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Ausgabe:

1882 Nr. 5

Spalte:

102-109

Autor/Hrsg.:

Zahn, Theodor

Titel/Untertitel:

Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons und der altkirchlichen Literatur. I. Theil 1882

Rezensent:

Overbeck, Franz

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Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 5.

102

gewählter Stellen des Propheten David d. h. des Pfal- j Zahn, Prof. Dr. Thdr., Forschungen zur Geschichte des

ters von Daniel von Salach. Auch von diefem Pfal- neutestamentlichen Kanons und der altkirchlichen Literatur.

mencommentare des Daniel von Salach, der außerdem f< Theü . Tatian>s Diateffaron. Erlangen 1881, Dei-

einen Commentar zu Kohelet gefchneben hat, war bis <.

jetzt noch nichts veröffentlicht worden. chert- (IV> 386 S. gr. 8.) M. 9. -

Der Text diefer aus den Handfchriften veröffent- Vorliegendes Werk ift auf jeden Fall ein bedeutenlichten
Schriften ift bis auf einige unwefentliche Druck- , der Beitrag zur Gefchichte der älteften Evangelienhar-

fehler ganz correct- fo mufs es S. 86, Z. 3 ...jv^ ftatt j monien und damit zur Aufhellung eines zufammenhäng

0 ' > I___1__„u --- ..:„Ut- a—,—A.iu.______1 j "

^-i^ und S. S7, Z. 27 Cpü ftatt 0fal heifsen, ferner
ift in ^a^ooi^i S. 73, Z. 245 das eine o und in

:.-U.-ztw S. 81, Z. 2 v. u. das eine z überflüffig. An
anderen Stellen fcheint die Lesart der Handfchrift nicht
richtig zu fein; fo ift das c vor LtasoJol? S- 59, Z. 122
zu ftreichen und für jv^.v S. 56, Z. 72 ift vielleicht
nach dem griechifchen Texte po tv zu lefen, fowie
+r=ij S. 71, Z. 203 beffer in 4oloal zu verwandeln.

end noch gar nicht dargeftellten und doch durch
eine Menge von Incorrectheiten in der Literatur fchon
in Verwirrung gebrachten Capitels der Gefchichte des
Kanons. Auch konnte der Verf. zur Eröffnung einer
Reihe von Forfchungen zu diefer Gefchichte kaum ein
Thema wählen, welchem zur Zeit in ebenfolchem Mafse
fowohl allgemeines als auch augenblickliches Intereffe
zukäme, als Tatian's Diateffaron und fein Anfehen in
der fyrifchen Kirche. Dennoch läfst fich bei der Art,
in welcher der Verf. feine Aufgabe angefafst hat, wohl
fragen, ob nicht der allgemeine Zufammenhäng, in welchen
fie hier gehellt ift, die Mängel ihrer Löfung vor

Auch das Lexikon ift zweckcntfprechend und mit
Sorgfalt gefertigt; doch möchte Ref. hier einige Bedenken I Allem verfchuldet hat. Nichts ift wemgftens dabei mehr
nicht verfchweigen. Dafs Neftle die Fremdwörter aus- I *u Jauern, als dafs der Verf. fich nicht entfchloffen
gefchloffen hat, ilt ja vom fprachlichen Standpunkte aus I hat> i hema ganz neu und rein für fich unter den

zu rechtfertigen, aber wohl nicht im Intereffe der An- neuerdings befonders durch die Pubhcation des Ephram -
fänger im Syrifchen, welche einzelne Stellen (z. B. S. 55, Rhen Commentars, auf welchen kürzlich fchon A. Har-
Z. 50 ff) ohne eine folche Erklärung der Fremdwörter ■ nack die Aufmerkfamkeit weiterer Kreife fo eindringlich
kaum werden Überfetzen können. Mit der etymologi- B/lenkt hat > wesentlich veränderten Bedingungen feiner
fchen Anordnung kann man fich nur einverftanden er- I Bearbeitung aufzunehmen, wobei es fchon dornenvoll
klären; doch hätte auch hier das Intereffe der Anfänger < Z?™g gewefen wäre, ftatt auch noch die alten theolog-
noch mehr gewahrt werden können, indem fchwieriger ] »cu,n Lontroverfen über Tatian's Diateffaron nachzu-
zu findende Wörter auch an der Stelle, wo der Anfän- • Rhleppen und mit der falfchen Tendenz, in welcher fie
ger fie fucht, mit einem Hinweis auf das Stammverbum dle fragen der Harefie diefes Werks und die feiner
flehen follten, wie z. B. [Ave S. 54, Z. 24 nur unter ' apologetifchen Bedeutung für das Alter des Evangelien-

~- | kanons zu behandeln pflegten, die Dinge noch mehr zu

^.i, fleht, ^oÄi* S. 45, Z. 12 nur unter ^^j; befonders verwirren. Auf jeden Fall findet fich eine im Raum
aber S. 83, Z 59 nur unter ^| und piaa^ S. 90, ' beengte Anzeige vor diefer Arbeit in keiner geringen

r, „_ . , r ..... r , .. , Verlegenheit, wohin fie vor Allem blicken foll, ob auf

Z. 77 nur unter Ebenfo verhalt es fich mit der dic Erreichung ihrer letzten Abfichten oder auf die Löf-

allerdings in der Grammatik auf S. 9 und 18 erwähnten . ung der zahllofen einzelnen Probleme, die fich auf ihren
Vorfetzung eines |, z. B. in . ■ ü S. 45, Z. 18 und ^,^1 theils natürlich, theils nur durch die Willkür des Schrift-
S. 51, Z. 21. Auch ift manchmal die Angabe der Be- ftellers äufserft gewundenen Wegen einftellen.
deutung eine nicht ganz genügende, weil fie nicht auf den i .. latlans Diateffaron war nach Zahn eine Evange

fpeciellen Sinn der Stelle, wo das Wort in der Chrefto-
mathie vorkommt, Rückficht nimmt, z. B. ^4^] S. 50,

Z. 7 studutt, favit alicui; ] ~o S. 54, Z. 20 requies, re-
r /ratio; ^i4 S. 57, Z. 92 vastatio; yyz.4 S. 67, Z. 123
captivi abducti sunt; . *. / ji S. 71, Z. 199 avtis;.i> ^■ ™
S. 84, Z. 16 csta/icuius; ftatt ^ji^W^ aperteS. 98, das aber
per visionem bedeutet, mufs es heifsen l^lIl^ (S. 86,Z. 3).
Einzelne Wörter fehlen ganz im Lexikon : b=,^ S. 43, Z. 33;
j.)t S. 46, Z. 35 u. ^ S. 50, Z. Ii; Lil* S. 50, Z. 44;
i,^ S. 64, Z. 61, j^o. £^ S. 65, Z. 74; Lo-jio S. 81,
Z. 39; a '- L -y S. 83, Z. 55; in anderen Fällen finden fich

lienharmonie, — das einzige Originalwerk der Art in der
alten Kirche, — welche ihr Verfaffer bald nach 172
oder 173 auf Grund einer fchon vorhandenen fyrifchen
Ueberfetzung der vier kanonifchen Evangelien und eigener
Kenntnifs ihres griechifchen Textes für den Gottes-
dienft der jungen Kirche feiner mefopotamifchen Heimath
verfertigte. Auch liefs fich diefe Kirche das Werk gefallen
, während es in der griechifch-römifchen zunächft
durch deren Unkenntnifs und dann durch ihre ße-
fchränktheit in den Verdacht der Härefie kam. Vielmehr
zeigt fich das Diateffaron nunmehr nach feiner neuerdings
möglich gewordenen Wiederherftellung als ein
Werk, welches zwar nicht mehr der orthodoxen Lebensperiode
feines Verfaffers angehört und fich für feinen
Zweck in Hinficht auf den Text der Evangelien die ein-

• n. ,. p , , n„„;,„. , greifendflen Umftcllungen und Kurzungen, auch wohl

wemgftens verwandte Formen oder andere Derivate des- r, . cc , ch.,1,.1, j 11 v.-- r u

r ., 6 n „ , y ,. rj .».» / Weglaffungen ganzer Stucke und apokryphe Einfchalt-

felben Stammes, z. B. i^U^ S. 54, Z. 19; Ll^ic ung%n geftattete, das aber kaum je heterodoxe ,Sonder-
S. 54, Z. 24; )i":m5 S. 82, Z. 50; Lsoi S. 82, Anm. Z. 2; 1 lehren' hervortreten läfst, gelegentlich fogar nur durch
*uZ4 S. 82, Z. 3 v. u. - Alle diefe Bemerkungen und .Hyperkatholicismus' fich zu feiner freien Behandlung

des evangehichen 1 extes beftimmen läfst, im Grunde
einzelnen Verbefferungen ftellen den Werth der Gram- aber auf dem correcteften Glauben an die Evangelien
matik nicht in Frage; fie follen nur das Intereffe be- ! der katholifchen Kirche beruht und aufser diefer Cor

zeugen, das Ref. an dem Buche genommen hat. Wir
empfehlen darum die Grammatica Syriaca Neftle's allen,
die mit dem Studium des Syrifchen anlangen wollen,
aufs angelegentlichfte und knüpfen an diefes praktifche

reetheit nur ,Geift und Kühnheit' feines Verfaffers zu
rühmen Anlafs giebt. Wem die modernen Verhandlungen
über Tatian's Diateffaron gegenwärtig find, wird
fofort erkennen, dafs fich die kühnften Träume der Apo-

Hülfsmittel zur Erlernung des Syrifchen die Hoffnung, i i0Ketik beim Diateffaron nun aufs Schönfte verwirklicht
dafs es zur Neubelebung der fyrifchen Studien befonders naben.

auch bei den Theologen dienen möge. Mit der .gefchichtlichen Bezeugung des Diateffaron'

Leipzig. Victor Ryffel. beginnt die Zahn'fche Arbeit und kommt dabei zum