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Ausgabe:

1882 Nr. 19

Spalte:

447-449

Autor/Hrsg.:

Dalton, Herm.

Titel/Untertitel:

Johannes a Lasco. Beitrag zur Reformationsgeschichte Polens, Deutschlands und Englands 1882

Rezensent:

Wächtler, August

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447 Theologifche Literaturzeitung. 1882. Nr. 19. 448

die Möglichkeit einer Einigung feilgehalten willen wollte.
Indeffen flützt man (ich für die landläufige Anficht noch
auf eine andere Stelle, die Ranke, der fonft mit Anmerkungen
fo fparfam ifl, um ihrer Wichtigkeit willen

nicht zu entfcheiden. Die theologifchen Arbeiten kommen
, bei aller Ausführlichkeit des Buches, leider an ver-
fchiedenen Stellen zu kurz. Die Prädeftinationslehre
Laski's z. B., welche fchon im Emdener Katechismus in

angemerkt hat (Ranke, deutfche Gefchichte, 6. Aufl. ihrer Eigenthümlichkeit hervortritt und fpäter noch oft

III. Bd. 176), nämlich einen Paffus aus dem Briefe des
Urban Rhegius an Luther vom 21. Mai 1530 {Corp. Ref.
II, 58). Derfelbe fcheint fchlagend zu fein, theilt doch
dort Rhegius auf Grund eines Gefpräches mit dem Landgrafen
mit, derfelbe führe innumera Sacramcntariorum
argumenta an . . . nam sentit cum Zzvinglio ut ipse
mihi est fassus, wobei nur zu bedauern ift, dafs in dem
Original des Briefes (es foll nächftens veröffentlicht werden
), deffen unglaublich fehlerhaften Abdruck aus den
Unsch. Nachricht. 1745 (p. 929) Bretfchneider wiederholt
hat, an der entfcheidenden Stelle gerade das Gegen-
thei 1 fleht: nämlich nicht nam sentit cum Zwinglio, fondern
ganz deutlich non sentit cum Zwinglio (aufserdem in
numerato habet flatt innumera und vieles Andere), woraus
der ganze Satz erft verftändlich wird, was wohl zur
Aufklärung über diefe Angelegenheit genügen wird.

Erlangen. Th. Kol de.

forma ac ratio u. f. w.) behandelt wird, ifl nur ganz
flüchtig erwähnt. Die Abendmahlslehre ermangelt, neben
der ausführlichen Befchreibung der Abendmahlsfeier
zumal, einer ausreichenden Darftellung, obwohl auch hier
eine werthvolle Eigenthümlichkeit von dogmenhiftori-
fchem Belang fleh zeigt, infofern Laski, unabhängig von
Calvin's ähnlich lautender Ausführung, die comvmnio
cum Christo alfo befchreibt, quae per spiritum samt um
ita efficitur, ut ille kontinent internum in coelufn trahat,
ita ut erectis per fidem illuc mentis nostrae oculis et auri-
bus, dum ecclesiastico adsurnus ministerio, ibi cum eo ver-
semur, ibi illum fidei nostrae oculis intueamur, fidei item
auribus audiarnus et ibi quoque Mo, ut vere salutari eibo
nostro, pascamur ad vitam aeternam. Bei den Mittheilungen
aus der Gemeindeordnung hätten die eigenthüm-
lichen Züge ebenfalls fchärfer herausgehoben werden
müffen, zumal gerade diefes Gebiet das weitaus wich-
tigfle ift für Laski's Verdienfte. Bei dem dritten Buche
,J. a L. als Proteftant in feinem Vaterlande' haben wir
dem Verf. wieder für viele bisher unbekannte Nach-

Dalton. Herrn., Johannes a Lasco. Beitrag zur Reforma

«^„„„«r-u- u..,. t> 1 „ r%„,,<.r^r,lo«^io ,,-.^1 r?__i-,_j„ dem v eri. wieuer iur viele oisner unucKaume inucii

tionsgelchichte Polens, Deutlcnlands und iinglands. . , . , , , r ., t-, ,

Ti/r- ,7- 1 s t, ^ , r. n t-* An 1 ,7LrTTTT : richten zu danken, wenn auch dieler iheil an Durch

Mit (Uth.) Portr. Gotha 1881, F. A. Perthes. (XXVII, , arbeitung den and(Iren beiden nachfteht.

577 S. gr. 8.) M. 11. — £)er Verf. folgt, wie fchon angedeutet, ganz der

Vor vierzehn Jahren fchon fchrieb Wolters (Refor- chronologifchen Ordnung. Die Schickfale Laski's werden

mationsgefchichte der Stadt Wefel): ,Alle früheren Arbeiten I aberftetsinZufammenhanggebrachtmitden bedeutenderen

über a Lasco find, fo weit fie feine Werke angehen, jetzt ; Ereignifsen der Zeitgefchichte, manchmal fällt die Schil-

fchon durch die Ausgabe derfelben von Kuyper unbrauchbar
geworden, die über fein Leben werden hoffentlich
überflüffig werden, wenn derfelbe die verfprochene
vita veröffentlichen wird'. Seitdem hat wohl mancher
auf diefe vita, welche den dritten Theil der opera
bilden follte, gewartet, aber D. Kuyper hat fein Ver-
fprechen nicht erfüllt, vielmehr dem Verf. des vorliegenden
Buches erklärt, ,dafs die grofsen ihm in feiner
heimatlichen Kirche geftellten Aufgaben ihn wohl für
immer von der Hillen, fchönen Arbeit, das Leben Laski
's zu fchreiben, weggedrängt' (S. VIII). Darauf hat
Dalton es unternommen, das Lebensbild des wenig gekannten
Reformators zu zeichnen, welcher eine fo tiefgreifende
Wirkfamkeit in Polen, Deutfchland und England
geübt hat. Der Gang des eigenen Lebens konnte
den Verf. zu diefer Arbeit ermuthigen, welcher England
das Land feiner Väter, Deutfchland feine Heimat und
Rufsland die Stätte feiner Berufsarbeit nennt.

In der That ift es dem Verf. gelungen, neben der
reichen Ausbeute, welche ihm zuerft unter den Biogra-

derung der letzteren etwas breiter aus, als nöthig wäre;
Wiederholungen werden nicht immer vermieden, und
eine ftraffere Ordnung und Zufammenfaffung des ganzen
Stoffes dürfte nicht nur den Lefern erwünfeht fein, fondern
auch das Bild des Helden klarer hervortreten laffen.
Der Verf. bietet allerdings fein Buch nicht in erfter
Linie demForfcher; er wünfeht fleh einen weiteren Lefer-
kreis, unter den Geiftlichen und in der Gemeinde, aber
trotzdem hätte das Buch durch ein wenig mehr Sorgfalt
werthvoller gemacht werden können, auch für folche,
welche mit Laski fich näher befchäftigen wollen, oder
befchäftigt haben. Namentlich ift es zu bedauern, dafs
in den immerhin zahlreichen Anmerkungen die neuen
Angaben nur feiten gegen die bisher geltenden Annahmen
näher begründet werden. So z. B. nimmt D. einen
Aufenthalt Laski's in Rom an, während der Oheim das
lateranifche Concil befuchte, darüber heifst es: ,nur die
eine Gewifsheit, dafs fie (die Neffen) bei dem Oheim in
Rom gewefen, verdanken wir einer zufällig aufgefundenen
Briefftelle und find für die etwa 15 Monate ihres Auf-

phen Laski's die Arbeiten Kuyper's gewährten , eine 1 enthaltes nur auf Muthmafsungen befchränkt, die wir nach
Menge neuer Quellen zu erfchliefsen und namentlich für | diefer Seite hin aus dem geiftigen Leben der Stadt
den erften Theil Johannes a Lasco als Katholik in feiner fchöpfen'. Welches die betreffende Briefftelle ift, bleibt
Heimat' überrafchend zahlreiche und wichtige Auffchlüffe völlig dunkel. Die Verhältnifse der Brüder des Johannes,

zu geben. Weniger bedeutend find die Bereicherungen,
welche die Lebensbefchreibung für die Zeit des Aufenthaltes
in Deutfchland und England erfahren hat. Na-

feine Studienreifen im Ausland und auch fpäter noch andere
Dinge werden ohne nähere Begründung in zum Theil
ganz neuer Weife gefchildert. S. 312 wird erzählt, dafs

mentlich fcheinen uns die Beziehungen zum Kurfürften j Laski in Bremen das h. Abendmahl aus der Hand Ti
Hermann von Wied, die Reife nach Worms und Heidel- mann's empfangen habe, während nach früherer An
berg noch nicht genügend aufgeklärt zu fein. Die Klage nähme, auch nach Spiegel (A. R. Hardenberg), welchen
Laski's in dem Briefe aus Worms läfst darauf fchliefsen, j D. citirt, Jacob Propft ihm dasfelbe gereicht hat. An-
dafs er auch dort den Zweck verfolgt habe, eine Einig- dere Kleinigkeiten wollen wir nicht hervorheben, um
ung fämmtlicher evangelifchen Stände Deutfchlands, mit j fo weniger als wir unfere dankbare Freude über die
Einfchlufs der fchweizerifch gerichteten Landfchaften, J Arbeit des Verf.'s durchaus nicht möchten zurücktreten
zu erzielen, und dafs nicht fo fehr Aufträge anderer, i laffen. Das Buch wird nicht nur allen Freunden Laski's
wie die fein ganzes Leben erfüllenden Unionsgedanken I willkommen fein, fondern bildet auch einen werthvollen
ihn dorthin getrieben haben. Die Verhandlungen mit Beitrag zur Reformationsgefchichte der Länder, welche
dem Herzog Albrecht von Preufsen find auch durch der merkwürdige Mann in feinem bewegten Leben be-
Dalton noch nicht ganz klar geftellt. Ob es richtig ift, rührt hat. Darum aber möchten wir den Verf. bitten,
den politifchen Commiffionen Laski's eine fo grofse dafs er feine werthvollen Funde, wie die Briefe an
Wichtigkeit beizulegen und diefelben mit den Fäden der Amerbach, und die 14 Briefe, welche S. 13 erwähnt wer-
hohen Politik in Zufammenhang zu fetzen, wagen wir den, vor allem aber die Originalprotokolle der polni-