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Ausgabe:

1884

Spalte:

401-405

Autor/Hrsg.:

Berliner, A.

Titel/Untertitel:

Targum Onkelos. Herausgegeben und erläutert. 1. Thl. Text, nach Editio Sabioneta v. J. 1557. 2. Thl. Noten, Einleitung und Register 1884

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. ,1. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

17.

23-

Auguft 1884.



9. Jahrgang.

Berliner, Targum Onkelos (Schürer).
Analecta sacra edid. J. B. Card. Pitra, T. II.

III. IV.
tikel].

Patres Antenicaeni (Loofs) [1. Ar-

Schriften
läum
Bitzius,

und Abhandlungen zum Zwinglijubi-

(Staehelin).
Predigten. 2. Aufl. (Meier).

Berliner, Dr. A., Targum Onkelos. Herausgegeben und
erläutert. 1. Thl. Text, nach Editio Sabioneta v. J.
1557. 2. Thl. Noten, Einleitung und Regifter. Mit
Unterftützung der K. Akademie der Wiffenfchaften

Schulen war eine ganz andere, wefentlich einfachere
Vocal-Bezeichnung üblich, welche uns erft in neuerer
Zeit durch eine Anzahl von Bibelhandfchriften bekannt
geworden ift. Diefelbe Verfchiedenheit der Punktation
wie beim Bibeltext findet fich aber in den Handfchriften
in Berlin Berlin, Gorzelanczyk & Co., 1884. (242, VI, j auch beim Targumtexte. Es find jetzt eine Anzahl von

r c ' r m' td _ Handfchriften (namentlich des britifchen Mufeums) be-

200 S. gr. ö. ivi. 1U- nntllrt, ift ein kannt, welche den Targumtext mit babylonifcher (affy

Eine kritifche Ausgabe des Targum Onkelos ift ein , . Punktation ben: g,t3,f.): Da nun das Onkelos-

Bedürfnifs, dafs beinahe ebenfo alt f^^f**™ Targum, wenn es auch feiner Grnndlacre „nr.h »„«Paläftin,
druckerkunft. Wenigftens die grofse Mehrzahl der gedruckten
Ausgaben hat nur die Bedeutung einer immer
weiter fortfchreitenden Verwilderung des Textes. In der

argum, wenn es auch feiner Grundlage nach aus Paläftina
flammt, doch erft in den babylonifchen Schulen feine
jetzige Redaction erhalten hat und durch diefe uns überweit
, als es billigerweife nur irgend erwartet werden
kann, befriedigt. Sie ift die reife Frucht jahrelanger,
mühfamer, felbltverleugnender Arbeit, und von der Berliner
Akademie mit Recht einer Unterftützung gewürdigt
worden. Der Verf. hat fich als Fachmann auf diefem
Gebiete fchon durch feine Ausgabe der Mafforah zum
Targum Onkelos (1877), die er eigentlich erft entdeckt
hat (f. Theol. Lit.-Ztg. 1877, 137—139), ausgewiefen.
Was er damals bot, war bereits eine Vorarbeit für die
nun vorliegende Ausgabe des Textes felbft.

Eine kritifche Ausgabe im vollen Sinne des Wortes
wird nun freilich auch hier noch nicht geboten. Der

hier vorliegenden Ausgabe ift nun jenes Bedürfnifs fo 1 liefert ift, fo darf angenommen werden, dafs bei ihm

die babylonifche Punktation die ältefte und urfprüng-
lichfte ift und die correcte Ausfprache am bellen überliefert
(II, 131). Erft fpäter ift diefe Punktation in das
uns geläufige Syftem übertragen worden, wobei Incor-
reetheiten und Willkürlichkeiten nur zu leicht fich ein-
fchleichen konnten. Die Ausgabe von Sabionetta vom
J. 1557 hat aber, wie gefagt, den Vorzug, dafs fie bei
der Uebertragung in unfer Syftem ,die wcfentlichften
Eigenthümlichkeiten der babylonifchen Weife' bewahrt
hat. Im babylonifchen Syftem fehlt z. B. Segol gänzlich.
Daher kennt es auch unfere Ausgabe, einige Fälle abgerechnet
, ebenfalls nicht. Die erfte Perfon des Futurums
Verf. hat darauf verzichtet, eine felbftändige Recenfion I lautet z. B. Gen. 6, 7 inttfei, 9, 5 ynrx, 18, 26 OTMfofl,
des Textes auf Grund des von ihm gefammelten Mate- | 23, 4 "QpK1 u. f. w. (II, 135). Der Herausgeber hat aile
riales zu geben. Er begnügt fich damit, einen Abdruck diefe Eigenthümlichkeiten fehr forgfältig charakterifirt
des Targums nach der Pentateuch-Ausgabe von Sabio- (II, 133 ff.), und damit in fchlagender Weife gezeigt, wie
netta vom J. 1557, welche ,die belle Tradition' reprä- nothwendig es hier ift, auf die ältefte Ueberlieferung
fentirt II, 246), zu geben, und in Form von Anmerkungen zurückzugehen. — Diefe ift freilich auch in der Sabio-
hiezu die von ihm gefammelten handfehriftlichen Va- netter Ausgabe nicht rein und confequent erhalten. Ja
rianten, foweit fie ihm der Beachtung werth fchienen, die Inconfequenzen find fogar ziemlich zahlreich. Daher
mitzutheilen. Der Text bildet den erften Band diefer i bedarf auch fie einer fortlaufenden Controle. ,Ein günftiges
Publication, die Anmerkungen flehen Bd. II, S. I—70. | Gefchick hat es nun fo gefügt, dafs feit einigen Jahren
Das Material hat B. aus 120 von ihm felbft geprüften eine Controle über den Text diefer Ausgabe hergeftellt
Handfchriften, von welchen freilich nur ein kleiner Theil werden konnte, die von um fo gröfserer Bedeutung ift,
fich als der Beachtung werth erwies, gefchöpft (II, 245). : da die Handfchrift nicht bekannt ift, aus welcher diefe
Wie die Dinge flehen, wird man diefes Verfahren nur [ Edition eigentlich gefloffen ift' (II, 246). Diefe Controle
billigen können. Für eine eigene Textrecenfion fehlt vor fetzt fich aus folgenden Mitteln zufammen: 1) Die Mafforah
allem, abgefehen von Anderem, noch eine grofse Vor- 1 zum Targum Onkelos, welche Berliner im J. 1877 herausarbeit
: eine umfaffende Erforfchung und Darftellung der , gegeben hat; 2) das fogenannte Patfehegen, d. h. ein
Grammatik. Diefe kann aber erft gegeben werden auf I Commentar zu unferem Targum von einem unbekannten,
Grund einer genauen Kenntnifs der Ueberlieferung. Es wahrfcheinlich im 13. Jahrhundert in der Provence lebenden
war daher methodifch das richtige Verfahren, dafs der Verfaffer (II, 183 f.); 3) eine Handfchrift der de Roffi'fchen
Verf. zunächft die befte Ueberlieferung in möglichft ur- ; Bibliothek in Parma, Cod. de Roffi 7, welche in ähnlicher
kundlicher Form darftellte. Dafs hiebei die Pentateuch- ; Weife wie die Ausgabe von Sabionetta noch die wefent-
Ausgabe von Sabionetta vom J. 1557 zu Grunde zu legen ; hchften Eigenthümlichkeiten der babylonifchen Punkta-
war, ift in dem eigenthümlichen Charakter ihres Textes tionsweife bewahrt hat; 4) die Handfchriften mit baby-
bem-ündet. Sie hat nämlich ,bei der Umfetzung und zu- ; lonifcher (affyrifcher) Punktation, welche namentlich das
rrieiVh Uebertragung der babylonifchen Vocalifation in britifche Mufeum befitzt (II, 132). Diefe Hülfsmittel in

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das bei uns übliche Syftem die wcfentlichften Eigenthüm
lichkeiten der babylonifchen Weife bewahrt' (II, 133; f.

ihrer Gefammtheit fetzen uns in den Stand, den Text
der Sabionetter Ausgabe einer fortlaufenden Controle zu

übern II 131_157. 190 f. 246). Bekanntlich ift das uns : unterwerfen und die Inconfequenzen desfelben zu be-

geläufigc'Syftem der Vocal-Bezeichnung ein Erzeugnifs richtigen. Berliner hat fich aber nicht mit Verwerthuno-
der paläftinenfifchen Schulen. In den babylonifchen | diefer Hauptzeugen begnügt, fondern auch fonft noch

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