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Ausgabe:

1885

Spalte:

34-44

Autor/Hrsg.:

Kähler, Martin

Titel/Untertitel:

Die Wissenschaft der christlichen Lehre, von dem evangelischen Grundartikel aus im Abriß dargestellt. 1. Heft: Einleitung und Apologetik. 2. Heft: Dogmatik 1885

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 2.

wiedergeben. Uie Zahl der Freunde der Reformations- Spiess, Gymn.-Lehr. Dr. Bernh.. Luthers Beziehungen zu
gefchichte, welche genügend italienifch verliehen, um Nassau. Frankfurt a/M., Diellerweg, 1884. (VI, 30 S.
ohne weitere Beihülfe diefe werthvollen Quellen benützen gr 8 ) M. _ 40

zu können, ift in Deutfchland doch wohl eine befchränkte. , ' ' ' " • •• • -

Jetzt ift es auch anderen Forfchern möglich, an der Hand 1 Ueber den bezeichneten Gegenftand hielt der Ver-
der Regellen die wichtigllen Abfchnitte zu verliehen und ' faffer im vorigen Jahr einen Vortrag, welchen er hier,
zu benützen von 'emen Freunden dazu aufgefordert, in erweiterter

Ebenfo 'dankenswerth find die hillorifchen und lite- ] Form darbietet. Er hätte vvohl beffer gethan, der Auf-
rarifchen Anmerkungen, welche neben den kritifchen den , forderung der Freunde nicht zu entfprechen und das
Text am Fufs begleiten. Der Referent darf fich viel- Manufcript ruhig im Pulte liegen zu lauen! Denn wenn
leicht geltatten, hier einige kleine Ergänzungen zu bieten, ; es auch unbillig wäre, von einem populären Vortrag irgendwelche
in das Gebiet der füddeutfehen Reformation fallen. 1 wie eine Förderung unterer wiffenfchaftlichen Kenntnifs
Der Ulmer Minorite, welcher vgl. S. 106 in den Fallen zu erwarten, fo darf man aber doch wohl, befonders
1521 feine erfte Predigt noch in katholifchem Geift hielt, wenn er nachher dem Drucke ubergeben wird, zweierlei
aber dann evangelifch zu predigen begann, weil er bei verlangen: 1) Kenntnifs und Beherrfchung des Materials
feiner erden Predigt keine Zuhörer gewinnen konnte, und 2) eine gewandte dihdifche Ausfuhrung. Beides
und nun einen grofsen Zulauf bekam, id wohl kein an- i geht dem Verf. ab. Belege für letzteres anzuführen,
derer als Johann Eberlin. Ueber jene Epifode in Eber- muffen wir uns verfagen, da wir fond Satzperioden von
lin's Leben herrfcht noch manches Dunkel. Zwar wiffen ungewöhnlicher Länge abzufchreiben hätten. Aber auch
wir jetzt aus Pellikan's Brief an Luther vom 16. März ™r das erdere könnten wir eine erkleckliche Anzahl von
1520 (Kolde, Analccta S. 13), dafs Eberlin fich fchon in Beifpielen vorführen. So z. B. S. 13 läfst der Verf.
diefer Zeit mit Luther's Schriften befchäftigte. Denn Luthern auf der Reife über Erfurt nach Worms mit
nach den Mittheilungen Prof. Dr. Rud. Roth's in Tübin- Trutfetter verhandeln, obgleich diefer doch Anfangs Degen
id kein Zweifel, dafs jener Johannes Ulmenfis, der cember 1519 bereits verdorben war, während diefe Unter-
erd in Tübingen. 1520 aber in Freiburg Lefemeider der redung auf der Rückreife von Heidelberg Mai 1518 datt-
Franziskanervvar, F.berlin id. Die Worte in Aleander's ' fand. — Auf derfelben Seite lefen wir, dafs auf der
Bericht über Eberlims Fadenpredigten werden dahin zu Heidelberger Rückreife Luther mit Ufingen eifrig* unter-
verdehen fein, dafs Eberlin in feiner erden Predigt vor- handelt und weit mehr auf ihn eingewirkt, als auf die
lichtig auftrat und erd in den folgenden, gehoben von andern Brüder des Convents, wie Lange (!) und andere,
der darken evangelifchen Strömung in Ulm, offen her- ! ,Der Reformator verliefs den würdigen Mann im ernden
vortrat. Das remedium, das Aleander für Eberlin er- l Nachdenken voll Verwunderung, wie Luther am 18. Mai
wartet, wird wohl die Vertreibung desfelben aus Ulm I 1518 an Spajatin fchreibt.' Gerade das Gegentheil id
zu bedeuten haben, welche Ende 1521 eintrat. An Hein- der Fall! Luther fchreibt: Sed nescio, an quid profecerim.
rieh Kettenbach kann nicht gedacht werden, da er erd Und was die ,volle Verwunderung'betrifft, fo fährtLuther
linde 1521 in Ulm auftrat. Jener Dominikaner Dr. Jo- : allerdings fort: cogitabundum etmirabundum reiiqui; was
bann Burkhardi, den Aleander öfters erwähnt vgl. S.Iii. aber damit gemeint fei, ergeben die folgenden Worte:
226. 266, id eine aus Keim's Reformationsblättern von 1 Tanta res est, in opinionibus malis invelerasse. Aehnlicher
Efslingen wohlbekannte Perfönlichkeit, cf.l. c. S. 44. Mifsverdändnifse der vom Verf. benutzten Quellen wären
Er war 1 526 Prediger in Bremgarten und als folcher beim noch manche anzuführen, doch mag es an den beige-
Religionsgefpräch in Baden, 1530 als Vicar des Domini- brachten fein Bewenden haben! — Auch die Correctur
kanerprovincials auf dem Reichstag in Augsburg. Im dürfte genauer fein, fo z. B. S. 10 Leisser für Leiffer;
Herbd 1531 fchickte ihn das Domcapitel Speier auf die i S. 18 der elende Streber Lea für Lee etc.
Pfarrei Efslingen, wo er fich, fchon wegen feines Übeln | Oberrad. Enders.
Leumunds unmöglich, gegenüber Blarer nicht hal
ten konnte. Seine Wirkfamkeit in Mainz war bisher un
bekannt. Er dürfte aus Strafsburg dämmen.

Kahler, Prof. Dr. Martin, Die Wissenschaft der christlichen

Lehre, von dem evangelifchen Grundartikel aus im
Zu Hektar Behem S. 210 fei darauf aufmerkfam Abrifs dargedellt. I. Heft: Einleitung und Apologetik.

gemacht, dafs der gleichzeitige Nürnberger Propd Hec- , 2 Heft. Dogmatik- Erlangen, Deichen, 1883 u. 84.
tor Pömer oder Behaim wohl ein Verwandter dieles /vtii < q ivt o
Feindes von Sachfen fein dürfte. Der damals immerhin l V111' 4°° =>• gr- »•) «L 5- 8°.

auffallende Vorname Hector weid ficher auf einen ge- | Ueber ein fo complicirtes, bedeutendes Werk, wie
meinfehaftlichen Verwandten hin, nach dem beide ge- j diefer Abrifs des Ganzen deffen, was man fond fyde-
nannt find. Man wird diefen unruhigen Mann wohl in | matifche Theologie nennt, läfst fich in diefer Zeitfchrift
der Nähe Nürnbergs fuchen müffen, vielleicht gehört j natürlich nur fehr unvolldändig berichten, noch weniger
er dem Raubgefindel an, das damals im Fichtelgebirge j in vollftändiger Motivirung urtheilen. Es id zu befürchten,
fein Wefen trieb. Möglicherweife geben die von Baader dafs die nicht geringen Schwierigkeiten, welche die Lecherausgegebenen
Acten Hans Thomas v. Absberg's Aus- türe des Werkes — zumal im Anfange, wo die Dardel-
kunft, die mir nicht zur Hand find. I lung des Verf.'s einem algebraifchen Rechenexempel

Bleibt uns auch für die Aufhellung der Ereignifse ; nur zu fehr ähnelt — bietet, viele vom Studium desfelben
in dem wichtigen Jahr 1521 und befonders des Einfluffes abhalten werden. Ich will dem nach meinen Kräften
der Politik auf die religiöfen Verhandlungen noch mancher wenigdens durch das Zeugnifs entgegenwirken, dafs die
Wunfeh übrig, die Alcander-Depefchen haben uns einen ! unverhältnifsmäfsige Mühe, welche es auch mir gemacht
guten Schritt weiter gebracht. Möge Brieger bald die 1 hat, diefe beiden kurzen Hefte Idas Schlufsheft fehlt
2. Abtheilung folgen laden! Er thut nicht nur der Re- j noch) durchzuarbeiten, mir durchaus belohnt gefchienen
formationsgefchichte einen Diend, fondern auch der Ehre durch die reichliche Belehrung, die ich, auch da, wo ich
der deutfeh-evangelifchen Wiffenfchaft. Denn diefe erde 1 die Refultate der eindringlichen Reflexionen nicht über-
Abtheilung zeigt uns nicht nur den Unterfchied zwifchen nehmen kann, zu fchöpfen vermocht. Wenn es K. ge-
italienifcher und deutfeher, fondern auch zwifchen evan- ; länge, feine Anfchauungen über die chridliche Lehre
gelifcher und katholifcher wiffenfehaftlicher Arbeit, wie zum wirklichen Gemeingut derjenigen Gruppe von lheo-
lie Balan und auch Friedrich gethan, in hellem Licht. logen, unter welcher er mit Recht das Anfehen der her-

Bächlingen (Württemberg) G. Boffert. j vorragendften Autorität in wiftentehaftlichen Dingen ge-

ö/' i meist, zu machen, fo würde die Horinung auf eine

I fchliefsliche Verföhnung der auf dem Boden des pofitiven