Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1885

Spalte:

606-607

Titel/Untertitel:

Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi. 2. neu bearb. Aufl. des Lehrbuchs der neutestamentl. Zeitgeschichte. 2. Thl. Die inneren Zustände Palästina‘s und des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu

Rezensent:

Schürer, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

6o- Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 2;. 606

ger Sinn (,zur Weide dienen') des -tfab tinTll mtn in
6, 13 mit guten Gründen verfochten; in 10, 16 ViBTDD
und 1133 ftatt von den Kriegern oder der Perfon Affur's
von feinem Ackerboden und Walde, natürlich innerhalb
des Bildes, das in den folgenden Verfen zur Durchführung
kommt, richtig verbanden. Barth's Auslegung von
Jef. 8, 23 billige ich nicht nur der Hauptfache nach,
fondern habe fie bereits feit einer Reihe von Jahren vorgetragen
, felbft dazu angeregt durch die Ueberfetzung
von Zunz-Sachs (Die 24 Bücher der Heil. Schrift, 2. un-
veränd. Abdr. Berlin 1843), die ich hier folgen laffe:
,Denn kein Ermatten (kennt) ihr Bedränger; einft machte
der Erfte es leicht, bis in das Land Sebulun und in das
Land Naftali hin; aber der Letzte macht es fchwer, nach
dem Meere hin, jenfeit des Jarden (bis in) den Kreis der
Stämme'. Da der Verf. nach dem Vorwort nur Neues
geben oder doch von vergeffenen älteren Auslegungen
den Urheber nennen will, fo mufs er den Vorgang diefer
weit verbreiteten Ueberfetzung überfehen haben. Das
rtVTi D?n ^btJTD c. 28, 14 darf doch fchwerlich mit ,Gleich-
nifsredner' überfetzt werden, der Zufammenhang fpricht
entfehieden für ,Beherrfcher'; dagegen wird Jim in v. 16 gut
nach Aelteren neben Jinn 23, 13 und jm 32, 14 = ,Wartthurm
' geftellt; auch die Bemerkungen zu v. 23—29 verdienen
Beachtung, wenn fie auch nicht ausreichen werden
, alle Schwierigkeiten zu befeitigen. In 31, 9 DSU für
c:nD (vgl- 30, 4) zu verftehen, ift unmöglich, hilft auch
nicht zu einer brauchbaren Erklärung. Auch die Deu

c. 7 unmöglich, fo dürfte auch bei den übrigen Stücken
in fo mechanifcher Weife nicht zu helfen fein. Auch mit
den vorhergehenden Capiteln und der Anordnung des
ganzen Buches Jef. 1 —12 fleht es fchwerlich fo einfach
wie B. meint; doch würde ein Eingehen darauf zu weit
führen.

Eine Reihe von Verfehen in Stellenangaben wird
man gern berichtigt fehen. S. 4 Z. 2 v. u. 1. 55 (t. 51;
S. 5 Z. 9 v. u. 1. 5 ft. 3; S. 11 Z. 1 1. 1—24 lt. 1—25,
Z. 5 1. 25 ft. 24, Z. 4 v. u. 1. 12 ft. 13; S. 12 Z. 4 und
S. 13 Z. 18 1. 25 ft. 26; S. 18 Z. 11 v. u. 1. 28 ft. 26.
Auch fonft fehlt es nicht an Druckfehlern.

Bonn. K. Budde.

Schiirer, Prof. D. Emil, Geschichte des jüdischen Volkes im
Zeitalter Jesu Christi. 2. neu bearb. Aufl. des Lehrbuchs
der neuteftamentl. Zeitgefchichte. 2. Thl. Die
inneren Zuftände Paläftina's und des jüdifchen Volkes
im Zeitalter Jefu Chrifti. Leipzig, Hinrichs' Verl., 1886.
(X, 884 S. gr. 8.) M. 20. —; geb. M. 22. 50.

Zur Orientirung über den Inhalt diefes Buches erlaube
ich mir, hier das Vorwort zum Abdruck zu bringen.
Dasfelbe lautet:

Das,Lehrbuch der Neuteftamentlichen Zeitgefchichte'
erfcheint hiermit in neuer Bearbeitung unter verändertem
Titel. Ich glaube durch den neuen Titel den wirklichen
tung des CnS in 5, 17 auf die nach vV 8 heimathlos ge- I Inhalt des Buches deutlicher und correcter ausgedrückt

machten Armen liegt an fich fern und ift im Parallelis- zu haben als durch den alten. Denn thatfächlich bietet
mus zu D^OSS unftatthaft. Studer ftreicht den Vers. das Buch in feiner alten, wie in feiner neuen Bearbeitung
Im Rechte fcheint mir B. zu fein, wenn er die Echt- nichts anderes als eine .Gefchichte des jüdifchen Volkes
heit der Verfc 4, 5. 6 gegen Stade vertheidigt, nur ge- im Zeitalter Jefu Chrifti' mit Ausfchliefsung der Zuftände
fchieht dies fchwerlich richtig durch Beziehung auf die i der heidnifchen Welt. Zur Aufnahme der letzteren
nach Zion pilgernden Völkerfchaaren (c 2, 2 ff.), da alles konnte ich mich auch jetzt nicht entfchliefsen, da die
Ausgefagte von felbft der bN"'^ nt^bE zu gute kommt, hierbei zu treffende Auswahl des Stoffes immer eine
Aber warum in v. 5.6 eine Rückkehr des entfernt ge- willkürliche fein würde.

wefenen Jahwe nach Zion verheifsen fein foll, bleibt un- i An dem aufseren Rahmen des Buches ift bei der
erfindlich ; denn Wolken- und Feuerfäule u. f. w. find I Neubearbeitung nur wenig geändert worden. Die meiden
nicht nothwendige und einzige Zeichen der Gegenwart i Paragraphen find diefelben geblieben. Neu hinzuge-
Jahwe's, fondern nur verflärkte, greifbarere: eine Ver- kommen ift der Abfchnitt über die Priefterfchaft und
mehrung des Schutzes für den Reft Israel's ift demnach den Tempelcultus (S, 24), und die beiden Paragraphen
ausgefagt. — C. 9, 1—6 will B. auf Hiskia's Thronbe- über die paläftinentifch-jüdifche und die helleniftilch-
fteigung beziehen, in v. 5 überfetzt er: ,und nun kam jüdifche Literatur (§. 32 und 33), durch welche der
die Herrfchaft auf feine Schulter u. f. w.' Et bekämpft frühere Abfchnitt über die Apokalyptik erfetzt wurde,
eine meffianifchc Deutung; doch kann eine folche in wei- Die Zahl der Paragraphen ift demnach nur um zwei ge-
terem Sinne auch bei B.'s Beziehung feftgehalten werden, fliegen. Innerhalb diefes alten Rahmens ift aber das
— Die Annahme, dafs 14, 28—32 auf den Tod des Tig- Buch allerdings fall ein ganz neues geworden. Infolge
lath Pilefer und auf feinen Zug vom Jahre 734, die daran erneuter Leetüre der Quellen und fortgefetzter Befchäf-
geknüpfte Weisfagung auf einen fpäteren König von ! tigung mit dem Gegenftande ift mir fo viel neuer Stoff

zugewachfen, dafs eine wefentliche Erweiterung des Um-
fanges unvermeidlich war. Dem vorliegenden Bande von
über achthundert Seiten entfprechen in der alten Auflage
nicht ganz dreihundert Seiten, obwohl ich mich
ernftlich bemüht habe, in der Form nicht breiter zu
werden als früher. Nur in der wörtlichen Mittheilung
von Quellenbelegen habe ich mir diesmal etwas mehr
Freiheit geftattet als in der alten Auflage.

Einer Entfchuldigung bedarf es noch, dafs die zweite
Hälfte des Buches vor der erften erfcheint. Diefe Um-
kehrung der natürlichen Ordnung war urfprünglich nicht
beabfichtigt. Ich habe zunächft nur deshalb mit der Arbeit
an diefer zweiten Hälfte begonnen, weil es hier
mehr zu thun gab als bei der erften; hatte dabei aber
die Abficht, das Ganze wie früher in einem Bande drucken
zu laffen. Unter den Händen wuchs jedoch die Arbeit
fo fehr an, dafs fich die Nothwendigkeit einer Theilung
in zwei Bände ergab. Zugleich verzögerte fich auch die
Vollendung fo lange, dafs es wünfehenswerth erfchien,
zunächft einmal das Fertige mitzutheilen. Letzteres

Affyrien, etwa Sargon, gehe, hat manches für fich. In
deffen wird fich fchwerlich halten laffen, dafs Ahas und
Tiglath-Pilefer in demfelben Jahre 727 geftorben feien,
vielmehr ift dann auf die Ueberfchrift v. 28» durchaus zu
verzichten. Uebrigens dürfte v. 30a an das Ende des Ca-
pitels gehören und ftatt T»m ein triam zu lefen fein. —
Das ybo in 16, 1 will B. nicht als Eigennamen, fondern
appellativifch faffen und meint dann die ganze Weisfagung
c. 15 f. Jefaia zufchreiben, das ältere Stück etwa
in die Zeit von 14, 28—32, den Anhang 16, 13 f. in die
Zeit Sargon's oder Sanherib's verlegen zu können. — Am
eingehendften wird der fchwierige Abfchnitt 7, 11—25
behandelt, doch kann B.'s Löfung nicht befriedigen. Von
einer Begründung diefes Urtheils darf ich hier abfehen,
da ein kurzer Verfuch über diefe Stelle von meiner Hand
unter der Prelle ift, in dem ich anhangsweife noch auf
B. habe Rückficht nehmen können. Wie B. 7, 17—20
für einen fpäteren Zufatz von des Propheten Hand hält,
fo auch 5, 25 ff. im Verhältnifs zu 5, 1 ff; 8, 5 ff. zu 8,
1—4. Jedesmal foll der Prophet, nachdem die Affyrer

neu in fein Gefichtsfeld eingetreten waren, eine Ergän- konnte gefchehen, weil ja° auch diefe zweite Hälfte
zung bezw. Berichtigung der bereits ertheilten Weisfagung für fich ein relativ felbftändiges Ganze bildet. Indem
eingefügt oder angehängt haben. Ift diefe Annahme bei ich alfo diefe hiermit zuerft ausgehen laffe, darf ich zu-

*