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Ausgabe:

1885 Nr. 17

Spalte:

410-412

Autor/Hrsg.:

Hoelemann, Herm. Gust.

Titel/Untertitel:

Letzte Bibelstudien 1885

Rezensent:

Löber, Richard

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4°9

Theologifche Literaturzeitung. 1885. Nr. 17. 410

feitigkeit in der Auffaffung und dem Betriebe des reli-
giöfen Lebens, welche wir die pietiftifche nennen, und
von der hier ein höchft charakteriftifches Beifpiel vorliegt
. Der Aufenthalt im Bafeler Miffionshaus (1821—23)
ernüchtert die religiöfe Stimmung mehr, als dafs er ihr

giebt der 2. Theil (S. 271 ff.) ein lebendiges und bis zu
Ende feffelndes Bild. Seinen 1 lauptinhalt bilden die
Jahresberichte, welche der Bifchof regelmäfsig nach
Europa fandte; daneben ftchen Briefe von Freunden oder
Verwandten und an folche; auch folche des Königs Frie-

Nahrung gäbe; in Beziehung auf den Zuwachs an Bil- drich Wilhelm IV. und unferes Kaifers find darunter;
dungselementen werden eigentlich nur die Sprachen her- ein diefe Mittheilungen jeweilen einleitender Text ver-
vorgehoben, deren Studium G. auch ganz vornehmlich bindet die heben Abichnitte diefes Theils zu einem wohl-

hch widmet während feines ihn auf die ~Miffionsreife vorbereitenden
Aufenthaltes in Paris und London. 1826
wird dann die erfte Mifhonsfahrt angetreten; ihr Ziel ift
Abyfhnien, allein allerlei widrige Umftände führen längeren
Aufenthalt in Aegypten und Paläftina herbei, fo-
dafs erft mit dem Jahre 1829 die eigentliche Miffions-
laufbahn G.'s beginnt. Seine erfte Mifhonsreife in
Abyfhnien (1829—33) hat er fchon früher gefchildert
{Journal of a threc ycars residence in Abyssinia. Lond.
1834; 2. ed. 1846). Hier fcheint nur ein kürzerer Auszug
jener früheren Veröffentlichung vorzuliegen. Doch
ift derfelbe hochintereffant, wenn auch nur in Beziehung
auf die Kenntnifs der Mifhonsarbeit unter einer nur ganz
äufserlich chriftlichen und im Ucbrigen faft durchaus ungeordneten
Ganzen. Das Intereffe, welches der Lefer
an demfclben nimmt, ift ein mannigfaches: die Gefchichte
des anglikanifch-preufsifchen Bisthums in Jerufalem, das
Wachsthum chriftlicher, insbefondere proteftantifcher
Ueberzeugung und Thätigkeit im Orient, die Zuftände
der verfchiedenen, dafelbft etablirten Kirchenköi per, die
ganze Gefchichte des türkifchen Reiches, hier im Kleinen
fich fpiegelnd, und vor Allem der Mann, feine unendlich
fchwierige Stellung, fein nie ermüdender frommer Eifer,
feine Energie und Nüchternheit, fein tactvolles, kluges
und doch ftets aufrichtiges Benehmen mitten unter lauter
Feinden und in grofsen Schwierigkeiten ■. das Alles läfst
uns das Buch mit Freuden lefen und nur ungern aus der
Hand legen. Vor Allem aber kann man angehchts des

gebildeten Bevölkerung Von diefer bekommt man ein 1 reichen Segens, welcher fich während der"33jährieen
anfehauhches Bild, welches gewifs für die Mifftonsge- Wirkfamkeit des Bifchofs Gobat (t 11 Mai 1X7 T
lchichte nicht ohne Bedeutung ift, wie es auch in Be- dem Bisthum in Jerufalem nach den verfeniedenften Wen
Ziehung auf Miffionsmethode allerlei zu denken giebt. 1 hin ergeben hat, den Wunfeh nicht unterdrücken e

r- m°kZUlvben rc d% ""'^l Ür" ,hkwg "T* mÄ dasfu^S^rüg dafelbft herrfchende Interregnum
Gichtbruchigen (S. 148), welche G durch blofses An- endlich aufhören und bald ein vierter Bifchof Ider & tt
rühren, ohne Wiffcn und Wülen vollzog, deren Eintreten Dr. Jofeph Barclay, ftarb fchon am 23 Oct ittri «Sm»'
wenigftens feiner Berührung zugefchrieben wurde. Die fetzt werden, der die Arbeit Gobat's in feine «5
biblifche Parallele, ebenfo natürlich und ebenfo wunder- wieder aufzunehmen im Stande ift
bar, drängt fich jedem Lefer auf. Der Erfolg diefer | Heidelberg

Reife fcheint doch, trotz verfchiedener diefelbe begünfti- Baffermann,
gender Umftände, kein nennenswerther, wenigftens im
Sinne G.'s, gewefen zu fein (S. 145. 182). Nach Europa
zurückgekehrt, fucht er fich eine .Gehülfin' für eine
zweite Reife nach Abyffinien und findet auch eine folche
in Maria, der Tochter_des bekannten Infpectors Zeller

Hoelemann, Prof. Dr. Herrn. Guft., Letzte Bibelstudien.

Leipzig, G. Wolf, 1885. (XII, 595 S. gr. 8.) M. 12. —

Die .letzten' Bibelftudien des ehrwürdigen Verfaffers
legen es uns nahe, den reichen Ertrag der früher er-
aus Beueeen in der Schweiz. Bei diefer Wahl fpielt fchienenen Bibelftudien zu überfchauen und der frucht-

. 00. . ...... ..... , t— ■ I 1______ _l___1___:r_l____ tlT!-l /-_».. . .

Lieb^eine, ^fttffSK ^3^^^^^^^

Lng tritt namentlich in der exegetifchen Feftrede' her-
,834) . , » exegebfene^

wegen (^^.^"^j^J^Ji^^Sm Jubeljahr* gehalten; wie überall fo erweift er namentlich
nach harter Leidens- und ^^^^%yg^ hier feine Ehrfurcht vor dem urkundlichen Worte durch
des erften Kindes wieder umkehren, g^«"^^ tiefeindringende und umfaffende Erforfchung desfelben,
,wip das erfte Mal gekommen ilt. Uie ocnucieruiig m & & 1

Sclnd das Gefchilderte furchtbar und wohl geeignet wahrend gewandte Schr.ftgelehrte die heiligen Worte will-
telicinci, u<i3 y>-y~ , , Mann und faft kurlich drehen und wenden. Auch verlieht es der Ver-

deLefhr fS' ÄÄColl Ä {^ -eifterhaft, die reifen Fruchte feiner exegetifchen

diefer ReifG F°rfChUng umit Gewiffensernft für das Praktifche Leben

ASÄ*df " Bibelftudien tritt überall hervor die feltene

gelegen«sZeit hier j^W^^d™ Erholung und nicht' Vereinigung von linguiftifchemScharffinn, lichtvoller Sachten
doch weRnthch Z-ert aer l. b während : kenntnifs, pfychologifchem Tiefblick und religiöfer Be-
etwa neuer Miffionsreiltn war' . mClon auf ■ geifterung, mag der Verfaffer über die innere Ordnung
derfelben verfchiedentlicn b9«w f ! des Dekaloges, über den Sonnenftillftand in Gibeon, über
Malta, in Italien, bei den Dtufa auf fg*J£F!£M ™« Verhältnifs Jefu zu den Samaritern oder über den
wie als Reifeprediger derlelc-en in otr ^ Buche«, Charakter des Pontius Pilatus fich verbreiten; in manche
tigt wurde — wende ich micii zum a Teruraicm 0846 verworrene Tagesfrage bringt er Klarheit, indem er ,das
welcher feine Wirkfamkeit ».™™J"jJr dazu 'eig- Schwert der Obrigkeit', .Wucher und Zins', .Sabbath und
-1879) fchildert. G. war gewifs wie ^«J^f Sonnta . in das focht feiner biblifchen Forfchung Hellt,
net der Nachfolger des erften ^^Z^S^, ' In einer fehr fruchtbaren und überzeugenden Erör-
in Jerufalem zu werden Vj'^^r^lnMnei Ver- terung tritt der Verfaffer für die Triefe ein, dafs Jofeph
dem Herzen nach ein Deutfcher und ^SSJSSS (wie nicht nur ein meffianifcher Typus, fondern auch ein Probindung
mit der enghfehen M.ffion ein LnMinder ( Bisweilen haben die typifchen Gcftalten von
ein Freund an ihn fchreibt), dazu t?™™*^^ Zu. dem, was fie find, kein prophctifch-klares Bewufstfein und
derhehen Weife ausgeruftet, mit ^«^Jf'bSftert es ift bedeutfam, dafs die Evangeliften und Apoftel, ob-
ftanden vertraut mild in feiner ^^SStm^ der gleich fie Typen und Weisfagungen finden, wo wir fie
für die Sache der Miffion, welcher ja J Kaum fachen würden, den typifchen und prophetifchen
neue Bifchofsfitz als SWtzpunkt dienenJ^S^gglh 1 Charakter des Jofeph nirgends hervortreten laffen. Nun

vTlÄÄfe v1 d! , r1,"' ' S er zu führen, haben zwar die Homileten und Katecheten diefe Lücke
V. in Jerufalem ihrer Verwirklichung ahh« zu lu j ch m bdein fie im Leben des Jofeph die

Und er hat in der Ihat hierin viel geleiltet. &