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Ausgabe:

1884

Spalte:

545-548

Autor/Hrsg.:

Zöckler, Otto (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Disziplinen. 6. Halbbd 1884

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Hamack und D. E. SchÜrer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 23.

15. November 1884.

9. Jahrgang.

Zöckler, Handbuch der theol. Wiffenfchaften.

6. Halbband (Neftle).
Hommel, Die feniitifchen Völker und Sprachen.

1. Band (König).
Pitra, Analecta Sacra. Tom. II—IV. (Loofs).

Dritter Artikel.

Luther, Scholas ineditas de libro judicum edid.

Buchwald (Kolde).
Luther's Ungedruckte Predigten, i. J. 1530 auf

der Coburg gehalten, hrsg., von Buchwald

(Kolde).

Knapp, Beiträge zur Lebensgefchichte A. G.
Spangenbergs, hrsg. von Frick (Ritfehl).

Peterfen, Henrik Steffens, überf. v. Michelfen
(Ritfehl).

Handbuch der theoloqischen Wissenschaften in encyklopä- der von den Secten des Proteftantismus' handelt, wird
difcher Darftellung mit befonderer Rückficht auf die fr *«° Nachwe.s verfocht, warum die dort behandel-
aucner L-ariicuuug . • . , ten Gemeinfchaften Secten feien und von den kleineren

Entwicklungsgefchtchte der einzelnen Disziplinen, in , orientalifchen Kirchenkörpern wird gar nicht geredet.
Verbindung mit Proff. DD. Cremer, Grau, Hamack 1 Die fyftematifche Theologie beginnt mit der
etc. hrsg. von Prof. Dr. Otto Zöckler. 6. Halbbd. Apologetik, dargeftellt von Prof. R. Kübel. Ganz
NördlinoVm, Beck, 1884. (3. Bd. XVI u. S. 241—772. 1 eigenartig fteht diefer Abfchnitt von 100 Seiten unter
81 M ? 10 I übrigen. Wahrend fonft ein Hauptvorzug des Hand-

gr. ö.j . 5- 5 • | buchs darin befteht, dafs für die einzelnen Gebiete der

Vgl. zuletzt Nr. 21. Am meiften entfpricht noch die ; Theologie, bez. fogar für Einzelfragen innerhalb derfel-
Symbolik, die v. Scheele auf Grund feines gröfseren ben die Literatur forgfältig und überfichtlich lieh zufam-
Werkes (fchwedifch 1877, deutfeh 1881) bearbeitet hat, mengetragen findet, ifl hier S. 508. 562. 584. 604 die
der Beffimmung des Handbuchs auch für weitere Kreife. Literatur auf die in den betreffenden Abfchnitten haupt-
Geht der Verf. doch fo weit, griechifchen Ausdrücken, ! fächlich berückfichtigten Schriften befchränkt und die
Büchertiteln z. B., regelmäfsig die Ueberfetzung in | der Gefchichte der Apologetik angefügten Schriften
Klammern beizufügen oder feine Bemerkungen über das nehmen auch nicht viel über eine Seite ein. Vives,
Nicaenum mit einem gefchichtlichen Referat einzuleiten. Grotius, Pascal, Butler, Bonnet, Kneuker find die ein-
Da das zu Grunde liegende Werk in diefer Zeitfchrift zigen Namen, die in diefem Verzeichnifs zwifchen
fchon von competenter Seite befprochen worden ift, darf j Auguftin und Sack Erwähnung finden. Und ähnlich ift
Ref. um fo eher von einer Beurtheilung des ganzen es auch mit der Darftellung der Gefchichte der Apolo-

Standpunkts abfehen, möchte aber doch das Bedauern

nicht unterdrücken, dafs auch diefe Symbolik fich grund- | Entwicklung der Apologetik nach ihren grofsen Grund

fätzlich nur an die Bekenntnifsfchriften hält (ohne natür-

getik. Sie foll theils eine Gefammtüberficht über die

zügen und den charakteriflifchen Beffimmtheiten der

lieh kirchliche Bücher, Katechismen, zu Bedeutung ge- : einzelnen Perioden, theils eingehendere Schilderung von
langte Privatfchriften ganz auszufchliefsen) und nur am , folchen Repräfentanten geben, in welchen eben der
Schlufs ie ein paar Bemerkungen über Verfaffung, Cultus < Charakter der jeweiligen Periode am fignificanteften

und herrfchenden Geift einer Kirche hinzufügt, ftatt
dem von Hafe in feiner Polemik eingefchlagenen einzig
wirkfamen Wege zu folgen. Als Künftlichkeit fei aufser-
dem hervorgehoben, was nun über den Charakter der
drei, beziehungsweife vier grofsen Kirchen gefagt wird,
dafs die griechifche auf dem Kindheitsftand geblieben

heraustritt. Aber diefe Grundzüge werden nun eben
fehr nur im Grofsen und Ganzen dargeftellt. Ein paar
Beifpiele. Die erften Apologien des Ariftides und Qua-
dratus gelten einfach für verloren. Von den neuerdings
unter dem Namen des erfteren veröffentlichten Stücken
ift gar keine Rede. Die gegen das Judenthum fich

ift, die römifche einen frifcheren jugendlichen Charakter , wendenden Apologien können nur nebenbei berück
befitzt, die lutherifche die männliche Reife zeigt, wäh- ; fichtigt werden. Eigentlich ift aber nur einmal vom Dia

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rend die reformirte etwas von der Sinnesart des Greifes
an fich trägt. Aehnlich geiftreich künftlich erfcheint es,
wenn als vorherrfchende Kategorie in der katholifchen

log mit Tryphon gefprochen und die Namen Iafon und
Papiskus, Aphraates, Sylvefter, Rabbi Salomo u. f. w.
werden gar nicht erwähnt, trotz der neueren Nachweife

Ethik die Pflicht, in der lutherifchen die Tugend, in j wie fehr die Kirche bis in's Mittelalter gegen die Ander
reformirten das höchlte Gut genannt wird. In der ziehungskraft zu kämpfen hatte, welche die Synagoge
Sprache tritt an wenigen Stellen wie es fcheint die Hei- j auf viele Chriften ausübte. Von den gegen Julian ge-
math des Verf.'s zu Tage, S. 387 z. B. die das kirchliche richteten apologetifchen Schriften ift keine einzige geHandeln
beftimmende Zweckvernehmung fei in den nannt; das ganze Mittelalter auf einer halben Seite
Symbolen zu finden; derfelbe Ausdruck fpäter noch abgemacht. Aehnlich ift es auch noch in der neueren
einmal. Zu dem S. 388 f. befprochenen war K. Lechler, • Zeit. Welche Einzelfragen z. B. im vorigen Jahrhundert
die Confeffionen in ihrem Verhältnifs zu Chriftus (Heil- | im Vordergrund ftanden, die oft fo charakteriflifchen

bronn 1877) zu citiren; bei der Frage nach dem Alter
des Athanafianums fehlen die neueren Verhandlungen
über den Utrechtpfalter; S. 416 wird unter den zuverläffigen
Interpreten des Katholicismus Perrone nicht genannt.
Ift es richtig, dafs in Art. 4 der Aug. auf das Zeugnifs
der Schrift ,als das allein giltige' hingewiefen wird (S.

Titel der apologetifchen Hauptwerke erfährt man nur
fehr mit Auswahl; bezeichnende Thatfachen wie die
Gründung befonderer Gefellfchaften zur Verteidigung
der chriftlichen Religion oder Namen wie den eines Paley
(vgl. PRE2) fuchen wir vergeblich. Wenn dafür die
Grundzüge der Entwicklung um fo richtiger und kräf-

427)"- S 429 fchon Luther nannte bekanntlich den Ka- ; tiger gezeichnet find, entbehrt man folche Kleinigkeiten
techismus ,die rechte Laienbibel'. Im fechften Abfchnitt, I allerdings leichter, doch follte wenigftens das Literatur-

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