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Ausgabe:

1884 Nr. 12

Spalte:

299-300

Autor/Hrsg.:

Dieffenbach, G. Chr.

Titel/Untertitel:

Ein Hochzeitsstrauss. Aus Gottes Garten und von denWiesen der Welt gesammelt. 4. Aufl 1884

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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299

Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 12.

300

ift überflüffig und unmöglich. Schon durch eine einzige
Urkunde wie das Schreiben Morel's an Oekolampad werden
die Grundzüge der von der Erzählung vertretenen
Anfchauung hinfällig. So ift die Schilderung weder den
mittelalterlichen Waldenfern, noch der römifchen Kirche,
noch der Reformation gerecht geworden, und unficher
und verworren ift oft auch die Beurtheilung im Einzelnen
. Z. B. ift die despotifche und launifche Weife, wie
der Barbe Bernardino feine Macht als Vormund und
Beichtiger den Seinigen gegenüber mifsbraucht, vielleicht
gefchichtlich möglich, wenn auch nicht wahrfcheinlich:
aber eine folche Tyrannei über Gewiffen und Wandel
ift durch und durch unevangelifch, ebenfo wie die weitläufigen
Auseinanderfetzungen über die Beichte. Nach
dem Gefagten ift es zu beklagen, dafs die Verf. ihre Erzählung
nicht, ftatt in das 15., in das 16. oder 17. Jahrhundert
verlegt hat. Sie wäre dadurch, ohne viel an der
Handlung felbft ändern zu müffen, vielen Fehlern entgangen
. Die Erzählung, wie fie vorliegt, genügt ihrer
Aufgabe nicht. Unbefangene Gemüther werden in ihr
immerhin Anregung für Gemüth und Phantafie, aber
nicht eine fachgemäfse Belehrung über die Waldenfer
und ein richtiges gefchichtliches Bild finden. Dagegen
mufs die edle Abficht der Verf., durch ein Bild der Vergangenheit
auch für die Waldenfer der Gegenwart Auf-
merkfamkeit und Theilnahme in weiteren Kreifen zu erwecken
, dankbar und warm anerkannt werden. Die j
evangelifche Waldenferkirche Italiens ift reger Theilnahme
und Unterftützung Werth; und, trügt nicht alles, fo ift
allein von ihrem Gedeihen die Zukunft des Proteftantismus j
in Italien abhängig.

Göttingen. W. Bornemann.

Dieffenbach, G. Chr.. Ein Hochzeitsstrauss. Aus Gottes
Garten und von den Wiefen der Welt gefammelt.
4. Aufl. Bremen, Heinfius, 1883. (XVI, 309 S. 8.
mit 2 Chromolith.) M. 4.80; geb. M. 6.—

Die Künftlerhand Juliens v. Buddenbrock hat
einen duftigen und in feinen Farben lieblichen Hochzeits-
ftraufs dem ,Hochzeitsftraufs' des Herrn Verf.'s voran-
geftellt. Zwei Rofen, eine gröfsere und eine kleinere, in
der Mitte, zwei Maiblümchen, zwei Männertreu und
mancher anderen Blumen je ein Paar; überall lugen
Vergifsmeinnicht hervor, und über das Ganze erheben
fich, den Kelch freundlich gebeugt, zwei edle weifse
Lilien von ihren Knospen umgeben. Wer für die Symbolik
der Kunft ein Organ hat, weifs aus dem Kunft-
blättchen, was er in dem Büchlein finden wird: einen
Hochzeitsftraufs mit lieblichem Blüthenduft, und der Duft I
ift der Odem des wahrhaftigen Lebens, das aus Gott I
kommt und zwei Menfchenherzen erfüllt und gefegnet |
hat. Der Herr Verf. fpricht in der Vorrede zur erften
und zur vierten Auflage von ,feiner geheimen Mitarbeiterin
', und das fühlt ja der Lefer auf jedem Blatte,
dafs die Blumen, die ihm in dem Straufse geboten werden
, in den Erfahrungen einer Ehe gewachfen find, die
Gott geftiftet und die auch über den Silberkranz hinaus
die Zartheit und Duftigkeit bräutlicher Liebe fich bewahrt
hat. Ein Vergleich mit H. Thierfch: ,Chriftliches Familienleben
' liegt nahe; ohne dem hohen Werthe diefes
gefegneten Büchleins irgendwie zu nahe zu treten, fällt der
Vergleich doch nicht zum Nachtheil des Hochzeitsftraufses
aus. Thierfch fchreibt mehr in Abhandlungsform;
hier und kurze, auf Selbfterfahrung bei fich und Anderen
beruhende freundlich ernfte Darlegungen von der chrift-
ligen Ehe Segen, von ihrer Lieb' und ihrem Leid, von
ihrer Sünde und ihrer Vergebungs- und Ueberwindungs-
kunft. Bei Thierfch waltet mehr ein Dringen auf ernftes
entfchiedenes Chriftenthum vor, hier ift mehr der ftetige
Nachweis zu finden, dafs das Liebesglück der wahren
Ehe erft in der chriftlich geführten Ehe gereinigt und
vollendet wird.

In fechs Abfchnitten entfaltet fich der Inhalt des
Büchleins: 1. die göttliche Stiftung und das Wefen der
heiligen Ehe (in 14 Betrachtungen); 2. die heilige Liebe
und Gemeinfchaft in der Ehe (in 40 Betrachtungen); 3.
die Stellung von Mann und Weib in der Ehe (in 33 Betrachtungen
) ; 4. Trübungen und Anfechtungen in der
Ehe (in 37 Betrachtungen); 5. Elternfreude und Eltern-
forge (in 9 Betrachtungen); 6. Tod und Scheidung (in
8 Betrachtungen). Als fiebenter Abfchnitt ift ein Anhang
beigefügt: ,Ein Kranz zur filbernen Hochzeit.
Seiner lieben Jubelbraut dargeboten'; er befleht in 25
zwar fchlichten, aber innigen und fehr anfprechenden
Gedichten, alle in dem Tone, den Math. Claudius an
dem Tage feiner filbernen Hochzeit feiner Rebecca zu-
gcfungen: ,ich war wohl klug, dafs ich dich fand; doch
ich fand nicht, Gott hat dich mir gegeben, fo fegnet
keine andere Hand.' Die ,geheime Mitarbeiterin' tritt
hier unverfchleiert zu Tage, und wir müffen dem Herrn
Verf. dankbar fein, dafs er zu Nutz und Frommen junger
und älterer Eheleute uns unverhüllt den Segen behauen
läfst, mit dem Gott ihn gefegnet. Der Wunfeh in der
Vorrede der 4. Aufl., dafs von den jungen Eheleuten,
welche das Büchlein lefen, der Silberbräutigam nach
25 Jahren feiner Silberbraut einen ähnlichen Kranz freudigen
Herzens überreichen könne, ift gewifs ein guter
Wunfeh.

Das Buch fetzt nicht eigentlich höher gebildete, wohl
aber feiner fühlende Lefer und Leferinnen voraus, und
für folche foll es auf das wärmfte empfohlen fein; jüngeren
Eheleuten wird es ein freundlicher Rathgeber und
Führer werden, älteren kann und wird es zur Erfrifchung
ihres ehelichen Lebens dienen.

Marburg. Achelis.

Notiz.

Dr. S. Mandelkern (Leipzig, Querftrafse 5) hat in einer lirofehüre
(,Die neubcarbeitete hebräifch-chaldäifche iiibel-Concordanz nebft Gutachten
von Fachgelehrten'. Leipzig 1884) das Bedürfnifs nach einer zu-
verläffigen biblifchen Concordanz nachgewiefen und die Grundfätze dargelegt
, nach welchen er eine Bearbeitung unternommen hat. Er wünfeht
durch die beigegebenenUrtheilevonFachgelehrten(Fleifeher, Delitz fch,
Schlottmann, Gofche, Krehl, Baur, Riehm, Siegfried u. A.) fein
Unternehmen den Herren Verlegern zu empfehlen und erfucht die theolo-
gifchenZeitfchriften, auf dasfelbe hinzuweifen: was hiemit gern gefchieht.

Bibliographie

von Dr. Caspar Rene Gregory.
jDeutfcbe Hitcratur.

Krehl, L., Das Leben u. die Lehre d. Muhammed. I. Thl. Das Leben
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geb. 6. 50

Güdemann, M., Gefchichte d. Erziehungswefens u. der Cultur der abend-
ländifchen Juden wahrend d. Mittelalters u. der neueflen Zeit. II.
Italien im Mittelalter. Nebft bisher ungedruckten Beilagen. Wien,
Holder, 1884. (XI, 347 S. gr. 8.) 7. 20

S chrörs, H., Hinkmar, Erzbifchof v. Reims. Sein Leben u. feine Schriften
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Kayfer, H., Die Einführung der Reformation in der Stadt Hildesheim
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Reinkens, J. H., Deutfche Bifchöfe vor 100 Jahren u. jetzt. Vortrag.
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Rieks, J., Die Angriffe auf den Altkatholizismus in dem bayerifchen,
preufsifchen u. badifchen Abgeordnetenhaufe, beleuchtet. Heidelberg,
Weifs' Verl., 1884. (III, 96 S. gr. 8.) I. —

Beleuchtung der Wege, aufweichen Hr. Dr. Wangemann feine ,Una Sancta'
in der Union Fleifch werden läfst. Von e. alten Veteranen. Kropp,
Buchh. ,Eben-Ezer', 1S84. (XV, 300 S. gr. 8.) 2. 40

Die Bildung u. Erziehung der Geiftlichen. Bemerkungen aus Anlafs der
gleichnam. Schrift d. Irenaus Themiftor. Von luftinus Friedemann.
Neblt Beilagen, kirchl. Verordngn. üb. die akadem. Studien enth.
Aachen, Barth, 1884. (36 S. gr. 8.) — 60

Wittftein, T., Der Streit zwifchen'Glauben u. Wiffenfchaft auf Grundlage
der Lehre David Hume's u. der Wahrfcheinlichkeitsrechnung.
Hannover, Halm, 1884. (16 S. gr. 8.) —60

Altteftamentliche Bibelftunden zur Einführung der Gemeinde in das Ver-