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Ausgabe:

1884

Spalte:

245-246

Autor/Hrsg.:

Luther, Martin

Titel/Untertitel:

Evangelien-Predigten 1884

Rezensent:

Rade, Martin

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Seite 1

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245

246

4) die für die Echtheit in Frage kommenden Zeugnifse angefangen nach ihm zu fragen. So begrüfsen wir mit
undGründe, 5) die Bemerkung, ob fchon gedruckt, welche Freuden die dritte Auflage der vorliegenden Sammlung

nach dem Obigen bis auf eine Nr. negativ ausfällt, bc
einigen Tractaten aber Gelegenheit zur Hinweifung auf
bereits bekannte Stücke refp. englifche Tractate giebt;
6) Aufzahlung der Handfchriften und 7) Erörterung ihres
Verwandtfchaftsverhältnifses zur Beurtheilung der unter
dem Text gegebenen abweichenden Lesarten. Aufser

von Fvangelienpredigten Luther's. Der Herausgeber hat
fie in verftändiger Auswahl aus der Haus- und Kirchen-
poftille ausgezogen, nur die Sprache mit leifer Hand
überarbeitend. Es ift der echte Luther mit feinen Ecken
und Kanten, und fo wollen wir ihn haben. Diefer Wein
mufs feinen Erdgefchmack behalten. Das Volk erkennt

letzteren finden fleh aber unter dem Text, für das Auge l fo am beften, wie er Eleifch ift von feinem Fleifch und

leicht zu unterfcheiden, noch fachliche Erläuterungen, j Bein von feinem Bein, und wird fleh um fo lieber unter
welche fowohl die von W. citirten oder berührten Schrift- feine Kanzel fetzen. Will aber ein Gebildeter an einem
ftellen genau angeben, alfo gefchichtliche Beziehungen in Scheltwort oder an einem allzu jnafflven Ausdruck für

dankenswerther Weife aufklären. Nur füllte der Verf. göttliche Dinge Anftofs nehmen, dem wollen wir fagen,

nicht p. 619 behaupten, die frühefte Quelle für die Sage ■ dafs es mit feiner Bildung übel beftcllt ift. — Wir wünfehen

von der Papftin Johanna fei Liber pontificalis des römi- | dem Buche eine rechte Maffenverbreitung bei Hoch und
fchen Bibliothekars Anaftaflus, da man danach annehmen Niedrig, bitten aber und verlangen, dafs die Verlags-

müfste, die Erzählung gehöre wirklich noch dem 9. Jahr- ; handlung den fchlechten Clafflkereinband fo fchlcunig

hundert an, tauche alfo in gröfster zeitlicher Nähe auf, j als möglich caffire und, fei's auch mit einem geringen
während es anerkannt ift, dafs die Erzählung nur in Preisauffchlag, den Leuten einen foliden Einband biete,
einigen Handfchriften des fog. Anaftaflus eingefchoben wie er fleh für ein Predigtbuch geziemt,

ift (Döllinger, Papftfabeln S. 13). Im Vorbeigehen fei I Schönbach. Rade,
ferner auf den Flüchtigkeitsfehler p. 683 hingewiefen,

dafs der Saffanide Kosru II zu einem Neftorianer gemacht Peter von Cornelius. Ein Maler von Gottes Gnaden. Ham-
wird! Trotz den Seufzern des Verf.'s (Vorwort IX) über j bürg, Agentur des Rauhen Haufes, 1884. (58 S. 8.)
das unvermeidliche Kreuz der Druckfehler wird man, j jyj _^

erlaube ich, fagen dürfen, dafs feinem Kampfe gelungen ' ' ' i * c. u» ui • a er t L • j

Pft, das Uebel in recht enge Grenzen einzufchranken, Ein a^^^^ Bw "tY f ^fe-A *V

was bei einem Textdruck wie dem vorliegenden viel Yerf" felbft_bekennt, lm Wefentlichen aus E. Forfter s
fagen will; es wird diefes Urtheil nicht umftofsen, wenn

ich noch ein paar mir aufgeftofsene namhaft mache: 185,9
1. neecssario, 216, 8 consulcrit, 271, 24 cum, 343, 4 orare,
353, 1 nidus. S. 333 find die Zahlen der Noten denen
im Text um i voraus. Zur Textgeftaltung erlaube ich

,Peter von Cornelius' gefchöpft ift. Aber Ifinen Anfpruch
erhebt es doch wohl, nämlich den, dafs es gelefen werde.
Und fo frage ich mich, von wem es gelefen fein will?
So einfach und fchlicht es gefchrieben ift, kann es ein
Buch für das Volk doch nicht fein, dazu ift Cornelius

mir noch folgende Bemerkungen. P. 31, 19 mufs wohl eine viel zu vornehme Natur und fein Schaffensgebiet
der Punkt hinter damant in Komma verwandelt werden, 'n,-u ho,her »phare gelegen. Aber auch für den Ge-
ebenfo 259,14 hinter ordinet, da consecracio etc. den Nach- bildeten kann s nicht beftimmt fein, der fchon etwas von
fatz zu nisi . . . enthält. P. 326, 10 wird doch wohl parti- •■ Cornelius weifs. Die Daten, die es bietet, reichen nicht
Staub herzuftellen fein, obwohl der Index zeigt, dafs es I u?-r das hinaus, was ein gutes Converfationslexicon

fleh nicht um einen Druckfehler handelt; man fehe den
Zufammenhang über das Verhältnifs der pars zum Ganzen.
350,20 ift das Komma hinter inhabilcs zu fetzen, hinter

giebt. Eine fcharfe Charakteriftik von C.'s eigenthüm-
licher Kunftweife fehlt durchaus. Einen,Maler von Gottes
Gnaden' nennt ihn die Ucberfchrift — darunter verKiel
. W. Möller.

refugam zu tilgen; 561, 12 ift ficher der Text verderbt, ! man insgemein profan geredet, einen Maler commc

wie der Zufammenhang zeigt, der durchaus auf den Ge- | "fN,un ha* bekanntlich Konig Ludwig gefagt:
danken führen mufs, dafs der rechte evangelifche Mann i .Cornelius kann nicht malen', und das behaupten unfere
nicht wie der Papft durch den Schrecken feiner Macht heutigen Maler auch Wie er dennoch als ein wahrhaft
wirken darf, möchte dadurch auch immer eine an fleh j genialer Künftler unfere deutfehe Kunft mächtig geho-
heilfame Furcht bewirkt werden; genügt es zur Correctur, : ?en hat wird, wer es nicht fchon weifs aus dem Büchwenn
man das ac in nec verwandelt? i 7 Vre , lernT n^.Tft beabflchtigt der

Venaller keine kunftgefchichthchc Würdigung des Cornelius
und hat mit jenem Beiwort ihn nur als einen
gottesfürchtigen Künftler kennzeichnen wollen. Das
legt auch fein Motto nahe, ein Wort des Cornelius:
Jeder der an die Gottheit Chrifti glaubt, ift mein Bruder'.
Ja, dafs der Katholik C. von Herzen, ein evangelifcher
Chrift gewefen ift, darauf beruht ganz offenbar die Vorliebe
des Verfaffers für ihn. Und gerade heutzutage
mag es heilfam fein, folche Geftalten aus einer befferen
Zeit der ,römifchen Schwefterkirche' wieder zum Leben
zu erwecken. Was denn aus des Cornelius Briefen und
fonft über fein perfönliches Leben zur Mittheilung kommt,
ft gerade reichhaltig genug, um das Intereffe an dem
Manne wachzurufen, aber zu dürftig, um es zu befriedigen
. Genügt dem Verf. diefer Erfolg, fo hat er fleh ein
allzu befcheidenesZiel gefleckt, denn ein gewiffes Intereffe

Luther's, Dr. Martin, Evangelien-Predigten, aus der Hausund
] Kirchenpoftille auf alle Sonn- und Fefttage im
Kirchenjahr ausgewählt von Pfr. Gull. Schloffer.
Eine Gabe zum 4CX)jährigen Jubiläum der Geburt
Luthers. 3. unveränd. Aufl. Frankfurt a/M., Schriften
-Niederlage des Evangel. Vereins, 1884. (III, 651 S.
m. Portr. gr. 8.) Geb. M. 2.—

Es wäre fchlimm, wenn nach der Lutherbegeifterung
des vergangenen Jahres die Schriften Luther's, wie fie
in mancherlei Auszügen und Bearbeitungen dem Volke
zugänglich gemacht worden find, fo fchnell wie fie gekommen
wieder vom Büchermarkte verfchwänden. Ift j

die Bewegung in die Tiefe gegangen, fo mufs die Nach- , an .V wlrdA frin°n mitbringen wer nach dem Büchlein
frage nach dem, was Luther gefchrieben und gepredigt, ; §reltt ~ Auffallend ungefchickt ift der Verf., der fonft
noch eine Zeit lang lebendig bleiben. Die fchnelllebigen I %n 8utes Deutfch fchreibt, wenn er Dichterworte in feine
Städter mögen ja ihr Bildungs- und Herzensbedürfnifs ; 1 r°fa verwebt: S. 20 Cornehus verlebte die grofse Zeit
nach näherer Bekanntfchaft mit dem Reformator recht- ln f om| m welcher im heben Vaterlande das Volk ftand
zeitig befriedigt haben und find wohl gar fchon wieder aut und der bturm brach losr.: b; ?3 .^och wenn der
fertig mit ihm, aber die Leute auf dem Lande find erft laß auch noch fo fonn'g »»^8*. kann -s ändern fich'.
wieder recht aufmerkfam auf ihn geworden und haben Schönbach. Rade,
mit all den kleinen Lutherbuchlein in der Hand erft recht