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Ausgabe:

1884

Spalte:

473-475

Titel/Untertitel:

Lortet, La Syrie d‘aujourd‘hui 1884

Rezensent:

Socin, Albert

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. SchÜrer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis,

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 20.



4. October 1884.

9. Jahrgang.

Lortet, La Syrie d'aujourdhui (Socin).
Zeller, Entretiens sur l'histoire du moyen äge
(K. Müller).

Bai an, Monumenta reformationis Lutheranae.
Fase. I. (Brieger).

Scaduto
Kleinert
ner's
Steude,

, Guarentigie pontificie (Benrath).

, Zum Gedächtnifs Ifaak Augufl Dor-

(K. Müller).

Beitrage zur Apologetik (RitTchl).

Böhl, von der Incarnation des göttlichen Wortes
(Rade).

Nathufius, von, Katechismuspredigten. 2. Tl.
(Löber).

Briefe aus dem Himmel (Achelis).

Lortet. Dr., doyen de la faculte de medecine de Lyon, ! Buch hindurch finden fich kürzere oder längere Be-

La Syrie d'aujourd'hui. Voyages dans la Phenicie, le £f kung.en über die Fauna Syriens; befonders über
' r r liehe (logar fchreiende! p. 509; und Vogel, aber auch

Liban et la Judee 1875-1880. Ouvrage contenant 364 z jt über die merkwürdigen Arten des in Syrien ein-

gravures, une carte de la Palestine et huit autres heimifchen Hornviehs (p. 113; 114; 153; 526). In Bezug
cartes. Paris, Hachette & Cie., 1884. (675 pp. gr. 4.) auf dje Krokodile im Zerka und untern Kidron urtheilt
( ! der Verfaffer, dafs fie nicht ganz diefelbe Species, wie

tr. 50. dje ägyptifchen, repräfentiren (p. 174). Merkwürdig ift,

Ueber das vorliegende Werk hat der Unterzeichnete i dafs die Gaffenjungen in Tyrus den Murex (vgl. p. 127
bereits in den Jahresberichten des deutfehen Paläftina- und 102) noch zum Rothfärben zu gebrauchen verliehen.
Vereins (V, p. 249, Nr. 204 und 205; VI, p. 171, Nr. ; Auch über die Meerfchwämme und deren Wachsthum er-
119 und 120; vgl. VII. Jahresb. Nr. 153) ein kurzes Ur- halten wir einen fehr intereffanten Bericht (p. 660 fg.).
theil abgegeben, da das Buch zuerft in der franzöfifchen j Ferner hat der Reifende Pflanzen gefammelt; wir finden
Zeitfchrift Le Tour du Monde und darnach auszugsweife in dem Buche fehr viele für Pflanzengeographie wichtige
im Globus erfchienen ift. Jedoch kann jetzt erft, nach- Bemerkungen zerftreut. Neu war uns, dafs die Datteln
dem das Ganze in einem gefonderten Bande vorliegt, i in Lydda die Güte der ägyptifchen Früchte erreichen
die Ueberficht gewonnen und das Facit gezogen werden, follen (p. 386). Auch geognoftifche Angaben find nicht
in wie fern dadurch die Wiffcnfchaft wirklich- gefördert ganz feiten; namentlich aber find hier noch die anthro-
wird. Diefes Refultat ift, um es kurz zu fagen, ein pologifchen und ethnographifch.cn Beobachtungen zu
überaus günftiges: fowohl der Text als ganz befonders erwähnen. Der Verf. fchildert z. B. (p. 61), wie ein Knabe
auch die Abbildungen, welche der fehr Itattliche Band ent- vor feinen Augen, ohne Werkzeuge, jene runden Steine
hält, find vorzüglich; letztere überflügeln, was Genauig- fabricirtc, in Betreff deren wir nicht begreifen, wie fie
keit und Schönheit der Ausführung betrifft, nach unferem in dem fogenannten Steinzeitalter hergeftellt wurden.
Gefchmack felbft die beiden Bände von ,Paläftina in ! Er weift uns auf die alten Tumuli hin, welche auf der
Wort und Bild'. Wenn wir die Vergleichung der beiden | Ebene Jezreel (p. 186) und im Jordanthal, z. B. bei
Werke fortfetzen wollten, fo müfsten wir fagen, dafs die , Ain es-sultan (p. 462) noch auszugraben wären. Er führt
deutfehe Arbeit in Bezug auf wiffenfehaftliche Topo- uns befonders auch die verfchiedenen Volkstypen von
graphie allerdings mehr bietet, als das Buch Lortet's. Syrien vor; von den Anfairiern (p. 48; und Metawile (p.
Zwar find in dem letzteren gerade die Schilderungen 116; 132) urtheilt er, fie feien wohl eranifchen (?) Ur-
von Gegenden und Naturfcenen vortrefflich; auch von ; fprungs. Freilich greift er in diefer Beziehung bisweilen
Alterthumern giebt der Verf. oft in draftifchen Worten ; fehl; fo möchten doch Maroniten und Drufen (p. 79)
feine Eindrücke wieder. Auf hiftorifche Darftellungen für Reffe der fyrifchen Bevölkerung, nicht für ange-
läfst er fich dagegen feiten ein, und wenn er es thut, feffene Araber zu halten fein. Die ethnographifchen
finden wir bisweilen veraltete Anfchauungen wie in Be- Schilderungen, welche zu den anziehendften Theilen des
treff des Zion (p. 225), des Namens Leontes (p. 114), ! Buches gehören, find von einer Menge von Bildern der
der hebräifchen Schrift (p. 225), des Namens esch-Scham J Volkstypen begleitet, wie wir fie noch in keinem Werke
(p. 606, welches fo benannt fei, weil es weltlich von der über Syrien auch nur annähernd in gleicher Vortrefflich-
grofsen Wüfte liege!) u. a. m. Auch ftofsen wir hier und ; keit gefunden haben. Auch einzelne ärztliche Beobach-
da auf einzelne kleine fprachliche Verfföfse, wie p. 509 tungen theilt Lortet mit; man beachte aufser dem, was
Moundawarah ftatt Mudauwara, p. 323 (und fonft) Merhab er über die Ausfätzigen (p. 303 fg.) berichtet, namentlich
ftatt Mihrab, p. 657 ,Kaßdgisl ffatt Kahwds, p. 573 was er über den Einflufs zu fagen weifs, welchen das
Mardin für Kavireddin u. a. Alle diefe Kleinigkeiten ; zwei Jahre lang fortgefetzte Liegen in der Wiege auf den
— und es find im Grunde genommen deren nicht viele — Habitus der Kinder ausübt (p. 87; 144).
nehmen wir von einem Naturforfcher gerne in den Kauf; Neben den Holzfchnitten, welche Volkstypen meift

lie thun dem Werthe des Buches keinen Eintrag. Diefer nach eigens dazu aufgenommenen Photographien dar-
befteht zunächft hauptfächlich in den naturwiffenfehaft- ftellen, finden fich auch viele Bilder von Landfchaften
liehen Beobachtungen. Um folche anzuheilen, wurde der und Alterthümern. Der Verf. ift auf feinen Reifen zwar
Verfaffer von der franzöfifchen Regierung verfchiedene oft der grofsen Karawanenffrafse entlang gezogen, hat
Male nach Syrien gefchickt; bereits hat er auch als aber auch feiten bereifte Gegenden aufgefucht, wie die
erftes Ergebnifs eine ftreng wiffenfehaftliche Abhandlung
über die Fifche des Tiberiasfee's (ZDPV. VII. Jahresbericht
) veröffentlicht. Namentlich fcheint die Ausbeute,
welche der Reifende auf dem Gebiete der Zoologie gemacht
hat, bedeutend gewefen zu fein. Durch das ganze

Klippen am Weftrand des todten Meeres (p. 402 fg.); befonders
die Umgegend des Tiberiasfee's (in letzterem hat
er Tiefenmeffungen vorgenommen, 503 fg.); die Genend
am See Yammpne und den Weftabhang des Libanon
(p. 628 fg.); auf diefe Weife bietet er uns manches Neue,

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