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Ausgabe:

1884 Nr. 16

Spalte:

381-383

Autor/Hrsg.:

Giseke, Paul

Titel/Untertitel:

Die Hirschauer während des Investiturstreites 1884

Rezensent:

Zoepffel, Richard

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j8i Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 16. 582

in diefem Falle gar keine Schwierigkeiten. Auch beim
zweiten Petrusbriefe werden die von der Kritik vorgebrachten
Argumente mit fpielender Leichtigkeit be-
feitigt. Für den Standpunkt des Verf.'s ift aber nicht
nur die Vertheidigung der Echtheit nothwendig; auch
die Detailauslegung hat fich nach der herkömmlichen
Dogmatik zu richten. Daher darf z. B. das ixqQvZt»
I Petr. 3, 19 nicht, wie es der Zufammenhang fordert,
von einem ti uyyt '/.ileiv, fondern nur von einer praedi-

fehen werden; die Capitel I—IV (incl.), welche das erfte
Auftreten der Cluniacenfer in Schwaben und die Einführung
der reformirten Regel in Hirfchau (S. 6—23),
dann das von derfelben den Hirfchauern vorgefchriebene
Leben im Klofter und aufserhalb des Klofters (S. 24—59),
fowie die Verbreitung der Hirfchauer Regel über die
Klöfter in Schwaben (S. 60—80) und fchliefslich die
energifche Betheiligung Wilhelm's von Hirfchau und
feiner Mönche am Kampfe der Curie gegen Heinrich IV.

catio damnatoria verftanden werden. Auch in diefer Be- 1 fchildern, find kaum mehr als eine recht gefchickte, wenn

Ziehung werden fich die Lefer, welche den Commentar
zur Hand nehmen, in ihren Erwartungen nirgends ge>
täufcht fehen.

Giefsen. E. Schürer.

Hall, Isaac H., A. M. LL. B. Ph. D., American Greek
Testaments. A critical Bibliography of the Greek
New Testament as published in America. With two
faesimile illustrations. Philadelphia, Pickwick & Co.,
1883. (82 S. gr. 8.)

Im vorigen Jahrgange der Theol. Litztg. (1883, 512)
konnte ich eine äufserft forgfältige Arbeit von PI al l über
die in Amerika gedruckten griechifchen Neuen Testa- .

mente welche in den Transactions of American Philo- diel er es ieinem Nachfolger durch die Tüchtigkeit feiner

auch hin und wieder etwas breite Darfteilung derjenigen
Thatfachen und Verhältnifse, welche bereits theilweife
von Kerker in feiner Schrift ,Wilhelm der Selige' (Tübingen
1863) und in ihrem ganzen Umfange von Helmsdörfer
in der trefflichen Differtation ,Forfchungen zur
Gefchichte des Abtes Wilhelm von Hirfchau' (Göttingen
1874) unterfucht und von Giefebrecht in feiner ,Gefchichte
der deutfehen Kaiferzeit' (3. Bd. 1. Theil, 4. Aufl. Braun-
fchweig 1876, S. 632 ff.) zu einem anfehaulichen Bilde
der Hirfchauer und ihrer Beftrebungen während des
Inveftiturftreites zufammengefafst worden find. Wenn faft
in allen wichtigeren Fragen die Ergebnifse der kritifchen
Unterfuchungen Helmsdörfer's die volle Billigung Gifeke's
gefunden haben, fo erklärt fich diefer enge Anfchlufs
des Letzteren an den Erfteren lediglich daraus, dafs

loiricai Association vol. XIII. 1882 erfchienen war, zur Arbeit fehr fchwer gemacht hat, über ihn mnauszugehen

Anzeige bringen Der Verf. hat inzwifchen feine Nach- und zu neuen Refultattn zu gelangen. Zu bedauern aber

forfchuVen nach amerikanifchen Drucken des griechi- lft es' dafs unfer Verfaffer nicht auf den einen Punkt

fchen Neuen Teftamentes mit raftlofem Eifer fortgefetzt, eingegangen ift, der noch einer Auseinanderfetzung be-

Auch find ihm von vielen Seiten eben aus Anlafs jener dürft hätte, namheh auf die Abweichungen der Hirfchauer

früheren Publication zahlreiche Ergänzungen zugegangen. Regel von der Cluniacenfer. Ein eingehender Vergleich

So fah er lieh nun in den Stand gefetzt, jene Arbeit in zwifchen den beiden verwandten Regeln hätte uns gewifs

fehr wefentlich vervollkommneter Geftalt als felbftändige
Schrift erfcheinen zu laffen. Wie zahlreich die Ergän
zungen find, kann man daran ermeffen, dafs die chrono

über die charakteriftifchen Unterfchiede in der Lebensweife
franzöfifcher und deutfeher Mönche belehren können.
Da proteftantifche und katholifche Lehrbücher der

logifche Lifte fämmtlicher Drucke in der früheren Arbeit 1 Kirchengefchichte bisher immer noch von einer Hirfchauer
160 Nummern umfafste, in der jetzigen dagegen 257. f Congregation reden, fo hat G. gut daran gethan, die
Freilich ift dies zugleich ein Beweis, wie fchwer bei fchon von früheren Porfchern ventilirte Frage, ob von
folchen Arbeiten abfolute Vollftändigkeit zu erreichen Hirfchau in derfelben Weife wie von Cluny eine feft
ift Die Sorgfalt des Verf.'s in der Bearbeitung diefes , organifirte Congregation ausgegangen ift, einer erneuten
doch recht unerquicklichen Stoffes ift aber bewunderns- Prüfung zu unterziehen, wobei er zu dem gleichen Er-
werth Intereffant ift bei der gegenwärtigen Publication ! gebnifs wie feine Vorgänger gelangt, dafs es nämlich
auch das bemegebene Facfimile der erften amerikanifchen . dem Abte Wilhelm von Hirfchau nicht geglückt ift, die
Ausgabe des ariechifchen Neuen Teftamentes (1800). — von ihm reformirten Klöfter der geiftlichen Oberhoheit
Ich benutze dmfe Gelegenheit, um noch eine kleine Un- , von ^^^^^^

crenaumkeit in meiner früheren Anzeige zu berichtigen. u?c Capitel V-VIII, welche uns auf ein von der

Ich hatte die beiden amerikanifchen Drucke von Weft- ! bisherigen Porfchung weniger angebautes Gebiet führen,
cott und Hort's Neuem Teftamente als ,Nachdrucke< be- ; verdienen eine ungleich gröfserc Beachtung als die vier
zeichnet Sie find aber nicht Nachdrucke im gewöhn- .! erften. Sie zeigen, dafs G dort, wo ihn fein Gewährs-
Uchen Sinne fondern Abdrucke englifcher Original- manri, Helmsdorfer verlafst, nicht im Dunklen taftet,
Stereotypen, welche der amerikanische Verleger aus tond^n ferne Quellen feft anzufaffen Perfönlichkeiten
oiercoiyppnut und Verhältnifse fcharf aufzufaffen weifs. Während er

England bezogen hatte. U, Capitel V (S. 97-115) und in Capitel VII (S. 136-153)

Giefsen. E. benurer. feine fleifsige Umfchau in der gefammten, das deutfehe

—|-_--_--Mönchthum jener Periode betreffenden Literatur dazu

Giseke Gvmn -Lehr. Dr. Paul. Die Hirschauer während benutzt, die rafche Verbreitung der Hirfchauer Regel

des Investiturstreites. Gotha, F. A. Perthes, ,883. GH | j£%S„f?3t° e^t^L^ns ^ Thüringens

173 S. gr. 8.) M. 3. -

Der vorliegende Beitrag zur Gefchichte der Reformation
des Mönchthums in Deutfchland und zugleich
des Inveftiturftreites während der Regierung Heinrich IV.
und Heinrich V. wird demjenigen fehr gelegen kommen,

am Schlufs des 11. und im Beginn des 12. Jahrhunderts,
fo wie das mit derfelben faft gleichen Schritt haltende
Schwinden der politifchen Bedeutung Hirfchau's i n an-
fchauhcher Weife darzuftellen, giebt er uns im VI. Capitel
(S. 116—135) und im VIII. (S. 154—173) intereffante und
werthvolle Auffchlüffe über zwei der hervorragendften

unu riciniioti v. -----j-—^— ----- t> — 0—------- 1 A ff u m c —--- ----•----e>---------

der fich rafch über die Verbreitung der Hirfchauer Regel 1 aeuticnen Uluniacenler, über den feinem Vorgänger völlig
fowie über die Stellung der deutfehen Cluniacenfer zu den unähnlichen Abt Gebhard von Hirfchau, der mit allen
beiden ebeimenannten Kaifern orientiren will. Das fleifsige j alten Traditionen der die königliche Inveftitur be-
Ouellenftudium, das auf jeder Seite des Buches zu Tage kämpfenden Hirfchauer brach, indem er 1105 aus den
tritt das fachliche Urtheil des Verf.'s flöfsen Vertrauen Händen Heinrich V. das Bisthum Speyer empfing, fowie
ein zu ,'ien von demft Iben gewonnenen Refultaten. Diefe , über den unerfchrockenen Vertreter der ftrengen Hir-
dürfen allerdings nur zum kleineren Theile als eine that- j fchauer Obfervanz, den Abt Theoger von St. Georgen,
fächliche Förderung und Bereicherung der wiffenfehaft- der der letzte in der Reihe jener Hirfchauer Aebte war,
liehen Erkenntnifs'der hier behandelten Fragen ange- I die die Beftimmung ihres Lebens darin erkannten, die