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Ausgabe:

1883

Spalte:

145-146

Autor/Hrsg.:

Steiner, H.

Titel/Untertitel:

Ferdinand Hitzig.Rede, bei der Stfitungsfeier der Zürcherischen Hochschule am 29. April 1882 gehalten 1883

Rezensent:

Stade, Bernhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Hamack und D. E. Schürer, Troff, zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HinrichsTche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 7. 7- April 1883. 8. Jahrgang.

Opitz, Maria Stuart. 2. Band (Möller). [ Rafchig, Selbfterkenntnifs nach wiffenfchaft-

Nielfen, Aus dem inneren Leben der katho- I 1!chen Prinzipien (Rade).

Steiner, Ferdinand Hitzig. Rede (Stade).
Paläftina in Bild und Wort, hrsg. von Ebers

und Guthe. I. Band (Schürer). lifchen Kirche im 19. Jahrhundert. I. Band I Schwarz und Curtman, Lehrbuch der Erzieh

Roos, Ueber die richtigen Grundfätze für die (Möller).

Reinmuth, K. A. Mühlhäufser (Kraufs).
Romundt, Vernunft als Chriftenthum (Bilfinger).
Hagen, Kritifche Betrachtung der wichtigften
Grundlehren des Chriftenthums (Bilfinger).

biblifche Kritik (Schürer).
Holften, die drei urfprünglichen, noch unge

fchriebenen Evangelien (Weifs).
Köftlin, Luther und Janffen (Kolde).
Lindsay, The Reformation (Kawerau).

ung. 2. Theil (K. Strack).
B a f f e r m a n n, Vier Predigten vom Reiche Gottes
(Meier).

Halte was Du haft. Zeitfchrift f. Paftoraltheolo-

gie, hrsg. von Oehler (Kraufs).
Preufser, Diaconiffin Louife Ratze (Schloffer).

Steiner. Prof. Dr. IL, Ferdinand Hitzig. Rede, bei der Ein kühner Pfadfinder ift hier Hitzig höchft feiten, wenn
Stiftungsfeier der Zürcherifchen Hochfchule am 29. überhaupt je, gewefen, freilich durchweg ein kühner und
April 1882 gehalten. Zürich, Schulthefs, 1882. (32 S. ! zuverfichthcher Pfadfucher. Will man Hitzig/s Eigenart
« M 8 erkennen, lo mufs man im Gegenfatze zu Steiner gerade

gr. ö.) 1VL . 80. . 1 VQn denjenigen Schriften ausgehen, in welchen er von

Es dürfte manchen befremden, dafs in unfercr Zeit, j anderen gehauene Richtwege nicht benutzen konnte, ich
in welcher die kirchlichen und theologifchen Fragen ; meine das Buch über die Urgefchichte der Philifter und
von neuem in lebhafteften Flufs zu kommen beginnen und das Heftchen über Sprache und Sprachen Affyriens.
in der altteftamentlichen Theologie fich eine neue Pro- ! Ueberall fröhliche aber ziellofe Sprünge in die Wildnifs
blemftellung vollzogen hat, ein Vertreter der alttefta- | hinein. Man kann fich über die erftaunliche Kraft der
mentlichen Theologie fich in feiner Rectoratsrede die 1 Sprünge freuen, aber auf die Dauer ermüdet es doch,
Aufgabe ftellt, das Lebensbild eines Vertreters diefer zu fehen, dafs fie alle daneben gehen. Ich kann nicht
Specialdisciplin zu zeichnen, welcher der Lehrer des finden, dafs Hitzig im A. T. wefentlich anders arbeitet.
Redenden und allerdings ein mit Recht gefchätzter Es ift hier nur der Unterfchied, dafs er in die Wildnifs
Docent der betreffenden Hochfchule gewefen ift, aber 1 auf dem von Ewald gehauenen Richtwege ein gut Stück
nach keiner Seite hin beanforuchen kann, in feiner j hineingelangt ift und bei feinen Kreuz- und Querfprüngen
Wiffcnfchaft einen führenden Einflufs ausgeübt zu haben, fich gewöhnlich auf diefen Richtweg wieder zurück-
Wir wiffen bereits aus einer Publication eines anderen findet.

Schülers Hitzig's, welchen nachhaltigen Eindruck der Es ift nicht wohlgethan von Hitzig's Schülern, dafs

Gelehrte wie der Menfch Hitzig bei feinen Zuhörern fie durch folche Schilderungen der Bedeutung ihres
hinterlaffen hat, und man mufste fchon damals confta- Lehrers, welche ja ihrem Herzen Ehre machen, den
tiren, dafs dies infofern für das Andenken an Hitzig : Widerfpruch derer herausfordern, welche an den bereits
keine günftigen Folgen gehabt hat, als es falfche Vor- vorhandenen wiffenfehaftlichen Legenden eben genug
Heilungen von der Bedeutung Hitzig's für die Fort- haben. Hitzig's Bedeutung liegt in dem mannhaften
bildung der theologifchen Wiffenfchaft erzeugt und dazu Widerftande, welchen er üblen theologifchen Tendenzen
verleitet hat, Einzelnes aus der Hinterlaffenfchaft Hitzig's feiner Zeit geleiftet hat. Er ragt aus einer befferen Zeit
zu publiciren, was beffer unpublicirt geblieben wäre, hinein in eine Periode des Verfalles, aus diefer aber
Sofern jene Publication indeffen gezeigt hat, dafs Hitzig, herauszuleiten hat er nicht vermocht,
weil völlig in gleicherProblemftellung mit feinen unkn- Giefsen Bernhard Stade

tifchen und pictiftifchen Gegnern fich bewegend, ebenfo U,ClSen- Bernhard Stade,

unfähig wie diele war, die Aufgabe des altt. Theologen Pa|ästjna WM d rf Nebft def Sinaihalbinfd und
die Vorgefchichte der ehnfthehen Ideen ins Licht zu

ftellen, zu löfen, war fie ja freilich dankenswerth. dem Lande Gofen- Nach dem Lnghfchen heraus-

Den gröfseren Theil der Steiner'fchen Rede nimmt j gegeben von Georg Ebers und Hermann Guthe.
eine einfach und anfprechend gefchriebene Schilderung Erfter Band. Stuttgart und Leipzig, Deutfche Verlags-
des Lebensganges Hitzig's ein, welcher bekannt ift (S. Anftalt (vormals Eduard Hallberger), 1883 (VIII C20S
I_i8). Widerfpruch erweckt dagegen der zweite Theil Fol. mit 2 Karten, 21 Stahlftichen und vielen Holzfchn
S. 18—32, welcher Hitzig's Bedeutung für die Theologie T _ x • r , uu -

fchildert. Man vermifsl hier zunächft den Nachweis, lm Text)" 29 Lieferungen a M. 1. 50.
dafs Hitzig in feiner Wiffenfchaft etwas eigenartiges an- J Von diefem grofsartigen Prachtwerke, über welches
geftrebt habe. Dasjenige, was Steiner als die Aufgabe 1 Ref. fchon wiederholt in der Theol. Lit.-Ztg. berichtet
bezeichnet, welche fich der Exeget Hitzig Hellte, ver- hat (zuletzt 1882 Nr. 13), liegt nun der erfte Band, und
räth fo deutlich wie möglich, dafs Hitzig von tlwald's damit die Hälfte des Werkes vollendet vor. Das Lob

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Gedanken bceinflufst ift. In der Conjecturalkritik erlangte
Hitzig freilich eine unbeftrittene Virtuofität, es ift aber
recht eigentlich diejenige, möglichft nach dem fernft-
liegenden oder doch daneben zu greifen. Ueber einzelne
glückliche Griffe ift Hitzig nicht hinausgekommen.
Noch unmethodifcher ift er in der fogenannten höheren
Kritik. Neben einzelnen Lichtblitzen zeigt fich auch
hier das Unvermögen, die alten Geleife zu verlaffen.

das dem Werke fchon beim Erfcheinen der erften Lieferungen
allgemein von Seite der Kritik gefpendet worden
ift, hat fich fort und fort als ein wohlverdientes bewährt
und kann nun, nachdem ein relativer Abfchlufs erreicht
ift, mit um fo gröfserer Beftimmtheit aufrecht erhalten
werden. Ja man erhält erft jetzt einen vollen Eindruck
von der Reichhaltigkeit des Ganzen. Nicht weniger als
21 Stahlftiche und 284 Holzfchnitte grofsen Formates,

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