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Ausgabe:

1885

Spalte:

444-446

Autor/Hrsg.:

Swainson, C. A.

Titel/Untertitel:

The greek liturgies chirfly from original authorities 1885

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 19.

444

fcheidung eines erften und zweiten Curs in den einzelnen
Paragraphen durch gröfseren und kleineren Druck zu
bezeichnen. Die fo bewirkte Hervorhebung des in erßcer
Linie Einzuprägenden hilft am beften zu dem enseigne-
ment solide, clair et precis, das fich der Herausgeber zum
Ziel gefetzt hat. Dabei möchte Referent nur empfehlen,
dafs die zum Verftändnifs der fprachlichen Erfcheinungen
unbedingt nothwendigen Sätze überall bereits in den
erften Curfus aufgenommen werden; die Bildung -Dax"1
z. B. wird beffer behalten, wenn fich der Schüler von
Anfang an -1*3x1 == -r»x* = Tax? (fo beffer, als 'XI vgl.
Gefen. 24, S. 170 f.) einprägt, als wenn er zunächft nur
von einem X quiescent en ö vernimmt. — Ueber die in
der Vorrede erwähnte Revifion des Stils und Ausdrucks
durch Herrn A. Bernus, Pfarrer an der franzöfifchen
Kirche in Bafel, hat Referent kein Urtheil, zweifelt aber
nicht, dafs die vielen Aenderungen, die fich in diefer
Hinficht bei einer Vergleichung der 4. und 3. Auflage
bemerkbar machen, auf ebenfo viele Verbefferungen
hinauskommen.

Schliefslich möge es uns vergönnt fein, durch eine
Reihe von Bemerkungen das Intereffe zu bekunden, welches
wir an der weiteren Vervollkommnung des Buches
in der zu erhoffenden 5. Auflage nehmen.

Die Einleitung enthält nach einer Ueberficht über
die femit. Sprachen überhaupt und die Gefchichte der
hebr. Sprache eine eingehende und forgfältig gearbeitete
histoire des travaux litteraires concernant le texte hebreu
mit Unterfcheidung einer periode talmudique, massoretiqne
et gramtnaticale. In dem erften diefer drei Abfchnitte
verweifen wir zu der üblichen Deutung (S. XVII) von
XfiEHSE (femin., nicht Xüitjo!) als ,la simple' auf Neftle
inTHerzog-Pütt-Hauck's'RE XV, 192. — S. XVIII, Z.
10 inf. fchreibe: ,das Samaritanifche, in welchem uns
unter anderem eine Ueberfetzüng des Pentateuch erhalten
ift'. — Zu S. XIX, Z. 5: die Form EXT?? fcheint
faft ausfchliefslich in der Bedeutung ,Magier] Äftrolog'
gebraucht worden zu fein. Ibid. Z. 10 f. ift der Satz ,es
ift fchwer zu fagen, bis zu welchem Grad fich der ba-
bylonifche Dialekt rein in diefen Stellen (Dan. 2,4 ff.
etc.] erhalten hat' um fo befremdlicher, als S. XVIII der
betreff, aramäifche Dialekt bereits richtig als füdweft-
aramäifcher bezeichnet ift. Wenn trotzdem auch S. XXXI
der Einflufs des Aramäifchcn nach dem Exil hauptfächlich
von dem Aufenthalt der Juden in Babylonien datirt
zu werden fcheint, fo mufs dem gegenüber immer wieder
geltend gemacht werden, dafs das Biblifch-Aramäifche
eben ein Zweig des Weft-, nicht des Oftaramäifchen ift.
— S. XXIV, Z. 13 lies Iffib; S. XXVI, Note 1 fehlt Madden,
the coins of the Jews (Löhd. 1881). S. XXIX: in Betreff
von XSM als ,archaiftifcher' Form für x^n mufs Referent |
durchaus an feiner Darlegung im Gefen. $ 32, Anm. 6 I
fefthalten. — S. XXXV älter als der Codex Babylon.
Petropol. von 916 ift der Cambridger Cod. Nr. 12 (Kenn.
89), nach dem Katalog Schiller-Szineffy's p. 12 datirt
vom 7 Adar 616 — 18. Febr. 856 p. Chr. — Ibid. Z. 13:
kann pien auch Nagel oder Haken heifsen? Denn dies !
bedeutet Waw, nicht ,Pfahl'. — S. XXXVI, Z. 7 lies
Luzzatto. — S. XdXXIV, Z. 18: njü'M höchft wahrfcheinlich |
nicht refetition, fondern einfach jLehre'; daher der Plural
im Sinn von ,Lehrftücke'. Ibid. Note 1 follte es am Ende
genauer heifsen: Mehrere neuere Gelehrte fetzen die
Schlufsredaction diefer beiden Targume ins (3. und) 4jahrh.
Denn dafs die Grundlagen derfelben, ganz befonders des j
fog. Onkelos, in eine weit frühere Zeit zurückreichen, wird [
unferes Wiffens gegenwärtig von Niemandem in Zweifel I
gezogen. — S. XLIII, Z. 9 infr. fcheint 'Irjonig von 1
yi»in anftatt von IFltf) abgeleitet zu werden. — XLV,
Z. 5 'Inf., fowie $ 47 ü. a. lies i"ip ftatt "Hp (vergl. des
Referenten Gramm, des Bibl.-Aräm. S. 81, Note). —-
XLVII, Note i: der Hauptgrund für das Verfchwinden
der alten hebr. Bibelhandfchriften dürfte in der jüd. Vor-
fchrift liegen, fchadhaft gewordene Handfchriften zur

Verhütung von Mifsbrauch durch Vergraben zu befeiti-
gen (vergl. Vitringa, de synag. vetere, L. I, Pars I, Cap. X
a. E.). — XLVlfl, Note i: mit dem Kethib innn ift
fchwerlich *PltlPl, fondern nur eine andere Orthographie
für TPinn beabfichtigt.

In der Grammatik ift vor Allem ein Uebelftand hervorzuheben
, deffen Befeitigung in einer 5. Aufl. dringend
zu wünfchen ift: die confequent wiederkehrende falfche
Stellung des Cholem-Punktes über dem nachfolgenden
Buchftaben, anftatt links oben über dem Confonanten,
nach welchem 5 zu fprechen ift. — Zu der irrthümlichen
Bezeichnung des ' Ole wejored als Merca mahpacatum
(S. 21) vergl. jetzt Gefen. 24, S. 55, Note. — Bezüglich
der Anordnung des Stoffes ift dem Referenten aufgefallen,
dafs in das 1. Cap., welches von den ,Elementen des
Wortes' handeln foll, auch die Lehre von den Sylben aufgenommen
ift, während die Claffification der Confonanten
, die doch ficherlich ,Elemente des Wortes' find, erft
im II. Cap. nachgebracht wird. Hier, wie in anderen
Fällen (bis mit $ 2&l) ^ allerdings wohl die Rückficht
auf die Uebereinftimmung mit den Paragraphenzahlen
der früheren Auflagen mafsgebend gewefen. Die Aus-
ftattung des Buches ift eine vorzügliche zu nennen. Schliefs-
: lieh freut es uns, mittheilen zu können, dafs in demfel-
ben Verlage auch eine auf die Preiswerk'fche Grammatik
berechnete franzöfifche Bearbeitung des Uebungsbuchs
zum Gefenius von der kundigen Hand Prof. Perrochet's
in Neuchatel erfcheinen foll.

Tübingen. E. Kautzfeh.

Swainson, Prof. Dr. C. A., The greek liturgies chiefly
from original authorities. Edited for the syndics of
the University Press. With an appendix containing
the coptic ordinary canon of the mass from two
manuscripts in the British Museum, edited and trans-
lated by Privat-Docent Dr. C. Bezold. Cambridge,
at the University Press, 1884. (LH, 395 S. 4.) 15 s.

Unter den im vorigen Jahre erfchienenen Arbeiten
zur Gefchichte der alten Kirche gebührt dem
vorftehenden, mit höchfter Sorgfalt, Correctheit und
Eleganz gedruckten Werke eine der erften Stellen; denn
was jeder Freund des kirchlichen Alterthums längft
fehnlichft gewünfeht hat, eine auf den Handfchriften
beruhende und die allmähliche Entwickelung
zur Darftellung bringende Ausgabe der grie-
chifchen Liturgien, das ift hier geboten. Swainfon
ift es gelungen, nicht nur den wichtigften Codex, aus
dem die Editiones prineipes mehrerer Liturgien gefloffen
find, wieder aufzufinden — den Cod. Rossanensis zu
Rom —, fondern er hat auch den älteften bekannten
Codex — Cod. Barberinus — neu vergleichen laffen und
eine ganze Reihe bisher nicht verwertheter I Iaiulfchriften
herbeigezogen. Unter diefen find namentlich die ,Rollen'
der jetzt in der Univerfität zu Meffina befindlichen
Bücherfammlung des Bafilianerklofters S. Salvatore bei
Meffina von hoher Bedeutung. Der gelehrte griechifche
Priefter Matranga in Meffina hat diefe Rollen bearbeitet
. Ref. hat diefelben auf feiner in Gemeinfchaft mit
Dr. v. Gebhardt i. J. 1879 nach Süditalien unternommenen
Forfchungsreife eingefehen. Die Unterfuchung der Handfchriften
des Klofters S. Salvatore war der Hauptzweck
diefer Reifegewefen. Als wir nach Meffina kamen, mufsten
wir uns — der Verdrufs war im Momente kein geringer —
davon überzeugen, dafs diefe Handfchriften, welche feit
Montfaucon's Zeit unbeachtet geblieben waren, feit wenigen
Wochen einen Meiner gefunden hatten. Aber in
beffere Hände als in die des kundigen Priefters Matranga
konnten fie fchwerlich gerathen: wie wir die feltene
Liebenswürdigkeit diefes ausgezeichneten Paläographen
zu fchätzen gelernt haben, fo ift auch Swainfon voll
Dank gegen ihn und weifs die Vorzüglichkeit der von