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Ausgabe: | 1884 Nr. 11 |
Spalte: | 269-270 |
Autor/Hrsg.: | Pohlmann, H. |
Titel/Untertitel: | Daniel und der Papst 1884 |
Rezensent: | Kawerau, Gustav |
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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. II.
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31 gefchehen ift. Unteres Erachtens wird auch viel zu
viel behauptet, wenn man von einem ,engen Bande der
Freundfchaft' (S. 4) zwifchen Luther und Crotus redet.
Man überfieht, dafs Crotus bei feinem Verfuch im J. 1519,
des Mönches Sache mit der feinigen zu verbinden, das
Tntereffe hatte, die alte Univerfitätsbekanntfchaft in mög-
lichft lebhaften Ausdrücken zu betonen, und wer die I ■ ■ . _:
Freundfchaftsverficherungen im humaniftifchen Brief- ' Funk, Dr. M., Johann Aegidius Ludwig Funk, weil. Dr
Nicht viel beffer ift die andere Beigabe: in den Text
eingefchobene Zeitbetrachtungen des Verf.'s, die von viel
antirömifchem Eifer, aber auch von wenig Gefchmack
zeugen.
Magdeburg. G. Kawerau.
wechfel mit ihrer ganzen Ueberfchwänglichkeit kennt,
der wird fehr vorfichtig fein. Schlüffe auf derartige
Liebesergüffe zu bauen. Die Correfpondenz der Erfurter
Humaniften unter einander bietet einen ftarken Gegenbeweis
gegen die vulgäre Annahme jener intimen Beziehungen
, die zwifchen ihnen und Luther bcftanden
haben follen. Ich erwähne, dafs in dem von mir jetzt
in Druck gegebenen Briefwechfel des J. Jonas noch in
den erften Jahren der Reformation über Luther nur ein
theol. u. Paftor an St. Marien zu Lübeck. Mittheilungen
aus feinem Leben. 2 Thle. Gotha, F. A. Perthes,
1873 u. 84. (366 u. V, 319 S. gr. 8.) M. 11. —
Johann Aegidius Ludwig P'unk, geboren 1792, aufgewachten
in Königsberg, wo er auch feine theologifche
Bildung erhielt, wirkte Anfangs als Lehrer an dem von
C. A. Zeller errichteten Normalinftitut, fpäter an andern
Schulen, ging 1815 als Brigadeprediger nach Frankreich
völliges StillfchweGen zu finden ift. Noch während und ! mit und wurde bei feiner Rückkehr zum Garnifonpredi-
unmittelbar nach der Leipziger Disputation ift keine Spur j ger in Danzig ernannt Durch feinen Widerfpruch gegen
von dem Wittenberge'Mönche in diefen Briefen zu finden, die von hnedneh Wilhelm III. erlaffene Agende wurde er
Eck, der von der Disputation aus durch Erfurt gezogen j Ausfcheiden aus diefer Stellung genöthigt, bei feinen
kommt, wird nur als der Gegner des göttlichen Erasmus I Verfuchen, eine Civilpredigerftelle zu erhalten, von Seiten
o-ehafst, — fein Kampf mit Luther läfst noch völlig kalt. I des Mimftenums abfichtheh hingehalten, bis er endlich
Erft Mofellan fcheint es gewefen zu fein, der bald darauf die Ueberzeugung gewinnen mufste, dafs für ihn auf eine
durch einen Befuch bei den Erfurter Humaniften ihnen Anftellung in Preufsen nicht zu rechnen fei. Nachdem
Luther's Kampf näher gerückt hat. Wie wäre das aber
verftändlich bei den nahen Verbindungen, die man während
Luther's Erfurter Studentenzeit geknüpft fein läfst?
eine Bewerbung um die Predigerftelle am Krankenhaufe
in Hamburg trotz der warmen Empfehlung Schleier-
macher's und anderer Berliner Freunde fehlgefchlagen
S. 10 verbeffere man 1505 in 1509. S. 23 ift der ,Fürft- war. wurde er im Jahre 1829, inzwifchen auch in Ham-
bifchof zu Fulda ein Anachronismus. Zu S. 40, wo von ] bürg zu allgemeiner Anerkennung gelangt, einftimmig
Luther's ,vollfter Zuftimmung' zur Sache Reuchlin's gegen zum Hauptpaftor an der St. Marienkirche in Lübeck er
die Kölner geredet wird, fei bemerkt, dafs diefe Zuftimmung
doch zugleich die völlige Verfchiedenheit der
wählt, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1858 eine
reich gefegnete Wirkfamkeit geübt hat.
Betrachtungsweife, wie fie ein Luther an den Schäden Die Darftellung diefes hier flüchtig fkizzirten Lebens
der Zeit übt, recht deutlich hervortreten läfst. [ kann in zwiefacher Hinficht Anfpruch auf allgemeines
Der fchwierigere Theil einer Biographie des Crotus I Intereffe machen. Die auf Grund eines reichen Quellen-
ift hier noch unberührt geblieben, die Zeit feines Unbe- j materials gefchilderten Verhandlungen Funks mit dem
liagens an Luther's Werk und feiner Rückkehr in den 1 Minifterium Altenftein laffen einen tiefen, wenn auch
Katholicismus. Möge der Verf. fein Verfprechen, auch j nicht gerade erquicklichen Einblick thun in die damalige
diefen Theil zu bearbeiten, bald einlöfen. Hier ift aus preufsifche Kirchenpolitik und geben einen wcrthvollen
der Streitfchriftenliteratur noch mancher Bauftein herbei- Beitrag zur Gefchichte des Agendenftreites. Der 2. Theil
zutragen, hier wird der Verf. aber auch zu zeigen haben, ' liefert, wie der Verf. faft zu befcheiden fagt, ,einen nicht
wie es fich mit feinem Verftändnifs der religiöfen | unwesentlichen Beitrag zur lubeckifchen Kirchenge-
Factoren der Reformationszeit verhält.
Magdeburg. G. Kawerau.
fchichte'. Denn die 30 Jahre der Amtsthätigkeit Funk's
in Lübeck find auf kirchlichem Gebiet eine bewegte Zeit
gewefen, in der die Beftrebungen auf Herftellung einer
. neuen Kirchenordnung, eines neuen Katechismus und
Pohlmann, Paft. H.. Daniel und der Papst. Eine fchone Gefangbuchs nach langen Verhandlungen, an denenFunk
klare Auslegung des 12. Capitels des Propheten Daniel j aufs lebhaftefte fich betheiligte, zum Abfchlufs gelang-
von Dr. Johs. Bugenhagen. Aus einer 1578 ge- ten. Wie er fchon in der Agendenangelegenheit eine
druckten plattdeutfchen Bibel überfetzt. Anhang: Dr. eifrige literarifche Thätigkeit entwickelt und um die Er-
Joh.Bugenhagen's Auslegung der Offenbarungjohannis. ' ^fchVne d" Kirchenordnungen der Reformationszeit
v 1 c ika 1 ,ss, /iv rtt «c. «V flch ein bleibendes Verdienft erworben hat, fo hat er
New York, Selbftverlag, 1884. (IV, 58 S. 8.) | auch wahrend feiner amtlichen Thätigkeit in Lübeck
Der Bearbeiter diefer kleinen Schrift hat fich aus j feine Anfchauungen über Kirchenverfaffung, Verhältnifs
Unkenntnifs eine unnöthige Arbeit gemacht. Aus der ' der Kirche zum Staat, über Armenwefen u. a. in ver-
plattdeutfchen (Bugenhagen'fchen) Bibel hat er die Vor- fchiedenen Schriften dargeftellt, aufserdem eine grofse
reden über Daniel cap. 12, und über die Offenbarung ; Reihe von Artikeln für die von Eisner in Berlin heraus-
Johannis in's Hochdeutfche rucküberfetzt und als theures J gegebenen ,Neueften Nachrichten aus dem Reiche Gottes'
Vermächtnifs des ,lieben' Bugenhagen der Chriftenheit ! geliefert.
zu Frommen veröffentlicht. Er ahnte nicht, dafs diefe I Bei der Darfteilung diefes in fo bedeutfame kirch-
Abfchnitte von Luther felbft der Lufft'fchen Bibel bei- , liehe Bewegungen verflochtenen Lebens ift der Verf. in
gefügt worden find, daher diefen und nicht Bugenhagen i der glücklichen Lage gewefen, ein reiches Material von
zum Verfafler haben, und dafs er fie viel bequemer in Tagebuchnotizen, brieflichen Mittheilungen und Concep-
einer Ausgabe von Luther's Werken hochdeutfeh hätte ten benutzen zu können, wenn ihm auch ein Gefuch um
finden können. Seine eignen Zuthaten find von recht j Einficht in die Minifterialacten des preufs. Cultusmini-
zweifelhaftem Werthe: eine kurze Biographie Bugen- : fteriums ohne Grundangabe abgefchlagen worden ift.
hagen's, die gleich in der erften Zeile feinen Geburtsort Die Schilderungen der Drangfalstage in Königsberg, die
falfch benennt (Wellin ft. Wollin) und den Kaminer Briefe aus Frankreich, die brieflichen Bemerkungen über
Bifchof Erasmus Manteufel in einen Bifchof Otto um- die hervorragendften Berliner Perfönlichkeiten, mit denen
wandelt, dazu fich zu dem Satze verfteigt: ,in Dänemark, Funk während eines längeren Aufenthalts dafelbft in
Norwegen (?) und im Norden Deutfchlands ftiftete (!) er j Berührung trat, bieten höchft anfehauliche Detailbilder.
Kirchen, Univerfitäten (!) und Schulen in grofser Zahl'. 1 Für den 2. Theil, für den diefe Quellen weniger reichen