliken ihre Vollendung
gefunden haben.

Man mufs geliehen, dafs der Verf. in feiner Studie
mit redlichem Beftreben der Wahrheit feines eigenen
Satzes: ,Lart, commc la nature meine, n'a guere de brus-
ques changements: il se modifie par transitions progressives1
(S. 40) nachgegangen ift, und dafs er damit allen denen,

die in diefe Materie eingeführt fein wollen, zum vorläufigen
Führer empfohlen werden kann.

Berlin. Otto Pohl.

Bcapeidps, lAgyiuctvögizog (J)ilägEZog, 'Ex x Ixjg laazixr]
lozogia drcö zov y.vqlov ipiwv ''I. Xq. inyqi zwv y.alf
rpiäg ygovcov. T. Iii Mtorj Ey.y.Xr}Giaazixr} lozogia (70O
— I4S3 F- Vn.). ö£V Kaivozavzivovunlei, zinoig 2'. I.
Bovzvga, 1886. (XI, 460 S. gr. 8.) Tiiiäzcri yqoo.
dgy. 25.

Diefer zweite Band der von uns Theol. Lit.-Ztg.
1884 Nr. 25 befprochenen Kirchengefchichte ruht im
Wefentlichen auf denfelben (dcutfchen) Arbeiten wie der
erfte; aber die orientalifche Kirchengefchichte und vor
allem die Gefchichte des Verhältnifses von Alt- und
Neu-Rom ift mit gröfserer Selbftändigkeit dargeftellt,
z. Th. in fcharfem Gegenfatz zu dem Vorurtheil abend-
ländifcher Hiftoriker, welche die orientalifche Kirche
fchon im MA. ,wg vExgav y.al w&iaiojaav' vorftellen. Das
Studium der byzantinifchen Schriftfteller — fo erklärt
der Verf. in der Vorrede — hat ihn von dem Gegen-
theil überzeugt. Aufser den Werken derfelben hat er
namentlich die Acta et Diplomata Graeca Medii Aevi von
Miklofich und Müller (Wien 1860) und mehrere andere
Schriften benutzt, denen man in Kirchengefchichten
nicht häufig begegnet. So bietet feine Darftellung, fo
kurz fie auch betreffs der orientalifchen Kirche ift, manches
Beachtenswerthe. In Bezug auf die abendländifche
Kirchengefchichte freilich hat fich der Verf. felbft nicht
die Aufgabe geftellt, mehr als ein fehr dürftiges Com-
1 pendium zu bieten. Dennoch darf man fich aufrichtig
freuen, dafs den griechifchen Gciftlichen in ihrer Sprache
I diefes durch Fleifs und würdige Haltung ausgezeichnete
i Buch geboten ift. Augenfcheinlich hat der Verf. Rückficht
auf das türkifche Regiment nehmen müffen, unter
welchem er fteht. Andererfeits ift es bezeichnend, mit
welchen Worten er den Bericht über die falfche Union
von Florenz fchliefst: noXXoi zwv layvowv uakioza Joc-
nag o Xozagag uvepoct, xgeizzoz eqov egxiv iöeiv ev

LIEGT} TT} TlÖ'kEl CpaXlÖIlOV ßaOlksVOV 'VoVQXWV f.

xaXvnzqav kaziviKr)v. Ev zovzoig zfj 5 ä/zqikiov 1453
6 ozgctzbg zov Mcoctfisd' nokiogy.Ei trp> Kwvozavzivohcokiv,
zfj Öe 29 Lia'iov nirtZEi avzrj y.al zb 1461 y.al r] Tqcnts-
L~ovg, o't'zto öe zIüezlu zigiia eig zag ngög eviooiv zwv
övo 'ExxArjoeöjv unojrslqag (S. 232).

Giefsen. Adolf Harnack.

Luther's, Dr. Martin, Briefwechsel. Bearbeitet und mit
Erläuterungen verfehen von Pfr. Dr. Ernft Ludw.
Enders. 1. Bd. Briefe vom Jahre 1507 bis März 1519.
Frankfurt a. M., Schriften - Niederlage des Evangel.
Vereins, 1884. (XIV, 494 S. 8.) M. 3. —

Diefe verdienftliche Arbeit erweckt in uns neben dem
Gefühl lebhaften Dankes leider zugleich ein anderes Gefühl
, das des Bedauerns, dafs die Redaction der Erlangen-
Frankfurter Ausgabe, deren integrirenden Beftandtheil
diefer Briefwechfel bildet, die Aufgabe zu eng begrenzt
hat, fofern dieE. A. 52ff. abgedruckten deutfehen Briefe
Luther's hier nicht zum Abdruck gelangen, fondern nur
verzeichnet werden. So fleht man fich bei diefer erften
Ausgabe des Briefwechfels des Reformators genöthigt,
doch noch auf de Wette und feine Portfetzer oder auf
die bisher faft gar nicht benutzten Briefbände der E. A.
zurückzugreifen. Und diefes Bedauern fteigert fich in
j demfelben Mafse, als wir bei genauerer Prüfung uns von
| der Vortrefflichkeit und Zuverläffigkeit diefer neuen Ausgabe
überzeugen.

In der That bezeichnet fie fonft einen hocherfreu-