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Ausgabe:

1884 Nr. 1

Spalte:

268-269

Autor/Hrsg.:

Einert, E.

Titel/Untertitel:

Johann Jäger aus Dornheim, ein Jugendfreund Luthers 1884

Rezensent:

Kawerau, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1884. Nr. 11.

wird Cotterill nicht müde, die Elutionen der Kritiker j BibliotJicca als Theil eines gröfseren Ganzen in doppelter
zu geifseln, welche meinen, die Zeitlage einer Urkunde , Genalt, aus arabifcher und fyrifcher Ueberlieferung ge-
nach inneren gefchichtlichen Kriterien beftimmen zu druckt findet und dem Bifchof Alexander von
können. Nach ihm find dergleichen Erwägungen eitel Alexandrien zugefchrieben ift. Diefer Nachweis macht
Phantafien, da jeder Kritiker ein anderes Bild der be- i eine neue Unterfuchung des Urfprungs jener im Cod.
treffenden Zeit habe. Eine folche Kritik ift billig genug ; Nitriac. mim. 14568 enthaltenen, dem Melito zugefchriebe-
aber der abusus hier, den der Verf. ein paar Mal in der nen Bruchftücke nothwendig. Eine folche Unterfuchung
That trifft, hebt den usus nicht auf. Allein die höhere 1 ift um fo dringender, als im Cod. Brit. Mus. Add. 17192

gefchichtliche Kritik mit ihren unvermeidlichen Gefahren
bewahrt uns davor, dafs Unterfuchungen, wie der Ver-
faffer fie führt, zahlreich werden. Da wird die Unmöglichkeit
, dafs Epiphanius die uns vorliegenden Briefe
gekannt hat, aus der Erwägung bewiefen, dafs derfelbe,
da er die Briefe in feiner Abhandlung gegen die Ebioniten

eine ,Homilie des feiigen Alexander über die Menfchwer-
dung unferes Herrn und über die Seele und den Leib'
enthalten ift, welche mit dem fyrifchen Sermo Alexander's
de anima et corpore {Mai, Bibl. Nov.Patr. Up. 529) identifch
ift. Ein Bruchftück diefes Sermons findet fich auch, wie
Mai angiebt, bei Affemani, Bibl. Orient. IIIp. 543 ,cx

anführt, von der häufigen Erwähnung des Apoftel Paulus ! Mocajfaei chronico Arabico' und ift dort einem .Alexander,
in den uns erhaltenen Briefen apologetifchen Gebrauch j Romanus Patriarcha' beigelegt. Für die Wiederent-
hätte machen rnüffen. Da er diefen nicht nenne, wohl I deckung der Mai'fchen Mittheilungen — denn Neues ift
aber andere biblifche Perfonen aus den Briefen anführe, nicht hinzugefügt — ift man Cotterill zu Dank ver-
fo feien die ihm bekannten Briefe andere gewefen als pflichtet. Sollte es fich bewahrheiten, dafs jene im Cod.
die uns vorliegenden. Noch viel mifslicher find die Be- Nitriac. 14568 erhaltenen Stücke dem Bifchof Alexander
weisführungen des Verfaffers in Bezug auf Hieronymus, von Alexandrien angehören, fo wäre damit ein Ergeb-
Diefelben wurzeln ganz wefentlich in der Beobachtung, ; nifs gewonnen, welches für die Dogmengefchichte von
dafs Hieronymus in dem Tractat de vir. inlustr. die , höchfter Bedeutung ift. Denn die chriftologifchen For-
Briefe ad virgines überhaupt nicht genannt habe. Hieran mein in jenen Stücken fowie in der fyrifch erhaltenen
reihen fich fpinöfe Ausführungen, die fich in Kürze über- ; Homilie klingen ftark modaliftifch. Socrates berichtet
haupt nicht wiedergeben laffen. Nach folchen Probe- uns aber, dafs fabellianifch lautende F'ormeln in den

Homilien des Alexander den Arius zuerft zum Wider-
derfpruch gegen feinen Bifchof bewogen haben {Socr.
h. e. I, 5). Wir befäfsen jetzt fomit Material, um diefen
Bericht des Socrates zu controliren und zu beftätigen.

ftücken ift man kaum mehr gefpannt zu erfahren, wie
es dem Verf. gelingen wird, das ftärkfte Zeugnifs, das
des Timotheus, zu befeitigen; aber auch das gelingt;
doch hat man an diefer Stelle den lebhafteften Eindruck,

dafs der Verfaffer felbft eine Verlegenheit zu überwin- I Eine folche Bereicherung unferer Kenntnifse in Bezug
den hatte (S. 53 f.). Dagegen ift er in feinem Elemente, i auf den Ausbruch des arianifchen Streites ift aber um
wo er Abfchnitt für Abfchnitt die parallelen Stellen ; fo willkommener, als wir bisher über die eigenthümliche
zwifchen den Briefen und den Homilien des Antiochus ■ Chriftologie des Bifchofs Alexander nur Vermuthungen
befpricht und aus Minutien durchgehends den Nachweis ; aufftellen konnten. Die Stücke, welche dem Melito
liefert, dafs die jüngere Faffung in den Briefen uns er- i eventuell abzufprechen find, erhalten fomit eine erhöhte
halten ift, während ein Blick auf Pseudoclem. ep. II, 1—6 | Bedeutung, wenn wir in ihnen Fragmente aus einer
verglichen mit Antioch. hont. 21. 18. 112 genügt, um ein- ' Homilie des Alexander erkennen dürfen.

Giefsen. Adolf Harnack.

zufehen, dafs der Letztere fo ziemlich alles Archäiftifche
ausgelaufen hat. Aber das Archäiftifche foll in den
pfeudoclementinifchen Briefen überall Copie fein. Selbft
die Formel: ,sicut ex lege ac prophetis et a domino nostro Einert, Prof. E., Johann Jäger aus Dornheim, ein Jugend-
Jesu Christo didieimus1 foll dem Hegefipp vom Falfarius ! freund Luthers. (1. Tl.) Feftfchrift, zum 10. Novbr.
nachgefchrieben fein (S. 68 f.), der fo den Glauben er- j J883 hrsg. vom Verein für thüringifche Gefchichte
wecken wollte, dafs Hegefipp feinen Ausdruck aus dem j und Altertumskunde. Jena, Fifcher, 1883. (IV, 67 S.
Briete des Clemens genommen habe!! Wer wird das j 8 t M

glauben! Nein, die Entdeckung des Verfaffers, dafs §r" ' " ' 20
Antiochus Abfchnitte aus den Briefen enthält, verbürgt
es an ihrem Theile nur, dafs wir in den fyrifch überlieferten
Briefen Schriftftücke zu erkennen haben, die
erheblich älter find als die Zeit des Epiphanius und

Das Lutherjubiläum hat Anlafs geboten, neben dem
Reformator felbft auch mancher Perfönlichkeit zu gedenken
, die als Jugendfreund, als Kampfesgenoffe oder
als dankbarer Schüler ihm nahe geftanden. In die erfte

Flieronymus (f. Theol. Lit.-Ztg. 1882 Nr. 12). . Eine diefer Kategorien gehört Crotus Rubianus, deffen
genaue Unterfuchung des Verhältnifses des griechifchen : Lebensbild der Verf. zu zeichnen begonnen — leider
Textes, foweit er bei Antiochus erhalten, zu der fyrifchen ' nur begonnen, denn die Feftfchrift führt uns nur bis
Verfion, wäre fehr erwünfeht. Dafs die Entftehung und " zum Schlufs des Wormfer Reichstages; eine Fortfetzung
die Gefchichte der Briefe ungelöfte Räthfel genug bieten, ift für fpäter vorbehalten. Somit ift hier nur derjenige
foll ausdrücklich conftatirt werden; aber diefelben find Abfchnitt aus des Crotus' Leben behandelt, der am be-
nicht der Art, dafs die Hypothefen des Verfaffers irgend- kannteften und am meiften erforfcht ift. Was wir hier
wie berechtigt wären. Die Belefenheit, Gelehrfamkeit erhalten, geht über die Arbeiten von Böcking, Straufs
und Akribie Cotterill's ift eine nicht gewöhnliche; indem ! und Kampfchulte kaum hinaus, bietet aber eine an-
er fich aber mit derfelben fpreizt und fo forgfame For- i fprechende Zufammenfaffung des Bekannten. Das Werth-
fcher wie Lightf001 als leichtfertige Scribenten behan- vollfte ift die ausführliche Schilderung Mutian's, feiner
delt, hat er es feinen Lefern nicht leicht gemacht, Er- Lebensweife und feines Einfluffes; der Verf. hat hierbei
mahnungen zu genauerer Prüfung der Ueberlieferung die wichtige Frankfurter Brieffammlung, aus welcher
jeder Urkunde und jeder Nachricht anzunehmen. Die ! Tentzel einft nur Auszüge und Bruchftücke veröffentlicht
in dem Appendix behandelten ,newlyfound versions offrag- hatte, gefchickt benutzt, eine Sammlung, von der wir
ments attributed to Melito1 (S. 107—114) find die bekannten demnächft — wenn anders wir recht unterrichtet find —
von Cureton u. A. veröffentlichten. Aber der Verf. weift eine doppelte Edition zu erwarten haben, zunächft
nach, dafs von denjenigen, welche diefe Fragmente in jedenfalls diejenige des verdienten Biographen des E.
den letzten Decennien edirt refp. bearbeitet haben, über- I Heffus, Prof. C. Kraufe in Zerbft. Nur hätten wir ge-
fehen worden ift, dafs das fragm. XIII. {ed. Otto) fich j wünfeht, der Verf. hätte gerade den religiofen und
bei Mai, Spicil. Rom. III p. 699 und Bibl. Nov. Patr. II kirchlichen Standpunkt des Hauptes der jungen Erfurter
p. 529 'cf. Migne, Patrol. Gr. XVIII p. 585), in der 1 Humaniftenfchaar eingehender gefchildert, als es S. 30.