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Ausgabe: | 1883 |
Spalte: | 169-172 |
Autor/Hrsg.: | Montet, Edouard |
Titel/Untertitel: | Essai sur les origines des partis saducéen et pharisien et leur histoire jusqu’à la naissance de Jésus Christ 1883 |
Rezensent: | Schürer, Emil |
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Theologische Literaturzeitung.
Herausgegeben von D. Ad. Hamack und L). E. Schürer, Proff. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.
N°- 8. 21. April 1883. 8. Jahrgang.
Montet, Essai sur les origines des partis sadu- | Laas, Kants Stellung in der Gefchichte des Con-
ce'en et pharisien (Schürer). flictszwifchen Glauben und Wiffen (Herrmann).
Unfer heiliges Mahl. Eine Studie (Bilfinger). | Chrift, Der Peffimismus und die Sittenlehre
v. Gebhardt und Harnack, Texte und Unter- (Schlofler).
fuchungen zur Gefchichte derchrifll. Literatur. | Lechner, Freie Skizzen zu religiöfen Reden, j Palmer,' Evangelifche Pädagogik. 5. Aufl.
I, Bd. Heft 3 (Harnack). I. Heft (Diegel). bearbeitet von Gundert (K. Strack).
Kögel, Wach' auf, du Stadt Jerufalem! Zeitpredigten
(Meier).
Schröder, Der Brief an die Galater, zur Belehrung
und Erbauung ausgelegt (Bilfinger).
Martius, Die innere Miffion (Schlofler).
Montet, Dr. Edouard, Essai Sur les origines des partis letztere verhalten fich fchroff ablehnend gegenüber dem
saduceen et pharisien et leur histoire jusqu'a la nais- Hellenismus und allem, was damit zufammenhängt.
sance de Jesus Christ. Paris, Fischbacher, 1883. 1 Nieder in anderer Modification finden wir denfelben
q . Gegenlatz im Beginn der makkabaifchen Zeit (Cap. III,
(XVI, 334 p- gr. ».) j S. 148—188). Hier ift aber nun der Punkt, wo der
Der Zweck diefer forgfältig ausgearbeiteten, auf , Verf. mit einer ihm eigenthümlichen Anfchauung einfetzt,
gründlicher Kenntnifs der Quellen und der einfchlägigen Während man früher die makkabäifche Partei ohne
Literatur beruhenden Monographie ift augenfcheinlich weiteres mit den Chafidäern identificirt hat, haben fchon
nicht der, die Frage nach dem Wefen der pharifäifchen Wellhaufen und Andere gezeigt, dafs beide keineswegs
und fadducäifchen Partei auf's Neue zu difcutiren. Diefe identifch find. Die Makkabäer find die Patrioten, denen
fetzt der Verfaffer in der Hauptfache als entfchieden es nicht nur um den väterlichen Glauben, fondern auch
voraus, indem er fich faft wörtlich an Wellhaufen's um die politifche Unabhängigkeit Ifraels zu thun ift.
Definition anfchliefst: die pharifäifche Partei ift urfprüng- Die Chafidäer dagegen find die ausfchliefslich Reli-
lich eine ausfchliefslich religiöfe Partei, während die giöfen, denen lediglich das Gefetz Gottes am Herzen
fadducäifche vor allem eine politifche Partei ift (S. 154). lag. Beide gingen daher zwar eine Zeit lang zufammen,
Die Pharifäer find die ftreng Gefetzlichen, die ängftlich folange es fich nämlich um die Vertheidigung der Re-
Religiöfen, die eben als folche von der profanen Menge ligion Ifraels handelte. Als aber diefe nicht mehr in
lieh fepariren (Oi©"nB = Abgefonderte, Scparatiften). Gefahr war und die Makkabäer mehr und mehr poli-
Die Sadducäer dagegen find die Männer der Politik, tifche Intereffen verfolgten, fagten fich die Chafidäer
denen es vor allem um Förderung der politifch-natio- 1 von ihnen los. Beide flehen alfo in einem relativen
nalen Intereffen Ifraels zu thun ift, und die um diefer Gegenfatz zu einander. Diefen richtigen Gedanken hat
Intereffen willen auch Berührung mit weltlicher Bildung nun Montet nicht nur aufgenommen, fondern dahin
und Transactionen mit fremden heidnifchen Mächten verfchärft, dafs er beide als von Anfang an einander
nicht fcheuen. Zugleich find fie die Mitglieder und An- entgegengefetzte Parteien betrachtet, als die Fortfetzung
bänger der hohen priefterlichen Ariftokratie; denn die des früheren Gegenfatzes von Helleniften und Chafidäern.
Politik lag in der nachexilifchen Zeit eben vorwiegend Die makkabäifche Partei ift alfo nichts anderes
in den Händen der Priefterfchaft. Diefe Auffaffung ift, ! als die geradlinige Fortfetzung der früheren
wie gefagt, von dem Verf. mehr vorausgefetzt als wirk- helleniftifchen Partei. Auch die Makkabäer find
lieh bewiefen. Der eigentliche Zweck feiner Unter- 1 ja Priefter; auch fie find in erfter Linie eine politifche
fuchungen ift dagegen der, an der Hand der nachexili- Partei, der es vor allem um Wahrung der politifchen
fchen Gefchichte Ifraels die Entftehung und weitere Intereffen Ifraels zu thun ift. Nur werden fie jetzt unter
Entwickelung der beiden Parteien und ihres Verhält- den veränderten Zeitverhältnifsen zu .Patrioten', die
nifses zu einander bis zur Zeit Jefu Chrifti darzulegen, gegenüber den gewaltfamen Unterdrückungsverfuchen
Er befpricht zu diefem Zweck alle Hauptmomente der die Selbftändigkeit Ifraels mit dem Schwerte in der
inneren Gefchichte Ifraels vom Exil bis zur Zeit Jefu Hand vertheidigen, jedoch nur um bald darauf wieder
Chrifti. Cap. I (S. 61 — 97) behandelt zunächft die Periode zu Verhandlungen und Bündnifsen mit fremden Mächten
vom Exil bis auf Alexander den Grofsen. Schon hier ihre Zuflucht zu nehmen. Im Gegenfatz zu ihnen bleiben
begegnet uns zwar noch nicht ein Gegenfatz, aber doch die Chafidäer ,die religiöfe Partei', die .Fanatiker'. Für
fchon ein Nebeneinander zweier einflufsreicher Kreife: beide Parteien kommen nun die Namen der Sadducäer
der Priefter und der Schriftgelehrten. Die erfteren und Pharifäer auf; beide haben fich eben damals in der
haben noch entfchieden dasUebergewicht; die letzteren ihnen feitdem eignenden Ausprägung als Parteien ,defi-
wachfen erft allmählich zu einer einflufsreichen Macht nitiv formirt' (S. 149). Zum offenen Kampf kam es
heran. Diefelbcn beiden Kreife, aber in modificirter
Geftalt, begegnen uns wieder in der helleniftifchen Zeit
(Cap. II, S. 98—147). Das Auftreten des Hellenismus
hat aber für Beide die Folge, dafs fie nun in einen
Gegenfatz zu einander treten: Die Priefter werden zu
.Helleniften', die Schriftgelehrten zu .Chafidäern'.
Erftere verhalten fich entgegenkommend gegen die grie-
chifchen Eroberer und die von ihnen mitgebrachte
Cultur, da fie einfehen, dafs nur auf diefem Wege die
politifchen Intereffen Ifraels gewahrt werden können,
zwifchen beiden zum erftenmale unter Johannes Hyrkan I.,
wobei Hyrkan von vornherein auf Seite der Sadducäer
ftand. Dies fucht der Verf. im Gegenfatz zu der Dar-
ftellung des Jofephus in einem weiteren Abfchnitte
(Cap. IV, S. 189—216) zu zeigen. In Cap. V (S. 217—260)
werden dann die einzelnen religiöfen und dogmatifchen
Differenzen dargeftellt und aus dem Wefen der beiden
Parteien abgeleitet. Hier fchliefst fich der Verf. in allen
Hauptpunkten an die jetzt gewöhnliche Auffaffung,
namentlich an Wellhaufen, an. In Cap. VI (S. 261_319)
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