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Ausgabe:

1883

Spalte:

1-3

Autor/Hrsg.:

Cross, John A.

Titel/Untertitel:

Introductory hints to English readers of the Old Testament 1883

Rezensent:

Kamphausen, Adolf

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 1. 13. Januar 1883. 8. Jahrgang.

Cross, Introductory hints to english readers of
the Old Testament (Kamphaufen).

Weifs, Das Leben Jefu. 2. Bd. (Weizfäcker).

Zimmer, Neuteflamentliche Studien. I. Band
(Holtzmann).

Schmidt,L., Die Ethik der alten Griechen. 2 Bde.
(Ritfehl).

M aaf s e n, Ueber die Gründe des Kampfes zwifchen
dem heidnifch-römifchen Staat und dem Chri-
ftenthum (A. Harnack).

Neuere Unterfuchungen zur Gefchichte der Inqui- j Krummacher, Johann Hinrich Wichern

fition (Eicker, Havet, Kaltner, Moli- ' (Schloffer).

nier, Douais) 1. Artikel (K. Müller). [Fort- o 1 denberg, Johann Hinrich Wichern. 1. Buch
fetzung folgt]. _ (SchlolTer).
Comba, Storia della riforma in Italia. Vol. I. .„„ ,

(Benrath) 1 Harnack, Th., Katechetik und Erklärung des

Wiedemanli, Gefchichte der Reformation und ! kleinen Katechismus Luthers. 2. Bd. (Löber).

Gegenreformation im Lande unter der Enns. j Frey er, Allerlei aus dem Leben für das Leben.
3. Band. (Möller). (Rade).

Cross, Rev. John A., M. A., Introductory hints to english
readers of the Old Testament. London, Longmans, Green
& Co., 1882. (X, 336 S. gr. 8.) Cloth. 7sh. 6d.

Winke für englifche Lefer des A. T.'s von einem
Verfaffer, der im erften Satze der Vorrede erklärt, dafs
er nichts wiffenfehaftlich Neues oder Originales geben

tionen keinen religiöfen Werth hat; ein frommer Sinn,
aufrichtige Ehrfurcht vor Gottes Offenbarung im A. T.
durchzieht fein ganzes Buch. Aber der Verf. hat auch
ein offenes Auge für die überaus fchlimmen Folgen der
orthodoxiftifchen Bibelbehandlung. Wiederholt (vgl. S.
IV. 163 ff.) bezeichnet er es als ein Unglück, dafs man
die Jugend an zweifelhafte oder geradezu irrige Gewölle
, könnten für eine deutfehe wiffenfehaftliche Zeit- ^ fchichtsangaben als an einen Theil der vollkommenen
fchrift nur ein geringes Intereffe zu haben fcheinen. ! göttlichen Offenbarung glauben lehrt, oder dafs man die
Allein das Buch von Crofs ift in feiner Art ein Meifter- j Sittlichkeit eines verhältnifsmäfsig rohen Zeitalters (vgl.

werk, welches auch bei uns ernftliche Beachtung ver
dient. Den zahlreichen deutfehen Nichttheologen, welche
des Englifchen mächtig find, kann diefe Schrift als ein

S. 47. 187), weil von ihr ,in der Bibel' berichtet werde,
als chriftlicb.es Mufterbild hinftellt. Zahllofe Beifpiele
zeigen, dafs das reifere Alter gar zu leicht, fobald es

nützliches Hülfsmittel zur Erkenntnifs des Charakters I fich der Irrthümer eines folchen Jugendunterrichts be-
und Inhalts der altteftamentlichen Bücher mit gutem Ge- j wufst wird, mit diefen oft genug handgreiflichen Irrthü-

wiffen empfohlen werden. Ich kenne keine Arbeit eines
deutfehen Theologen, welche in fo kurzer Form und
einfacher Sprache fo zweckmäfsige Belehrung über faft
alle wichtigeren altteft. Fragen enthielte und in gleich

mern auch die ewige biblifche Wahrüeit felbft über Bord
wirft. Ein Freund unbefangener Gefchichtsforfchung,
kann Crofs nicht ernft genug vor leichtfertigem Verwerfen
der Tradition warnen. Wo ihm die Gründe zur

hohem Grade geeignet wäre, für die Wahrheit empfäng- Entfcheidung für die eine oder die andere Seite nicht
liehe Gemüther von dem unhaltbaren Standpunkte der | vollkommen klar und ausreichend vorzuliegen fcheinen,
Gemeindeorthodoxie zu einer gefchichtlicheren Betracht- j empfiehlt er immer auf's neue jungen und alten Lefern
ungsweife herüberzuführen. Natürlich ift das Buch nicht | die gröfste Vorficht im Urtheilen über Dinge der fo
zunächft für deutfehe Lefer berechnet; vgl. z. B. S. 101 ff. i fchwierigen biblifchen Wiffenfchaft; fo macht er auch
die an fich hübfehe Ausführung über die verlorenen | S. 218 f. 285 auf die Unficherheit der hebräifchen Tem-
Stämme von Nordisrael, für welche wir auf dem Conti- j pusformen aufmerkfam. Es gebe eben viele Fragen, über
nent uns weniger intereffiren. Der englifche Zufchnitt ; welche die weifeften Männer und beften Gelehrten noch
würde nur einem deutfehen Verf., der für Deutfehe j nicht zur Uebereinftimmung gelangt feien. Das Urtheil
fchriebe, zum Tadel gereichen. Eine blofse Ueberfetzung j über folche noch fchwebenden und zum Theil wohl nie-
des Buchs von Crofs ins Deutfehe wäre daher nicht das,
was ich wünfehen möchte. Mit Freuden aber würde ich
es begrüfsen, wenn ein deutfeher Geiftlicher fich den
pädagogifchen Takt und das praktifche Gefchick des
englifchen Theologen (vgl. z. B. S. 217 Anm. 1, auch
S. 253 die Anführung aus Livius zu Jer. 32) zum Mufter
nehmen und ein den deutfehen Bedürfnifsen entfprechen-
des Werk von folcher Tüchtigkeit fchreiben wollte, als

mals zu entfeheidenden Fragen der Wiffenfchaft müffe
und könne der fchlichte Chrift ruhig den Gelehrten über-
laffen, ohne darum an der Lebendigkeit und Aufrichtigkeit
feines Glaubens Einbufse zu erleiden. Sehr viele
Irrthümer der altherkömmlichen Schriftbetrachtung (vgl.
S. 144 h über die beiden Könige Jabin von Hazor) werden
mit klaren Gründen kurz aufgedeckt. So wird z. B. die
allmähliche Entftehung vieler altt. Bücher und die deut-
fie m. E. dem Buche von Crofs für feine Landsleute I liehe Benutzung verfchiedener Quellenfchriften bei den
zuerkannt werden mufs. beiden Schöpfungserzählungen u. f. w. (vgl. S. 109 ff.)

Nach der Ordnung der englifchen Bibel befpricht ; einfach dargelegt. Der Werth des Zurückgehens auf die
der Verf. die gefchichtlichen, dichterifchen und prophe- Quellen (S. 120 f.), die religiöfe Bedeutung der Gefchichte
tifchen Bücher, indem er gute Inhaltsüberfichten giebt, Israels (S. 131), des Dekalogs und der gefammten penta-
worauf ein Abrifs der Gefchichte des Kanons zur Be- ; teuchifchen Gefetzgebung (S. 135 ff.) werden gut hervor-
ftätigung der früher angedeuteten Ergebnifse dient; ein j gehoben. Trotz der Vorficht, mit welcher Crofs oft die
genaues Regifter macht S. 321—336 den Schlufs. Auf herkömmliche Meinung und die Anficht der Kritiker,
einzelne Irrthümer (z. B. S. 39 249. 293) mag ich hier I befonders Ewald's, mit ihren Gründen einfach neben-
nicht eingehen, da der Verf. im Ganzen fich fehr wohl | einanderftellt, ohne felbft ein entfehiedenes Urtheil ausunterrichtet
zeigt, fondern will lieber einige Mittheilungen zufprechen, fehlt es nicht an tiefgreifenden, auch in der
machen, um namentlich feine Richtung zu kennzeichnen. ! behutfamen Form hinreichend klaren Ausfprüchen, wenn
Crofs weifs fehr gut, dafs das blofse Lehren von Nega- es z. B. S. 92 vom Chroniften heifst, dafs in den Königs-
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