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Ausgabe:

1882

Spalte:

481-485

Autor/Hrsg.:

Zöckler, Otto (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Disziplinen. 1. Halbbd 1882

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack und D. E. Schürer, Proff. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°! 21. 21. October 1882. 7. Jahrgang.

Handbuch der theologifchen WilTenfchaften in en-
cyklopädifcher Darftellung, hrsg. von Zöekler
(Neftle).

Kühn, Ezechiel's Geficht vom Tempel der Voll-
endungszeit (Kamphaufen).

The New Teftament in the original greek, revi- ; Pfahler, St. Bonifatius und feine Zeit

sed by Westcott and Hort (llertheau). ! (Zöpffel).
Bufs, Winfrid-Bonifacius, hrsg. von v. Scherer Engelbach, Die Krauen der heiligen Schrift

(Zöpffel). (K. Strack).

Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädi- I Diefe Bedenken des Ref. find durch den bisher erfchie-
fcher Darftellung mit befonderer Rückficht auf die I nenen Halbband theils entkräftet, theils befiätigt wor-
c- ^ • 1 1 ~~-r~u:~U4— Aar ai„,„i„on ni..;.i;np. ;n < den: entkräftet vor allem durch den mittleren Theil, die
Lntwickelungsgefchtchte der emzelnen D,sc.phnen, in , ^ 5earbeitete altteftamentliche Einleitung beVerbindung
mit Proff. DD. Cremer, Grau, Harnack ftatigt dufch den dtitt^hj die israeiitirche Archäologie
(Dorpat) etc. hrsg. von Prof. Dr. Otto Zockler. j und Gefchichte von Fr. W. Schultz, das eine und das
(In 6 Halbbdn.) 1. Halbbd. Nördlingen 1882, Beck, andere in der vom Herausgeber herrührenden Grund-
(1. Bd. IV u. S. 1—288. gr. 8.) M. 5. 50. [ »egung, welche das theologifche Wiffensganze in feiner

hiftorifchen Entwicklung und organifchen Gliederung
Wer eine nach allen Seiten entfprechende Anzeige : umfafst. Was zunächft diefen erften Theil, die Grunddiefes
Handbuchs, bezw. des erften bis jetzt vorliegen- . legung, betrifft, fo hat Ref. denfelben mit vielfachem
den Halbbands fchreiben wollte, müfste über eine fo all- Genufs und Nutzen gelefen, aber auch im Stillen manche
umfaffende theologifche Bildung verfügen wie Zockler Fragzeichen auf den Rand gefetzt, mit dem meiften Ge-
und daneben fo tief gehende Detailgelehrfamkeit be- ! nufs den hiftorifchen Theil, namentlich den Abfchnitt,
fitzen wie Strack. Keines von beidem kann Ref. fich welcher die Gefchichte der chriftlichen Theologie in der
rühmen, doch glaubt er eine gewiffe Berechtigung zu ! alten Kirche behandelt, nicht blofs, weil hier Referent
feiner Anzeige nicht blofs aus der Aufforderung der Re- ! manche Daten der neueren Forfchung fand, die ihm un-
daction oder aus dem Umftand ableiten zu dürfen, dafs : bekannt geblieben waren und ihn intereffirten (z. B. die
er zu den praktifchen Gciftlichen gehört, für welche das , .anfprechendc' Hypothefe Doulcet's über Ariftides als
Werk in erfter Linie beftimmt in), fondern noch mehr ! Verf. des Briefs an Diognet), fondern weil das Ganze fo
daraus, dafs er redlich verfucht hat, auch feit er dem , gedrängt und lichtvoll in Zufammenhänge gerückt war,
akademifchen Betrieb der theologifchen Wiffcnfchaft als j die dem Ref. wenigftens als die naturgemäfsen und rich-
unmittelbar Lernender oder Lehrender ferner gerückt j tigen erfchienen. Der Abfchnitt über die mittelalterliche
ift, nicht blofs auf einem einzelnen Punkt, eben dem in ! Theologie hätte gerade im Intereffe von uns evangeli-
diefem Halbband behandelten A. T., fondern auf dem | lchen Theologen etwas ausführlicher fein dürfen (die
theologifchen Gefammtgebiet der neueren Arbeit und Titel der Hauptwerke und die Jahreszahlen der Schola-
Forfchung fo weit möglich zu folgen. Bei den Schwie- , ftiker werden nicht mehr angegeben); andere, die mit
rigkeiten, welche das fchon an fich für einen jeden hat, j diefer Periode noch vertrauter find, werden vielleicht noch
noch mehr für den, welcher den Centren literarifchen 1 mehr vermiffen; am meiften mufs die Verfchiedenheit
Verkehrs und akademifcher Arbeit ferner fleht, mufste j der Anfchauungen natürlich bei dem Abfchnitt über die
ihm ein Werk um fo erwünfehter erfcheinen, welches ■ neueftc Theologie, wie bei dem einleitenden über Begriff
,ein Totalbild des theologifchen Wiffensorga- ! und Inhalt, chriftliche, evangelifche und kirchliche Benismus
gemäfs dem gegenwärtigen Stand feiner ftimmtheit dcrfelben hervortreten. In diefer Hinficht ift
Entwicklung' zu liefern verfprach. Auf der andern befonders auffallend, dafs die Confequenzen, die fich für
Seite war es aber gerade der vielverfprechende Profpect, : die chriftliche Theologie einerfeits aus Religionsgefchichte
der gewiffe Vorurtheile gegen dasfelbe in ihm hervor- und Religionswiffenfchaft, andererfeits aus der moderrief
: nicht etwa blofs die einzelne Thatfache, dafs für j nen Naturwiffenfchaft und deren philofophifcher Verareines
der wichtigften Forfchungsgebiete der Bearbeiter beitung ergeben haben, refp. immer mehr ergeben wer-
noch unbeftimmt und doch der Abfchlufs des Ganzen j den, faft noch gar keineBerückfichtigung gefunden haben,
für das Jahr 83 in fichere Ausficht geftellt war, auch : Die allgemeine Religionsgefchichte erhält S. 68 als Bafis
nicht etwaige Bedenken gegen die wiffenfehaftliche Be- | der Kirchengefchichte ihre Stellung angewiefen[!] und
fähigung einzelner Mitarbeiter — es ftehen Namen von ! in dem Abfchnitt über die theologifche Lehrentwicklung in
gutem Klang auf dem Titel — das Hauptbedenken war j Gegenwart und Zukunft, wo in Tabellenform eine fyn-
ihm, wie ift es möglich, ein wahrhaft einheitliches, und chroniftifche Ueberficht gegeben wird, hört in der Spalte
doch zugleich dem gegenwärtigen Stand unferes For- ; der fyftematifchen Theologie der Einfiufs der neueren
fchens und Lehrens treu entfprechendes Gefammtbild I Philofophie auf die Dogmatik mit Cartefius und Leibniz

zu gewähren? Wie ift das möglich in einem Augenblick,
wo fich in ganz principiellen Fragen die Anfchauungen
zum Theil diametral gegenüberftehen, und Neues aus
Altem fich erft losringt? Mufs nicht das Werk nothwen-
digerweife, wenn es ein einheitliches fein foll, nur eine
Richtung, und zum Theil gerade eine Richtung zur Darftellung
bringen, welche dem gegenwärtigen Stand
theologifchen Forfchens nicht mehr ganz entfpricht?

Wolf auf und in der Ethik mit Kant, Fichte und dann
befonders Schleiermacher, während der beginnende Einfiufs
der Naturforfchung (man ftaune!) auf das Gebiet
der praktifchen Theologie, Paftoralmedicin und paftorale
Landwirthfchaftslehre befchränkt erfcheint. Auch S. 73
wird die Apologetik mit Leibniz-Wolf und Schleiermacher
abgefchloffen und der Einfiufs der Naturkunde
vornehmlich nur auf dem praktifch-theologifchen Lehr-

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