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1884 Nr. 17

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405-411

Titel/Untertitel:

Analecta sacra Spicilegio Solesmensi parata edidit Joannes Baptista Card. Pitra, Episcopus Tusculanus S. E. R. Bibliothecarius. Tom. II. III. IV 1884

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 17.

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difchen Tradition an, wie dies von Berliner in umfaf- I (brechen und den Inhalt des vierten Bandes entfprechend
fendfter und gründlichfter Weife dargethan wird (II, j diefer Anordnung zu vertheilen. Machen wir für heute
224—245). Bedauern möchte ich hier nur, dafs der Verf. I den erften Abfchnitt in dem nicht mit einem Male zu
das einfchlägige reiche Material mit folcher Knappheit i erledigenden Ganzen bei Irenaeus (vgl. die ,series oßcrum'
mitgetheilt hat, dafs der in den Dingen nicht ohnehin ///. 660), fo bilden, wenn alles Hierhergehörige aus
Orientirte dasfelbe häufig kaum verftehen wird. — Den 1 allen drei Bänden hinzugenommen wird, etwa 400 Seiten
Schlufs der werthvollen Arbeit bildet endlich eine Ueber- ■ des erften, etwa 70 des 4. Bandes den Gegenftand der
ficht der in den textkritifchen Noten benützten Hand-
fchriften und Ausgaben (II, 245—251).

Giefsen. E. Schürer.

Analecta sacra Spicilegio Solesmensi parata edidit
Joannes Baptista Card. Pitra, Episcopus Tuscu-
lanus S. E. R. Bibliothecarius. Tom. Iii IIb IV. Patres
Antenicaeni. Parisiis, A. Roger et F. Chemoviz.
Tom. IL 1884 XLVII et 660 S.; III. 1883. 640 S.,j
IV. 18S3. XXXIV et 518 S. gr. 8°. fr. 45. —

Ein halbes Jahrhundert ift vergangen, feit die mit
Dom Brial (j 1833) ausgeftorbene Maurinercongregation I Verf. nicht direct fondern durch Vermittlung des Severus

Befprechung.

I) Dafs Pitra fich freut, mit Clemens Rom. beginnen
zu können ift in der Bedeutung des Clemens begründet,
nicht in der des hier Gebotenen: 1) Pitra giebt zunächft
das von Mai erwähnte in einem Codex der hgcc des Leon-
tius und Johannes fich findende Citat aus 1. Clem. c. 33
{cf. Patr. aßost. op. edd. Gebhardt, Harnack, Zahn I, 1
ed. sec. XLIV). Die Bedeutung der Varianten entfpricht,
wie mir fcheint, den Vorftellungen nicht, die man infolge
der Zurückhaltung Mai's fich gemacht hatte (cf. Hilgenfeld
, Clcm. Rom. epist. p. 37). 2) Der vierte Band bringt
(fyrifch, p. 1, lat. p. 276], — ein exccrptum epistulac se-
cundae (S. Clementis) ad Cor. (9, 1—5), das von feinem

in der Abtei Solesmes aufs Neue erftand. Das Jubel- v. Antiochien [ff. Harnack ad 2. Clem. 1, 1.) dem
jähr der abbatia matcr zu feiern fleht zweifellos Nieman- [ Clemensbrief entnommen zu fein fcheint. 3) Nachträg-
dem mehr zu als dem Cardinal Pitra, deffen umfängliche | lieh wird in den Prolegomenis des 2. Bds. p. XXI sq.
Publicationen {Spicilegium Solesmense. Anecdota e graccis, I auf 5 clementinifche Citate hingewiefen, die in einem
orientalibus et latinis codieibus 4 tom. 1852—1859; Analecta cod. Coislin. fich befinden, der eine den Sacr. Parall. ver-
sacra vol. I 1876, vol. VIII 1882) den Namen von So- wandte, aber nachphotianifche Sammlung enthält. Es
lesmes bekannt gemacht haben. Ihm ermöglichte auch find die Patr. ap. op. edd. Gebhardt etc. I, 1. ed. princ.
wie keinem Anderen feine jetzige Stellung, aus feiner p. 178 sub III und IV {cf. cd. sec. proleg. p. XLIV) gereicheren
neuen Heimath den Brüdern daheim eine Ehren- I druckten Fragmente nebft 3 pfeudo-clementinifchen: a)
gäbe zu fenden. ,Solesiuensibus meis .... antenicaeni testes = Clementina cd. Lagarde p. 32, 13—19; b) (von Pitra
tribus aueti voluminibus solatio spei et victoriae sint anno ; abgedruckt) = Clement, p. 35, 21—36, mit bedeutenden

quinquagesimo repar. mon. Solesmorum1, diefe Widmung
zeigt, worin Pitra's Feftgabe befteht.

Drei Bände Analecta Patrum Antenicaenorum! Die
proteftantifche Wiffenfchaft würde für folche Gabe nicht
weniger dankbar fein als die zunächft Befchenkten, wenn
diejenigen wenigen Schriften, die Pitra felbft als apokryphe
urfprünglich ausgefchlofsen wiffen wollte aus feiner
Sammlung {II epimetr. p. XL), die einzigen wären,

Varianten, die (anders Pitra) als redactionelle Aende-
rungen und Erweiterungen deffen erfcheinen, der hier
die Homilien ausfehreibt; c) vier (von Pitra abgedruckte)
Zeilen k/.xov a Xöyoi twv ntgiööiov sv Kaiougtiu, die in
den Ausgaben (über die Citationsformel f. Hiigenfeld
Nov. test. extr. can. ed. 1. p. 54 not. 1 u. 2) nach Pitra
fich nicht finden.

Auf Clemens folgt bei Pitra fogleich Melito, der

denen nur die Kritiklofigkeit der alten Theologen und 1 vierte Band liefert einige Mittelglieder zwifchen beiden,
die Flüchtigkeit mittelalterlicher Abfchreiber auf einen , Fragmente aus Ignatius, Polycarp, Ariftides.
Platz unter den literarifchen Reden der drei erften Jahr- 2) Von Ignatius finden wir IV, 255 sqq. u. 277 sqq.

hunderte ein zweifelhaftes Recht verfchafft hat. Dafs j a) cap. 1—6 des nicht interpolirten Smyrnäerbriefes. b)
dem nicht fo ift, kann nur in Einzelarbeiten wirklich j ad Heronem c. 8 und 9 in koptothebanifcher Ueber-
nachgewiefen werden. Die Art der gelehrten Arbeiten , Setzung. Das bis jetzt unbekannte Vorhandenfein diefer
Pitra's, ihre Vorzüge vor den glucklicheren Publicationen Version ist vielleicht nicht unwichtig bei der Frage
Mai's und die Grenzen, die unferem Vertrauen auf die ; nach dem Verhältnifs der Pfeudoignatianen zu den Con-
Gelehrfamkeit des in den Vätern und in den Bibliotheken : stitutiones apost. c) p. 2—5, 280 sq. nach 3 Pariser Hfl",
gleich bewanderten Herausgebers gedeckt find, — dies j Anfang und Schlufs des von Aucher und von Petermann
alles ift aus den früheren Veröffentlichungen Pitra's be- j veröffentlichten armen. Martyriums. Die mitgetheilten
kannt. Nur eine vorläufige Orientirung über den reichen ! Stücke (= c. 1—6 und c. 51 bei Petermann, Sancti N-
Inhalt der Analecta wird man deshalb von diefer An- j natti quac feruntur epist. etc. p. 496 sqq.) weichen, nach
zeige erwarten. 1 der Uebcrfetzung zu urthcilen, weder in den chrono-

Der Ueberfichtlichkeit wegen würde Ref. dabei gern ; logifchen Angaben, noch in dem Citat aus Euseb. Ii. e. III
an die Reihenfolge der Bände fich halten. Doch ift dies 36, 12—15, — dies beides veranlafste den Abdruck cf.
unmöglich. Zunächft fchon deshalb, weil die einzelnen proleg. p. IX. — wefentlich ab, d) proleg. VIII. not. 3
Abfchnitte in den beiden erften Bänden zu fehr verfchie- | e codice quodem Eibl. iMediceac Laurcntianae ein Dictum
dener Zeit, z. T. fchon 1879 (vgl. z. B. II p. 569) ge- ; Jgnatii Ignci', das den Citaten bei Harnack, die Lehre
druckt worden find, und weil die infolgedeffen nöthig | der zwölf Apoftel S. 24 not. ad. VIII, 1 beigesellt wer-

gewordenen Ergänzungen manche Unregelmäfsigkeiten
in die im Ganzen und Grofsen chronologifche Ordnung
diefer Bände gebracht haben.

Sodann und vor Allem deshalb, weil der vierte,
nicht von Pitra, fondern von dem Parifer Theologen P.
Martin bearbeitete Band, der lediglich Analecta aus orien-
talifchen Handfchriften (mit lateinifcher Ueberfetzung

den könnte {cf. Pctr. Alex. can. 15) und über deffen Herkunft
vermitteln; der bei Linfenmayr, Entwicklung der
kirchlichen Faftendisciplin u. f. w. 1877. s- 78 angeführten
Stellen, die Ref. nicht zur Hand hat, vielleicht mehr erkannt
werden kann als dies, dafs es nicht ignatianifch ift.

3) Die IV, p. 5, 282 mitgetheilten fyr. Fragmente
aus dem Polycarpbrief find identifch mit den fchon

bietet theils zu dem zweiten nur bis Origenes reichen- Monum. syr. I cd. Zingerle p. 1 veröffentlichten (= Patr

den Bande, theils zu dem dritten Bande fich wie ein ap. op. ed. Gebhardt etc. II, p. 380, Nro. VIII) und der-

Supplcmen'tband verhält. Es wird deshalb zweckmäfsig felben vaticanifchen Handfchrifr. entnommen. In den

fein in freiem Anfchlufs an die Reihenfolge innerhalb Noten zu diefem Texte hat der Herausgeber überfehen,

der 'erften Bände die einzelnen Väter gemäfs der dort dafs bei c. 12 Zahn's griech. Text lediglich eine Rück-

beabfichtHten nahezu chronologifchen Ordnung zu be- uberfetzung aus dem Lat. und Syr. ift.

I