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Ausgabe:

1883

Spalte:

97-99

Autor/Hrsg.:

Schaff, Pilip

Titel/Untertitel:

History of the Christian Church. A new ed 1883

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. SctlÜ'rer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

No. 5_ 10. März 1883. 8. Jahrgang.

Schaff, History of the Christian Church. VoI.I. ! Thomas und Felix Platter, zwei Lebensbilder, Elfeld, Die Religion und der Darwinismus
(Schürer).

Bruston, Le Chiffre 666 et l'hypothese du retour
de Neron (Harnack).

Brüll, Der Hirt des Hermas (Harnack).

Kihn, Der Urfprung des Briefes an Diognet
(Harnack).

hrsg. von He man (Staehelin). (Härtung).

L'rkundenbuch von Langeln, Himmelpforten und | Coch Der evangelifche Pfarrer. Ein Beitrag

Waterlerin der Graffchaft Wernigerode, hrsg. j zm paftoraltheül ie (i!a(Termann).

von | acobs (Kawerau). t L , r v —sir u

Altes und neues Recht in Preufsen (Köhler). Wyneken, Das Vaterunfer als Inbegriff alles

Haan, Gefchichte der Vertheidigungdes Chriften- 1 Gebets (Schloffer).

thums (Thönes). Neue Chriftoterpe, hrsg. von Kögel u.A. (Meier).

Schaff, Philip, History of the Christian Church. A oew

edition, thoroughly revised and enlarged. Vol. I:
Apostolic Christianity A. D. 1 —100. New York,
Scribner's Sons, 1882. (XIII, 871 S. gr. 8.)

I'Iiilipp Schaff ift nun feit einem vollen Menfchen-
alter der hervorragendfte Vermittler deutfcher und ame-
rikanifcher Theologie. Mehrere grofse encyklopädifche
Werke Deutfchlands find unter feiner Leitung fürÄmerika
englifch bearbeitet worden. Seine- eigenen Werke find
deutfch und englifch erfchienen und berückfichtigen
ebenfo die deutfche wie die englifche und amerikanifche
Literatur. So ift er ein lebendiges Bindeglied zwifchen
feiner eigenen alten und (einer neuen Heimath. Schon
diefcr Umftand allein verleiht einem Werke von ihm
Anfpruch auf Beachtung in der alten und in der neuen
Welt. Das hier anzuzeigende Buch wird aber den deut-
fchen Theologen, namentlich auch wegen der reichen
und gut ausgewählten Literaturnachweife willkommen
fein, die uns mit manchen bisher in Deutfchland kaum
beachteten Erfcheinungen der englifchen und amerika-
nifchen Literatur bekannt machen. — Das Buch ift, wie
der Titel fagt, der erfte Band einer Kirchengefchichte.
Dabei ift aber die apoftolifche Zeit fo ausführlich
behandelt, dafs fie allein diefen erften ftarken Band ausfüllt
. Denfelben Stoff hat Schaff fchon zweimal in
früheren Werken behandelt; zuerft in feiner fpeciellen
.Gefchichte der apoftolifchen Kirche', welche in
deutfcher Sprache in Mercersburg (1851) und Leipzig
(1854), in englifcher Sprache in New York (1853) und
Edinburgh (1854) erfchien; fodann in dem erften Bande
feiner Kirchengefchichte, welcher englifch in New
York (1858) und deutfch in Leipzig (u. d. T.: Gefchichte
der alten Kirche, 1867) erfchien. Eben diefe Kirchengefchichte
liegt hier nun in ganz neuer Bearbeitung vor.
Während aber in der früheren Bearbeitung die Darfteilung
der apoftolifchen Zeit nur einen kleinen Theil
des erften Bandes einnahm, ift fie nun felbft zu einem
ftattlichen Bande angewachfen, welcher umfangreicher ift,
als die fpecielle .Gefchichte der apoftolifchen Kirche'.
Von dem letzteren Specialwerk unterfcheidet fich aber
die Neubearbeitung der Kirchengefchichte in der Art,
dafs diefe .hauptfächlich der Theologie und Literatur
gewidmet ift, jenes dem Miffionswerk und geiftlichen
Leben der Penode' (f. die Vorrede des Verf.'s S. VI).
Beide Werke find alfo ihrem Inhalte nach wefentlich
verfchieden. Aufserdem hat der Verf. auch (wie er in
der Vorrede hervorhebt) in zwei Punkten feine Anficht
geändert, nämlich I) in Betreff der zweiten Gefangenfchaft
Pauli, welche er jetzt im Intereffe der Paftoralbriefe anzunehmen
geneigt ift, und 2) in Betreff der Abfaffungs-

zeit der Apokalypfe, welche er jetzt nicht mehr wie
früher in das J. 95, fondern in das J. 68 oder 69 fetzt.

Der Inhalt des Buches ift in der Kürze folgender.
Nach einer allgemeinen Einleitung in die Kirchengefchichte
überhaupt (S. 1—53) behandelt Cap. I die .Vorbereitung
für das Chriftenthum' in der jüdifchen und
heidnifchen Welt (S. 55—89), Cap. II das Leben Jefu
(S. 90—186), Cap. III das apoftolifche Zeitalter im Allgemeinen
, die Quellen für die Kenntnifs feiner Gefchichte,
den Gang derfelben, die Chronologie u. f. w. (S. 187—223),
Cap. IV die Wirkfamkeit der Urapoftel unter der Ueber-
fchrift,St. Peter und die Bekehrung der Juden'(S. 224—280),
Cap. V die Gefchichte und Wirkfamkeit des Paulus (S.
281—375), Cap. VI ,die grofse Trübfal' d. h. die Gefchichte
des jüdifchen Krieges (S. 376—405), Cap. VII
die Wirkfamkeit des Johannes (S. 406—431), Cap. VIII
das chriftliche Leben in der apoftolifchen Kirche (S.
432—454), Cap. IX den Gottesdienft (S. 455—480), Cap.
X die Verfaffung (S. 481—509), Cap. XI die Theologie
(S. 510 — 568), Cap. XII die Schriften des Neuen Tefta-
mentes (S. 569—863). In diefem letzten Capitel werden
die einzelnen Schriften des Neuen Teftamentes fo ausfuhrlich
behandelt, dafs der Abfchnitt fall die Stelle einer
Einleitung in's N. T. vertritt. — Der Standpunkt Schaffs
ift bekannt: es ift im Wefentlichen derjenige Neander's,
deffen auch in der Vorrede zu diefem Buche mit grofser
Wärme gedacht wird. Die Arbeiten der deutfehen Theologen
feit Baur haben in der Darftellung Schaffs keine
bemerkenswerthen Spuren hinterlaffen. Obwohl fie fleifsig
regiftrirt werden und gelegentlich auch Einzelnes aus
ihnen erwähnt wird, könnte das Buch doch ganz dasfelbe
fein, was es ift, auch wenn die Literatur der letzten
vierzig Jahre nicht exiftirte. Die Bedeutung des gefetz-
lichen Judenchriftenthums für die Gefchichte der apoftolifchen
Zeit kommt ganz und gar nicht zur Geltung.
Ebenfo wenig wird deutlich gemacht, in welchem Ver-
hältnifs die heidenchriftlich-katholifche Theologie der
nachapoftolifchen Zeit zum gefetzlichen Judenchriften-
thum einerfeits und zum Paulinismus andererseits fleht,
und wie es kommt, dafs jene an die Stelle diefer beiden
getreten ift. Die Hauptgefichtspunkte in dem Abfchnitt
über die Theologie der apoftolifchen Zeit (S. 510—568)
find vielmehr die, dafs Jakobus der Apoftel des Gefetzes,
Petrus der Apoftel der Hoffnung, Paulus der Apoftel des
Glaubens und Johannes der Apoftel der Liebe fei. Das
Urtheil über dieEntftehung der Neutellamentlichen Schriften
ift natürlich durchaus confervativ. — Von bemerkenswerthen
Einzelheiten will ich nur Folgendes hervorheben.
In England erfchien vor Kurzem eine fynoptifche Ausgabe
des griechifchen Textes der drei erften Evangelien,
welche in Bezug auf genaue und bequeme Veranfchau-

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