Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1882 Nr. 1

Spalte:

450-452

Autor/Hrsg.:

Bauernfeind, Georg

Titel/Untertitel:

Missionstunden 1882

Rezensent:

Wurm, Paul

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

449

Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 19,

450

fchen Synoden von 1550—1561, womöglich mit einem
chronologifchen Verzeichnifs fämmtlicher Briefe und
Schriften von und über a Lasco, etwa in einer geeigneten
Zeitfchrift, auch andern zugänglich machen wolle.
Halle aS. A. Wächtler.

Die zweite Schrift ift eine Selbftbiographie des erften
von Halle nach Amerika ausgefendeten deutfch-lutheri-
fchen Predigers Heinrich Melchior Mühlenberg, ebenfalls
mit werthvollen Anmerkungen von Germann. Die
Bedeutung des Mannes, wie Germann ihn als den Patriarchen
und Organifator der lutherifchen Kirche Nord •

1. Nachrichten von den vereinigten Deutschen evangelisch- j amerikas darfteilt, geht aus der Selbftbiographie nicht

lutherischen Gemeinen in Nord-America, abfonderlich in
Penfylvanien. Mit einer Vorrede von Prof. Dir. Dr.
Joh. Ludew. Schultze. 1787. Neu hrsg. mit hiftori-
fchen Erläuterungen und Mittheilungen aus dem Ar

hervor. Dafs Mühlenberg die lutherifche Kirche Nordamerikas
erft in die Bahnen der Freikirche geleitet habe
(Vorrede S. VI), davon bekommt man in beiden Schriften
, foweit fie bis jetzt veröffentlicht find, nicht den Eindruck
, den man erwartet hatte. Es find vielmehr be-

chiv der Franckefchen Stiftungen zu Halle von Prof. | reits Kirchenvorfteher vorhanden, ehe Mühlenberg hin

Paft. Dr. W. J. Mann u. Paft. Dr. B. M. Schmucker,
unter Mitwirkung von Paft. Lic. Dr. W. Germann.
1. Bd. 1. Heft. Allentown, Pa. 1881. (Halle, Buchh.
d. Waifenh.) (96 S. gr. 8.) M. 2. 10.

kommt. Aber die Verhältnifse find ganz ähnlich, wie fie
in unterem Jahrhundert in Brafilien fich vorfanden, als die
von Bafel und Barmen unter die dortigen Deutfchen ge-
fendeten Prediger hinkamen: Gemeinden, die Jahrzehnte
lang ohne Predigt und Seelforge gewefen und wo nun

Heinrich Melchior Mühlenberg, Patriarch der Lutherischen die zweifelhafteften Subjecte, wenn fie ordentlich reden
Kirche Nordamerikas. Selbftbiographie, 1711—1743. I können, als Prediger auftreten und fich eine Partei ver-
Aus dem Miff.onsarchive der Franckifchen Stiftungen fhaffev> .fo. dafs dann, wenn ordinirte würdige Vertreter

des geifthchen Amtes kommen, diefe unter dem verwilderten
Volk aufserordentlich fchwer ihre Stellung fich
erkämpfen müffen. Dazu kamen in Nordamerika noch
die Herrnhuter und die englifchen Denominationen, welche

zu Halle. Mit Zufätzen und Erläuterungen von Paft.
Lic. Dr. W. Germann. Allentown, Pa. 1881. (Halle,
Buchh. d. Waifenh.) (X, 256 S. 8.) geb. M. 1. 80.

Es ift weniger bekannt, dafs das Hallefche Wai- ; einzelne Deutfche für fich gewonnen hatten. Zinzendorf
fenhaus, die erfte Pflanzftätte der inneren und äufseren j erscheint namentlich in der zweiten Schrift nicht im beften

Miffion in Deutfchland, auch um die geiftliche Verforg
ung und erfte Organifation der deutfch-lutheri fchen
Kirche in Nordamerika fich grofse Verdienfte erworben
hat. Auf diefcs Gebiet werden wir durch die
zwei vorliegenden Schriften geführt. Die erfte ift der

Lichte. Aber eine unparteiifche Gcfchichtfchreibung
dürfte doch bei allen feinen Fehlern anerkennen, dafs
er in Penfylvanien nicht in ein fremdes Amt gegriffen
hat, wenn er aus diefem Chaos die Deutfchen in feine
Gemeinde zu fammeln fuchte. Dafs in Amerika wie in

Anfang eines gröfseren, auf 2—3 Bände oder 1600—2000 Europa die Streitigkeiten zwifchen den Hallenfern und den
Seiten berechneten Werkes, welches eine vollfitändige Herrnhutern ausbrachen, ift bedauerlich, und die von den
Cjuellenfammlung zur Gefchichte diefer Kirche geben Orthodoxen in Europa viel gefchmähten Hallenfer haben
foll. Den Faden bilden die im vorigen Jahrhundert in uch in Amerika als die würdigen Repräfentanten des
Halle erfchienenen .Nachrichten von den vereinigten j kirchlichen Princips legitimirt; aber das follte mehr be-
deutfehen evangelifch-lutherifchen Gemeinen in Nord- achtet werden, dafs es eine Verfäumnifs von Seiten der
amerika'. An diefe fchliefsen fich erklärende Anmerkun- ! lutherifchen Kirche war, wenn Zinzendorf als der erfte

gen an, theils von den amerikanifchen Doctoren und
Pafitoren Mann und Schmucker, welche mit grofser
Sorgfalt alle einfehlägigen, in Amerika zu findenden Notizen
zufammengetragen und für amerikanifche Lefer
manches Europäifche erklärt haben, theils von Dr. Germann
, welcher aus dem Archiv in Halle werthvolle briefwürdige
Repräfentant des geifthchen Amtes in Penfylvanien
fich einfand. Germann fchreibt überhaupt fo
exelufiv lutherifch, dafs er es (S. 210) ,eine bedenkliche
Weite des Urtheils' nennt, wenn Mühlenberg auf der
Ueberfahrt nach Amerika den englifchen Reifegefährten
auf ihre Bitte die Common Praycrs lieft, nachdem ein

liehe Beilagen gegeben und manches, was im vorigen 1 Jurift, der fie bisher gelefen, durch fein Benehmen auf
Jahrhundert nur zwifchen den Zeilen zu lefen war, auf- i dem Schiff Aergernifs gegeben, und wenn er das damit
gehellt, wie er früher die Gefchichte der Hallefchen Mif- ; rechtfertigt, dafs in den Gebeten nichts liege, was der
fion in Oftindien in feinen werthvollen Biographien durch t lutherifchen Kirche zu nahe oder entgegen wäre. — Was
handfehriftliche Nachrichten aus dem Archiv mannigfach j d|e Selbftbiographie im Ganzen betriift, fo ift namentlich
ergänzt hat. Das vorliegende Werk foll dem Vorwurf d'e Seereife mit ermüdender Breite gefchrieben, und wie
der Gefchichtslofigkeit begegnen, welcher der deutfeh- I g«£agt, von der Wirkfamkeit Mühlenberg's in Amerika
amerikanifchen Kirche häufig von Deutfchland aus ge- < erfährt man fo wenig, dafs die meilten Lefer in dem
macht worden ift, und es ift wirklich mit deutfeher Gründ- , Büchlein wahrfcheinlich nicht finden werden, was fie er-
lichkeit gefchrieben. Wir fürchten nur, es fei des Guten ; warteten. Es wäre wohl zweckmäfsiger gewefen, Aus-
zu viel gefchehen, es werden namentlich deutfeh-ameri- ! zuge aus der Selbftbiographie einer vollftändigen Biogra-
kanifche Lefer, deren Intereffe doch vor allem auf die ! Phie Mühlenberg's, welche Germann in Ausficht Hellt,

Schrift gelenkt werden follte, durch diefe urkundliche einzuverleiben._Blaubeuren. — P. Wurm.

Genauigkeit mit vielen Wiederholungen fich fchwer durch- u ,, n ru u r> ui .1

arbeiten, und es werden erft anziehender gefchriebene l' Ka,kar> ür- Uir- H-, Geschichte der christlichen Mission

Auszüge einen gröfseren Leferkreis finden. — Zu den j unter aen Heiden. 2. Thl: Katholifche und evange-
Notizen in den Anmerkungen möchte Ref. nur eine kleine | lifche Miffion in Afien, Africa, Auftralien und Europa.
Berichtigung geben. S. 5 heifst es: ,Ueber Joh. Chr. i Autorifirte deutfche Ausg. von A. Mi che Ifen. Güters-
Schultze fei noch bemerkt dafs er in der Markgraffchaft i loh l88o Bertelsmann. (X, 320 S. gr. 8.) M. 5. -
Ansbach in Scheinbach foll geboren fein. Nun giebt 1 ...... 39*?»:K ) 0

es aber ein Scheinbach dort nicht, wohl aber ein Städt- 2- Bauernfeind, Georg. Missionsstunden. Halle 1882,

chen Scheinfeld'. Germann hat wohl nicht daran ge- Fricke's Verl. (VII, 262 S. 8.) M. 2. —

dacht, dafs ein Stück von der ehemaligen Markgraffchaft 3. Gundert, Dr. H, Herrmann Mögling. ein Miffionsleben

Ansbach jetzt zu Württemberg gehört. Dort giebt es ein , M ' 3 3 ,

Scheinbach, im jetzigen wurttembergifchen Oberamt Ge- 'n d(f Mltte d« Jahrhunderts. Calw 1882, Vereins-

rabronn. Der Name des Mannes, der bald Schultze bald buchhandlung. (VIII, 390 S. 8.) M. 3. -

Schultz gefchrieben wird, wird wohl urfprünglich Schultz Die Vorzüge, welche wir bei der Befprechung des

fein, denn Schultze ift die norddeutfehe Form. erften Theils von Kalkar's Gefchichte der chrift-