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Ausgabe:

1885 Nr. 3

Spalte:

67-69

Autor/Hrsg.:

Philippi, Friedr. Ad.

Titel/Untertitel:

Symbolik. Akademische Vorlesungen 1885

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 3.

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gebene Bruchftück mit, wohl weil ihm der Urdruck nicht
zu Gebote ftand. Dadurch fehlt aber gerade der in-
tereffantere Schlufs des Briefes. Es bietet fich wohl im
2. Bd. noch Gelegenheit, denfelben nachträglich zu bringen
. Uebrigens ift nach dem Urdruck S. 202. Z. 6.
zwifchen alias und gentes ein etiam einzufchieben, und
Z. 26. IL seniores: s&niores zu lefen; — S. 203. zwifchen
Nr. 248. und 24g. ift die Einregiftrirung des Briefes von
Luther und Jonas an den Rath von Leisnig vom 26.
März 1534, de W. IV, 526 f. vergeffen; — S. 211. Z. 13.
ft. sede-: sedes; — S. 221. Z, 7. v. u. Episcop. Caminen. !
ift Erasmus Manteufel v. Arnhaufen; — S. 230. Nr. 284.
Z. 5. zu dem pictor Sebastianiis war de Wette V, 433 anzuführen
, befonders aber auf Seidemann im Anzeiger
f. Kunde der deutfchen Vorzeit, 1874, Sp. 179 ff. zu
verweifen; — S. 234. Z. 1. v. u. ift P. zu ergänzen durch
Pontanum; — S. 235. Note 5. wird auf de Wette IV, 680
verwiefen, diefer Brief gehört jedoch nicht ins J. 1536,
fondern nach dem in Zerbft befindlichen Original ins J.
1535, und zwar auf den 28. Eebruar; — S. 260. Nr. 354.
Z. 29. in arce illa ift Lichtenberg, vgl. Burkhardt, Luth.
Briefw. S. 290; Z. 21. consilia; — S. 266. Z. 13. v. u.
follte hier nicht ,beduncken' ft. bedanken zu lefen fein?
— S. 267. Z. 13. ir leipgut; — S. 274. Nr. 366. Nach-
fchrift: optima; — S. 312. Z. 28. cooperari in Christo; —
S. 336. Z. 2. v. u. zuuorhoffen; — S. 349. Z. 3. gerne |
(?) ft. gerne; — S. 377. Z. 4. v. u. ift „Staden" wohl ein
Lefefehler aus dem Original, es mufs jedenfalls „Stratner"
heifsen; — S. 388. Z. 11. v. u. ift rathmenn richtig ge-
lefen? Z. 7. v. u. Wafsen = Baffa; — S. 391. Nr. 490. !
fällt nach Burkhardt S. 352. genauer in Zeit von 21—27.
März; — S. 482. Note 2. hat das Citat zu heifsen: Erl.
Ausg. 23, 214; — S. 409. Z. 14. tht (ft. im); — S. 417.
Z. 8. v. u. lag kein Grund vor, idolatricis in idololairicis
zu verändern; erftere Form, obwohl nicht ganz richtig,
kommt dennoch neben der anderen eben fo häufig vor
und hatte fich gewiffermafsen eingebürgert; — S. 435. I
Nr. 175a. Diefer Brief Luther's an Jonas ift aus derfelben |
Quelle bereits bei Strobel-Ranner, Luth. epp. Norimb.
1814 p. 174. abgedruckt und von de Wette und feinen
Ergänzern unbegreiflicher Weife überfehen worden, wodurch
er unbekannt blieb und von Kawerau fo gut wie
neu entdeckt wurde.

Oberrad. Enders.

Philippi, weil. Confift.-R. Prof. Dr. Friedr. Ad., Symbolik.
Akademifche Vorlefungen. Als eine Feftgabc zur
400jährigen Feier des Geburtstages Dr. Martin Luthers
hrsg. von Paft. Dr. Ferd. Philippi. Gütersloh, Bertelsmann
, 1883. (VII, 464 S. gr. 8.) M. 7. 20.

Ein lesbares Buch. Das ift das Befte, was ich ihm
nachzurühmen weifs. Denn des Neuen bringt es herzlich
wenig und des Bekannten Vieles nicht. Aber was
es bringt, das bringt es in angenehm flotter Form. Behandelt
werden zuerft und am ausführlichften der Katho-
licismus, dann das Lutherthum, dann die reformirte
Kirche, zuletzt einige Secten. Die griechifche Kirche j
findet keine gefonderte Berückfichtigung; das Wenige,
was der Verf. von ihr mittheilt, bringt er gelegentlich
an. Vom lutherifchen Lehrbegriff giebt der Verf. nur
eine .Skizze', da die Dogmatik der Ort fei, wo er ausführlich
behandelt werden müffe. In der Symbolik
kommt es nur auf die Punkte an, welche die lutherifche
Kirche von den anderen Kirchen fcheiden, und auch diefe
bedürfen keiner eingehenderen zufammenhängenden Darlegung
, ,da ja die lutherifche Lehre der fortlaufende
Prüfftein ift, an welchen wir die übrigen Lehren, namentlich
die der katholifchen und reformirten Kirche, im
Gegenfatze zu denen fle fleh ausgebildet, anlegen und
nach dem wir fle beurtheilen, fo dafs alfo bei diefer
Gelegenheit die lutherifchen Lehrartikel felbft zum Vor-

fchein kommen'. Damit ift zugleich der Standpunkt des
Werkes, wie man ihn auch a priori erwarten wird, gekennzeichnet
. Dafs die Symbolik als Polemik betrieben
wird, ift mir freilich durchaus fympathifch. Ich habe
meinerfeits das zu einer Zeit verlangt, wo es noch nicht
fo viel Verftändnifs fand, wie vielleicht gegenwärtig
wieder, wo foeben felbft die Luthardt'fche Kirchenzeitung
klagt, man habe die Polemik gegen Rom zu
lange liegen laffen und nur die befchreibende Symbolik
für Wiffenfchaft gehalten. Damit ift noch nicht
gefagt, dafs ich eine Art von Polemik, wie fle in dem vorliegenden
Buche betrieben wird, für zweckgemäfs hielte.
So lange man fortfahren wird, die ,Symbolik' laut ihres
Namens nur aus den Symbolen fchöpfen zu laffen, ift
Licht und Schatten falfch vertheilt. Die nichtproteftan-
tifchen Kirchen find aus ihren Symbolen gar nicht ausreichend
kennen zu lernen, und fpeciell mit der römi-
fchen nur auf Grund ihrer .Symbole' zu ftreiten, ift eine
Conceffion, die fle von vorneherein viel günftiger Hellt,
als fle fleht. Man will dann Dinge auf fich beruhen
laffen, die man gar nicht auf fich beruhen laffen darf,
wofern es auf ein richtiges Urtheil über den Katholi-
cismus abgefehen ift. Denn es ift nicht an dem, dafs
der Katholicismus verlangen dürfte, nur nach feinen
Symbolen oder feinen officiellen Lehren beurtheilt zu
werden. Der Proteftantismus kann das in gewiffer Weife
,verlangen'. Denn er verirrt wirklich ganz befonders
in der ,Lehre', und feine Symbole, wenigftens fein Haupt-
fymbol, die Auguftana, bietet richtig verftanden ein zutreffendes
Bild von der Auffaffung des Chriftenthums,
die in ihm gilt. Aber der Katholicismus verfirt nicht
ebenfo wefentlich in der Lehre, fondern grofsentheils
in Formen, an denen es nur zu den untergeordneten
Merkmalen gehört, dafs fle auch in Lehren gefafst find.
Und was fpeciell feine Symbole betrifft, fo find fle auch
nicht danach angethan, die principalen Führer auch nur
durch feine Lehre zu fein. Denn fle erwecken immer
das Bild, als feien die beftimmten Punkte, in welchen
fleh im Reformationszeitalter die Controverfe fixirt hat,
innerhalb der Lehre, die er übt, von eben dem Belang,
welchen fle innerhalb der proteftantifchen Lehre haben.
Das ift aber in alleweg nicht der Fall, wie befonders
die Rechtfertigungslehre zeigen kann. Dafs der Katholicismus
es fich gerne gefallen läfst, refp. es fordert,
nur nach feinen officiellen .Lehren' von uns beurtheilt
zu werden, das weifs ich fehr wohl. Er hat daran das befte
Mittel, uns in heilfamer Unkenntnifs über fehr Vieles
an feinem factifchen und prineipmäfsigen Beftande zu erhalten
. Alfo Philippi's guter Wille, den Katholicismus
nicht nur zu fchildern, fondern gleicherzeits zu bekämpfen
, reicht nicht an die Sache felbft heran! Dabei
brauche ich gar noch nicht einmal zu urgiren, dafs Ph.
aus den Symbolen hüben und drüben nur Bruchftücke
zu erheben weifs. Das ift ja bei ihm nicht anders zu
erwarten. Denn abgefchloffener in feinen Vorurtheilen,
zumal feinem erfchreckend dürftigen Verftändnifs der
eigenen Kirche, wird nicht leicht ein akademifcher Theolog
unferer Zeit befunden werden! Man hat, wenn man
Ph's. Buch lieft, den Eindruck, als fchlafwandele er
unter den Gröfsen, die er darftcllt, zumal unter den
lutherifchen Symbolen. Da ift als Ueberleitung zu
der ,Skizze des lutherifchen Lehrbegriffs' eine Abhandlung
von 24 Seiten über das ,Wcfen und die Nothwcn-
digkeit kirchlicher Bekenntnifsfchriften'. Man glaubt fich
etwa in die dreifsiger Jahre unferes Jahrhunderts zurück-
verfetzt. Da hat man ähnlich abftract über diefe Dinge
geredet. Wen foll fo Etwas noch überzeugen? Wir
wiffen dermalen viel zu viel von den .Bekenntnifsen',
dank dem, dafs feit vierzig Jahren recht viel zur Ge-
fchichte der Ideen der Reformationszeit geleiftet ift, als
dafs wir fo leichten Kaufes auch nur für die Sache zu
intereffiren wären. Ich habe auch fonft durchweg den
Eindruck, als ob wir es bei diefen .akademifchen Vor-