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Ausgabe:

1884

Spalte:

110-113

Autor/Hrsg.:

Wetzel, G.

Titel/Untertitel:

Die synoptischen Evangelien 1884

Rezensent:

Weiß, Bernhard

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109 Theologifche Literaturzeitung. 1884. Mr. 5. iIO

erfcheint mir fehr viel rationaler, als dasfelbe z. B. etwa,
um Gott weifs welcher Motive willen, in einem verdeckten
Winkelchen kurz vor dem Exile unterzuftopfen und
etwa krampfhaft nach einer kleinen Thora zu fuchen,
an welche man eine folche Ausfluchtshypothcfe zugleich
zur Befchwichtigung des eigenen Gewiffens hängen könnte.
Aber man wird doch wohl von feinen Vertheidigern
überlegtere Gründe verlangen müffen und fich nicht mit
der Betätigung des Eindruckes begnügen können, welchen
auch auf fie Wellhaufen's Gefchichte Israels gemacht hat.

Giefsen, 19. December 1883. Bernhard Stade.

unter Zuziehung der verbreitetften Hülfsmittel oder auch
nur einer der befferen bisherigen Ueberfetzungen.

Bonn. K. Budde.

Palm, Gymn.-Prof. Aug., Die Lieder in den historischen
Büchern des Alten Testamentes. Strophifche Textausgabe
und Ueberfetzung. 2. Aufl. Freiburg i Br., Mohr,
, 1883. (VII, 83 S. gr. 8.) M. 2. 40.

Diefe zweite Auflage ift nach Angabe des Vorworts,
S. V, abgefehen von dem Druckfehlerverzeichnifs S. VIII j hatten: wie war das?' So wurde der Apoftel darauf ge

Wetzel, Pfr. G., Die synoptischen Evangelien. Eine Dar-
ftellung und Prüfung der wichtigften über die Ent-
ftehung derfelben aufgeteilten Hypothefen mit felbft-
tändigem Verfuch zur Löfung der fynoptifchen
Evangelienfrage. Heilbronn, Henninger, 1S83. (VIII,
229 S. gr. 8.) M. 5. —

Alfo, der Apotel Matthäus ertheilte zu Jerufalem
Unterricht in der evangelifchen Gefchichte an die Helle-
niten, weil er als ehemaliger Zollbeamter der griechifchen
Sprache mächtiger war als die anderen Apotel. Die
Leute, welche ,das Collegium des Apotels befuchten'
und dann in die Diafpora zurückkehren wollten, fragten
wohl, ,wenn fle etwas nicht recht gefafst oder gemerkt

und dem der vollzogenen Textänderungen S. 82 f. ,ein J führt, ,die evangelifche Gefchichte mit feinen Zuhörern
unveränderter Abdruck der erten als Programm des ; förmlich, wie heutzutage in der Volksfchule, einzuüben'.

Schalfhaufer Gymnafiums erfchienenen'. In Wirklichkeit
find liegen gebliebene oder überfchüffig gedruckte Exemplare
von Bogen 1—5 der ,Wiffenfchaftlichen Beilage
zum Oterprogramm' [T881] mit 4 neuen Vorfatzblättern
(S. I—VIII) tatt der 2 alten veriehen, das Schlufsblatt
S. 81 f. it durch 2 neue Blätter erfetzt, der Titel etwas
abgeändert (der alte findet fich im Auszug auf S. [1]),
und fo die zweite Auflage hergeftellt. Wozu jene mifs-
verftändliche Angabe? S. III f. geben fich als ,Aus dem
Vorwort zur erften Auflage'. Geflrichen ift von diefem
nur ein Satz, der für das Ofterprogramm 1882 einen

Zu dem Ende bildete er fich einen gewiffen Curfus
von Vorträgen, den er immermehr in derfelben Dar-
ftellungsweife, derfelben Auswahl, derfelben halb chrono-
logifchen, halb fachlichen Reihenfolge vortrug. Manche
feiner Zuhörer machten fich während des Vortrags oder
gleich nach demfelben kurze Notizen zur Unterftützung
ihres Gedächtnifses und arbeiteten auf Grund derfelben
fpäter ganz unabhängig von einander die Lebensge-
fchichte Jefu aus. So die nolloL des Lucas, fo unfere
drei Synoptiker. Die vollftändigften Notizen hatte fich
Marcus gemacht, weshalb bei ihm die Reihenfolge noch

zweiten Theil, ,Unterfuchungen über die vorliegenden , am urfprünglichften erfcheint, aber auch er hat fchon
Lieder', verheifst. Statt auf ,diefe' Gelegenheit werden j manches übergangen' oder ,vergeffen'. Dazu war er
wir nun auf ,eine andere' vertröftet. Vielleicht hat dies j der geiftig Unbedeutendfte unter den Dreien und hatte
feinen Grund in dem Umftand, dafs der Verf. inzwifchen ; als folcher für Reden weniger Sinn als für in die Augen
von Schaffhaufen nach Mannheim berufen ift; aber darum , fallende Begebenheiten .gerade wieKinder eine Gefchichte
wird der Lefer fchwerlich die Berechtigung anerkennen, j gern er {sie!) hören als eine Predigt'. Der erfte Evan-

was nur unter Hinweis auf die nachfolgenden Unter
fuchungen als wiffenfehaftliche Beilage eines Gymnafial-
programms durchgehen konnte, nun als felbftändige
Schrift erfcheinen zu laffen. —Eine leidlicheUeberfetzung
ift bei der Fülle von Hülfsmitteln für folche Arbeit ohne
viel Mühe zu liefern; die vorliegende ift zwar meiftens
glatt und durchfichtig, bezeichnet aber keineswegs einen
Eortfchritt über die vorhandenen, noch ift fie frei von
fchweren Bedenken, zu deren Befeitigung es ja an jeder
Erläuterung fehlt. Von den Textänderungen, deren Ver-
zeichnifs übrigens Lücken aufweift, bemerkt der Verf.
felbft, dafs ,wohl fämmtliche' in den Commentaren fchon
vorgefchlagen und begründet feien. Nach welchemSyftem

gelift hatte fich fträflicher Weife erft von Cp. 14, 12 an
Notizen gemacht, obwohl er felbft trotz ihrer einmal
etwas ,vergeffen konnte' (S. 174), der dritte fogar gar
keine, indem er fich ganz auf fein Gedächtnifs verliefs.
Dazu hat er wiederholt ,aus irgend einem nicht näher
zu beftimmenden Grunde das Collegium des Apoftels
einmal oder einigemal nacheinander verfäumt'. Von dem
erften Evangeliften hören wir bald, dafs ,er fich überhaupt
äufsere Vorgänge weniger genau merkte als Reden',
wie er z. B. die Verfluchung des Feigenbaums fich gar
nicht befonders notirt und darum an unrichtiger Stelle
angebracht hat, bald dafs er die Sache fich genauer gemerkt
hatte, als die beiden anderen, wie bei den beiden

der Text ,ftrophifch abgetheilt'ift, vermag Ref. fchlechter- j Dämonifchen und bei den beiden Blinden. In Referve
dings nicht zu erkennen; die Länge der Verszeilen und | bleiben dann noch einige fremde Quellen, über die ich
Strophen fchwankt, wie es fcheint, völlig willkürlich auf mich nichts näheres gelefen zu haben erinnere, aus denen
und ab. Die Auswahl der gebotenen Stücke ift entweder | aber der erfte und dritte Evangelift manches gefchöpft

haben, was fich, ohne dem Marcus gar zu nahe zu treten,
in die Vorlefung des Matthäus, deren Beftand uns S.
152—183 vollftändig dargelegt wird, nicht wohl unterbringen
liefs, befonders in den Reden, oder was in ihnen

zu eng oder zu weit. Den Namen ,Lieder' verdient
jedenfalls nur ein Theil derfelben; neben Stücken wie
Gen. 25, 23. 27, 27—29. 39 f. fände noch manches feinen
Platz, Gen. 14, 19 f. gehört kaum hierher. Endlich ift

der hebräifche Text, auch nach Eintragung der Corri- zu Itark abweicht. Da nun fchon Matthäus in feinen
renda, keineswegs frei von gröberen Fehlern und wim- j verfchiedenen Curfen in Ausdruck, Auswahl und An-
melt von Unrichtigkeiten der Schreibung, die zum guten [ Ordnung variirt, ja felbft fich wiederholt haben kann,
Theil auf unrichtigen Anfchauungen des Verf.'s zu be- ' da auch Jefus manche Gnomen wiederholt haben kann,
ruhen fcheinen. — Unter diefen Umftänden kann Ref. ; und da die Evangeliften neben gedächtnifsmäfsigen
die vorliegende Schrift keiner der aufS.V angegebenen j Irrungen auch manches abfichtlich zurechtgeftellt oder

ergänzt haben können, fo ift hier eine recht elaftifche
Formel gefunden, aus der fich alle Erfcheinungen von
Uebereinftimmung und Abweichung in unferen Evangelien
irgendwie erklären laffen.

Das ift die ,verbefferte Traditionshypothefe', welche

KateCTorieen von Lefern empfehlen: weder den Lehrern
an Gymnafien und Seminarien, fie den vorgerückteren
Schülern in die Hand zu geben, noch akademifchen
Lehrern als Grundlage für Vorlefungen, noch Pfarrherren
zur Auffrifchung ihrer hebräifchen Kenntnifse und Er

sänzuncr ihrer altteftamentlichen Studien. Weit beffere unfer Buch bietet. Es ift nicht meine Abficht, eine Kritik
Dienftethut jede gute Textausgabe des AltenTeftamentes I derfelben zu geben; ich glaube, den meiften unfererLefer