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Ausgabe:

1883

Spalte:

109-110

Autor/Hrsg.:

Elfeld, Carl Jul

Titel/Untertitel:

Die Religion und der Darwinismus 1883

Rezensent:

Hartung, Bruno

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Seite 1

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109 Theologifche Literaturzeitung. 1883. Nr. 5. HO

dens ein aliqui flehen und nicht veresimilis, fondern IWt-
sivii/lima abgedruckt fein follte: wie kann der Anfänger
rathen, dafs die sententiae, auf die fich Cic. bezieht, die
der Stoiker und des Ariftoteles find, nach welchen der
göttliche Geift entweder als Luft oder Feuer, oder als

fchildert. Zuletzt wird der Menfch über feine Verwandt-
fchaft mit dem Affen getrottet — auf 112 Seiten. Und
doch liegt gerade hier der Schwerpunkt der Frage, —
zwar nicht in diefem oder jenem einzelnen, fclbft nicht in
der berüchtigten Affentheorie, fondern darin, ob man von

ätherifches Wefen zu denken fei! — S. 17 findet fich, I darwiniftifchen Vorausfetzungen aus für den Menfchen
um den Abfchnitt über die heidnifchen Zeugnifse für das [ einen feften, felbftändigen Werth gegenüber der Welt
Chriftenthum abzufchliefsen, die Bemerkung: ,Es ift hier- [ und eine eigenthümliche perfönliche Stellung zu Gott
bei auf folgende Schrift aufmerkfam zu machen: ton- ' gewinnen kann, ob man — und jede teleologifche Welt-
sensus Scriptorum, e quibus Philosophonem vetenim et j Betrachtung fordert dies zuletzt — Gott felbft in feinem
aliorum litlinicovum theologia de Deo colendo communis geiftigen Wefen zu würdigen vermag. Erft von da aus

läfst fich das vielgefchmähte Wunder würdigen, das ge-
wifs nichts weniger will, als dem Naturforfcher bei feinen
Unterfuchungcn ,die Gottesidee in den Weg werfen, die
er dann freilich bei Seite fchieben mufs'. Nur ein fchwa-
cher Anfatz dazu ift es, wenn der Verf. das Bewufstfein

sententia cognoscitur, zufammengeftellt vonP.Lescaloperius.
Paris i6t5o'. Es ift zu vermuthen, dafs Haan den Buchtitel
aus des Joh. Alb. Fabricius ,dclectusl abgefchrieben
hat; aber er hat überfehen, dafs fein Gewährsmann hinter
Jheologid noch ein ,et' hat, durch welches der Titel erft

verftändlich wird. Fabricius hätte ihn auch belehren ; für den eigentlichen Weltzweck erklärt, denn diefes ift
können, dafs Theophilus Antiochenus nicht gefchrieben I fo wenig etwas dem Menfchen eigenthümliches, dafs er
hat: Katholiais, defide Christiana (S. 2A), (ondem libros Jlf felbft es bei den Pflanzen fchon anheben läfst. In ihrem
ntqi rijs tojv Xqkiiiuviöv nioreiuc, ad Autolycuni. Kern hat er die Frage gar nicht erfafst, gefchweige dafs

Coch, Pfr. Dr. Friedr., Der evangelische Pfarrer. Ein Beitrag
zur Paftoraltheologie, befonders den jüngeren
Amtsbrüdern dargereicht. Gütersloh, Bertelsmann,
1882. (XVI, 515 S. gr. 8.) M. 8. —

Was die allgemeinen Auseinanderfetzungen anlangt, , er fie gelöft hätte,
mit denen die einzelnen Abfchnitte eingeleitet werden, 1 Leipzig Härtung
fo find fie zum Theil völlig unklar. Folgende Probe möge
genügen: ,Das 2. Jahrhundert nach Chr. Geb. war die
Blüthezeit der Apologetik, ob man gleich nicht leugnen
kann, dafs man meiftens bei Beftreitung des Heidenthums
glücklicher war, als in der Darfteilung des Chriftenthums.
Ihre Werke, in F"olge deffen meift polemifcher Art,
wurden erft fpäter, bei weiterer Auseinanderfetzung der
einzelnen Dogmen, polemifirend, fo dafs ihre Arbeiten, Mit ,Paftoraltheologie' verbindet der Verfaffer jenen

Anfangs wenigftens, etwas ganz Anderes waren, als man älteren, weiteren Begriff, wonach das ganze Pfarramt
fpäter darunter verftehen zu müffen glaubte'. ■ nach allen feinen Seiten und Obliegenheiten zum Gegen-

Es wäre zu wünfehen, dafs Bücher, wie das Haan'fche, ftande derfelben wird; Claus Harms hat ihn (Paftoralth.

III. Aufl. 1878, S. 15) auf die trotz ihrer Formlofigkeit
doch wohl richtige F'ormel gebracht: »Unter gegebenen
Verhältnifsen«, »nach bewandtenUmftänden«, darin liegt's,
wie die Zwecke des Amtes erreicht werden unter bewandten
Umftändcn'. Damit ift denn fchon gefagt, dafs
das Buch auf Wiffenfchaftlichkeit keinen Anfpruch macht
und dafs in ihm von fehr vielen Dingen die Rede ift,
die man in einer ,Paftoraltheologie' heutzutage nicht erwartet
. Es begleitet den werdenden Pfarrer von der

keinen Verleger mehr fänden.

inep. Lic. Dr. Thönes.

Elfeid, Carl Jul., Die Religion und der Darwinismus. Ihne
Studie. (Darwiniftifche Schriften. Nr. 13.] Leipzig,
E. Günther, 1882. (IV, 90 S. gr. 8.) M. 2. —

Die vielbehandelte Frage nach dem Verhältnifs zwischen
Darwinismus und Religion ift durch die Veröffentlichung
des bekannten Briefes Darwin's wieder in den Gymnafialzeit bis zum Amtsantritt (S. 3—38), befpricht
Vordergrund getreten und fcheint, im Sinne des Meifters dann fein Amtsleben unter den Kategorien: Priefter
wenigftens, in vielfach unerwarteter Weife entfehieden J Verkündiger des Worts, Liturg, Seelforger, Verwaltungs-
zu fein. Damit ilt jedoch fachlich durchaus nicht das ! beamter, Schulauffeher (S. 39—468) und behandelt endletzte
Wort gefprochen. Jedenfalls bricht fich in den lieh fein Privatleben im Haus, in der Familie, unter
Kreifen feiner Anhänger mehr und mehr die Ueberzeugung Collegen, in der Gefelligkeit, auf Reifen und bei FTften
Bahn, dafs die Darwinifche Lehre felbft über den Mate- (S. 469—515). Ueber alle diefe Dinge redet hier ein
rialismus hinaus auf eine höhere Telcologie hinweife, ver- 1 Mann, der eine 25jährige Amtserfahrung hinter fich und
möge deren die Weltentwickelung auf die Fmtftehung die Früchte derfelben forgfältig gefammelt und wohl
fchöner und zweckmäfsiger Gebilde hin angelegt fei. geordnet hat, ein Mann, der ziemlich belefen, in manchen
Auf diefem Standpunkt fleht die gegenwärtige Schrift. Punkten fogar bewandert ift, der es durchaus wohlmeint
Wenn fie freilich Teleologie ftillfchweigend als gleichbe- | und feinen Beruf nach allen Seiten mit Ernft und Gedeutend
fetzt mit Religion, fo ilt fie der letzteren um fo
weniger gerecht geworden, als nicht recht klar wird, in
wie weit jene auf einen Gott zurückgeführt wird. Jeden

wiffenhaftigkeit auffafst. Der Standpunkt, von welchem
aus er die Dinge beurtheilt, kennzeichnet fich etwa durch
Folgendes: .liberale' und .gläubige' Prediger find für ihn

falls foll mit den Wundern auch das exorbitantefte der : Gegenfätze (S. 30), als Localfchulinfpector fuche der
Wunder, die Schöpfung der Welt, mit der Wiffenfchaft j Pfarrer .durch Unterhaltung, durch Empfehlung guter
unverträglich fein, — als ob die Schöpfung unter den j confervativer Tagesblätter dem Lehrer einen echt con-
vom Verf. angenommenen landläufigen Begriff des Wun- fervativen Sinn einzuflöfsen' (S. 458), von den hyper-
ders, Eingriff in die Naturgefetze, gehörte, da fie vielmehr ; lutherifchen Zumuthungen Vilmar's oder Kliefoth's
die Natur fammt ihrer Ordnung erft fetzt und man gar ■ will der Verf. nichts wiffen, Luther wird reichlich citirt,

wohl jedes Wunder in Abrede ftellen und doch eine

beim Abendmahl will er nur ,die Bekenntnifse und Kir-

Schöpfung behaupten kann, wie der Deismus beweift, chenordnungen der unter dem Einfluffe Calvin's flehenden
Nachdem der Verf. unter Abwcifung alles Dualismus, deutfeh-reformirten Kirche' berückfichtigen (S. 221), dem
wie der Einfeitigkeiten des Materialismus und Spiritua- j lutherifchen Beichtwefen räumt er dagegen unbedingt
lismus die Einheit von Geift und Natur als das Urfprüng- 1 den Vorzug vor der reformirten allgemeinen Beichte .ein
liehe dargeftellt hat, wird in anfprechender und popu- | (S. 200). im Allgemeinen mufs das Urtheil des Verf.'s
lärer Darftellung zuerft die teleologifch-mechanifche Welt- als befonnen bezeichnet werden; feine Rathfchläge und

erklärung durch die verfchiedenen Gebiete des Seins
durchgeführt, dann nach Laplace und Darwin die Ent-
flehung der Weltkörper und des organifchen Lebens ge-

Vorfchläge find meift praktifch und acceptabel. Doch
ift fein Gefichtskreis oft durch die Grenzen feines Landes
(Kurheffen) zu fehr beengt und feine Erfahrung mit