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Ausgabe:

1884 Nr. 25

Spalte:

596-597

Titel/Untertitel:

Toy aytoy ‚Epitomos echchlesiastiche istoria apo toy chyrioy emon.‘I 1884

Rezensent:

Harnack, Adolf

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595 Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 25. 596

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bare dem neuen Unternehmen dienftbar zu machen. Er j Für die merkwürdige Textesmifchung, welche uns
fand dabei u. a., dafs Bentley auf den Text eines Codex t fo oft in Handfchriften vorhieronymianifchcn Urfprungs

Sangermanensis grofses Gewicht gelegt und feinem Mit
arbeiter John Walker mit befonderem Nachdruck die
Collationirung desfelben empfohlen hatte. Bei dem Ver

^begegnet, ift das Matthausevangelium im Cod. Sangerman.
ein höchft intereffantes Beifpiel. ,Summo studio summa-
que cura per diuersos Codices ooerrans editiones perquisiui.

fuche, die von Walker verglichenen Manufcripte zu iden- 1 In unv.m collexi corpus et scribens transfudi fecique Pan-
tificiren, mufste diefe, von Bentley (nach Robert Ste- ! decten': fo lefen wir am Schlufs des Buches Efther (vgl.

phanus) Gervianum Latum benannte und bald im Cod.
Paris. Lat. 11,553 wiedererkannte Handfcl ift die Auf-
merkfamkeit des Verf.'s um fo mehr in Anfpruch nehmen,
je weniger fie in neuerer Zeit Beachtung gefunden zu
haben fchien. Es ergab fich nämlich, dafs felbft der

auch die Unterfchrift des Hebräerbriefes, Introd. p. XII),
und die Beifpiele, welche der Verf. p. XXXII s. beibringt,
illuftriren das allerdings nicht immer von ,summa cura'
zeugende Verfahren in fprechender Weife. Den Text
der übrigen Bücher in ähnlicher Weife zu unterfuchen,

längft als vorhieronymianifch bekannte Text des Mat- lag nicht in der Aufgabe des Verfaffcrs. Es vviirc aber

thäusevangeliums, welchen diefe Handfchrift darbietet ■ doch recht wünfehenswerth gewefen, einmal genau feft-

(g1- bei Tifchendorf), bisher nur in fehr unvollkom- j geftellt zu wiffen, welche Bücher hier die reine Vulgata,

mener Weife benutzt worden war, während er feiner j und welche einen vorhieronymianifchen Text refp. vor

Eigenart wegen ohne Frage vollftändiger Veröffentlichung
werth gewefen wäre. Dafs der Verf., indem er nun das
Verfäumte nachholt, uns auch die von ihm bei diefer
Gelegenheit gemachten Digreffionen nicht vorenthält,
können wir uns gern gefallen laffen. Es find theils forg-
fältige und mit Sachkenntnifs geführte bibliographifche
Unterfuchungen (vgl. Append. I. II), theils intereffante
.Mittheilungen aus Handfchriften (vgl. Append. III. IV),
welche manchem willkommen fein werden.

hieronymianifche Beftandtheile enthalten. Sofern das
Neue Teftament dabei in Betracht kommt, werden wir
die gewünfehte Auskunft in den Prolegomenen des Verf.'s
zu feiner Ausgabe der Vulgata erhalten; für das Alte
find wir bis auf Weiteres auf die recht unbeftimmte und
irreführende Notiz Delisle's angewiefen, welche der Verf.
p. VI anführt: ,Proverbes et differents livres de la Bilde,
version Italique'. Dafs aber nicht etwa die Scheu vor
mühfamen Einzelunterfuchungen den Verf. davon abge-

Die ausführliche Einleitung (p. V-—XLIII) kann als j halten, auf diefe Frage näher einzugehen, dafür liefert
ein Mufter für Arbeiten diefer Art gelten. Sowohl das i die Einleitung hinlängliche Beweife; man vergleiche z.B.
Aeufsere der Handfchrift als die Gefchichte derfelben j p. XIII s. den Verfuch, das räthfelhafte Monogramm des
behandelt der Verf. mit einer Virtuofität, die überall den Schreibers zu entziffern (der Verf. fchwankt zwifchen
gewiegten Paläographen und den mit umfaffender Ge- | Rathbold, Rathbod und Ratboth), und den intereffanten
lehrfamkeit ausgerüfteten Forfcher erkennen läfst. Nicht Abfchnitt über die Interpunktion der Handfchrift p. XLss

ganz klar ift, inwiefern der Verf. die von ihm gelegentlich
berührte Frage nach dem Grunde, weshalb Bentley's
grofses Unternehmen f. Z. unausgeführt blieb, durch
feine Unterfuchungen über das Leben Walker's in ein
neues Licht geftellt zu haben glaubt. Er fcheint der

Für die Genauigkeit, mit welcher der Text des
Matthäus nebft fämmtlichen Correcturen abgedruckt ift
(S. 2—46), bürgt die unverkennbare Sorgfalt des Verf.'s
(vgl. p. XXIX) und die genaue Vergleichung der Cor-
recturabzüge mit dem Original durch Herrn Ch. Kohler

Möchte ihm diefe in
werden!

Berlin. O. v. Gebhardt.

Meinung zu fein, dafs Walker, wenn er Bentley über- in Paris,
lebt, auf Grund der Vorarbeiten desfelben, zu welchen Die nächften Hefte der Old-Latin Biblical Texts follen

er felbft einen erheblichen Beitrag geliefert, das Werk j die Eruchftücke des Marcus und des Matthäus aus dem
vollendet haben würde (p. XXIV s.). Nun mag aller- Codex Bobbicnsis in Turin (k) und die vier Evangelien
dings Walker, wie der Verf. nicht ohne Mühe ermittelt I aus dem Codex Monacensis (q) bringen. Eine weitere
hat, den 9. Nov. 1741, alfo kurz vor Bentley (f 1742) j Fortführung des Unternehmens wird von der Gunft des
geftorben fein. Aber Bentley's Teftament, in welchem ] Publicums abhängig gemacht,
er feinen Neffen Richard zum Erben feiner Papiere ein- reichlichem Mafse zu Theil we
fetzte, während Walker, wie der Verf. felbft conftatirt,
darin gar nicht erwähnt wird, ift vom 21. Mai 1741 da-
tirt, und fchon mehrere Jahre vorher waren die Arbeiten, 1
fofern Walker daran teilnahm, thatfächlich ins Stocken | ««f'gl«', ^W^ot-Oc. ^ ünXagExog, k^aeuou,,,
gerathen. In Bentley's Abficht kann es alfo nicht wohl ioxogia ano xov xvgiov ypw I. q. utyoi xo,v via»
gelegen haben, dafs jener für ihn eintreten follte. r)uccc %q6vwv. T. I: Chr/aia txxXijOiaoir/.i) 'ioxogia

Die Frage, ob der Codex Sangermancnsis zu der Zeit, (1—700 u. AT). Ev KtuvoxavxivovnöXsi, i/.öidövxug
wo Stephanus ihn benutzte, noch vollftändig war, er- v f ßovcvga, 1884. (XIV, 380 S. er. 8.) liuäxax

ygog. agy. 25.

Tov avxov 'Enixouog l/./.hipsiaaii-/.^ 'ioxogia anb xov
y.igiov rjiiüv 'f. Xg. iityoig aXiöoEiog xitg Kiovoxavxx-
vovnoXsojg (1 —1453 11. X.). LJgbg xg^cnv xüv oyoleicov.
'Ev Kojvoxavxivovvxolei, danavi] xüv dÖE?apüv Jenäoxa,
884. (XVI, 283 S. 8.)

Der Verfaffer diefer beiden Werke hat, wie er felbft
in der Vorrede erklärt, das gröfsere auf d'e Darftellungen
von Neander, Giefeler, Hagenbach, Moehler, Ritter,
Guericke, Hafe und namentlich von Kurtz (Handbuch
1838; Lehrbuch 1880/1) auferbaut; ,xovxo ioyvEi v.vgkog
iv xjj EnE^Egyaaia xrjg 'loxogiag xqg agyalag sy./.Xrjoiag,
dioxi sv xlj iqg Xouir^g Enio(pEh'ilritv xai ovveßovlev&rjV
xcti alXovg, wg ülXayov xovxo öt/lwaco . . . oidaiuüg äg~ivj
Stx TcagEyio vcov xi Big xx)v iniaxrlf.irjv xr^g ioxogiy.ijg &co-
loyiag' a-KÖnog tinv änloeg ipv pnuog Ik xov xieyäXov
sniaxx]f.ioviyov ttXolxov xüv l-tviov xat Idlct xüv I'Egfiavüv
■jcagaXaLißavojv b,xi xaXbv xai ygiftipov eig xag rjiiExtgag
aväy/.ag /.axagxiaco y.eilievov 'EyyXrf. 'loxoglag'. Nur

örtert der Verf. eingehend p. XVIII s. Von den letzten,
den Anfang des Pastor Hermae enthaltenden Blättern ift
dabei nicht die Rede, weil diefes Buch ja für Stephanus
nicht in Betracht kam und fonftige Nachrichten darüber
aus jener Zeit nicht erhalten zu fein fcheinen. Wenn
aber, was Ref. nicht bezweifelt, das Bruchftück des Hermas
, welches der Cod. Paris, tat. 5613 enthält, aus un-

ferer Handfchrift abgefchrieben ift, fo wird man anneh- | „ /„ 3 '
men dürfen, dafs diefelbe fchon im 15. Jahrh., welchem
die Abfchrift angehört, am Schlufs defect gewefen ift.
Nur müfste fie damals mindeftens noch ein Blatt mehr
enthalten haben als jetzt; denn der Text des Hermas
reicht im Cod. 11,553 nur bis Vis. III, 8 prima quidem
earum, im Cod. 5613 aber bis Vis. IV, 3 alba autem pars
superveniuri secidi (damit bricht die Handfchrift mitten
auf der Seite ab). Was übrigens die Benutzung des
Hermasbruchftücks im Cod. n,553 anbetrifft, fo befafs,
was der Verf. nicht wiffen konnte (p. XXIX), fchon
Tifchendorf eine Abfchrift desfelben. Es wurde fodann
i. J. 1877 von Harnack und i. J. 1882 noch einmal vom
Ref. verglichen.