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Ausgabe:

1884 Nr. 18

Spalte:

434-437

Autor/Hrsg.:

Küchenmeister, Friedrich

Titel/Untertitel:

Das evangelische Glaubenslied: Eine feste Burg ist unser Gott. In Rücksicht auf die Quellen, die Gelegenheitsursachen und die Zeit der Entstehung des Liedes (Anfang 1528) und seiner

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 18.

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das Richtige in der Beziehung gibt; vgl. darüber auch
meinen Briefwechfel Luthers, Frankf. 1884, Bd. I. S. 353 f.

_ S. 25 die Ueberfetzung des Wortes „conversi" aus

Luthers Brief vom 16. Mai 1519 mit „die Bekehrten" ift
mindeftens mifsverftändlich, nach dem Sinn wenigftens,
welchen diefes Wort bei uns jetzt gewöhnlich hat. —
S. 26 der Pfarrer Tilomann ift kein anderer, als der bekannte
Til. Schnabel, welcher fpäter in Heffen die Reformation
mit durchführen half. — S. 55 das Datum
1. April 1520 für den Brief des Kurfürften an Val. v.
Teutleben ift zu beanftanden, vgl. de Wette I, 461. —
S. 72 Not. 94. Inwiefern Luther den Leipziger Prediger
Joh. Kos mit dem erzbifchöfl. Rath Dr. Joh. Kraufe in
Halle verwechfelt haben foll, vermag Referent nicht ein-
zufehen. — S. 83 konnte die Wirkfamkeit Pröfchels in
Wittenberg genauer, als mit dem vagen Ausdruck „fehr
lange" beftimmt werden; er ftarb 1570, nachdem er
45 Jahre dort das Pfarramt verfehen hatte. — S. 127
Not. 32 wird in Folge des zu S. 21 bemerkten Irrthums
eine Reife Luthers nach Leipzig 1518 angeführt, welche
gar nicht ftattfand. — S. 145 Not. 32 bei der Literatur
über den Cultus der hl. Anna war vor Allem zu verweilen
auf den Excurs darüber in Kawerau's Güttel,
S. 16 ff. — S. 192 ift das Datum „Montag nach [?].
Egidi 1539" falfch gelöft mit: „etwa d. 3. Septbr."; da
1539 Egidi felbft auf einen Montag fiel, fo ift das Datum
1. Septbr. — S. 207 Z. 12 v. u. lies ft. Tubitens: Cu-
bitens; Cubito der bekannte papiftifche Gegner Amsdorfs
in Magdeburg.

Oberrad. Enders.

Strickler, Dr. J. u. Staatsarchivar. Actenfammlung zur
Schweizerifchen Reformationsgefchichte in den Jahren
1521 —1532 im Anfchlufs an die gleichzeitigen eidg.
Abfchiede bearbeitet. Fünfter Band. Zürich 1884.

Der mit dem vierten Bande zum Abfchlufs gekommenen
Sammlung des in den Archiven vorliegenden
amtlichen Actenmaterials zur Schweizerifchen Reformationsgefchichte
(vgl. Jahrg. 1881. Nr. 26) folgt in
diefem Schlufsband neben einer Nachlefe von ungefähr
250 weiteren Actenftücken das in Ausficht geftellte Re-
gifter fowie eine Zufammenftellung der 1521 bis 1532 in ■
der Schweiz erfchienenen reformationsgefchichtlichen
Literatur, die beide nicht minder als die damit abge-
fchloffenen archivalifchen Veröffentlichungen felbft der
Beachtung empfohlen zu werden verdienen und unter
den unentbehrlichen Hilfsmitteln der reformationsge-
fchichtlichenForfchung ihren Platz behaupten werden.
Das Regifter (172 S.) ift nach demfelben Plan und mit j
derfelben Umficht und Genauigkeit bearbeitet, wie das |
der Sammlung der eidgenöffifchen Abfchiede beigegebene, I
indem es als Materien-, Orts- und Perfonenregifter das
gefammte Material in dreifacher Weife zur Ueberficht
bringt und diefe Ueberficht in den wichtigern Rubriken
überall noch durch gefchickte Zerlegung in einzelne Ab-
fchnitte erleichtert; wenn man Artikel wie Landfrieden, ;
Religionsfachen, Solddienfte oder die Behandlung der einzelnen
Städte durchgeht, fo erhält man den Eindruck,
dafs der Verfaffer Alles aufgeboten hat, um den von ihm
gefammelten Stoff fo vollftändig als möglich nach fachlichen
Gefichtspunkten zu disponiren und zu allfeitiger
Benutzung desfelben den Schlüffel darzureichen, und
man wird fich zugleich auch erft jetzt den ganzen Umfang
des Gewinnes vergegenwärtigen, welchen die hifto-
rifche Forfchung nach den verfchiedenften Seiten hin aus
feinem Werke wird ziehen können. Es bleibt allerdings,
als was es fchon durch den Titel fich einführt, eine ergänzende
Nachlefe und Erweiterung zu den früher
herausgegebenen eidgenöffifchen Abfchieden und wird
nur irn Zufammenhang mit diefen erfolgreich benützt
werden können, und diefe Abhängigkeit mag vielleicht
die in der Vorrede zu diefem Schlufsband erwähnte

Thatfache einigermafsen erklären, dafs das Werk bei
Weitem nicht die feiner Bedeutung entfprechende Verbreitung
gefunden, vielmehr fogar die zuerft in Ausficht
genommene befcheidene Zahl von 400 Exemplaren im
Verlauf der Herausgabe noch hat reducirt werden müffen.
Aber es ift eine Ergänzung, die wie jene Sammlung der
Abfchiede für die Kenntnifs jener Zeit nicht blos auf
kirchlichem fondern auch auf politifchem und culturge-
fchichtlichem Gebiet immer mehr als unentbehrliche Hilfsquelle
sich erweifen und damit auch für den uneigennützigen
Porfcherfleifs und die umfichtige Sorgfalt des
Bearbeiters immer mehr zu einem Plhrendenkmal werden
wird. — Eine Arbeit von fehr verdienftlicher Art ift auch
der dritte Theil des Bandes: ,Neuer Verfuch eines Litera-
turverzeichniffes zur fchweizerifchen Reformationsgefchichte
, enthaltend die zeitgenöffifche Literatur 1521 —
IS32' (VI u. 81 S.J. Im Unterfchied von dem umfaffen-
deren Plan der Actenfammlung befchränkt fich dieses Ver-
zeichnifs auf die unmittelbar zu der kirchlichen Bewegung
in Beziehung flehenden Druckfchriften, ftellt diefelben aber
in einer Vollftändigkeit zufammen, welche fowohl dasVer-
zeichnifs in Hallers Bibliothek der Schweizergefchichtewie
den Nachtrag zu demfelben im Archiv für Reformationsgefchichte
bei Weitem übertrifft. Für die einzelnen Schriften
find fo viel als möglich die gegenwärtigen Fundorte angegeben
, und als Anhang ift ein Verzeichnifs der in ihrer
Entftehung noch in die Jahre 1521 —1532 hineinreichenden
gefchichtlichen Werke über die Reformation beigefügt
, bei welchen wir nur die 1532 von Mykonius
verfafste Biographie Zwingiis felbft vermiffen und in
Nr. 14 die ungenaue Angabe: ,Anzeiger f. schwz. Ref.
Gefchichte' ftatt f. fchwz. Gefch. zu notiren haben. Die
reformationsgefchichtliche Forfchung wird dem Verfaffer
auch für diefe Gabe zu hohem Dank verpflichtet fein,
die fowohl den Ueberblick über die literarifche Bewegung
jener Zeit als auch das Mittel zu genauerer Verfolgung
derfelben in einem bisher unerreichten Mafse
ihr darbietet.

Bafel. R. Staehelin.

Küchenmeister, Med.-R. Dr. Friedr., Das evangelische
Glaubenslied: Eine feste Burg ist unser Gott. In Rückficht
auf die Quellen, die Gelegenheitsurfachen und
die Zeit der Entftehung des Liedes (Anfang 1528) und
feiner Melodie betrachtet. Mit einer Mufiknoten-Bei-
lage. Dresden, Pierfon, 1884. (56 S. Lex.-8) M. 1.60.

Der Herr Verfaffer hat fchon einmal der Theologie
fchriftftellerifche Gaben dargebracht, in dem Büchlein:
,Dr. Martin Luther's Krankengefchichte' Leipzig 1881;
es ift eine fehr forgfältige Arbeit, der Arzt bleibt auf
feinem Gebiete und dem Freunde Seidemann's flehen
ausreichend Hülfsmittel zu genauerer Darlegung der
Lebensumftände Luther's zu Gebote. In vorliegender
Schrift bleibt der Arzt nur infofern in feinem Gehege,
als er vorzugsweife medizinifche Gründe zur Beftimmung
der Abfaffungszeit des Liedes geltend macht; er geht
über fein eigentümliches Gebiet jedoch hinaus, indem
er de omnibus et quibusdam aliis redet, mag es nun zu
dem Reformationsliede in Beziehung flehen oder nicht.

In vier Abfchnitten und einem Nachtrage entfaltet
fich die Schrift. Der erfte Abfchnitt behandelt ,die
Quellen, aus denen das Lied „eine fefte Burg" entftand'.
Bevor wir jedoch zu den Quellen geführt werden, wird
fub 1 ,die Technik des Liedes' betrachtet, d. h. der
auffällige [?] Reim Waffen und betroffen wird erklärt
und zwar, allerdings nicht unwahrfcheinlich, daraus, dafs
man zu Luther's Zeit ,ftellenweife (?|, mindeftens in den
gereimten Verfen, das a mehr wie ein o ausgefprochen
habe'. Als Beleg wird das letzte Lied des fogen. Achtliederbuches
von 1524 angeführt; der Titel diefes Buches
ift, wie von folchem Forfcherwerke auch nicht anders

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