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Ausgabe:

1882 Nr. 24

Spalte:

570-571

Autor/Hrsg.:

Schneider, P. Jos.

Titel/Untertitel:

Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch. Handbuch für Geistliche und Laien, welche über die Ablässe und die mit Ablässen bereicherten Gebete, Andachtsübungen, Andachtsgegenstände,

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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569 Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 24. 570

ligengefchichten fonft zu fein pflegen. Nichtsdeftoweni-
ger ift fie als quellenmäfsiger Beitrag zur Kenntnifs jener
Zeit ebenfo willkommen, wie das im zweiten Band gegebene
auf gleichzeitigen Quellen beruhende Lebensbild
des Jacobus Baradäus und feiner Bemühungen um Erhaltung
des monophyfitifchen Glaubens ,und Gründung
einer eigenen monophyfitifchen Kirche. Johannes,
482,83 in Callinicus geboren, ward 5078 Mönch, 519
monophyfltifchcr Bifchof von Telia, 521 abgefetzt, kam
533 zu Vereinigungsbefprechungen {collatio Catholicorum
et Severianorum) nach Conftantinopel, ging von dort Bi-
fchöfe für Perfien und Diakonen weihend (170000!, darunter
den bekannten Kirchengcfchichtsfchreiber Johannes
von Ephefus) wieder in den Often, wurde auf Betrieb
des Patriarchen Ephraim von Antiochien 537 vom per-
fifchen Gouverneur von Nifibis in den Bergen von Sin

Ein Rückblick fucht feine Bedeutung zu würdigen. Mir
fcheint es, als ob Kleyn diefelbe fehr überfchätze; ich
habe wenigftens nicht den Eindruck, dafs es fein klar-
bewufstes, zielficheres Streben gewefen fei, .neben die
Staatskirche eine andere Kirche' zu ftellen; ich habe
denfelben kleinlichen Eindruck, den in unfern Tagen die
Beftrebungen renitenter Geiftlichen machen; doch mag
ich immerhin, als nicht fo in den Schriften jener Zeit
belefen wie Kleyn, mich darin taufchen. Eben fo dan-
kenswerth wie das bisherige find die genau den gleichen
Umfang einnehmenden Anhänge: 1) die Lifte der Patriarchen
von CP., Alex., Ant., Jeruf. von 431 bis rund
550 mit Bezeichnung ihrer kirchlichen Richtung, 2) die
fchon genannte Unterfuchung über den Redactor der
ausführlicheren Vita des Baradaeus, 3) S. no—163 das
Glaubensbekenntnifs desfelben, arabifch nach 2 Oxforder

gara gefangen genommen und ftarb 6. Febr. 538 im Ge- Hdff. und einer vaticanifchen, mit Ueberfetzung und
wahr htm, im Klofter des Comes Manaffe nahe bei An- j ausführlicher Einleitung; Kleyn entfeheidet fleh, wie
tiochien. Obwohl er entfehieden einer der bedeuten- . mir fcheint mit Recht, für Echtheit diefes Documents
deren Männer feiner Richtung und Zeit war, wufste noch und giebt eine Anzahl Berichtigungen zu dem feiner
Affemani nur Unflcheres über fein Leben, bis Land vor Zeit von Cornill veröffentlichten äthiopifchen Text; das
[4 Jahren in feinen Anccdota Syriaca die von Johannes | fyrifche Original ift leider bis jetzt verloren und die
von Ephefus verfafsten Heiligenleben herausgab, dar- 1 Frage, ob in fyrifchen Stücken Citate aus demfclben fleh

unter auch das unferes Johannes [II, i65—177] und wir
nun hier von einem Schüler und Genoffen des Mannes
, Elias, eine noch viel ausführlichere Schilderung erhalten
. Genommen ift fle aus 2 Londoner Ilandfchriftcn
des 9., beziehungsweife 12. Jahrhunderts; der Text fcheint
nur an wenigen Stellen nicht ganz richtig, die Ueberfetzung
, die ich faft ganz verglichen habe, ift fehr genau,
fo dafs man fleh auf diefelbe verlaffen kann, das beigegebene
Regiftcr fehr bequem. Einzeihe Züge find recht
charakteriftifch, z. B. S. 79: Ich hab auch einen Mund
zum Schimpfen, wenn ich wollte, fagt Johannes; das
wilfen wir, Kameelverfchlucker und Waldefelfreffer, er-
wiedert einer der Wächter, vgl. Mt. 23, 24. Die Sprache
ift ziemlich reich an griechifchen Ausdrücken und fel-
tenen Wörtern, zum Theil folchen, die in den bisherigen
Wörterbüchern noch gar nicht oder nur aus den fyrifchen
Originallexikographen belegt find, von denen einer,
Bar Bahlul, diefes Leben allem nach benützt hat. In
der erften und zweiten Auflage von Herzog's Encyklo-
pädie ift Johannes von Telia meines Wiffens nicht erwähnt
, auch nicht in dem trefflichen Artikel von Möller
über die Monophyfitcn. Zu einzelnen Partien des letzteren
bietet die zweite Differtation Kleyn's eine recht
erwünfehte Ergänzung.

Diefelbe geht aus von der herkömmlichen Charak-
teriftik des Unterfchieds zwifchen antiochenifcher und
alexandrinifchcr Theologie; erklärt fodann die weite Verbreitung
monophyfitifcher Denkweife, die um fo mehr
überrafchen müffe, nachdem 630 Bifchöfe des Oftens das
Chaleedonense angenommen, nicht fowohl aus einer Nachwirkung
cyrillifcher Tradition, die es eigentlich nur in
Aegypten habe geben können, fondern aus einem gevoel
van onafhankelijkheid tegenover Route en Constantinopel,
ett de natnnrlifke godsdienstige aanlcg der Oosterlingen'.
Es folgt die äufsere Gefchichte des Monophyfitismus bis
zum Tode Juftinian's, am ausführlichfiten, foweit fie Syrien
angeht (bis S. 30). Unter der Ueberfchrift Jhvn-
nett werden die bis 1853 fo fpärlich, feither fo reichlich
geflohenen Quellen für das Leben Jakob's aufgezählt
und dabei im zweiten Anhang die zweite, ausführliche,
dem Johannes von Ephefus zugefchriebene Lebensbe-
fchreibung als nicht unmittelbar von diefem herrührend
nachgewiefen. Unter fteter genauer Verweifung auf die
Belegftellen wird fodann in 3 Capiteln das Leben des
Baradaeus bis zu feinem Auftreten als Bifchof, feine
Wirkfamkeit für die Befeftigung des Monophyfitismus
und die Stiftung der monophyfitifchen Kirche, feine
Stellung zu den Streitigkeiten innerhalb derfelben (Tri-
theitenftreit, Paulus von Antiochien) befchrieben, in
einem vierten feine literarifche Thätigkeit befprochen.

finden, von Kleyn nicht ausdrücklich ins Auge gefafst
worden; 4) Regelten über die in einer dem 6. oder 7.
Jahrh. angehörigen fyr. Hdf. des Brit. Muf. erhaltene
Sammlung von Briefen und Documenten zur Gefchichte
der monophyfitifchen Streitigkeiten befonders aus den
Jahren 566— 569, S. 164—169. Auch hier bildet ein forg-
fältiges Regilter den Schlufs; und beiden Differtationen
find die ^Stellingen* zur Disputation beigegeben, 31 und
34 an der Zahl, die theilweife anzuführen ich mir nur
ungern verfage. Mit mir werden alle Freunde der Kir-
chengefchichte wie der fyrifchen Philologie von Herzen
wünfehen, dafs der Verf. feine fo erfolgreich begonnenen
Studien auch ferner diefem Gebiet zuwenden könne
und möge.

Münfingen, Württemberg. E. Neitle.

Schneider, Prieft. P. Jof., S. J., Die Ablässe, ihr Wesen und
Gebrauch. Handbuch für Geiltliche und Laien, welche
über die Abiäffe und die mit Abiäffen bereicherten
Gebete, Andachtsübungen, Andachtsgegenftände,
Bruderfchaften und from men Vereine Belehrung
wünfehen. Nach dem Eranzöfifchen des P. Antonin
Maurel, Priefter der Gefellfchaft Jefu. 7., von der
h. Ablafscongrcgation approbirte und als authentifeh
anerkannte Auflage. Paderborn 1881, F. Schöningh.
(700 S. 8.) M. 5.—

An dem katholifchen Ablafswefen ift die Theorie
weniger bedeutfam, als die Praxis. Die Theorie ift ja
auch im Wefentlichen ausreichend bekannt unter uns
und begegnet nicht mehr zu oft denjenigen Mitever-
ftändnifsen, über die man katholifcherfeits ein Recht
hatte fich zu beklagen. Dafür haben wir umgekehrt
von der Praxis viel zu wenig Vorftellung. Das oben
verzeichnete .Handbuch für Geiltliche und Laien' ilt vielleicht
der bette Wegweifer durch diefes wunderliche Gebiet
religiöfen Lebens, welches doch eine der fefteften
Burgen des Katholicismus bedeutet. Dafs es fchon die
fiebente Auflage ift, welche ich hier notire, macht meinen
Hinweis auf das Werk höchltens um fo dringender.
Denn ich habe noch nirgends bei proteltantifchen Schrift -
ftellern über den Katholicismus eine Kunde davon gefunden
, auch in dem Artikel ,Ablafs' in der neuen Auflage
der Herzog'fchen Realencyklopädie nicht. Das
Buch ift die Ueberarbeitung eines franzöfifchen Werkes
(des P. Antonin Maurel S. J.), welches im Jahre 1878
bereits die fiebzehnte Auflage erlebt hatte. In Deutfch-
land hat es feine Auflagen feit dem Jahre 1863 erlebt,
hat fich alfo fehr rafch verbreitet, und wenn man es ge-