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Ausgabe:

1883 Nr. 23

Spalte:

538-545

Autor/Hrsg.:

Danneil, D. Martin Luthers geistliche Lieder nach seinen drei Gesangbüchern von 1524

Titel/Untertitel:

1529, 1545 1883

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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Theologifche Literaturzeitung. 1883. Nr. 23.

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tenden Sprachgebrauch fo leichten Herzens aufgeben
konnten, um irgend einem Wurzelphantom nachzujagen.
Wenn z. B. nbbxtt, ein ficher altes Wort, ,das Meffer'
heifst, fo will dies gewifs nicht blofs ein Inftrument bezeichnen
, womit man ifst (S. 4321'), mafsen bekanntlich
die Orientalen fich dazu heutzutage noch ihrer Finger
bedienen, fondern ein Mittel des Schneidens, Zer-

als folle in diefem Buche die fogenannte Erlanger Theologie
ihre philologifche Bafis und unter dem Schilde des
Namens Gefenius eine möglichft weite Verbreitung erhalten
. Beftärkt wird man in diefer Vermuthung durch
den häufigen Gebrauch des Wortes .heilsgefchichtlich',
bei dem fich der feiige Gefenius gewifs jedesmal in
feinem Grabe herumgedreht hat. So heifst es S. 90»,

kleinerns, und das führt uns auf eine andere Grundbe- J trotzdem auseinandergefetzt wird, die Ableitung des
deutung von bOK als ,in fich aufnehmen' (S. 39a); ebenfo ; Namens Babel von bbS fei unhaltbar: die heilsgefchicht-
-pm auf eine andere Grundbed. von -ÜW als ,treiben'. liehe Deutung von Gen. 11, 9 laffe fich durch den fyri-
Hinten fein ift gewifs das Urfprüngliche und daraus hat l fchen Sprachgebrauch u. f. w. vertheidigen! Kann man
fich die Bed. treiben entwickelt. — Bei der Etymologie 1 verwirrender und unaufrichtiger über diefe Sache reden?

Und hierbei fei auch ein Wort an den Verleger ver-
ftattet. Man darf von demfelben wohl vorausfetzen,
dafs er eine Vorftellung habe von der wiffenfehaftlichen
Bedeutung und Richtung des Mannes, deffen Werk er
man fich zu wenden hat'. Eine viel natürlichere Er- | neu auflegt, und deffen Namen mit feiner Firma

von nix herrfcht grofse Confufion: es wird S. 23a auf
!T1X III verwiefen, was fich aber in Aufl. 9, S. 18a gar nicht
findet, wo vielmehr mü II S. 17b ,fich wenden' als Grundwort
angegeben ift und nix als das erklärt wird, ,wohin

klärung des Zeichens bietet aber der Begriff der Kerbe,
der gewundenen Linie.* — Von Einzelheiten fei hier nur
noch Einiges hervorgehoben, da wir ohnehin fchon zu
lang geworden zu fein uns zu fürchten haben.

S. 41413 ift rixb richtig Wildkuh erklärt, S. 422a ift

fo eng verflochten ift; ferner dafs er mit uns der Meinung
ift, dafs ein Gefenius Anfpruch darauf hat, im Sinne der
fortfehreitenden Wiffenfchaft erneuert zu werden, nicht
aber einer Bearbeitung zu verfallen, welche fich gegen
den Erwerb der neueren Wiffenfchaft fyftematifch und

*nb, das doch gewifs auf diefelbe Wurzel zurückgeht, parteilich abfchliefst. Dafs fich Gefenius gegen die ganze
Anhänglichkeit'. S. 853b ift JhJtfBflJ Erhörung: f. dagg. fprachliche und theologifche Behandlung der Sache, wie
Robertfon Smith im Journ. of plülol. IX, S. 80. Stade, j fie hier in der 9. Auflage vorliegt, aufgelehnt haben
Gefch. S. 152. Hitzig, Gefch. S. 47. S. 160b zu Gilead , würde, hätten ihm auch die beiden Verfaffer auf Befragen
hätte wohl Hitzig'3 Etymologie vom Arab. galad Kameel- ficher aus einem Munde beftätigt. Erachtet er es für
höcker urfprüngl. Name des Gebirgs (Gefch. S. 26) Erwäh- i Recht, unter des Altmeifters Gefenius Namen Dinge zu
nung verdient. Bei "riöba S. 712a f. Noeldeke, Unter- ! bringen, welche nicht einmal dem Stande der philo-
fuchungen zur Kritik S* 89, Anm. 1. S. 447b iüTO wei- j logifchen Arbeit der Zeit desfelben entfprechen? Die
chend: feltfam! Ueber die Bedeutung von tna'x findet ; Behandlung, welche Gefenius' Wörterbuch in der 8. Auf-
fich gar nichts (S. 9). | läge erlitten, hat bereits allgemein Unzufriedenheit in

Bei W*1J war Ewald's Combination mit TJJ zu er- den Kreifen der Sachverfkindigen erregt, eine Unzu-
wähnen. Gefch. I, 383. —Bei bx I"Q 3 3 In ?bn u. a. kein Wort j friedenheit, die durch den Befund der 9. nur vermehrt
von Lagarde, Orientalin II, S. 3—IO (und Noeldeke's ! werden kann. Es follte uns nicht wundern, wenn diefe
Gegenbemerkungen). S. Ii ff. 27 u. a., bei DTS nichts von 9. Auflage fchliefslich den Erfolg hätte, dafs ein anderer
Lag. Anm. zu den Proverbien p. VIII, desgleichen bei I Verleger fich an die philologifchen Koryphäen unferer
STIDlFl nichts von ib. S. 57, bei Tl© nichts von S. 81, 3>'b I hebräifchen Lexikographie wendete und ein anderes
nichts von S. 74, bei niEEITJ S. 307b, nichts von Klein, Lexikon begründete, welches mit diefen Kräften beffer
Jahrbb. f. proteit. Theol. 1881 S. 666 ff. Ebenfo wenig und unter Herauswerfung alles unnützen Ballaftes auch
bei nirP eine Spur von Lagarde, Symmicta I, 104.psalter. billiger hergeftellt werden könnte. — Der Ref. giebt
iuxta Hebr. H. S. 153—158,'Orient. II, S. 27—30 u. a. m. ! diefe Erklärung nicht nur in feinem Namen, fondern
Und damit kämen wir auf den Hauptvorwurf, der, auch in dem anderer competenter Fachgenoffen ab, deren

wie wir glauben, den Vff. gemacht werden mufs, nämlich
den, die Arbeiten unferer beften femitifchen Philologen und
Textkritiker nicht gehörig genützt zu haben. Dafs die

mit * bezeichnete Beiträge er eben deshalb erbeten hat,
damit feine, des Einzelnen, Stimme nicht geringfehätzig
überhört werde 1).

Affyriologen keinen Grund haben, fich zu befchweren t , „. f . ,

(vgl. Vorwort S. IV), geben wir ihnen bereitwillig zu, im

Gegentheil ift felbft den Einfällen der letzteren ein fehr
breiter Raum verftattet, wie z. B. S. 155 f. kein Wort
darüber gefagt ift, dafs die Aufftellungen von Friedr.
Delitzfch über die Lage des Paradiefes auf zum Theil

1. Luther's, Martin, Geistliche Lieder, mit einer Einleitung
und kurzen gefchichtlich-litterarifchen Erläuterungen
hrsg. von Alb. Fifcher. Mit einem Bildnis

noch unbewiefenen Annahmen beruhen. Defto ernftlicher Luthers nach einem nicht mehr vorhandenen Gemälde

aber muffen wir es rügen, dafs die Vff. weder von der Lukas Cranachs, den Randzeichnungen Gull. KöniaS
Methode, noch von den fachlichen Ausführungen derbe- , , , ,T • T- ,

... . ' ..-n .c . , rbu u„^,mt ur>d phototypilchen Nachbildungen aus zwei Lieder-

wahrteften Semitiften eifriger zu lernen fich bemuht , , t ^

haben. Sie weifen (Vorwort S. IV) die Befchuldigung | drucken vom J. 1524. Gütersloh, Bertelsmann, 1883.

als eine ungerechte zurück, als hätten fie blofs die Com- j (XXX, 76 S. gr. 4.) geb. M. 12. —

mentare von Franz Delitzfch benützt man werde oft j 2 Gerok, Karl, Die Wittemberger Nachtigall. Martin Luthers
Namen wie Dillmann, Ewald, Hitzig, Hupteld u. a. be- „ , T . , , ..... ,,. _ , r,

gegnen. Wir haben keine Statiftik darüber aufgeftellt. geifthche Lieder. Jubflaumsausg. Mit Donndorf's
Nur wird jeder zugeben, der dies Buch auffchlägt, dafs Lutherbufte (in Lichtdr.). Stuttgart, Krabbe, 1883.
ihm nicht blofs Franz Delitzfch, fondern auch Hofmann, ! (IV, 124 S. 16.) cart. M. 2. —; geb. M. 3. —
Weisfagung und[Erfüllung; und Schriftbeweis, Bachmann, [ Dannei, paft. D Q Martjn Lutners geistliche Lieder
Straufs Keil, Haevernick, Volck, Kohler beträchtlich : , , . ~ , , . ,

häufiger begegnen, als Ewald, Lagarde, Noeldeke, Well- ; nach felnen drei Gefangbüchern von 1524, 1529, 1545.
häufen und andere Namen, die man in einer philologi- 1

fchen Arbeit vorzugsweife.anzutreffen erwartet. S. i65»wer- 1) Das deutfeh-hebräifche Regifter ill fein- mechanifch angefertigt,

den LXX Aquila Hieronymus und Köhler nebeneinander Unter .erkennen' fehlt z. B. S. 102b --2, weil dort zufallig diefer Ausais
entfeheidende Autoritäten aufgeführt. S. 609b ift die rufk vorkommt; .Balfam« weift nicht auf s. 132b 052 arx. weil

.. vjji eueiucnuc i> fc, u<r., , • dort zufallig ,Woh geruch' fteht; .Obdach' we it auf 7oqb t,s ns* rr;

Sache damit entfchieden, dafs Hotmann im Schriftbeweis ^ aber ^|M ^n&fo* Ausdruck weil S Z3«

und Köhler in feinem Lchrb. der bibl. Gefch. uberein- fteht. Bei .BeObt' ift nicht auf 567a n«c verwiefen, weil dort ,Eigen-

ftimmen. Im Allgemeinen bekommt man den Eindruck, tbitm' fteht u. dgl