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1884 Nr. 23

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550-558

Titel/Untertitel:

Analecta sacra Spicilegio Solesmensi parata edidit Joannes Baptista Card. Pitra, Episcopus Tusculanus S. E. R. Bibliothecarius. Tom. II. III. IV. Dritter Artikel 1884

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 23.

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fchaffenheit und die Städte der Landfchaft Babylonicn,
erörtert den geographifchen Begriff von Sumir und
Akkad, charaktcrifirt die beiden nichtfemitifchen Dialekte
der Sumerier und der Akkader hinfichtlich ihrer linguif-
tifchen Natur und ihrer Literaturdenkmäler, beflimmt
das Alter der babylonifchen Cultur und ftellt endlich die
Religionsanfchauungen fovvie die übrigen Culturverhält-
nifse der vorfemitifchen Periode Babyloniens dar. — Bei
der Erörterung aller diefer wichtigen Punkte hat fich
H. des neueflen Materials, und zwar immer mit genauefter
Angabe des P"undortes, und der unterfuchenden Dar-
ftellungsmethode bedient. Denn er hat in Bezug auf
Aegypten fchon die Ausgrabungen Naville's in Teil el
MaskkdUah vervverthet. Er hat in Bezug auf Babylonien

gangen ift und hält alfo die hamitifche Herkunft, den
füdöftlichen Ausgangspunkt der Phönicier feft (S. 84 f.
87. 125), und Ref. erlaubt fich, an das gleiche Urtheil
von Ebers (ZDMG 1881, S. 214 f.) zu erinnern, weil
neuerdings die Verwerfung der biblifchen und klaffifchen
Tradition (Herodot I, I; 7, 89 etc.) wieder Freunde gefunden
hat (Budde, Die Biblifche Urgefchichte 1883,
S. 329; Ed. Meyer, Gefch. des Alterthums I. 1884, S.
216). Auch rühmt fich fernerhin H. nicht ohne Grund,
dafs er in der Sumir und Akkad betreffenden Discuflion
von vorn herein diejenige Pofition eingenommen hat,
welche jetzt die meiften Auctoritäten für die richtigere
halten, vgl. Friedr. Delitzfch, The Hebrew languag-e
viewed in the light of Assyriern Research 1883,/. 11. 14:

fchon berückfichtigt, was Hormuzd Raffam in Borfippa | Noji-Semitic = Sumerian aber allerdings Schräder, Ab-
aufeedeckt hat, und unterfcheidet alfo bereits von dem , Handlungen der Berk Akad. 1883: Zur Frage nach dem

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Birs Nimrud den Tempel E-zidda, welchen überdies
Schräder in KAT2 1883, S. 123 I-zi-dah und Friedr.
Delitzfch in ,Ein Gang durch das alte Babylon' (Daheim
1884, S. 759) Ezida nennt. Auch hat II. fchon die
franzöfifchen Ausgrabungen beachtet, welche in Tello gemacht
worden find. Alle Partien feines Buches aber,
möpen fie auf altem oder neuem Material bahren, hat

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Urfprung der altbabylonifchen Cultur, S. 5 ,Der Tura-
nismus des Akkadifchen, wie die Sprache der linken
Columne [der Syllabare] benannt ward und nach unferer
Anficht wegen II Rawl. 36 I Rev. Z. 12 auch benannt
werden follte, wenn man nicht dem volleren Namen
Sumerifch-Akkadifch den Vorzug geben will'. Endlich
in der Gefchichte fcheint H. mit gutem Grunde den Zu-

er fo ausgearbeitet, dafs er die verfchiedenen Anflehten, I fammenhang der phönieifchen Wanderung und der
lche in&Betreff ihrer vorhanden find, mit ihren Argu- j Hykfosherrfchaft, die Gefchichtlichkeit Abram's (wegen

we

meiften'zu Worte kommen läfst und auf diefe Weife j Kudurlagamars; auch für Amraphcl hat H. in der Zeitfchr.
den Lefer in den Stand fetzt, den Gang der wiffenfehaft- j f. Keilfchriftf. 1884, S. 33 f. einen Amarmuballit nicht
liehen Discufhon in denen Hauptwendepunkten zu ver- ; ohne Wahrfcheinlichkeit erfchloffen), ferner den ägyp-
fol^en und felbft fich ein Urtheil über die Richtigkeit tifchen Aufenthalt der Hebräer vertheidigt zu haben,
irgendwelcher Behauptung zu bilden. Hinfichtlich der ; während wieder Seinecke, Gefch. des Volkes Israel,
von H. verarbeiteten Materialien könnte ihm jemand den 2. Theil 1884, S. IV auf die affyriologifchen Forfchungen
Vorwurf machen, dafs er zu viel die Schriften anderer betreffs der ^ Hiftoricität Abram's keine Rückficht ge-
Gelehrten ausgenützt habe. Indefs nicht blofs erwähnt nommen hat."

er es ausdrücklich, fo oft er Meinungen feiner Vorgänger Setzt man alfo, was H. durch die zu feinem Buche

adoptirt, fondern er fteht denfelben auch mit felbftändigem hinzugefügten Nachträge und durch feine neueften Publi-
Urtheil gegenüber. Mufs man aber nicht den Ton tadeln, | cationen in der .Zeitfchrift für Keilfchriftforfchung' ad
in welchem der Verf. fich hie und da mit gegnerifchen j oculos demonftrirt, als bekannt voraus, dafs die affyrio-
Anfchauungen auseinanderfetzt? Jedoch wenn man billig logifche Wiffenfehaft zur Zeit weder abgefchloffen noch
fein will, fo mufs man zur Entfchuldigung des Verfi | in fich felbft einig ift: fo kann Hommel's Buch als eine
bedenken dafs er fich an den betreffenden Punkten im Fundgrube empfohlen werden, welche gerade betreffs

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Stande der Nothwehr befindet

Wenn Ref. fchon nach allgemeinen Gcfichtspunkten

der die Theologen intereffirenden Fragen der alten Gefchichte
fich fehr ergiebig zeigt.

der Kritik das Buch Hommel's als eine reichlich fliefsende | Leipzig. Eduard Könicr

Quelle empfehlen kann, fo befindet er fich auch in der _________ s'

Lage, die Beantwortung der meiften Hauptfragen, welche Analecta Sacra Spicilegio Solesmensi parata ediditloan-
in dem Buche aufgeworfen find, als eine wohlfundamen- r*_ Pf v- -t ,

lirte und befonnene zu bezeichnen. Denn begleitet man ne**a Card. Pitra, Episcopus Tusculanus.

den Verf. auf das Gebiet der Literarkritik, der Linguiftik,
der Ethnologie oder der Gefchichte, fo find die meiften
feiner Entfcheidungen ebenfo von bornirtem Confer-
vativismus wie von haltlofem Radicalismus frei. Denn
fo fehr er auch der Reufs'fchen Pentateuchauffaffung

S. E. R. Bibliothecarius. Tom. IL III. IV. Patres An-
tenicaeni. Parisiis, A. Roger et F. Chernoviz. (Tom.
II. 1884. XLVII et 660 S.; DL 1883. 640 S.; IV. 1883,
XXXIV et 518 S. gr. 8.) fr. 45. —

zuftimmt,

fo betont er doch das hohe Alter der in der Dritter Artik<=>

jehoviftifchen Pentateuchpartie zufammengefloffenen ira
ditionselemente (S. 88 etc.; in der Zeitfchrift für Keilfchriftforfchung
1884, S. 80 fcheint er indefs zu rafch
die litcrarkritifchen Aufftellungen von Budde's Urge
fchichte aeeeptirt zu haben,, In Bezug auf den Sprach

Zum dritten Male Pitra! Es ift gut, dafs in den
Analccten diefer letzte Abfchnitt an fich der intereffan-
tefte ift.

19. Auf Origenes folgt Gregorius Thaumaturgos in
Band III mit 2 griech. Fragmenten (1 zu Hiob c. 3 p.

zufammenhang ferner verficht er z. B. mit Recht die 589—591. 2 zujerem. 9, 8—26 p. 591—595), in IV, 81 —
Thefe von der urfprünglichen Verwandtfchaft der hami- j 169. 345—412 vgl. praef. XVIII-XXII1 mit 9 fyrifchen
tifchen und der femitifchen Sprachen (vgl. darüber auch und 8 armenifchen Stücken. Bei näherer Prüfung fchrumpft
Noldeke in der ZDMG 1884, S. 421 f.) und nimmt im ! die ftatthehe Zahl 19 freilich arg zufammen, doch ift es
femitifchen Bereiche richtig an (S. 509), dafs der breite j erklärlich, dafs Martin den Abfchnitt über Gregor als
fch-laut des O die frühere Stufe der Ausfprachscntwicke- 1 den Glanzpunkt des von ihm bearbeiteten Bandes an-
lung bezeichne, was Ref., ohne dafs H. darauf Rück- j fieht {praef. p. XXI).

ficht nimmt, fchon 1881 in feinem Hiftorifch-krit. Lehr- Als völlig bekannt nehmen wenig Intereffe in An-
rrebäude der Hebr. Sprache S. 35 behauptete, was auch ] fpruch: 1. Bd. II, No. 2. Es ift Pitra unbekannt geblie-
die Anficht von Praetorius zu fein fcheint (Literaturblatt , ben, dafs dies Fragment zweier vatic. Hff. aus der
für orient Piniol. 1884, S. 30—32. 162 f.), und was nun- ! et nimium neglecta Michaelis Ghislerii catenal (1623) be-
mehr Schräder in der Zeitfchr. f. Keilfchriftforfchung | reits von Ryffel (Gregorius Thaumat. 1880, S. 55—59)
1884 S 15 als das einzig Wahrfcheinliche aufgezeigt hat. | wieder abgedruckt ift.

In der Ethnologie fodann folgt H. zunächft der Bahn, 2—6 die, wie der Herausg. felbft angiebt, fchon

welche Lepfius in feiner Nubagrammatik 1880 vorange- von Lagarde, Analecta syr. veröffentlichten fyr. Stucke