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Ausgabe:

1884 Nr. 18

Spalte:

428-430

Autor/Hrsg.:

Nippold, Friedr.

Titel/Untertitel:

Zur geschichtlichen Würdigung der Religion Jesu. Vorträge, Predigten, Abhandlungen. 1 - 3. Heft 1884

Rezensent:

Hartung, Bruno

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 18.

428

.Ausdrucks dr/.aioat > tt rigb$ «AArjÄoi'C bei Jofephus zu entgehen
(Keim: Urchriftenthum, S. 15), eine ,kleine ara-
mäifche Quellenfchrift' erdacht (S. 95). Richtig erkannt

fpruche befonders zu Volkmar S. 155 f.) fo ab, dafs
bald nach der Flucht der Aretastochter auf den .damals
' (rozt) ihrem Vater botmäfsig gewefenen Machä-

ift, dafs der dritte Evangelift keine Wiederholungen liebt, rus diefe Feftung in die Hände des Herodes gefallen fein
daher der Wegfall Marc. 9. 11—13 = Matth. 17, 10—13, J müffe (S. 158). Damals alfo habe der Täufer die Ehe mit
auch Matth, n, 14 (wegen Luc. 1, 17 S. 17 f.) und von Herodias getadelt (S. 47. 160 f.), fo dafs zwifchen dem
Matth. 21, 28—32 (wegen Luc. 7, 29. 30. 15, II f. S. 75 f.). Mord und dem in das Jahr 36 fallenden Kriege (S. 42),
Wenn die beiden erften Evangelien wirklich fpä- deffen für Herodes fchimpflicher Ausgang allgemein dem
teftens 60—70 verfafst wären (S. 107), fo liefse fich die j um Rache fchreienden Blut des Täufers zugefchrieben
Entftehung des vierten, welches alle Synoptiker bereits j wurde, fechs volle Jahre in der Mitte liegen würden. Im
vorausfetzt (S. 35. 116), innerhalb der Grenzen des erften i Uebrigen mag allerdings das Buch Efther von Einflufs
Jahrhunderts allerdings vorftellbarer machen. So thut j auf die Ausfchmückung des evangelifchen Berichtes ge-
denn auch der Verfaffer, indem er dem Apoftel Johannes I wefen fein (S. 154), während ein gleicher Schlufs aus den
in der jetzt beliebten Weife die Reden Jefu fo darftellen [ übereinftimmenden Darftellungsmitteln der Eliasgefchichte
läfst, dafs fie mit feinen eigenen Stimmungen, Erfah- und der Auferweckungsgefchichten der Synoptiker ver-
rungen und Anfchauungen ,zufammenfchwimmen' (S. boten wird mit der nicht unebenen Bemerkung, die
137, vgl. S. 3, 124). Dabei geht er, wozu ja die Täufer- , Gefchichten des Elia würden eher auf die Darfteilung
abfehnitte ganz befonders einladen, mit Vorliebe den [ des ihm entfprechenden Vorläufers von Einflufs gewefen
Beziehungen des vierten Evangeliums zu dem dritten fein (S. 28 f.). Gleichwohl ift ja Marc. 6, 15. 8, 28, Luc.
nach (S. 49. 51. 116. 138), um zu beweifen, dafs fchon 9, 8, Matth. 16, 14 auch Jefus ein Elia, und bezüglich
der letztere theilweife johanneifche Traditionen gekannt j des Johannes mufste die feftftehende und begründete
und verwerthet hat (S. 33 f. 52. 63). Hält er fleh bei 1 Annahme, dafs fein Leben im Gegenfatze zu demjenigen

folcher Betrachtungsweife in der Machfolge von Weifs,
fo legt er dafür in der ganzen Beurtheilung der luca-
nifchen Vorgefchichte (S. IO), zumal in Anerkennung
ihrer Unvereinbarkeit mit Joh. 1, 31. 33 (S. 8 f.) eine
bemerkenswerthe Unabhängigkeit von jenem an den
Tag (fo auch S. 73 f. in der Wahrnehmung des fecun-
dären Characters von Matth. 3,11, S. 82 f. in der Deutung

Jefu wunderlos verlaufen fei (S. 4. 154), der Sagenbildung
einen feften Damm entgegenfetzen. Bezüglich des den
Eliascharakter des Täufers feftftellenden Maleachiwortes
erkennt der Verfaffer felbft an, dafs es fehwerlich auf
einen von Gott verfchiedenen Meffias führen würde (S.
7. 14), und fo kann man auch angefichts des hiernach
gezeichneten Meffiasbildes des Täufers (S. 104) die Frage

des Gleichnifspaares Mrc. 2, 21. 22). Im Uebrigen habe ! erheben, ob es eines Menfchen Bild fei (vgl. Luc. I, 76).

ich die Mifslichkeiten und Inconfequenzen, in welche
der Verfaffer durch feinen Anfchlufs an Weifs bezüglich
der Bevorzugung des johanneifchen Berichtes verwickelt
wird, in den ,Göttinger Gelehrten Anzeigen' ausführlich

Strafsburg iE. H. Holtzmann.

Nippold, Friedr., Zur geschichtlichen Würdigung der Religion

Jesu. Vorträge, Predigten, Abhandlungen. 1—3. Heft,
befprochen . . B w f lgg (g) M gQ

Hier dagegen mochte ich nur noch einige Haupt-

j ai_ -. , v ttu j u Inhalt: 1. Das Leben Jefu im Mittelalter. Ein Vortrag aus dem

refultate der Arbeit verzeichnen. Ueber den prophe- . . „ ... . * ..._... .f~T/JL__ ..... . „

... - , — , r , . _ rr, ., . rr , ..... c L r , gememlamen Cyklus der beiden theologifchen rakultaten in Hern im

tifchen Entwurf der Meffiaszeit griff der laufer fchon ' , 7 T .. ,°. , ,

, , , , . , , , , r.- r> • e • Winter 1881/2. (XIII, QI 8.) — 2. Die Gleichnifse Jefu von der

dadurch hinaus, dafs er das zukunftige Reich zwar nicht i , ' % * , , . > ».....

r i-/i-r 1 Je r n u , , fV . , r.-r 1 wachfenden Saat,vom crofsen Abendmahl und vom Kerbenden Weizen-

univerlahftifch Ib. 07 f.), aber doch ohne jede pohtilche I , „ . _ ' °. , ^. „ , .

Parbung als Urganifation einer geheiligten Gott'esge-
meinde denkt (S. 56. 86 f. 112), mehr und erkennbarer
noch dadurch, dafs er den Meffias wie zum Richter, fo
auch zum Geiftesfpender macht (S. 58 f. 79. 100), wozu
höchftens Jes. II, 4 einladen konnte (S. 59). Auf Grund

korn. Drei Berner Predigten. 2. Ausg. (62 S.) — 3. Die Paradoxien
Jefu von der Offenbarung für die Unmündigen, von dem Hause des
.Starken und der Herrlichkeit des- Dienens. Drei Berner Predigten.
(58 S.)

Bei Gelegenheit feines Weggangs von Bern, um

von Act. 13, 25 wird gefchloffen, ,dafs die vorbereitende ' feinem Dank für das, was er während eines 12jährigen
Thätigkeit des Täufers in Wort und That in ihrem frühe- Aufenthalts dort empfangen habe, Ausdruck zu geben,
ren Verlauf noch keine Beziehung auf die Perfönlichkeit hat der Verf. eine Zufammenfaffung einzelner, zum Theil
des Meffias hatte' (S. 53), weil der Täufer damit aus ähn- ; fchon veröffentlichter .kleiner Schriften' geben wollen,
liehen Gründen zurückhielt, wie fie dann auch Jefus felbft Von den bereits erfchienenen drei Heften ift weitaus das
zu Zögerungen in der Offenbarung meflianifcher An- i bedeutendfte, in welchem die Begabung des Verfaffers

fprüche benimmt haben (S. 55. 88). Demgemäfs foll
auch der Schrecken der Gerichtsdrohung im Laufe der

am meinen zur Geltung kommt, das erfte, welches dem
,gefegneten Andenken von Albert Bitzius dem Vater

Zeit eine Steigerung erfahren haben (S. 87 f. 102 f.), (Jeremias Gotthelf) und Albert Bitzius dem Sohn' ge
überhaupt aber in der ganzen Thätigkeit des Täufers ; widmet ift. Es war ein guter Gedanke ,Das Leben Jefu
eine nur vorbereitende (S. 87f.) von einer fpäteren Epoche im Mittelalter' darzuftellen, dazu befonders geeignet zu
zu unterfcheiden fein, da er vom gekommenen Heile der Veranlaffung, bei welcher der — doch wohl wefent-
zeugte (S. 115 f. 146 f.). In die Schilderung beider theilen lieh erweiterte Vortrag entftanden ift, nämlich, wenn ich
fleh — unwahrscheinlich genug — die Synoptiker und der j die Andeutungen in der Vorrede recht verftche, bei Gevierte
Evangelift reinlich. Die Taufe, in deren Aner
kennung beide Berichte zufammentreffen, foll noch nicht
facramentlich, aber auch nicht mehr blos lymbolifch gemeint
gewefen fein (S. m). Jefus foll wegen Luc. 3, 1,

legenheit gemeinfamer Vorträge, welche von den prote-
ftantifchen und den altkatholifchen Theologen, von einem
jeden über einen der andern Facultät naheliegenden
Gegenftand gehalten wurden. Von Caedmon und Kyne-

Joh. 2, 20 im Jahre 782 (29) aufgetreten (S. 39 f.), der | wulf, den Angelfachfen, anfangend, von denen intereffante
Täufer aber auch jetzt noch etwa ein Jahr lang auf dem ' Auszüge gegeben werden, geht er zu Heliand und Krift
Schauplatze verblieben fein (S. 36); zur Zeit des Joh. 5, 1 über, lieht, der .Intuition' (?) von FYeytag in den ,Ahnen'
angedeuteten Purimfeftes (S. 37 f.) habe er nicht aus und Scheffel im .Ekkeharde' folgend auch im seculum

Zweifelfucht, fondern aus Ungeduld (S. 71, 85. 142 f.
166 f. 168. 172) an Jefus in Jerufalem die Anfrage Matth.
II, 3 — Luc. 7, 19 ftellen laffen (S. 47 f. 169), und fei
noch vor dem Joh. 6, 4 erwähnten Paffahfefte hinge

obscurum die Segensfpuren des Lebensbildes Jefu, verfolgt
diefelben bei den grofsen Dichtern des Mittelalters,
um dann mit den meditationes vitae Chrifti des Bonaventura
die Reihe jener erbaulichen Darftellungen des

richtet worden (S. 38). Mit dem Berichte des Jofephus I Lebens Jefu zu eröffnen, welche in den hnttätiones,
über feinen Tod findet fich der Verfaffer im Wider- 1 befonders der des Thomas von Kempen, ihre Spitze