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Ausgabe:

1883

Spalte:

153-154

Autor/Hrsg.:

Opitz, Thdr.

Titel/Untertitel:

Maria Stuart 1883

Rezensent:

Möller, Wilhelm

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Seite 1

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'53

Theologitche Literaturzeitung. 1883. Nr. 7.

'54

a mediaeval theologian; he came back a Protestant; he i welche in der That nicht bei Seite gefchoben werden
went beliezu'ng in fnstification by works; he came back be- ! können, fcheint mir der Werth diefer Dardellung zu be-
lieving in justification by faith . . . it was in Ronte, that it ruhen, der freilich gröfser fein würde, wenn der Verf.
suddenly conti to htm that the way of salvation was just eine weniger advocatifche Manier anwendete und zugleich

to go to Christ and leave all to Hirn . . . hl went back to
Wittenberg a changed man' — das id eine abfolut unge-
Ichichtliche Auffaffung, die dadurch nichts an Werth
gewinnt, dafs fchon im 16 Jahrh. einzelne Stimmen feiner
Komreife diefen entfeheidenden Einflufs auf feine innere
Entwicklung haben beimeffen wollen. — Hier bedarf das

unter Befchränkung der breiten eigenen Expectorationen
durch Blicke in die Quellen feinen Lefern die Bildung
eines eigenen Urtheils erleichterte. Er fchadet überdies
dem Eindruck feiner Nachweifungen durch jene Ueber-
treibungen, welche fo gut wie keinen Schatten in dem
Charakter Maria's übrig laffen wollen. Wird fie doch
Handbuch durchgreifender und zahlreicher Correcturen; j felbft als Mufter religiöfer Duldung hingeftellt. Dafs fie
der Verf. hat offenbar mit den Quellen der deutfehen ; in Tutbury fich zeitweilig dazu herbeiliefs, einen refor-
Reformation fich nie näher befchäftigt; fonft würde er j mirten Prediger zu hören, foll nicht um Elifabeth günftig
z. B. nicht auf S. 196 neben einander als Schriften zu ftimmen gefchchen fein, fondern weil fie als Herrfcherin
Euther's aufführen: ,to the Christian Nobles of the German die Reformation kennen lernen wollte, weil fie ,Achtung
Nation' ,0/the Bettering of the Christian Pstate', als wenn j hatte vor dem religiös geftimmten Gemüth' auch unter den
das zwei verfchiedene Schriften wären; oder er würde ; Formen eines fremden Bekenntnifses u. f. w. Freilich
nicht Melanchthon als Lehrer der hebräifchen Sprache 1 werden diefe fchönen Gründe, wie es Leuten begegnet,
nach Wittenberg berufen fein laffen. Auch wo er im J die um jeden Preis beweifen wollen, fofort wieder neuletzten
Theile einmal die alte Kirchengefchichte ftreift, j tralifirt durch den andern Grund, fie habe in ihren aus-
ift er nicht glücklich. Zum Beweife der Katholicität wärtigen Freunden die Furcht vor einem möglichen
der evangelifchen Gemeinfchaften beruft er fich auf 1 Glaubenswechfel, wenn man ihr nicht hülfe, erregen

die commnnio sanetornm in phe AposteFs Creed'; da liege
die Rechtfertigung für den Kirchenbegriff der Refor
matoren. Er hat offenbar nicht bedacht, dafs diefe Aus
fage einer der fpäteften Zufätze zum Apostolicum ift

wollen. Dafs Maria dem Mörder ihres Halbbruders
Murray eine Penfion ausfetzte, ftört den Verf. nicht in
der Annahme der vollkommenen Schuldloligkeit der-
felben, obwohl Maria in dem Brief an die Lady Murray

und jedenfalls etwas Anderes ausdrücken will als Art. 7 i im Grunde nur darüber ihr Bedauern ausfpricht, dafs der
der Augnstana. Im Uebrigen ift das Buch gefchickt ange- Tod desfelben nöthig gewefen fei. Ueber Murray's Cha-
legt und enthält auf mäfsigem Räume einen reichhaltigen J rakter findet fich S. 43 ff. eine die ganze Einfeitigkeit der
Stoff; literarifche Nachweife und Quellenangaben find Beurtheilung diefes Mannes, wie fie fchon der 1. Band

freilich nirgends gegeben.

Magdeburg. G. Kawerau.

Opitz, Thdr., Maria Stuart. Nach den neueften P"or-
fchungen dargeftellt. 2. Bd. Freiburg i Br., Herder,
1883. (VI, 432 S. gr. 8.) M. 4. 50.

Die vom Verf. in der Vorrede des erden, im Jahrgang
1880 diefer Zeitfchrift Nr. 20 zur Anzeige ge- mordung Elifabeth's gewufst: und ihr zugeltimmt zu haben

zeigte, offenbarende Polemik gegen den allerdings höcffft
parteiifchen Froude. Unterfchätzt wird die Gröfse der in
Schottland felbd gegen Maria wirkfamen Mächte, als
wären es eigentlich nur die Penfionäre der Elifabeth,
welche ihr dort entgegengedanden hätten. Und doch
verräth fich unwillkürlich an mehr als einer Stelle das
wahre Verhältnifs. Selbdverdändlich will der Verf. Maria
von der Befchuldigung freifprechen, um die geplante Erbrachten
Bandes nur ungewifs in Ausficht gedellte Fort- j Die Natur der hier in Betracht kommenden Documente
führung und Vollendung feines Werkes liegt nun in dem ; und der Umdand, dafs die englifchen Staatsmänner ins-
zweiten Bande vor, welcher die Gcfchichte der unglück- befondere Walfingham, nicht zu zartfühlend waren um
liehen Königin in fehr ausführlicher, ja weitfehweifiger, j Spionage und Fälfchungen in Diend zu nehmen,' er-
auch etwas fchleppend dilifirter Darfteilung zum Ab- 1 leichtert die Beweisführung, dafs jene Befchuldigung ihr
fchlufs bringt. Der Verf. decouvrirt fich dabei unerwar- durch Fälfchung der betreffenden Briefe zugefchoben fei.
teter Weife als Protedant. Nichtsdedoweniger glaubt Wie dem aber auch fei, Maria's Richter hatten fo unrecht
Ref., der ihn allerdings unter den Katholiken fuchte, von j nicht zu behaupten, die ausdrückliche Zudimmung der-
feiner Aeufserung in Betreff der confeffionellen Sympa- | felben fei zum Erweis ihre Schuld nicht erforderlich, da
thien und Antipathien des Verf.'s und der dadurch bedingten
Befangenheit nichts zurücknehmen zu dürfen.
Ich glaube nicht, dafs Oncken, auf welchen der Verf.
lieh in der Vorrede bezieht, in der Weife des Verf.'s
diejenige Freiheit von confeffioneller Bedimmung des
gefchichtlichen Urtheils finden würde, die er wünfeht.
Auch hier in dem ganzen Bande nichts, was auf eine
getchichtliche Würdigung des fchottifchen Protedantis-
mus nur im Entfernten fchliefsen liefse. Hinter der craffen
Schilderung der, wie niemand leugnet, fehr unbedenklichen
und unlautere Mittel nicht fcheuenden englifchen
Staatskund und der Ausmalung eines Bildes der Königin
Elifabeth, welches lediglich aus Eitelkeit, Rachfucht, vollendeter
Heuchelei und dergleichen fchönen Eigenfchaften
zufammengefetzt id und wobei es fich von felbd ver-
deht, dafs allen Mafsregeln derfelben die möglichd un-
gündige Deutung zu Theil wird (vgl. z. B. S. 114), treten
die objectiven Gefichtspunkte in empfindlicher Weife
zurück, und der nach jener Seite hin mit feiner fittlichen
Entrüdung durchaus nicht fparfame Verf. gleitet aufs
fchonendde über alle jene papidifch-jefuitifch-fpanifchen
Intriguen, welche Englands Bedand bedrohen, hinweg. In
der Sache erfcheint auch hier Hofack als der vornehmde

die von ihr beabfichtigte und gefchürte Rebellion fich
nicht denken laffe, ohne Elifabeth wie in ihrer Herrfchaft
fo in ihrem Leben zu bedrohen. In der That wird man
fich, auch wenn man der Annahme jener IMlfchung zu-
dimmt, des Eindrucks nicht erwehren können, dafs Maria
fich darüber keiner Täufchung hingab.

Kiel. W. Möller.

Nielsen, Prof. Dr. Fredrik, Aus dem inneren Leben der
katholischen Kirche im XIX. Jahrhundert. 1. Bd. Vom

Verf. autorif. deutfehe Ausg. von Ad. Michelfen.
Karlsruhe, Reuther, 1882. (IX, 433 S. gr. 8.) M. 5. —

Das vorliegende Werk bildet fachlich die erde Hälfte
des vom Verf. in feiner Gefchichte des Papdthums (f.
Theol. Lit.-Ztg. 1877, Nr. 25) angekündigten zweiten Theils
feiner ,römifchen Kirche im 19. Jahrhundert', ohne dafs
jedoch diefer Gefammttitel wieder aufgenommen worden
id. Er wollte, wie er im Vorwort fagt, .einige Erfchein-
ungen und Gedalten von repräfentativer Bedeutung fchil-
dern, geeignet, dem Lefer einen richtigen Eindruck zu
verfchaffen von dem geidigen Leben in der römifchen
Kirchengemeinfchaft, und alsdann fo viel zeitgefchicht-
Führer, und hierin, dafs fie uns mit deffen und der andern liches Material als möglich um diefe perfönlichen ErApologeten
der Schottenkönigin Indanzen bekannt macht, I fcheinungen gruppiren'. Man wird fagen dürfen, dafs dem