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Ausgabe: | 1884 |
Spalte: | 377-379 |
Autor/Hrsg.: | Guthe, Herm. |
Titel/Untertitel: | Ausgrabungen bei Jerusalem, im Auftrage des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas ausgeführt und beschrieben 1884 |
Rezensent: | Furrer, Konrad |
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Theologische Literaturzeitung.
Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.
N°- 16. 9- Auguft 1884. 9. Jahrgang.
Guthe, Ausgrabungen bei Jerufalem (Furrer).
Hoff mann, De oratione dominica (Schürer).
Keil, Commentar über die Briefe des Petrus
und Judas (Schürer).
Hall, American Greek Teftaments (Schürer).
Gifeke, Die Hirfchauer während des Inveftitur-
ftreites (Zöpffel).
Günther, Anti-Savarefe, hrsg. von Knoodt
(Lemme).
Jacoby, Allgemeine Pädagogik auf Grund der
chriftlichen Ethik (Gottschick).
Biblifche Gefchichte für die evang. Schulen des
Grofsherzogthums Hessen (Strack).
Der Frauenbund, red. von Merensky (derf.).
Schulze, Stille Sonntagsftunden in Spruch und
Lied (derf.).
Archiv f. kirchl. Baukunft und Kirchenschmuck
hrsg. von Prüfer (derf.).
Stein, Was will die innere Miffion (Schloffer). 1 Linfs, Handbuch f. d. ev. Kirche des Grofsherz.
Lehmann, die Werke der Liebe. 2. Auflage, (derf.). ! Hellen, bearb. v. Habicht (Strack).
Guthe, Privatdoc. Lic. Herrn., Ausgrabungen bei Jerusalem,
im Auftrage des Deutfchen Vereins zur Erforfchung
Paläftinas ausgeführt und befchrieben. Mit 11 (lith.)
Taf. [Aus: ,Zeitfchr. d. Deutfchen Paläftina-Vereins'
vorliegen, find fie recht erfreulich. Wir heben folgende
hervor: 1. Eine ziemlich tief eingefchnittene, allerdings
noch nicht vollftändig nachgewiefene Einfattelung, die
von Nordweft nach Südoft ftreicht und gerade bei der
Mariaquelle ausmündet, trennt den füdlichen Ausläufer
Leipzig,BädekerinComm., 1883. (IV, 305S.gr.8.)M.8.— i vom übrigen Tempelberg, fo dafs eine Feftung auf dem
An manchen Stellen fchon find die Schuttmaffen
Jerufalems durchgraben worden, um Alterthümer zu
entdecken und ein deutliches Bild von der Bodengeftalt
der biblifchen Stadt zu gewinnen. Namentlich die Engländer
Wilfon und Warren fowie der Deutfche Schick
haben fich in diefer Beziehung grofse Verdienfte erworben
. Den Forfchungen diefer Männer verdanken
wir vor Allem zwei Hauptergebnifse. Erftens zeigte
fich, dafs der Südwefthügel, dem die chriftliche Tradition
Rücken diefes Ausläufers von Natur nach allen Seiten
gefchützt war. Hier lag die einftige Davidsburg, hier
auch die Akra der Syrer.
2. Die alte Stadtmauer zog fich am Oftrande auch
des Ausläufers des Tempelhügels hin. An verfchiedenen
Stellen fanden fich unzweifelhafte Spuren derfelben.
3. Von der Südfpitze des Ausläufers überfchritt die
Stadtmauer in füdfüdwestlicher Richtung das fog. Tyro-
pöon (jene Thalfchlucht, die Oft-und Weft jerufalem von ein-
mit Unrecht den Namen Zion beigelegt hat, auch nach andcr fcheidet). Sie lief aber nicht, wie man gewöhnlich
Norden fteil abfiel, wenn fchon nicht fo tief wie nach 1 ^nnuthete, zwifchen dem jetzigen Siloahteich und der
den anderen Himmelsrichtungen. Auf feinem Rücken | tlrk.'t el"hamra fondern unterhalb der letzteren,
konnte daher eine fchwer zu bezwingende Fefte erbaut , An die Aufsenfeite der Stadtmauer dafelbft grenzte ein
werden Zweitens ergab fich, dafs der Ofthügel, auf Sr° ffer .le!ch',a,f den noch der Bordeauxpilger 333 n.
welchem einft der Tempel fammt feinen Vorhöfen ruhte, Ohr.) mit deutlichen Worten hinwerft (aha piscina grandis
nach Werten durch eine jähe und tiefe Schlucht vom
übrigen Stadtgebiet getrennt und im Norden nur durch
einen fchmalen Sattel mit dem höheren Bezethahügel
verbunden war. Der alte Boden Jerufalems ift ftellen- i von Norden herkommender Kanal an der tiefften Stelle
weis mit K. . ia 40 Metern Schutt überdeckt. des Thaies. Es ift derfelbe, den weiter oben Warren
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foras), der jedoch von den Späteren nicht mehr erwähnt
wird.
4. Unter dem Boden diefes Teiches befindet fich ein
Die bisherigen Forfchungen berückfichtigten den
nach Süd geftreckten Ausläufer des Tempelberges aufser-
halb der Stadtmauer, fowie den Ausgang der wertlich
den letzteren begrenzenden Schlucht nur zu einem geringen
Theil. Doch wiefen viele Stellen der Bibel, des
Tofeohus, der älterten chriftlichen Pilgerfchriften darauf
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ebenfalls in der tiefften Sohle des Tyropöon eine lange
Strecke verfolgt hat.
5. Die Stufen, die nach Nehemia zur Stadt Davids
hinaufführten, haben fich theilweife noch erhalten.
6. Ein Stück der alten Stadtmauer läfst fich auch
noch am Ortabhang des Oberftadthügels verfolgen ia
hin, dafs jene Gegend in der Gefchichte Jerufalems von j mit Zuhülfenahme früherer Forfchungen der ganze Lauf
grofser Bedeutung gewefen und gaben wohlgegründeter der Sudmauer des biblifchen Jerufalems mit vieler
Hoffnung Raum, dafs eine gründliche Durchforfchung Sicherheit reconftruirem
des dortigen Terrains über manchen bislang dunkeln 7- Oeftlich vom jetzigen Siloahteiche liegt, vom
Punkt in der Topographie der biblifchen Stadt helles Schutt der Jahrhunderte bisher verborgen, ein gröfsten-
Licht verbreiten werde. thel's in den anflehenden Fels ausgehauener Teich.
Von diefer Hoffnung getragen beauftragte der 8. Von der Ausmündung des Siloahtunnels, der das
deutfche Palärtinaverein den gelehrten Redactor ihrer Waffer der Mariaquelle ins Tyropöon bringt, führte einft
Zeitfchrift, Lic. Hermann Guthe, in der dortigen terra em theilweis noch fehr gut erhaltener, breiter fchöner
mcotrnita Ausgrabungen vorzunehmen. Vom 28. März Kanal das Waffer fowohl nach der Weft- als nach der
bis "zum 12. Auguft 1881 lag Herr Guthe diefem Werke ! Oftfeite des Thaies.
ob und zwar mit einem Eifer, einer Umficht und, 9. Im Siloahtunnel wurde die Stelle, an welcher einft
Gewiffenhaftigkeit, die ihm zu bleibendem Ruhme ge- die Arbeiter von Südweft und Nordoft zufammentrafen,
reichen wird. ziemlich genau ausgemittelt.
Und welches find nun die Refultate feiner mühe- IO. Die berühmte Siloahinfchrift, das ältefte Schriftvollen
fchwierigen Forfchung? Sagen wirs gleich von ' denkmal Jerufalems, hat Guthe mit chemifchen Mitteln
vornherein- diefelben wären bedeutender geworden, 1 (orgfaltig gereinigt und von ihr einen mufterhaften Gyps-
wenn ihm mehr Zeit und gröfsere finanzielle Mittel zu abgufs gemacht, fo dafs fie nun ohne grofse Schwierig-
Gebote geftanden wären. Doch auch fo, wie fie jetzt : keit gelefen werden kann.
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