Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1884

Spalte:

617-621

Autor/Hrsg.:

Kautzsch, Emil

Titel/Untertitel:

Grammatik des Biblisch-Aramäischen 1884

Rezensent:

Budde, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Hamack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. «I. C. Hinriohs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

]vjo. 26. 2 7- December 1884. 9. Jahrgang.

Kautzfeh, Grammatik desBiblifch-Aramäifchen
(Budde).

Novum Testamentum Graece rec. Tischendorf.
Vol. III: Prolegomena scripsit Gregory.
Pars Prior (Gebhardt).

Kloflermann, Probleme im Apofteltexte neu

erörtert (Sieffert).
Jeep, Quellenunterfuchungen zu den grieehifchen

Jeep, Zur Gefchichte Conftantin des Grofsen

(A. Harnack).
Pofitives Chriftenthum und orthodoxer Pietismus

(Gottfchick).
Zöller, Ueber den Grund und das Ziel der

Kirchenhiftorikern (A. Harnack). ' r u,-T ■ , , unu„aas

menfehhehen Entwickelung (Härtung)

Kautzsch, Prof. E., Grammatik des Biblisch-Aramäischen,

mit einer kritifchen Erörterung der aramäifchen Wörter

Hand mit jeder Auflage mehr den Anfprüchen der
Jetztzeit angepafst wird. Eine Aufzählung der wichtig-
ften Abweichungen in der Anordnung dürfte daher viel-

im Neuen Teftament. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1884. ^^vetenungen m oer /vnorunung uurite daner v.ei-

mi icueii law . r s> & ■» facn ZUgielch als Pingerzeig dienen können, in welcher

(VIII, 181 S. gr. 8.) JV1. 4.— Richtung Kautzfeh die hebräifche Grammatik in den fol-

Angefichts diefes Buches wird eine oft gehörte und genden Auflagen umzugeftalten und zu vervollkommnen
fehr beneclitigte Klage, die fleh feit einigen Jahren nach beabfichtigt.

einer fchweren Enttäufchung nur um fo dringender er- Die .Einleitung' verweift für die nöthigen Kenntnifse

hob, endgültig verftummen: wir haben wieder eine allen j von dem femitifchen Sprachftamm überhaupt mit Recht
Anfprüchen der heutigen Wiffenfchaft genügende Gram- ; auf die hebräifche Grammatik unter Anführung einer
matik des Biblifch-Aramäifchen. Die hochgefpannten Reihe von anderen Hülfsmitteln und giebt fodann fehr
Erwartungen, die fleh an den Namen des bewährten ] gründlichen Auffchlufs über Gefchichte, Verzweigung
Verfaffers knüpfen mufsten, werden durch den Gehalt j und Beftand der weftaramäifchen Dialekte; eine befon-
diefer neuen Leiftung vollauf befriedigt. ders dankenswerthe Zugabc bildet die erfchöpfende Be-

Das gilt zunächft von der durchaus methodifchen ! handlung aller aramäifchen Worte und Sätze des N. T.
Arbeit. Zu Grunde gelegt ift der treffliche Baer'fche j S. 8 ff. vgl. S. 173 f. Einiges über die Eigenart des
Text, durch den erft eine brauchbare Grundlage für die Biblifch-Aramäifchen, die Ueberlieferung der Texte
grammatifche Bearbeitung des Biblifch-Aramäifchen ge- und ihre grammatifche Bearbeitung fchliefst die Einlei-
ichaffen war; aber der Verfaffer ift dem oft gar zu , tung. Die wichtigfte grammatifche Literatur hätte wohl
fklavifch der maforetifchen Ueberlieferung folgenden kurz angeführt werden können, ftatt dem Lefer den UmHerausgeber
auf Schritt und Tritt nachgegangen und weg über anderweitige Ueberfichten anheimzugeben,
hat oft nach guten Drucken (bes. des Opitius), weniger | Der erfte Haupttheil, .Schrift- und Lautlehre', ge-
ftarker handschriftlicher Beglaubigung oder eigenem ftattete wieder fteten Anfchlufs an die Schwefter-Gram-
reiflich erwogenem Urtheil andere, beffere Lesarten be- matik; das Eigenthümliche der Schriftlehre liefs fleh da-
vorzugt. Als Frucht diefer höchft gewiffenhaften und durch auf blofs einen Paragraphen zufammendrängen.
mühfamen grundlegenden Arbeiten hat Kautzfeh es fleh Hervorzuheben ift der Paragraph von den .Möglichkeiten
nicht entgehen laffen, nun auch den grammatifchen Stoff eines Lautwechfels im Biblifch.-Ar. verglichen mit dem
in erfchöpfender Vollftändigkeit zu bieten, fodafs fein Hebräifchen und Arabifchen'.

Buch geradezu den Namen einer grammatifchen Con- In dem Abfchnitt vom ftarken Verbum folgt nicht

cordanz des B.-Ar. verdient. Befonders rühmend ift mehr unmethodifcher Weife auf die Abwandlung des
ferner anzuerkennen der Reichthum der zum Theil von Perfectums erft Infinitiv, Imperativ und dann erft das
den entlegenften Orten zufammengebrachten Literatur, Imperfectum, fondern richtig zuerft das Imperf., dann
an deren Hand Kautzfeh jede, auch die kleinfte Con- Impcrat. und Infin. Richtig werden ferner die Stämme
troverfe unter Angabe der Gewährsmänner darlegt, dem j mit Gutturalen und Refch dem ftarken Verbum beige-
Lefer die Controle feiner Ergebnifse überall ermöglicht ordnet, unter dem fehwachen Verbum im Anfchlufs an
und ihn zur Mitarbeit auffordert. Solche Vollftändigkeit die Verba gutturalia das Verbum K'fi vorausgefchickt,
nach allen Richtungen war natürlich nur bei ftrenger 1 das Verbum yj> nicht mehr als zweites der affimiliren-
Begrenzung des behandelten Gebietes möglich; es ift den Verba nach dem Stamme 1'B, fondern als Verbum
deshalb nur zu billigen, dafs der Verfaffer blofs das einfilbigen Stammes hinter 1'y und i*y behandelt. Ob
Biblifch-Aramäifche heranzieht, nicht, wie Winer, das aber nicht beide Stämme bei diefer Betrachtungsweife
targumifche hinzunimmt. Ebenfo ift mit Recht überall ganz ans Ende, hinter K'3 = rf b, zu verweifen waren, ma«
nur der wirklich vorhandene Formenfehatz geboten, und gefragt werden.

wo Vervollftändigung der Ueberficht halber nicht zu Die unglückliche Anordnung bei Gefenius, dafs, nach

umgehen war, das im Bibl.-Ar. nicht Belegbare durch den allgemeinften Angaben, die Bildung der Nomina in
Klammern kenntlich gemacht. ausführlicher Behandlung mitten zwifchen die Paragra-

Dafs das von Kautzfeh verfafste und in Vogel's phen von der .Gefchlechtsform der Nomina' ($ 80) und
Verlage erfcheinende Buch fleh in feinem Aufbau mög- ,vom Plural' u. f. w. ($ 87 ff.) hineingeworfen wird, ift
lichft an die hebr. Grammatik von Gefenius anlehnte, befeitigt. Indeffen die hier von Kautzfeh befolgte An-
verftand fleh von felbft. Es war zweckmäfsig, weil für Ordnung mag zwar praktifch fein, aber methodifch darf
vieles beiden Sprachen gemeinfame blofs auf die Schwe- fle fchwerlich genannt werden. Das Capitel ,vom Nomen'
ffertrrammatik verwiefen werden konnte, nicht minder vollendet fleh hier in blofs 5 Paragraphen: .Allgemeines;
aber, weil unter allen kürzer gefafstm Grammatiken die die Genera des N.; die Numeri; Haupt- und Verbin-
von Gefenius noch immer weitaus die gröfste Verbrei- dungsform. Status aup/iaticus ; die Nominalfuftixe'. Dann
tung hat und von Kautzfch's ficherer und vorfichtiger folgt eine .Ueberficht über die Bildung der Nomina mit
617 618