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Ausgabe:

1884 Nr. 23

Spalte:

548-550

Autor/Hrsg.:

Hommel, Fritz

Titel/Untertitel:

Die semitischen Völker und Sprachen, als erster Versuch einer Encyclopädie der semitischen Sprach- und Alterthumswissenschaft. I. Bd., 1. Buch 1884

Rezensent:

König, Eduard

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 23.

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verzeichnifs einigen Erfatz bieten. Ob das erftere nun I der Chriftologie von der Anrufung Chrifti, nur in der
wirklich gefchehen ift, darüber fteht dem Ref. ein Ur- j Efchatologie gelegentlich von der Fürbitte für die Vertheil
nicht zu, doch will es ihm fcheinen, dafs fchon die I ftorbenen; gewagt finde ich die Behauptung, dafs die
Gefchichte der Apologetik wie die nachfolgende fyfte- I Schrift faft auf jedem ihrer Blätter einen dualifti-
matifche Ausführung und der vorausgehende Abfchnitt i fchen Endausgang der Heilsgefchichte bezeuge; unverüber
Begriff und Aufgabe derfelben von einem fehr in- ftändlich ift mir der Ausdruck S. 694, 18, dafs die Kri-
dividuellen Standpunkt aus gefchrieben find. Insbefon- j tik als Folge des Sündenfalles das Verhaftetfein unter
dere ift des Verf.'s Widerfpruch gegen ad hoc getriebene | Gottes Zorn angebe. Als Folge der Befchleunigung des
Apologie — ein Lieblingsausdruck, der in gewiffen Par- ! Werkes erfcheinen Verfehen wie 685, 1 ,Das Locus',
tien auf jeder Seite wiederkehrt — und feine Definition I 744, 2' "1 brij? 3 Mof. 16, 3. S. 725—726 bei der eng-
der Apologetik, welche die principielle Darfteilung der ! lifchen Literatur über die Verföhnungslehre fehlt R. W.
Selbfterweifung des Chriftenthums als der Wahrheit 1 Dale, the atonement. The Congregational Union Lecture
fein foll, dem Ref. nicht recht verftändlich geworden. /6T1875 (neuerdings auch in's Deutfche übertragen) und
Die eigene Ausführung gliedert fich in die 3 Abfchnitte: j das kleine, aber charakteriftifche Schriftchen W. Reid,
Nachweis der chriftlichen Anfchauung von Gott, als i the blood of Jesus {,fully a million, in several languages'
allein dem Lebensbedürfnifs des Menfchen entfprechend, j fteht fchon auf dem Titel einer Ausgabe von 1874, Lon-

2) N. d. ehr. A. von Jefu Chrifto als allein dem Heilsdon
, Nisbet 128 S.). Im Allgemeinen wird aber wie-

bedürfnifs des Sünders entfprechend und 3) N. d. ehr. derum zu fagen fein, dafs es für einen Laien — und für

A. von dem der Kirche anvertrauten Wort Gottes in
der h. Schrift als allein dem Wahrheitsbedürfnifs des

folche foll ja das Handbuch auch beftimmt fein — eine
feltfame Zumuthung wäre, durch eine Darftellung wie

Menfchen entfprechend. Ueber die Beiordnung diefes die vorliegende fich für die evangelifche Theologie beletzten
Abfchnitts und über manches Inhaltliche des- geiftern zu laffen, dafs der Standpunkt ein retrofpectiver
felben wird natürlich von verfchiedenen Standpunkten ift, daher von Epochemachen für die Zukunft keine Rede
aus fehr verfchieden geurtheilt werden; Ref. mufs fich fein kann, dafs aber das Werk feiner formalen Vorzüge
verfagen, auf das Sachliche einzugehen, kann aber den wegen gerade auch in diefem letzten Abfchnitt ganz
Wunfeh nicht zurückhalten, bei einer neuen Auflage < dazu angethan ift, ein Studentenbuch zu werden, das
möchte einzelnen Stellen diejenige Mäfsigung und Weihe j insbefondere für die Examensrepetition ebenfo gebraucht,
des Ausdrucks zu Theil werden, die man an einem wie mifsbraucht werden kann. Ein kurzes Vorwort ift
chriftlich-apologetifchen Werk befonders ungerne ver- : diefer Lieferung, als der Schlufslieferung beigegeben,
mifst; vgl. z. B. S. 558. 65. 68. 76. 80. 87. 98. — S. 521 das fich kurz mit einer Anzeige in der Deutfchen Lite-
1. Z. fehr. Hamephoras; 556, 19 fehr. 529 ft. 513. raturzeitung 1883, 48 auseinanderfetzt, im Allgemeinen

In die Bearbeitung der Dogmatik haben fich be- i aber, gewifs nicht ohne Grund, mit Befriedigung auf die
hufs Herbeiführung rechtzeitigen Abfchluffes des Ganzen j Aufnahme zurückblickt, welche das Unternehmen ge-
zweiKräfte getheilt (sie; A.d.R.), fodafs vonProf. Cremer ! funden. Gewifs ift, dafs der Herausgeber das Meifte
nun nur die Principienlehre, S.608—16.37—60, vom Heraus- ! zum Gelingen des Ganzen beigetragen. Ein alphabe-
geber der in erftereeingefchaltete Abfchnittüber Gefchichte tifches Sachregifter foll als befonderes Bändchen noch
und Literatur der Dogmatik (20 S.) und das Syftem I folgen.

der Glaubenslehre (S. 661—769) herrührt. In der Prin- Ulm a'D js Neftle

cipienlehre hat den Ref., foweit ihm überhaupt in fol- i________'

chen Dingen ein Urtheil zuftehen kann, nicht blofs eine Hommel, Privatdoc. Fritz, Die semitischen Völker und
Anzahl von Einzelbemerkungen fehr angefprochen, z. B. Sprachen, als erfter Verfuch einer Encyclopädie der
S. 614 t. über Apologetik, Dogmengefchichte, Schnttbe- I / „ . . t. r 1 /v

weis, noch viel mehr haben Äm ganze Abfchnitte, wie femitifchen Sprach- und Alterthums - W.ffenfchaft.

z. B. der über die Vorausfetzungen des Chriftenthums

und innerhalb diefes die Ausführung über das Wefen
des Chriftenthums und über die Art und Weife und die
Entftehung der chriftlichen Gewifsheit einen wohlthu-
enden Eindruck gemacht; doch ift es hier nicht möglich,
näher darauf einzugehen (S. 608, 19 v. u. fehr. Act. 16,
4; in den Ueberfchriften S. 625 — 37 3 ft. 2).

1. Bd.: Allgemeine Einleitung: Die Bedeutung der
Semiten für die Kulturgeschichte. 1. Buch: Die vor-
femitifchen Kulturen in Aegypten und Babylonien.
Leipzig, O. Schulze, 1883. (XII, VIII, 541 S. gr. 8.)
M. 11. —

Da unter den Hilfswiffenfchaften, mit denen der Er-

Auch über den letzten Theil kann Ref. kurz weg- forfcher des A. T. fich zu befchäftigen hat, die Affyrio-
gehen; giebt derfelbe doch im Wefentlichen, wie fchon j logie eine hervorragende Stellung einnimmt, fo ift es

das viele Lateinifch auf jeder Seite zeigt, nur eine Re-
produetion des dogmatifchen Syftems der orthodox-lu-
therifchen Dogmatiker, bald nach Hollaz, bald nach
König, Quenftedt u. f. w., etwa in der Art, wie diefelben

erfreulich, dafs immer mehr Vertreter der affyriologifchen
Wiffenfchaft fich bemühen, dem altteftl. Theologen die
am Euphrat und Tigris entdeckten Gefchichtsquellen
zugänglich zu machen. Unter diefen Affyriologen hat

in Luthardt's Compendium verwendet werden. Dafs die j fich aber Fritz Hommel nicht am wenigften den Dank
Schroffheiten etwas gemildert find und das Ganze in der Theologen erworben, weil er in feinem obengenannten
trefflicher Ueberfichtlichkeit dargeftellt ift, braucht man I Buche, deffen allg. Einleitung fchon in Nr. 25 vom
kaum ausdrücklich hervorzuheben. An intereffanten oder | Jahrg. 1881 diefer Zeitfchrift befprochen worden ift, ge-
auch feltfamen Eigenthümlichkeiten fehlt es nicht: ich j rade diejenigen Theile der alten Völkergefchichtc fehr
erwähne z. B. die Parallelifirung der 3 Wege für Her- ausführlich erörtert hat, welche bei der Beurtheilung der
leitung der göttlichen Eigenfchaften mit den 3 Arten hiftorifchen Auctorität des A. T. am wichtigften find,
der Gottesbeweife, oder die der 3 letzten Lehrftücke j Denn im 1. Abfchnitt von einer Unterfuchung der Quellen
Soteriologie, Ecclefiologie, Efchatologie mit den 3 Aem- 1 der Völkertafel und anderer genealogifchen Beftancltheile
tern Chrifti, der 3 Sacramente (Taufe, Bufse, Abendmahl) der Genefis ausgehend, befpricht er zunächft die Ver-
mit den 3 Stufen der Heilsordnung, bez. der gratia 1 wandtfehaft der hamitifchen und der femitifchen Sprachen
praeveniens, operans u. cooperans, die Parallelifirung der und fodann die Berührungen, welche zwifchen den
Lehre von der Schrift mit der Zweinaturenlehre, dafs ! Aegyptern und den Kufchiten fowie den Semiten von
auch die Bibel weder monophyfitifch, noch neftorianifch, ! der älteften Zeit bis zum Ende des 14. vorchriftl. Jahrh.
fondern chalcedonenfifch angefchaut werden müfle. Auf- ftattgefunden haben, und fügt einen Ueberblick der erft
gefallen ift mir, dafs in der ganzen Glaubenslehre mit neuerdings in ihrer Wichtigkeit erkannten Cultur der
keiner Silbe vom Gebet die Rede ift, auch nicht bei Hethiter hinzu. Darauf befchreibt er die Bodenbe-