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Ausgabe:

1882 Nr. 5

Spalte:

113-115

Autor/Hrsg.:

Schmeling, Alex.

Titel/Untertitel:

Evangelische Gottesdienst-Ordnung. 2., verm. Aufl 1882

Rezensent:

Krauss, Alfred

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Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 5.

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pielle Trager aller kirchlichen Gewalt. Mit Recht nennt 3. Schmeling. Superint. a. D. Pfr. Alex., Evangelische
Döllinger den gelehrten Mann den .grofsen Vertheidiger Gottesdienst-Ordnung. Vollftändige Materialienfamm-
der papfthchen Allgewalt'; Lederer fügt richtig hinzu, , auf Grund def ^ märkifchen Ordnung und
dafs der Zweck diefer Theorie lediglich die Sicherftel- ;■ r-71. Jt j , r, ,r ,

lung der Einheit der Kirche gewefen fei, welche Tor- j der preufsifchen Landesagende zufammengeftellt und
quemada durch die Bafeler Concilsväter gefährdet ge- j 7-um bequemen Handgebrauche in Kirche, Schule und
fehen hatte. (Torquemada war auf den Concilien zu j Haus geordnet. 2., verm. Aufl. Berlin 1881, Rother.
Bafel und zu FVrrara-Florenz mit eifernem Fleifse und (VIII, 523 S. gr. 8.) M. 5. 80; geb. M. 7. 30; mit
fcharfer Dialektik für Eugen IV thätig gewefen, wofür Goldfehn M 7 80
ihn der dankbare Papft zum Cardinal gemacht hatte.) J • '

An einem folchen Syftem follen, fo meint Lederer, ,fehr Drei Schriften von fehr ungleichem Umfang und

wefentliche Ausftellungen nicht gemacht werden kön- j ungleichem Werthe. Nr. 1 ging aus dem Wunfche kernen
' (S. 205) Das charakterifirt diefen Bearbeiter ge- j vor, zur bevorftehenden Neubearbeitung der preufsifchen
nügend: vollftändig eingenommen von der Wahrheit i Agende unter befonderer Berückfichtigung der (von
des vaticanifchen Dogmas legt fich Pfarrer Lederer die 1 Unterzeichnetem in der Theol. Lit.-Ztg. 1881 Nr. 3 be

Kirchengefchichte des fünfzehnten Jahrhunderts fo be
quem zurecht, dafs ihm die Concilien von Conftanz und
von Bafel nur als jämmerliche Rebellionen gegen die
guten Päpfte erfcheinen. In Einzelheiten enthält diefe
Schrift aber eine ganze Reihe von Correcturen der Angaben
, welche fich bei Hefele 'Conciliengefchichte Bd. Jj,
Schwab (Gerfon) und G. Voigt (Enea Silvio Piccolominf

fprochenen) Schulze'fchen Schrift Bauftcine herbeizubringen
. Ich kann auf meine genannte Recenfion verweilen
, bemerke aber, dafs Anforge mit viel mehr Ver-
ftändnifs für die evangelifch proteftantifchen Principien
fchreibt als Schulze. So verweift er S. 16 das Athana-
fianum mit gutem Recht aus der Agende, ,weil es, feiner
fcharfen Diftinctionen wegen, die den Meiften über

Halle aS. P- Tfchackcrt.

über Torquemada finden. ' 1 dfe, K°Pfe weggehen, zur liturgifchen Vorlefung fich

nicht eignet'. Dem, was er S. 22 f. über die befte Form
des Herrngebetes fagt, kann zugeftimmt werden. Ungeteilten
Beifall würde ich feinem Proteft S. 30 gegen
die Anwefenheit von Nichtcommunicanten beim Abendmahl
fchenken, wenn nicht hinterdrein die Motivirung
mit der Beichte käme. Die ,Orientirung des Liturgen',
die Lichter, Crucifixe u. dgl. find Liebhabereien. Ich
mufs in allen diefen Dingen bei Luther's Anficht verharren
gegenüber der von Luther geübten Schonung.
Doch beinträchtigen diefe Ausftellungen die Anerkennung
nicht, dafs Anforge's Schrift ein beachtenswerther Beitrag
zur Agendenfrage ift und von Grundfätzen ausgeht,
welche aus guten Studien gewonnen worden find.

Ueber die beiden anderen Schriften kann ich nur
einen kurzen Bericht erftatten. Wer an denfelben Gefallen
findet, mufs mit eigener Gabe der Befriedigung
in der Halbheit und im Zwielicht ausgeftattet fein, um
nicht zum Ganzen und Vollen, d. h. zur katholifchen

Hötzl, Lekt. P. Petrus, Jakob und Esau, Typik und Casuistik.

Eine hiftorifch-dogmatifche Unterfuchung. München
1881, Stahl. (VI, 64 S. gr. 8.) M. 1. 80.

Diefe Abhandlung enthält einen fchätzbaren Beitrag
zur Gcfchichte der patriftifchen und fcholaftifchen Exe-
gefe. Mit grofsem Fleifse hat der Verf. die Auslegung
von Genef. 27, 19 in der alten Kirche und im Mittelalter
verfolgt. Dabei ergiebt fich, dafs die theologifch-ty-
pifche Auffaffung die herrfchende gewefen ift, nach welcher
von einer Lüge Jakob's nicht die Rede fein kann.
Die Autorität Auguftin's namentlich hat diefe, dem ka-
nonifchen Anfehen der Genefis übrigens allein entfprech-
ende, Auslegung eingebürgert, der auch noch Luther
und Zwingli gehuldigt haben. Der Hauptvertreter der
Anficht, dafs auf eine berechtigte Nothlüge zu erken- .

nen fei, ift Caffianus (Cb^M Es ift nicht zufällig, Ö Ä ^^Ät^^Ä"^

dafs der Vater der abcndländifchen Mönchsmoral, foviel
wir wiffen zuerft, in erfchreckender Entfchloffenheit die
Nothlüge geftattet und fich dabei ganz deutlich an die
Erwägungen antiker Moraliften angefchloffen hat. Für

/- rt. 6 'J? • r di„»„ 1 • r .. ö . n„ft';„ i„- m„ jj/iMicniiucaina»«', rruiuingsiuanei, Litanei vom Lieme

Caffian ift wie für Plato d e Luge unter Umltanden Me- « .... ' ..& ,' c r . ..

T. • , r u wr -r 1 vr k i;0„0n Gottes etc. Mitunter gelingt es dem Verf., ganz fchone

dicin, deren man (ich nach Weife der Nieswurz bedienen r-^, „__, .... s ,,7 , .. / b ,

Dithyramben zu bilden. Was foll man aber zu Reden

fagen, wie die in der Trinitatislitanei: ,0, ungeborner

Vater, erbarme Dich über uns, o eingeborner Sohn, o

Litanei, dann diefe ausgelegt durch Joh. Gerhard und
hierauf noch 21 befondere Litaneien z. B. vom h. Kinde
Jefus, vom heiligen Namen Jcfus, vom lieben heiligen
Kreuze, für Schüler und Schülerinnen, für Confirmanden,
Diakoniffenlitanei, Frühlingslitanei, Litanei vom Lichte

müffe. Occam ift der erftc gewefen, der die Lüge Genef
. 27, 19 zugeftanden hat mit der Bemerkung, man folle
die Tugenden der Perfonen des A. B. nachahmen, ihre
Fehler aber nicht hartnäckig vertheidigen. Seine Anficht
hat Nicolaus de Lyra in die exegetifche Theologie
eingeführt. Seitdem finden fich bei den katholifchen
Exegcten und Theologen die merkwürdigften Combina-

h. Geift, der Du von dem Vater und dem Sohne aus-
gehft, erbarm Dich etc.' In der Litanei vom h. Namen
Jefus wird der Heiland hintereinander mit folgenden
Prädicaten angerufen: ,Du allerheiligfter JEfus, Du allmächtiger
JEfus, Du vollkommcnfter J., Du ftärkfter J.,
t.onen und Ausfluch e. Solche aber lind fcl on in der ruitmVollfter J., Du gutigfter J., Du allerliebfter J.,

antiochenifchen Schule und bei den von ihr abhängigen j ßu fufsefter j., ßu wunderbarfter J., Du holdfeligfter j.

Exegeten nachweisbar. i Du ehrwürdigfter J., Du fanftmuthigfter J., Du von Her-

Giefsen. A. Harnack. ; zen demüthigfterJEfus'. Ei ne grofse Rolle fpielt in ver-

fchiedenen Litaneien JEfus als .Bräutigam der Jung-

i. Ansorge, Pfr. M. Th., Revision und Ergänzung unserer frauen'. Die Erklärungen im kleinen Luth. Katech.

Sonn- und Festtagsliturgie Mit Berückfichtigung des ; werden verbotenus in die Litaneien aufgenommen. Um

kurzlich unter dem Titel Vorfchläge zur Revifion ■ alterthümlich genug zu erfcheinen, heifst es S 94:

Kurzncn unter atm itci , von g , Durch dein hei, Geburt< In der Vorrede wird be-

refp. Ergänzung der preufsifchen Sonn- und 1elt- hauptet. Bei der Gebetsform der Litanei kann fich gar

tap-s-T itnrcri^' vnn f^nft cö-lmlzp veröffentlichten Kon- L;np tpntimonhiiini fi, ifr«Liirnt7 *a 1 r> r» t ( 11 tx ' TV/T*»«

tags-Liturgie' von Guft. Schulze veröffentlichten Konferenzvortrages
. Magdeburg 1881, Heinrichshofen

keine Sentimentalität, kein Gcfchwätz einniften'. Man
vergleiche nun die lange Anaphora in der Frühlings-

(VI, 50 S. gr 8) M — 50. ' litanei S. 153 ff.: ,Wenn der Frühling kommt, Wenn die

' ' . " . ..... 7l,m fp linderen Lüfte wehen, Wenn die Sonne zunimmt in ihrer

meyer, rtr. Kect. Fnedr., LitaneienDucnein. ™ «- Kraft; Wenn die Bäche 0hne Feffeln rinnen etc. etc. etc.'
brauch für evangelifche Chriften zufammengeftellt. ßs jft der rejne Witfchel.

Leipzig 1881, J. Naumann (X, 170 S. 8.) M. 1. 50. Natürlich beginnt jede Litanei mit Kyrie Eleifon.