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Ausgabe:

1885

Spalte:

441-442

Autor/Hrsg.:

Colinet, Ph.

Titel/Untertitel:

La théodicée de la Bhagavadgita, étudiée en elle-même et dans ses origines 1885

Rezensent:

Bradke, Peter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hamack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
alle^VTage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

NO. iq 19. September 1885. 10. Jahrgang.

Colinet, La theodicee de la Bhagavadgita
(v. Bradke).

Breiswerk, Grammaire hebra'ique (Kautzfeh).
Swainson, The greek liturgies (Hamack).

Ritfehl, Die chriftliche Lehre von der Rechtfertigung
und Verformung. 2. Aufl. 3. Bd.
(Bilfinger).

The(.logifche Studien aus Würtemberg. 5. Jahrgang
(Schloffer).

Friedberg, Die geltenden Verfaflungsgefetze
der evangelifchen deutfehen Landeskirchen
(Wafferfchieben).

Colinet Dr. Ph., La theodicee de la Bhagavadgita, etudiee | befonders von A.Weber begründete Hypothefe, chrift-
en elle-meme et dans ses origines. Paris, Leroux, Hebe Ideen und.Anschauungen hätten einen weferttltchen

QQ . c „. Etnflufs auf die EntWickelung des Krtfchna-Glaubens

18S5. (IIOS). gr. ö.) j auSgeubt So verlockend diefe Hypothefe erfcheint, mit

Die Bhagavadgita ift uns als eine Epifode des Ma- fbviel Gelehrfamkeit und Scharffinn fie auch von ihrem
häbharata, eines der beiden grofsen Epen der Inder, Begründer vertreten wird, fo kann ich Tie doch nicht
überliefert: Der Gott-Menfch Krifchna belehrt darin den fur genügend erwiefen halten. Meiner Meinung nach
Helden Ardfchuna über die höchften Dinge, über die dürfte fich das Erwachfen des Krifchnaismus in allem
Gottheit, die Erlöfung, den Weg zur Erlöfung. Die Art 1 Wefentlichen aus der indifchen Religionsentwickelung
und Bedeutung diefes Gedichtes glaube ich nicht beffer heraus ausreichend verftehen laffen. Jedenfalls wäre es
charakterifiren zu können, als indem ich mich der Worte mindeftens verfrüht, weitere Schlüffe religionsgefchicht-
Wilhelm v. Humboldt's bediene, der in feiner Abhand- hoher Art an diefe Hypothefe knüpfen zu wollen,
lung ,Ueber die unter dem Namen Bhagavad-Gitä be- r-.phpn p v Rraf4i-P

kannte Epifode des Maha-Bharata' (Gelefen in der Ber- | Etelsen. r. v. Bradke.

liner Akad. d. Wiff., Hift. philolog. Klaffe, am 30. Juni |

1825 u. 15. Juni 1826, p. 54 des S.-A.) darüber fagt: Preiswerk, Dr. S., Grammaire hebra'ique. 4. ed., refondue

,Die Bhagavadgita entfpräche, mehr alsurgend ein anderes,
von irgend einer Nation auf uns gekommenes Werk
diefer Art dem wahren und eigentlichen Begriff einer

par Pasteur S. Preis werk. Avec un tableau com-
paratif des alphabets. Bafel, Georg, 1884. (LXVI,

philofophifchen Dichtung'. Wenn wir aber die Bhaga- 4°2 S. gr. 8.) M. 6. —

vadgitä als Dichtung empfinden, fo hat daran ihre j I_)ie erfte Auflage der vorliegenden Grammatik er-

metrifche Form den geringften Antheil: Die klaffifche
Sanskrit-Literatur kennt nicht wenig Werke rein wiffen-
fchaftlicher Art, die in metrifches Gewand gekleidet
find; — es ift vielmehr der einfach-hohe Schwung der
frei geftaltenden Phantafie, die durchaus poetifche Auf-
faffung des religiös-philofophifchen Stoffes, welche die
Bh.-G. zu einem Werke des dichterifchen Genius
ftempeln.

Bald nachdem A. W. v. Schlegel feine muftergültige

fchien nach den Notizen in der Vorrede zur 4. Auflage
im Jahre 1838; der Verfaffer (geft. 13. Jan. 1871 als An-
tiftes der Basler Kirche, in Deutfchland bef. bekannt
durch die Monatsfchrift ,das Morgenland' 1838—43) war
damals Profeffor des Hebräifchen an der Ecole de theo-
logie zu Genf; die 2. und 3. Aufl. folgten 1864 und 1871.
Dafs das Buch 46 Jahre nach dem Erfcheinen der erften
Auflage noch immer begehrt wurde, beweift zur Genüge,
dafs es fleh als Hilfsmittel für den hebr. Elementar-

Ausgabe der Bhagavadgita mit lateinifcher Ueberfetzung , Unterricht in franzöfifcher Zunge wohl bewährt hat. Und
hatte erfcheinen laffen, gab W. v. Humboldt in der fo- dafs die vorliegende 4. Auflage noch weit mehr geeignet
eben erwähnten Abhandlung eine Darftellung der in ! ift, zur Hebung des hebräifchen Unterrichts in Frankreich

diefem Gedichte enthaltenen religiös - philofophifchen
Ideen, eine Darfteilung, die durch die feine und geift-
volle Behandlung ihres Gegenftandes die höchfte Bewunderung
erregen mufs. Beim damaligen Stande der
Indologie war W. v. Humboldt nicht in der Lage, die
Stellung, welche die Bhagavadgita in der Entwickelung
des indifchen Geiftes einnimmt, einer genaueren Prüfung
zu unterziehen. In der Abhandlung, durch welche diefe
Zeilen veranlafst find, hat fleh Hr. Ph. Colinet vorge-

und der franzöflfehen Schweiz beizutragen, kann Referent
nach einer Vergleichung derfelben mit der 3. Auflage
von 1871 mit gutem Gewiffen bezeugen. Das Buch
ift von S. Preiswerk Sohn (Pfarrer zu St. Alban in Bafel)
faft ganz umgeftaltet und aus einer Schulgrammatik in
ein Lehrbuch verwandelt worden, welches (namentlich in
Folge der Beifügung ausführlicher Formen- und Stellen-
regifter) auch den Anfprüchen der theologifchen Akademien
zu genügen vermag. Dabei ift der Herausgeber

fetzt, die Denk- und Anfchauungsweife, welche fich in 1 redlich bemüht gewefen, die Fortfehritte der hebr. Sprach
unferem Gedichte kundgiebt, infonderheit feinen Gottes- j ftudien in Deutfchland nach Möglichkeit zu verwerthen.
begriff, in ihrem gefchichtlichen Zufammenhange zu ver- Dies gilt insbefondere von der Erfetzung traditioneller

folgen und den Urfprung der darin enthaltenen Ideen
feftzuftellen; ein Unternehmen, das eine Lücke in der
indologifchen Literatur in angemeffener Weife ausfüllt,

und für welches ihm auch derjenige Dank wiffen wird,
welcher die Auffaffung des Hrn. Verf.'s nicht in allen
Stücken zu theilen vermag. Ein näheres Eingehen auf
Einzelheiten dürfte den Lefern diefes Blattes geringes
Intereffe bieten. Eine Frage glaube ich aber gerade an
diefer Stelle nicht übergehen zu dürfen, wiewohl fie
vom Hrn. Verf. nur eben geftreift wird: ich meine die

aber unrichtiger termini technici durch beffer entfprechende,
z. B. parfait und aoriste anflatt priterit und futur, vav
conscaitif anftatt conversif u. f. w. Durch zahlreiche Zu-
fätze ift abgefehen von der häufigen Verwendung kleinerer
Typen die Einleitung von L auf LXVI, die Laut-
und Formenlehre von 160 auf 229, die Syntax von 79
auf 114 Seiten angewachfen; dazu kommen aufser den
Paradigmen noch die neugearbeiteten Wortformen-, Bibel-
ftellen- und Sachregifter auf 30 Seiten. Als eine erhebliche
methodifche Verbefferung ift endlich auch die Unter-
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