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Ausgabe:

1882

Spalte:

73-74

Autor/Hrsg.:

Merrill, Selah

Titel/Untertitel:

Galilee in the time of Christ 1882

Rezensent:

Socin, Albert

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hartiack und D. E. Schürer, ProfF. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 4. 25. Februar 1882. 7. Jahrgang.

Merrill, Galilee in lhe time of Christ (Socin). Jüngft, Die evangelifche Kirche und die Sepa- | Fifcher, Der evangelifche Geiftliche (Lin

Bonwetfch, Die Gefchichte des Montanismus ' ratiften (Kattenbnfch)

rar • r- t t Minghetti, Staat und Kirche (Benrath).

(\ eulacter;. t.,„ Fmnrisnne fTfchackerO.

Jean, Francisque (TfchackerO
Steinmeyer, Beiträge z. Chrif
Segger, Wer hat die Wal
Knoodt, Anton Günther (Lemme). Wittenberg? (Kattenbufch)

Keller. Die Gegenreformation in Weftfalen und 1 Stein'meyer, Beiträge z. Chriftologie(Wächtler).
am Niederrhem. I. (Kawerau). , Segger, Wer hat die Wahrheit, Rom oder

denberg).

Stock ich t, Text-Verzeichnifs zu Kafualreden
(Kraufs).

Schumacher, Gefammelte Gedanken zu den
Erzählungen des Alten Teftaments (K. Strack).
Kurzgefafste Mittheilungen.

Merrill, Rev. Selah, D. D., Galilee in the time of Christ, deren Quellen gefolgert werden zu können. Die Unter-
With an Introduction bei Rev. A. P. Peabody, D. D. | fuxhung, welche Merrill über diefen Punkt angefleht hat,
Boston [1881], Congregational Publishing Society. fcneint Beachtung zu verdienen; damit ift zugleich auch
„ „. 0 * daraut hingewiefen, dafs der Verf. durchaus nicht blois

AlU, i39 a. ö.j i compilirend gearbeitet hat.

In dem vorliegenden mehr populär gehaltenen Büchlein
verflicht einer der Vorfteher der amerikanifchen
Gefellfchaft zu Erforfchung Paläftina's eine zufammen-
faffende Darflellung der geographifchen und ethnogra-
phifchen Verhältnifse Galiläa's zur Zeit Chrifti zu geben,
und zwar als weitere Ausführung einiger in der Biblio-
tlieca sacra (Jahrg. 1878) abgedruckten Artikel. Merrill's
Arbeit bahrt wefentlich auf den aufserbiblifchen Berichten
; fie lieft fleh leicht und flüffig. Der Verf. ift in der
einfchlägigen Literatur, auch der deutfchen, gut bewandert
; jedoch behandelt er feine Quellen zu fehr als
gleichwerthig; fo citirt er beifpielsweife neben Schnecken-
burger's, Keim's, Hausrath's und anderer Werken befon-
ders auch Grätz; Schürer's Lehrbuch der neuteft. Zeit-
gefchichte hat er leider nicht berückfichtigt. — Der erfte
Theil des Buches (p. 1—69) enthält wefentlich eine
Schilderung der Topographie, Geographie und der Ref-
fourcen des Landes; dabei wird jedoch auf die topo-
graphifchen Streitfragen nicht tiefer eingegangen. Von
Einzelheiten fcheint uns befonders die Richtigkeit der
Identification von Hippos mit Fik, welche in einem
demnächft zu befprechenden Buche desfelben Verf.'s
weitläufiger erörtert ift, anfechtbar. Sehr anfprechend
ift die kurze Schilderung der Befchäftigungen der Landesbewohner
(p. 30 fg.). Dagegen fcheint es uns verlorene
Mühe, die Zahlangaben der Bevölkerung, wie fie
Jofephus giebt, als authentifch erweifen zu wollen. Den
Gründen, mit welchen Merrill wahrfcheinlich zu machen
flicht, dafs Galiläa damals in der That über drei Millionen
Einwohner gehabt haben könne (p. 12 fg., 62 fg.),
ift immer wieder entgegenzuhalten, dafs die Zahl von
204 Ortfchaften, eine jede mit mehr als 1500x2 Einwohnern
und zwar meift einer ackerbautreibenden Bevölkerung,
von vornherein unglaublich erfcheint, und dafs auch die
Ruinen, welche das Land enthält, für eine namhaft geringe
Bevölkerungsziffer fprechen. Dagegen behält
Merrill wohl in einem anderen, von ihm hervorgehobenen
Punkte Recht. Indem er nämlich im zweiten Theile
feiner Arbeit die geiftigen Eigenthümlichkeiten der Ga-
hläer vorführt, flicht er befonders das Vorurtheil zu zer-
ftören, dafs die Judäer die Galiläer verachtet hätten
CP- 1J 5 fg-J- Dafs ein gewiffer Grad von Ueberlegenheit
fleh bei den Bewohnern Judäa's und fpeciell den Gelehrten
in Jerufalem gegenüber den Galiläern bisweilen geltend
machte, foll nicht geleugnet werden, wirkliche
Verachtung und Verfpottung der Galiläer jedoch
fcheint in der That weder aus der Bibel noch aus anTübingen
. A. Socin.

Bonwetsch, Doc. G. Nathanael, Die Geschichte des Montanismus
. Erlangen 1881, Deichert. (VIII, 210 S.
gr. 8.) M. 4. -

Seit Schwegler ift dies zum erftenmal wieder eine
deutfehe Monographie über den Montanismus und feit
Ritfehl die erfte allfeitige Behandlung des Gegenftandes
überhaupt. Auf der Grundlage, welche Ritfehl gelegt
hat, bewegt fich auch diefe Arbeit. Da aber feither
doch manches im einzelnen weiter gefördert ift, und
auch benachbarte Gebiete beffer erkannt find, fo wird
Niemand eine neue Darfteilung auf jener Grundlage
überflüffig finden. Wie diefelbe aber hier vorliegt, ent-
fpricht fie auch der wiffenfehaftlichen Anforderung der
Gegenwart im ganzen recht wohl, und mag zur überall
genügenden Orientirung dienen. Ausgebreitetes gelehrtes
Willen, fleifsige und unabhängige Ueberlegung, und
anfpruchlofe, nur die Sache verfolgende Darflellung bilden
von felbft die befte Empfehlung. In doppelter Beziehung
fleht fich der Verf. dabei felbft einigermafsen
im Lichte. Fürs erfte ift der Plan, der die Abhandlung
in Quellen, Wefen und endlich Gefchichte des Montanismus
zerlegt, weder ganz glücklich entworfen, noch fo
durchgeführt. Die Ausführung bringt vielmehr manche
Wiederholungen mit fich und in Folge davon auch ftück-
weife Abhandlung der gleichen Dinge, was die Ueber-
ficht erfchwert und den vollen Eindruck verhindert.
Fürs zweite verfährt der Verf. zwar in der Hauptfache
ftreng hiftorifch, das heifst im Sinne der Quellenforfch-
ung, aber er hat fich doch nicht ganz enthalten, auch da,
wo unfer Wiffen aufhört, Vermuthungen einzumifchen,
und im Zufammenhang damit auch wieder über Dinge,
die hiftorifch zugänglich find, ein fchwankendes Urtheil
abgegeben. Wir können die* erforderliche Mittheilung
feiner Anflehten fogleich mit den Bemerkungen zu den-
felben verbinden.

Da ift es wohl am zweckmäfsigften mit dem dritten
Theile, nämlich der Gefchichte des Montanismus zu beginnen
. Bekanntlich ift die Anfangszeit für das Auftreten
des Montanus keineswegs ganz ficher. Ich habe
nichts dagegen zu erinnern, wenn Bonwetfch an dem
Jahre 156 als Anfang nach Epiphan. haer. 48, 1 fefthält,
und dasfelbe durch andere Momente zu ftützen flicht
(S. 141 f.). Im Gegentheile fcheint es mir nicht einmal
nöthig, zu Gunften jenes Datums die Angabe des Eufe-

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