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Ausgabe:

1885 Nr. 6

Spalte:

137-139

Autor/Hrsg.:

Hamilton, John

Titel/Untertitel:

The Catechism. 1552. Edited, with introduction and glossary by librarian Thomas Graves Law 1885

Rezensent:

Kolde, Theodor

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137 Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 6. 138

hätte, während er fie doch als objective Wahrheit anfah. 1 an Sonn- und Fefttagen, wenn keine Prediger da waren,
Für Ofiander's Leben ift diefe Epifode äufserft intereffant. | die damals fehr feiten in Schottland gewefen zu fein
Leider ift fein Briefwechfel mit Coppernicus, bis auf j fcheinen,immer eine halbe Stunde lang vorgelefen werden,
einige von Kepler aufbewahrte Excerpte [in Kepleri op. weshalb das Volk darin auch in der Regel direct

angeredet und möglichfte Popularität erftrebt wird. Jedes
Eingehen auf den Inhalt wurde ausgefchloffen, der Cle-
riker, der fich in einen Difput darüber einlaffen würde,
mit Inquifition bedroht. Die Einrichtung diefes Katechismus
, der als einziges Denkmal religiöfer Volksliteratur
in Schottland aus diefer Zeit von hohem fprachgefchicht-
lichem Werth fein foll, ift diefe. Er zerfällt in vier
Theile: I. Erklärung der zehn Gebote, II. der 12 Artikel
des Glaubens, III. der Heben Sacramente, IV. des Vater-
unfers. Darauf folgen anhangsweife eine Erklärung des
Ave Maria und zwei Abfchnitte vom Gebete zu den
Heiligen und für die abgefchiedcnen Seelen; und wie
dem Ganzen ein Prolog beigegeben ift, fo findet fich
eine allgemeine Einleitung zu jedem Abfchnitt.

d. Frisch. 7(1858) 245 sqq.) verloren gegangen (auf dem
Königsberger Staatsarchiv ift keine Spur davon zu entdecken
), fo dafs wir bis jetzt auf Kepler's Angaben an-
gewiefen find. — So wird fchon durch diefe Detailftudien
das vorliegende Werk auch für den Theologen werthvoll
; da der Verf. aber dazu auf Schritt und Tritt die
politifchen und die kirchlichen Verhältnifse Ermelands
und feine Beziehungen zu Polen und Preufsen ausführlich
und allfeitig zeichnet, fo erhebt fich fein ,Coppernicus
' zu einer wohlgelungenen Cultur- und Kirchenge-
fchichte des unteren Weichfellandes, durch welche fich
das Leben des berühmten Aftronomen wie ein rother
Faden leicht orientirend hindurchzieht. — Die Ausstellungen
, welche ich machen könnte, find von untergeordneter
Bedeutung: der Verfaffer hält fich nicht frei von j Im Jahre 1882 wurde davon eine in nur 140 Exem-
unbewiefenen Conftructionen (z. B. I, 1. S. 283 Verkehr , plaren abgezogene, vonPaterfonbeforgte und vonProfeffor
des Coppernicus mit Michelangelo); in Sachen der Aus- | Mitchell ausführlich eingeleitete Facfimileausgabe ver-
weifung der Wirthin des Coppernicus fcheut er fich, die anftaltet, welche der Herausgeber diefes zweiten Neu

Schuld desfelben offen auszufprechen, die doch durch
des Coppernicus Briefe (vom 2. Dec. 1538 und vom
11. Jan. 1539, II. Bd. p. 161—163) und durch das Schreiben
des Ermländifchen Bifchofs an das Frauenburger Dom-
capitel (I. Band, I.Theil, S. 370 arccre . . . ejusmodi pestis
co7itagionem!) mit Wahrfcheinlichkeit erwiefen ift; Bd. I,
Theil 2, S. 281 meint der Verf., dafs Melanchthon 1571

drucks mit Lob für die von ihm augenfcheinlich vielfach
benutzte Einleitung als fehr fehlerhaft bezeichnet, was
ich nicht controlliren kann.

Allem Anfcheine nach ift Hamilton's Katechismus
fehr bald in Vergeffenheit gerathen, fchon die nächste
Generation weifs nichts mehr davon, und da man ihn
nur einmal fpäter auf einer Synode von 1559 erwähnt

noch lebt; S. 517 fleht irrthümlich ,Mai 1543' ft. 1542. j gefunden hat, fleht es dahin, ob man überhaupt in der
Die im II. Bande (1884) veröffentlichten Urkunden J beabfichtigten Weife feine Verbreitung verfucht hat, oder
(von Coppernicus felbft nur kleinere Schriften und 16 was diefelbe verhindert hat. Gleichwohl bietet diefer
Briefe) find in dem 1883 erfchienenen I. Bande, welcher katholifche Katechismus des Intereffanten genug. Aufiii
2 Theilen das Leben des Coppernicus enthält, vom fallen mufs fogleich, dafs er trotz feiner ausgefprochen
Verfaffer felbft verwerthet. abwehrenden Tendenz von der Polemik faft ganz abfieht,

Königsberg i. Pr. Paul Tfchackert. und überhaupt der Moral eine gröfsere Bedeutung zuweift

I als dem Dogma. Und nicht mit Unrecht macht der
Hamilton, Archbishop John., The Catechism. 1552. Edited, | Herausgeber darauf aufmerkfam, dafs die Hauptübel,
with introduction and glossary by librarian Thomas I gegen welche er ankämpft, und die darum wohl auch

Graves Law. With a preface by W. E. Gladstone-
Oxford, Clarendon Press, 1884. (XLVII, 312 S. gr. 8.)
Cloth.

John Hamilton, unter deffen Namen der vorliegende

feine Veranftalter als die Hauptübel des damaligen
fchottifchen Kirchenthums angefehen haben werden, Un-
wiffenheit, religiöfe Indifferenz und Verachtung des prie-
fterlichen Amtes find. Und wie wenig Fähigkeiten man
den Prieftern zutraut, zeigen die ausführlichen Vorfchriften

Katechismus ausgegangen ift — der Verfaffer ift unbe- für den Priefter, wie er fich beim Vorlefen benehmen,
kannt —, geboren 1512 als natürlicher Sohn des erften 1 accentuiren foll etc. — Wie Prof. Mitchell (nach den
Earl of Arran, wurde, nachdem er fchon das Bisthum i Citaten in Law's Einleitung) nachgewiefen, haben dem
Dunkeid bekleidet hatte, im Jahre 1547 als Nachfolger j oder den Verfaffern des Katechismus u. A. Gropper's
des Cardinal Beaton, Erzbifchof von St. Andrews und hnchiridion Christianae Institntionis, auch Helding's Insti-
Primas von Schottland und war bis zur Aufrichtung tuHo Christiana vorgelegen, in einzelnen Partien finden
des Proteftantismus in Schottland im Jahre 1560 der ■ fich auch Anklänge an Heinrich des VIII. Ncccssary doctrinc
eifrigfte Verfechter des Katholicismus und Verfolger der vom Jahre 1542, einmal fogar in beinah wörtlicher WiederKetzer
, wufste fich fodann, obwohl immer im Verdacht I gäbe eine kurze, übrigens belanglofe Stelle aus Luther's
des Papismus in die neuen Verhältnifse wohl oder übel j Grofsem Katechismus'), und zeigt die Arbeit im Grofsen
zu fchicken und endete im Jahre 1571, der Theilnahme j und Ganzen jenen abgetönten und gemäfsigten Katho-
an der Ermordung Darnley's und Murray's bezichtigt, Hcismus, wie man ihn aus Gropper kennt, geht aber
auf dem Schaffott. Im Herzen hat er wohl niemals dem darin weit über diefen hinaus, dafs vom Primat Petri,
Katholicismus abgefagt, und denfelben zu fchützen, foll vom hl. Stuhl in Rom oder vom Stellvertreter
auch der von ihm im Jahre 1552 herausgegebene Kate- Chrifti, kurz überhaupt vom Papfte mit keinem
chismus dienen, wie die in demfelben Jahre zu Edinburg i Worte die Rede ift. Nachdem von den befonderen
abgehalteneProvincialfynode ausdrücklich in ihrer Appro- j Rechten der Bifchöfe gefprochen worden ift, heifst es:
bation auseinanderfetzt. Die ganze, auf erzbifchöfliche 1 As for uthir ordonris and digniteis of the kirk, we think
Korten gedruckte Ausgabe wurde dem Erzbifchof über- I thame nocht necessarie to be exponit to yow, because the
liefert, der die nöthigen Exemplare an feinen Diöcefan- ! knawlege of thame makis nocht mekil to your edificatioun
clerus vertheilte, denn zur Unterweifung des Clerus (S. 235). Nicht minder auffällig mufs es erfcheinen, dafs
war der Katechismus, obwohl er im fchottifchen Dialekt der Meffe keine befondere Betrachtung gewidmet ift und
gefchrieben ift, zunächft beftimmt —, den übrigen Bedarf j dieOpferidee kaum geltreift wird, indem als dritte Bezeichnung
des Abendmahls (der noch andere folgen) genannt

den Suffraganen zukommen liefs, den Reit aber in feiner
Verwahrung hielt. Nur den Ordinarien war es geltattet,
einzelnen ausgezeichneten Laien das Buch unter Discretion

111 die Hand zu r,0k u j j- 1 „ ;;k-;™n riem« Hamiltons Kat. p. 135. Vgl. Luther zum i. Artikel: „Das meine ur

Irren* nnterf» * Seben> w^nd dies dem übrigen Uerus , gläube ^ dafs ^ ^ b f bin_getreide und aues gewächs

ureng unterlagt war. Gleichwohl follte daraus, und zwar ■■ Be; Müller, Symb. Bücher. P. 450. 13. Liegt hier etwa eine beider

Oüne Auslallung von Anfang bis ZU Ende in jeder Kirche ! leitige Anlehnung an eine dritte ältere Quelle vor?

1) Diefe von Law nicht näher bezeichnete Stelle findet fich in
Hamilton's Kat. p. 135. Vgl. Luther zum i. Artikel: „Das meine und