Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1884

Spalte:

521-524

Autor/Hrsg.:

König, Friedrich Ed.

Titel/Untertitel:

Die Hauptprobleme der altisraelitischen Religionsgeschichte 1884

Rezensent:

Kautzsch, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herauseeeeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint , ..... Prel's

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

NO. 22. u November 1884. 9. Jahrgang.

König, Die Hauptprobleme der altisraelitifchen ' zum Augsburger Religionsfrieden. 2. Bd.

Religionsgefchichte (Kautzfeh). I Sch£ ^fche Fürften im Zeitalter der Re.

Gräfe, Die Pauhmfche Lehre vom Gefetz (Ju- 1 formation (Kawerau).

licher). Ein Spandauer Weihnachtsfpiel 1540, hrsg. von

Nitzfeh, Gefchichte des deutfehen Volkes bis 1 Bolte (Kawerau).

Meufs, Lebensbild des evangel. Pfarrhaufes.
2. Auflage (Rade).

Bauer, der chriftliche Hausftand (Diegel).

Schaeffer, Auf der Neige des Lebens (Baffermann
).

König, Privatdoc. Lic. Dr. Friedr. Ed., Die Hauptprobleme
der altisraelitischen Religionsgeschichte, gegenüber den

treten ift; auch er forderte bereits Bundesglauben und
Bundesgehorfam. Ebenfowenig entbehrte er der Idee
der zukünftigen Univerfalität des israelitifchen Heiles.

_ . , , , .-, u 1 t u;n ucr zuKuniLigen univenaiuat ues israeiiuicnen neues.

Entwickelungstheoret.kern beleuchtet. Leipzig, H.n- ^ Abfchnitt endHch behandelt die formale

richs, 1884. (IV, 108 S. gr. 8.) M. 2.40
Als das Ziel, welches er in diefer Arbeit erftrebt
habe, nennt der Verf. im Vorwort diefes, ,dafs die trotz
aller Kritik wirklich vorliegenden Thatfachen der Religionsgefchichte
aufgezeigt und die zu ihrem Verftänd-
nifs nothwendig vorauszufetzenden Urfachen erfchloffen
werden'. Und da Verf. diefes Ziel nicht blofs durch genaue
Auslegung der Quellen, fondern auch durch die —
vom Wahrheitsftreben und Gerechtigkeitsfinn — gebotene
forgfältige Berückfichtigung gegnerifcher und verwandter
Urtheile zu erreichen gefucht habe, fo fei feine Schrift
zugleich ein bequemes Mittel geworden, fich über alle
die altisraelitifche Religionsgefchichte betreffenden Verhandlungen
der letzten Jahrzehnte und deren gegenwärtigen
Stand zu orientiren.

Zu diefem Behufe befpricht der Verf. in der Einleitung
zunächft die Motive zu den vorliegenden Studien.
Diefelben beruhen in der Hauptfache darauf, dafs durch
die Schriften der Entwickelungstheoretiker (in älterer Zeit
bef. George's, Vatke's u. a., in neuerer Zeit Dozy's, Oort's,
Land's und ganz bef. Kuenen's) mehr und mehr der
Schein entftanden ift; als ob ,die Verkennung der pro-
phetifchen und der apoftol. Weltanfchauung die noth-
wendige Frucht der Entwickelung echter Wiffenfchaft'
fei. Diefer Meinung will der Verf. in den vorliegenden
Studien mit Nachdruck entgegentreten.

In der Erörterung und Beantwortung von dreizehn
durch die Gegner veranlassten Fragen gelangt der Verf.
der Reihe nach zu folgenden pofitiven Sätzen: Die Religion
Mofe's war auch diejenige der Majorität feiner
Volksgenoffen. Ueberhaupt aber ift ,nicht nach der
Majoritätsreligion, fondern nach der legitimen Religion

Dignität der vorprophetifchen Religion Israels.

Wie diefe Inhaltsüberficht zur Genüge zeigt, hat
König die biblifch-theologifchen Fragen, die fich an die
kritifchen Fragen knüpfen, in den Kernpunkten ange-
fafst; der im Vorwort erhobene Anfpruch, dafs das
Büchlein als ein bequemes Mittel der Orientirung über
die religionsgefchichtlichen Verhandlungen der letzten
Jahrzehnte dienen könne, ift ein wohlberechtigter. Dafs
es bei der Wichtigkeit und Schwierigkeit diefer Fragen
auch an Widerfpruch nicht fehlen kann, verfteht fich
von felbft. Ehe jedoch Ref. daran geht, einige Abweichungen
von dem Standpunkt des Verf.'s geltend zu
machen, möchte er als Gefammturtheil über die Arbeit
desfelben vorausfehicken, dafs ihm diefelbe als eineebenfo
zeitgemäfse, wie verdienftliche erfchienen ift. Und zwar
nicht blofs wegen des fittlichen Ernftes und der Gründlichkeit
, mit welcher die Discuffion mit den Gegnern
geführt wird, fondern vor allem wegen ihres Zweckes,
die Ergebnifse der Literarkritik von fpeeififeh theolo-
gifchem Standpunkt aus zu beleuchten. Dies würde
natürlich keinen Werth haben, wenn der Verf. in die
Kategorie derjenigen Kritiker oder vielmehr Nichtkritiker
gehörte, die mit unverwüstlicher Naivetät fortfahren zu
verlangen, dafs fich der exegetifche und kritifche That-
beftand nach theologifchen Wünfchen und fynagogalen
Ueberlieferungen zu richten habe und dafs fomit die
fchlichte Anerkennung des wirklichen Thatbeftands als
,Gefchichtsconftruction' zu denunciren fei. Nachdem fich
aber König wiederholt mit gröfster Beftimmtheit für die
fogen. Graf fche Hypothefe erklärt hat, hat er gerechten
Anfpruch darauf, von den Anhängern derfelben auch
bezüglich feiner Anfchauung von den biblifch-theolo-

des vorprophetifchen Israel zu fragen' und diefe ift zu- j gifchen Confequenzen der literarifchen Kritik »ehört
nächft aus formalen Gefichtspunkten die gemeinfame I werden. Und er hat ihn um fo mehr, als wirfehr wohl
Gottesanfchauung Mofes, der Frommen Israels, der That- j von Zeit zu Zeit einen Ilinweis darauf nöthio- haben, dafs
und der Schriftpropheten gewefen. In der Benennung j die Kritik für den Theologen doch nur Mittel zum Zweck
des legitimen Gottes Israels ift eine andere Entwickelung, ' ift. Der Zweck felbft aber — die Fixiruno- der biblifch-
als die von der Tradition an die Hand gegebene, nicht theologifchen Refultate, die religionsgefchichtliche und
zu conftatiren, wohl aber ift ein Fortfehritt vom relativen in ihrer Folge die religiöfe Erkenntnifs _ wird nur erzürn
abfoluten Monotheismus (Ref. fafst der Kürze halber reicht werden, wenn nach den kühnen, bahnbrechenden
die Ausführungen des Verf.'s in diefen Terminus zufam- Kritikern auch die mehr confervativen' vorfichtig nach-
men) anzuerkennen; dagegen ift der fogen. ethifche Mo- prüfenden und allzurafch fixirte Ergebnifse modlficiren-
notheismus derPropheteneineunbegründeteHypothefeder i den Arbeiter zu Worte kommen. Und diefes Verdienft
Entwickelungstheoretiker. Ebenfo ift eine Entwickelung hat fich König unbeftreitbar erworben, dafs er Verdes
Jahwismus hinfichtlich der Vorftellung von der j fchiedene Aufhellungen der Gegner erheblich ermäfsigt
Wefenheitjahwe's, feiner Abbildbarkeit und feinem mora- , oder doch die Nothwendigkeit einer befferen Begründung
lifchen Charakter abzulehnen. Auch der vorprophetifche [ derfelben gezeigt und fo einen redlichen Beitrat zu einer
Jahwismus entbehrte nicht des Gedankens, dafs Jahwe, 1 künftigen Verftändigung zwifchen den Anhängern der
fich manifeftirend, in Bundesgemeinfchaft mit Israel ge- I Tradition und der neueren Kritik geliefert hat.

521

5