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Ausgabe:

1885

Spalte:

374-377

Autor/Hrsg.:

Otte, Heinr.

Titel/Untertitel:

Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters. 5. Aufl., in Verbindung mit dem Verfasser bearbeitet von Ernst Wernicke. 2 Bde 1885

Rezensent:

Pohl, Otto

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merkt die nach dem Verhältnifs der alten Philofophie
zur patriftifch-theologifchen Weltanfchauung unterfchiebe,
man alfo, wenn die alte Philofophie = a und das Chriften-
thum = b, nicht etwa ftatt a : b vielmehr a : ba anfetze,
da dann die Löfung fchon im Anfatz liegt, aber auch

Verf. in richtiger Würdigung der Sachlage davon fern,
das Chriftenthum etwa fofort in feiner dogmatifch fixir-
ten Geftalt zum Vergleichsobjecte zu machen, wie er
fich denn auch von den beliebten claffifchen Parallelen
zu gewiffen Lehren und Vorftellungen der Kirche ein
klares Refultat nicht verfpricht, und die Frage vielmehr
dahin zufpitzt: welche Stelle die alte Philofophie in der

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im günftigften Falle 5 (B. 3—7) wirklich den Zacharias
geben in fyrifcher Ueberfetzung. Die Unterfuchungen
unferes Verfaffers machen nun, wie mir fcheint, ziemlich
einleuchtend, dafs auch das 7. Buch bei Land vom fyri-
fchen Ueberfetzer und Compilator nicht aus Zacharias,

nichts beantwortet. Indeffen hält fich ja thatfächlich der fondern aus anderer Quelle gefchöpft fei, fowie, dafs

wenigftens die den Perferkrieg betreffenden Nachrichten
jenes Buches den Gedanken an den bei Evagr. Ii. e. III,
37 erwähnten Eufthatios nahelegen. Für die Würdigung
des Zacharias als hiftorifcher Quelle ift nun aber die
m. IL gelungene Nachweifung wichtig, dafs Zacharias,
welcher über die monophyfitifchen Bewegungen in Aegypten
und Paläftina ausführlich referirt, über die antio-

Heilsvorbereitung der alten Welt einnehme. Indem er 1 chenifchen dagegen fehr dürftig und mit mangelhafter
nun diefe Heilsvorbereitung der alten Welt negativ in der Sachkenntnifs, für erftere der Vita des Petrus des Ibe-
Auflöfung aller Grundlagen der alten Welt, pofitiv in rers {Evagr. h. e. II, 8) folgt, alfo eines Mannes, welcher
dem fich entwickelnden Streben nach perfönlichem Heil an den Ereignifsen felbft den lebendigften Anthcil gefindet
ergiebt fich das Eingreifen der alten Philofophie : nommen hat. Weiter macht der Verf. die Vermuthung

' wenigftens wahrscheinlich, dafs Liberatus im Breviarium
mit den Worten: Üla quac in Gracco Alcxandriae scripta
accepi, fich auf Zacharias bezieht, deffen Anordnung fich
ihm da geboten habe, wo er feiner bisherigen Haupt-
Lifieo-laubens einen auf Wahrheit gerichteten Glauben I quelle, den gcsta de nomine Acacii (von P. Gelafius) nicht

in diefe Vorbereitung nach der negativen Seite als Zer
fetzung des alten Götterglaubens, nach der pofitiven
darin, dafs die Philofophie an Stelle eines Traditions
glaubens einen Vernunftglauben, an Stelle eines Phan

fetze, refp. poftulire. Das hiefse alfo doch, dafs die Phi
lofophie als Solche das religiöfe Intereffe zu ihrem eigenen
macht und beim Zerfall der mythologischen Volksreligion
mit ihren eigenen Mitteln zu befriedigen Sicht.
In der That liegt hierin ein wefentlicher Punkt. Indem

mehr folgen konnte. Treten hiernach Zacharias Rhetor,
Evagrius und Liberatus in ein näheres Verhältnifs, fo
anderfeits Theodoras Lector mit Cyrillus Scythopoli-
tanus und Theophanes. Auch zu den neuerlich über
Theodorus Lector geführten Unterfuchungen weifs der

die Philofophie ^Religionsphilofophie wird, oder diefe in Verf. felbftändig Stellung zu nehmen, worauf hier nur
fich erzeugt, hebt fie die Religion felbft aus der Sphäre hingewiefen zu haben, genügen möge. Betont wird be-
des Aefthetifchen und Nationalen in die höhere Sphäre ' fonders die Unabhängigkeit jener beiden Quellengruppen
des allgemeinen fittlichen Geiftes und macht fie in ganz von einander. — Der zweite Abfchnitt der Arbeit (S. 5 5 ff.)
anderer Weife und in ganz anderem Umfange zu einem behandelt nun die Gefchichte zwar nicht der monophyfit.
Gegenstände des höchsten persönlichen Intereffes, des Streitigkeiten überhaupt, aber doch eines kleinen Aus-
Heilsverlangensund der mit den höchsten Wahrheiten des fchnitts derfelben, nämlich derjahre von dem Umfchwung,
Geiftes verknüpften Sittlich wirkfamen Ueberzeugung; er- j welcher mit dem Regierungsantritt Marcian's und der Pulzeugt
jenen Hunger nach Offenbarung, jene Empfänglich- cheria eintrat, bis zur Entfernung des Timotheus Eluros
keit für die göttliche Teleologie des Reiches Gottes und aus Alexandria (450—460) und zwar unter dem auf dem
jenes tiefe Bedürfnifs nach Einheitlichkeit der Weltanfchau- Titel der Schrift bezeichneten Gesichtspunkt. Kirchen-
ung auf religiöfer Grundlage. Alle wefentlichen Punkte, hiftorifch ift das Wichtigfte die Verwerthung der durch
welche als eine Prädispofition für und eine Vorbereitung Revillout neu erfchloffenen Quelle, insbefondere das hierauf
das Chriftenthum aufgefafst werden können, und aus Entnommene über die Reife Dioskur's und feines
welche der Verf. in feiner intereffanten, auf einigen Punk- fanatifchen Anhängers Makarius nach Conftantinopel vor
ten freilich auch anfechtbaren Skizze von der gefchicht- dem Chalcedonenfifchen Concil, und die dort in Gegen-
lichen Entwicklung der griechifchen Philofophie berührt, wart des Kaifers und der Kaiferin geführten Verhand

werden fich mit dem genannten Gefichtspunkt irgendwie
in Verbindung bringen laffen.

Kiel. W. Möller.

lungen, bei denen es zu heftigen Scenen kam. Hiervon
war bisher nichts bekannt. Die Quelle, die fich als Rede
des verbannten Dioskur felbft an eine nach Makarius'
Tode an ihn gefchickte ägyptifche Gefandtfchaft giebt,
welche fein Secretär Petrus fofort aufgefchrieben habe,
krünpr Dr Guft Monophysitische Streitigkeiten im Zusam- trägt zwar in der dogmatifchenAuffaffung eine parteiifche
Krüger, ui.uu ., r * T, , , 8o. ij Färbung, die Glaubwürdigkeit aber der berührten Facta

menhange mit der Reichspolitik. Jena, 1 ohle, i»ö4. y, wjrd fich fchwerlich durcf1 begründete Zweifel anfechten
104 S. gr. 8.) M. 1. 50- I laffen.

Der erfte Theil diefer forgfältigen und von/guter Kid W.Möller.

Methode zeugenden Schrift gehört der Quellenkritik und : .__________

hat das VaSenft, 0 die du&rch Rcvillout (Kcz'"e Otte, D. Heinr., Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie

1880 ff.)bekannt gemachten, von ihm aus oem^opoiOTen { ^ deutschen Mjtte|a|ters. 5- Aufl., in Verbindung mit

uberfetzten: Recits de ß'0SC°!' J% veröffentlichte Theil I dem Verfaffer bearbeitet von Oberpfr. Ernft Wer-
concile de Chakedoine (der bis jet ^

^[^^^ 1 607 uXIV-855 s m dngedr-Holzfchn-u-Taf-

tifche Frage hinüchtiieh der KtrchengefctocJ»tc des Zacha gr g ) M ^ _. gcb M ^ _
nas Rhetor, Bifch. von Mitylcne, ein g zum Bi. Ein Werk wie das Otte'fche Handbuch der kirch-

zu lordem Dafs Zacharias Khetor, , yon dem Hchen Kunft-Archäologie des deutfehen Mittelalters be-

fchof v on Melitene zu machen unü7na<;jnterfchciden ift darf bei einer neuen Auflage keiner neuen Empfehlung,
Zachanas Scholafticus von Mitylene zu ^ fälfehlich : wohl äber bei einer fo erweiterten und verbefferten, wie
(wie noch keal-Encycl. XV, 539 a" ;rprriirieben hat , der vorliegenden, einer näheren Befprechung. Seit feinem
gefchieht) griechifch und nicht ^f^^^^r der erften Erfcheinen ift das Otte'fche Buch für die deutfehe
lchon Aug Mai geltend gemacht; und üer °Ki hen. 1 kirchliche Alte.thumsforfchung grundlegend gewefen und

unter des Zacharias Namen erhaltenen pJ^Zf^äts ' ift es bis zur Stunde geblieben. Wie das Intereffe an
geichichte, Land 'Anecdota Syriaca t 111■ .Ö7Ü'" f hichte der kirchlichen Kunft der deutfehen Vergangenheit, wie
gezeigt, dafs von den 12 Büchern diefer Kirchengelcmcmc