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Ausgabe:

1884 Nr. 26

Spalte:

621-625

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum graece, ad antiquissimos testes denuo recensuit ... C. Tischendorf 1884

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 26.

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angcfehen werden, ja kaum fo gemeint fein. Für die , fich bereit finden hefs das grofse Werk zu Ende zu
zweite befriedigt die S. 67 zur Wahl geftellte Ausfprache führen, und man begreift es wohl, dafs e.ne Reihe von
T.nTl vollftändig, für die erftc dürfte rvmn zu lefen fein , Jahren darüber verftre.chen mufste. Es galt eben, ein
(Vocalifirung felir zweifelhaft, vielleicht fWVl oder auch , völlig neues Buch zu fchre.ben. dem nur wenige Seiten
rnrWl), wie fich Kautzfeh richtig bei zur Text- ! des alten unverändert einverleibt werden konnten. Wenn

änderung in WO entfchliefst (S. 69;. - S. 8S Z. 1. 2 : wir es aber anerkennen dafs dem Verf. die Löfung
v. u. gilt doch die für im» geforderte Möglichkeit eben- : diefer fchwierigen Aufgabe in vorzüglicher Weile geformt
für -ms — S 97 Z 27 ->g fteht wohl nur durch lungen ift, fo dürfen wir es nicht unterlaffen, zugleich
Verfehcn ,Hülfsf=gol' ftatt ,Hülfschireq'. - S 79 d) : dankbar des Mannes zu gedenken welcher ihm von
fS 144) könnte wohl geftrichen werden, da f.ch die Ar- Anfang an als treuer Freund und Berather zur Seite
tikelfetzung bei Völkernamen den allgemeinen Gefetzen geftanden hat: des ausgezeichneten amenkan.fchen Geunterordnet
. Dan. 6, 16 fteht er nicht, weil in ffTW *FP, Jurten Ezra Abbot weil. ITofeffor an der Harvard-
der Landesname zur Bezeichnung des Volkes benutzt ift.- Un.verf.tat in Cambridge, Malfi deffen unerwarteten
nnbg nn (S 145) dürfte doch ein Geift heiliger und lür die neuteitamenthehe V iffenfehaft unerfetzlichen
Götter' heifsen, weil gerade das Unbeftimmte, Geheimmfs- Verluft wir im März d. J zu beklagen hatten. Von ihm

volle hier zu erwarten ift — S 97 b- (S- 162 ^ P ruhrt' um S 8 ZU bemerken> der mit erftaun-

die Beifpiele Dan 3 2"> 7 12 Efr 6 II nicht, weil das lichem Fleifs gearbeitete Abfchnitt über die verfchiedene

Brädicat nicht ein'Nominal-'fondern ein,Verbalfatz'ift.— Versabtheilung in den Ausgaben des N. T.'s her (S.

Die fprachliche Möglichkeit der Ueberfetzung von ftuoo- 167-182; es lind hierbei nicht weniger als 51 Ausgaben

itt'J« aram SP iTYS) mit ,dominc /zoster vem." (fo Bicken des gnechifchen N Ts und 9 Ueberfetzungen beruck-

vel S 174) giebt'Kautzfeh jetzt zu (vgl. Zeitfchr. f. fichtigt), und auch die muftergilt.gen Ausfuhrungen über
wiffenfeh Theol XXVIll, 1, S. 127). a ! die Capiteleintheilung in der Apoftelgefchichte, den katho-

In dem fehr forgfältigen Druck find Fehler meift
nur durch Abfpringen von Punkten entftanden. S. 37
Z 2-> 1. tomi; B. 45 Z. 13 v. u. 1. bupnn; S. 48. Col. 1.

Zui arori Col. 2 Z. 3 l. inns, Col. 3 Z. 1 1. aronn,
Z 12 1 srfenn, Z. 13 1 fxareriri,'Z. 18 1. pronn; S. 60

lifchen und den paulinifchen Briefen (S. 153—166) find
zum gröfsten Theile fein Werk (vgl. S. 153, Anm. 3).

Die Stellung des Verf.'s zu Tifchendorf und feinem
Werke ift eine durchaus pietätvolle. Nirgends drängt
fich das eigene Urtheil, wo es von demjenigen Tifchen-

Tabelle Coi. 2 1. m > ; S. 64 Z. 7 v. u. find 2 Metheg , dorf's abweicht, in unbefcheidener Weife vor

ausgefallen; S. 73 letzte Col. Z. 4 1. 1B1JJITT; S. 76 letzte
Z. 1. 3. P/ur. fem. ft. 2.; S. 88, Tabelle Col. 2 find 3 1
als 11 zum Abdruck gekommen; S. 97 Z. 9 v. u. 1. ^ 63,
letzte Z. 1. ItfOj S. IOO Z. 23 v. u. 1. mnn, Z. 18 v. u.
1. ppp, Z. 5 v. u. 1. iTES; S. 101 Z. 3 1. (h«zav-t; S. 124
Z. 16 v. u. 1. ftbfibi'S. 127 Z. 17 und 32 ift ein Metheg
ausgefallen; S. 130 Z. 21 1. Tl; S. 139 Z. 11 v. u. 1.
W; S. 143 Z. 16 v. u. 1. ptt; S. 147 Z. 18 v. u. 1.
narn; S. 150 Z. 12 v. u. 1. Juxtapofition; S. 158 Z. Ii
v. u. 1. 37T; S. 164 Z. 11 1. 77m —

Zum Schluffe fei an den Dank für die reiche Gabe
gleich eine neue Bitte geknüpft. Möchte der Verf. recht
bald diefem thesaurus des Biblifch-Aramäifchen, dem wir
viele Auflagen wunfehen, nocli einen kürzeren Abrifs für
den Anfänger folgen laffen. Wir denken uns darin die
Controverfen möglichft umgangen oder ftillfchweigend
gelöft, die Paradigmen bedeutend vermehrt und nach
Möglichkeit vervollftändigt, überall an Stelle der empi-
rifchen Stoffmaffe typifche Beifpiele eingefetzt.

Bonn. K. Budde.

nur wo

Novum Testamentum Graece ad antiquissimos testes denuo
recensuit, apparatum criticum apposuit Constantinus
Tischendorf. Editiooctava criticamaior. Volumen III.
Prolegomena scripsit Casparus Renatus Gregory, ad-
ditis curis f Ezrae Abbot. Pars prior. Lipsiae, J. C.
Hinrichs, 1884. (VI, 440 S. gr. 8.) M. 10. —

Am Schlufs der vorläufigen Erläuterungen zum Apparat
des 2. Theiles feiner Ed. VIII. inaior G872) fchrieb
Tifchendorf: ,Quicquid commentariuvi spectat, Prolegome-
nis reservatitr. Quem in ustim multa tarn prompta sunt;
sed gratum er/t quiequid amicorum studia suppeditabunt1.
Ks ift kaum zu bezweifeln, dafs Tifchendorf, wenn er
dem Leben länger erhalten geblieben wäre, fein Wort
in verhältnifsmäfsig kurzer Frift eingelöft hätte. Wenn
man aber aus jener Bemerkung fchliefsen zu dürfen
glaubte, dafs fich in feinem Nachlafs umfangreiche Vorarbeiten
zu den Prolegomenen vorfinden würden, fo erwies
fich diefe Erwartung als irrig. Es fand fich nichts der
Art; nicht einmal ein Exemplar der Prolegomena zur
Ed.'VII. mit handfehriftlichen Ergänzungen. So war es
denn kein Geringes, was der Verf., feit kurzem Privat-
docent an der Leipziger Univerfität, unternahm, als er

es die Gerechtigkeit erfordert, hält der Verf. nicht damit
zurück. So wird S. 281 die Editio Parisiensis Catl/olica
als des Leipziger Theologen nicht würdig, und S. 265
das Urtheil Tifchendorf's über die Mängel der Lach-
mann'fchen Recenfion als Severins aequo bezeichnet. Mit
voller Entfchiedenheit aber, die um fo werthvoller ift,
als er Tifchendorf nie näher geftanden, ja ihn überhaupt
nicht gekannt hat (vgl. S. 350), tritt Gregory für die
Lauterkeit feines Charakters ein. Der noch immer nicht
ganz zum Schweigen gekommene Vorwurf namentlich,
als wenn Tifchendorf das Sinaiklofter durch falfchc Vor-
fpiegelungen um feinen koftbarften Schatz betrogen habe,
wird nun nicht mehr nachgefprochen werden dürfen,
nachdem der Verf. S. 351 f. theils aus dem Auswärtigen
Amte in St. Petersburg, theils aus Documcnten, die fich
in Tifchendorf's Nachlaffe vorfanden, authentifche Zeug-
nifse dafür beigebracht hat, dafs der Codex Sinaiticus in
der That von den Mönchen des Klofters aus freien
Stücken dem Kaifer vom Rufsland als Gefchenk dargebracht
wurde, und dafs fie dafür eine Gegengabe im
Betrage von 7000 Rbl. (die Mönche auf Thabor aufser-
dem 2O0O Rbl.) empfingen. Die peinliche Gewiffenhaftig-
keit, welche den Verf. nicht ruhen liefs, bis er vollgiltige
Beweife hierfür in Händen hatte, ift charakteriftifch für
feine Arbeit überhaupt und fichert ihr einen bleibenden
Werth. Nichts ift dem Verf. zu unbedeutend, um aufs
neue und mit allen ihm zu Gebote flehenden Mitteln
geprüft zu werden, und überall find die Belege mit
wünfehenswerther Genauigkeit angeführt. Dabei be-
herrfcht der Verf. die in Frage kommende Literatur,
namentlich auch die englifche und amerikanifche, im
ausgedehnteften Mafse.

Es liegt in der Natur der Sache, dafs der Verf.
nicht darauf ausgehen konnte, in dem Sinne etwas Neues
zu liefern, wie es etwa die Cambridger Herausgeber des
N. T.'s, Weftcott und Hort, unternommen haben. Die
Aufgabe, wie fie Gregory gewifs richtig erfafst hat, be-
ftand vielmehr darin, dasjenige mit möglichfter Voll-
ftändigkeit beizubringen, was zur Erläuterung der Ed. VIII.
maior in Text und Apparat dienen konnte. Zu diefem
Zweck handelt er in dem erfchienenen erften Theile,
I. von Tifchendorf, feinen wiffenfehaftlichen Reifen und
feinen Schriften, II. vom kritifchen Apparate der Ed.
VIII. und von Tifchendorfs Verdienften um denfelben,
III. von den bei Conftituirung des Textes zu befolgenden