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Ausgabe:

1885

Spalte:

225-226

Autor/Hrsg.:

Heinrici, C. F. Georg

Titel/Untertitel:

Von Wesen und Aufgabe der evangelisch-theologischen Facultäten 1885

Rezensent:

Holtzmann, Heinrich Julius

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheinl Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 10. 16. Mai 1885. 10. Jahrgang.

Ileinrici, Von Wefen und Aufgabe der evan- j Biedern'ann, Chriftliche Dogmatik, I. Bd. Kolde, Die Heilsarmee nach eigener Anfchau-

gelifch-theologifchen Facultäten (Holtzmann). i z Aufl. (Kaftan) [Schlufs], ung und nach ihren Schriften (Fay).

MüUeV d^ ■ MeooXwnac UvitßoXixrj ttjt ö(>»orJoTov | Ranke Chorgefänge zum Preis der hl. Elifa-

qoae in quarto evangelio inesse feruntur (Lipfius). avaTohxrjS (xxXtjalac. L Bd. (Gafs). beth (Kottlm).

pflichtet, und es dürfte nicht allzuviele Pflegeflätten

theologifcher Wiffenfchaft geben, wo ihm diefer Dank
verweigert wird.

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

Heinrici, Georg, Von Wesen und Aufgabe der evangelischtheologischen
Facultaten. Rede, beim Antritt des Recto-
rats der Univerfität Marburg am 19. Oktbr. 1884
gehalten. Marburg, Elwert's Verl., 1885. (23 S. gr. 8.)

M. —. 50. Schölten, Prof. Dr. J. H., Die Taufformel. Aus dem Hol-

. ländifchen mit Genehmigung des Verfaffers überfetzt

Das hier verhandelte Problem wird von Zeit zu Zeit yon pff Max Gubalke. Gotha, Windaus, 1885. (VII,
immer wieder auf der Tagesordnung erfcheinen. Wahrend. j v >

nämlich die praktischen Aufgaben der drei übrigen Fa- 80 ö- Sr- »•) M- 1. 80.

cultäten fich unmittelbar aus dem geordneten Leben des , Das Schriftchen, welches hier in der Ueberfetzung
modernen Rechts- und Culturftaates ergeben, (teilt die eines gothaifchen Pfarrers dem deutfchen Publicum vorKirche
an die Bildung ihrer Diener Anfprüche, welche gelegt wird, ift fchon im Jahre 1869 in Leiden erfchienen1)
fofort auf die folche Bildung pflegende Facultät rück- und hat zunächft nur für Holland Bedeutung gehabt,
wirken und die Frage hervorrufen: .Befteht die unein- Die im Jahre 1868 verfammelte Synode der nieder-
gefchränkte Freiheit des Forfchens und der darauf ge- j ländifch-reformirten Kirche hatte fleh u. A. mit den Begründete
Anfpruch auf wiffenfehaftliche Ebenbürtigkeit 1 fchwerden zu befchäftigen, die von Seiten des ,Confefüo-
mit den Bedürfnifsen der Bekenntnifsgemeinfchaften, nellen Vereins' (vgl. Herzog-Plitt R.-p:. VI, 258) und von
deren zukünftige Diener die Facultät zu bilden berufen verfchiedenen Klaffen-Verfammlungen (a. a. 0. 257) gegen
ift?' Es liegt auf der Hand, wie die Antwort auf diefe einige Geiftliche erhoben waren, welche die Taufhand-
FYage auf katholifchem Gebiete fallen mufste. Wir lung vornahmen, ohne die aus Matth. 28, 19 flammende
können die Zeit nicht vorausfagen, da die Ausfcheidung Taufformel zu gebrauchen. Die Synode erklärte, dafs
der katholifchen Facultäten eintreten wird. Dafs es aber, fle einer Fntfcheidung über die Rechtmäfsigkeit oder
die Irreformabilität des katholifchen Princips vorausge- Unrechtmäfsigkeit einer Taufe, die abweichend von befetzt
, einmal dazu kommen wird, ift gewifs. Logifch flehenden Gebräuchen vollzogen werde, fleh enthalte, jede
unvermeidliche Folgerungen werden immer wieder zu willkürliche Abweichung aber, die der Taufe ihren eigen-
Forderungen, bis ihnen Genüge gefchehen ift. Derfelbe artigen Charakter nehme, ernftlich verurtheile und es
Moment aber, welcher diefes Ereignifs bringen wird, | deshalb nicht nur für wünfehenswerth, fondern unter den
wird unter allen Umftänden ein kritifcher werden auch gegebenen Verhältnifsen fogar für nöthig halte, dafs die
für die evangelifchen Facultäten. Mag er noch einer Taufhandlung fortan mit der erforderlichen Ueberein-
unabfehbaren Zukunft angehören, dafs man fleh prote- flimmung nach der üblichen Formel gefchehe. — Diefe
itantifcher Seits darauf rüftet, dazu ift es um fo mehr Fntfcheidung der Synode ift von den Extremen der
jetzt fchon an der Zeit, als von bekannter Seite her Linken wie der Rechten als unbeftimmt und fchwebend
gegenwärtig Zumuthungen an die theologifche Wiffen- angegriffen worden, und diefe Angriffe haben dem auch
ichaft gelteilt werden, welche, wofern ihnen Erfüllung und j bei uns wohlbekannten, inzwifchen (1881) in den Ruhe-
Verwirklichung zu Theil werden follte, das Schickfal der ! ftand getretenen 2) Profeffor Schölten (geb. 1811) die Ver-
evangelifchen Facultät als einer wiffenfchaftlichen Ge- anlaffung gegeben zu vorliegender Unterfuchung.
noffenfehaft beflegeln würden. ,Soll fle irgendwie durch | Sch. unternimmt im erlten Hauptftück (Kritik der
Verpflichtung auf beftimmt formulirte Glaubcnsfätze in ; Formel S. 4—10) den Beweis dafür, dafs Jefus die Taufe
ihrer freien Bewegung eingefchränkt fein, fo gehört fle nicht eingefetzt habe. Fntfcheidend ift ihm 1) das Ur-
nicht mehr der Univerfität als ebenbürtiges Glied'. Es theil der fynoptifchen Kritik über Mt. 28, 19; 2) die
ift gut, wenn wir Theologen das felbft von Zeit zu Zeit | angeblich urchrifiliche Auffaffung der Auferftehung Jefu
den Leuten fagen, und zwar da, wo folches am Ort und als eines Auffahrens aus dem Hades in den Himmel,
wir zum Paeden berufen find, damit es nicht zur Unzeit denn diefe läfst für Mt. 28, 19 [ja überhaupt für Mt. 28,
und von Unberufenen uns gefagt werde. Infofern hat Mc. 16, Luc. 24, Joh. 20. 21] keinen Raum; 3) der Um-
der Rector der Marburger Univerfität das denkbar zeit- ftand, dafs von einer Finfetzung der Taufe durch Jefum
gemäfsefte Thema behandelt. Fr hat dasfclbe aber auch fonft fleh keine Spur finde, ja 1 Cor. 1, 17 fie auszu-
in einer fo mafsvollen, allen Anfprüchen nicht blofs der fchliefsen fcheine; 4) der „jedenfalls unhiftorifche" Univer-
Univerfität und WifffnIchaft, fondern auch der Kirche

lind Religion gerecht werdenden Weife gethan, dafs dem 1) De Doopsformule door J. II. Schölten. Leiden. Academische

Vortrage, den wir ja hier nicht ausfchrelbcn können, die ßoekhandel van P. Engels 1869. Diefe Angabe verdankt Referent der
weitefte Vcrbreitnno- Aißr.-, -.Kr-r anrh Reachtune Mv"1 ""P^ ? A**unft <!*• Herrn Ueberfetzen. Die Dankbarkeit kann ihn

!-W.aIS«^%ii^^U*W , " 3 r u n J a,,er nicht hinde™. auszubrechen, dafs das - hoffentlich unabüchtliche -

an maßgebenden Stellen dringend zu wunfehen lit. Uie Fehlen diefer Angabe in'der vörrede des Ueberfetzers ein Mangel ift.
Collegen aber bat der Redner zu warmem Dank ver- 2) und Mitte April geflorbenen — Nachtrag vom 23. April.

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